Coenzym Q10, auch Ubichinon genannt, ist eine fettlösliche Substanz, die in jeder Körperzelle vorkommt und für die Energiegewinnung unerlässlich ist. Es fungiert als Co-Faktor bei der oxidativen Phosphorylierung in den Mitochondrien, den "Kraftwerken" der Zelle, und wirkt als wirkungsvolles Antioxidans. Obwohl der Körper Coenzym Q10 idealerweise in ausreichender Menge produziert und es in geringen Mengen in verschiedenen Nahrungsmitteln vorkommt, kann es bei Krankheiten, Übergewicht, Stress, Arzneimitteleinnahme oder altersbedingter Abnahme der körpereigenen Synthese zu einem Mangel kommen.
Die Rolle von Coenzym Q10 im Körper
Coenzym Q10 ist ein vitaminähnlicher Mikronährstoff, der für die zelluläre Energiegewinnung unerlässlich ist. Es ist in der Muskulatur, im Herz, der Leber und im Gehirn vorhanden und spielt eine zentrale Rolle bei der Herstellung von Adenosintriphosphat (ATP), dem Hauptenergieträger des Körpers. Mehr als 95 % der Energie werden auf diese Weise gebildet. Coenzym Q10 schützt zudem Zellmembranen vor oxidativen Schäden durch freie Sauerstoffradikale, die während der Energieproduktion in großen Mengen auftreten. Da die körpereigene Produktion mit verschiedenen Beschwerden oder Medikamenten sinken kann, bietet sich eine Nahrungsergänzung an, um den täglichen Bedarf zu decken.
Coenzym Q10 und neurologische Störungen
Oxidativer Stress und mitochondriale Schäden spielen eine zentrale Rolle bei verschiedenen neurologischen Störungen. Studien haben gezeigt, dass Patienten mit neurologischen Problemen oft einen mangelhaften antioxidativen Schutz und gestörte Mitochondrien haben. Da Coenzym Q10 die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, wurde sein Potenzial zur Behandlung neurologischer Erkrankungen untersucht.
Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den fortschreitenden Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Zu den Hauptbeschwerden gehören Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit und Zittern. Obwohl die verfügbaren Therapien Symptome lindern können, gibt es derzeit keine Heilung.
Einige Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass Stoffwechselvorgänge, an denen Coenzym Q10 beteiligt ist, bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit eine Rolle spielen könnten. Tierversuche deuteten darauf hin, dass die Substanz möglicherweise Nervenzellen schützen kann, die Dopamin produzieren. Allerdings sind die meisten Studien relativ klein und von schlechter Qualität. Einige Studien stellten einen geringen Nutzen von Coenzym Q10 fest, aber eine Zusammenschau der Daten zeigt keinen eindeutigen Effekt.
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Eine Studie aus dem Jahr 2002 mit Patienten im Anfangsstadium der Parkinson-Krankheit zeigte, dass Coenzym Q10 die motorischen Beeinträchtigungen verringern konnte. Eine 16-monatige randomisierte, placebokontrollierte Studie untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit einer täglichen Ergänzung mit 300, 600 oder 1200 mg Coenzym Q10 bei Patienten mit Parkinson-Krankheit. Die Ergebnisse zeigten, dass Coenzym Q10 in allen Dosen gut vertragen wurde und mit einer verlangsamten Verschlechterung der Funktion verbunden war, wobei der Unterschied nur in der Gruppe, die 1200 mg täglich einnahm, statistisch signifikant war.
Eine 2014 in JAMA Neurology veröffentlichte Studie untersuchte die krankheitsmodifizierenden Effekte von hochdosiertem Coenzym Q10 bei Patienten in einem sehr frühen Stadium der Parkinson-Krankheit. Die Forscher teilten 600 Patienten in drei Gruppen ein, die entweder Placebo, 1200 mg oder 2400 mg Q10 täglich erhielten. Der primäre Endpunkt war die Veränderung der motorischen Werte auf der Parkinsonskala UPDRS. Die Ergebnisse zeigten, dass sich der UPDRS-Wert in den Q10-Gruppen sogar noch mehr verschlechtert hatte als in der Placebogruppe. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Coenzym Q10 in den getesteten Dosierungen keine krankheitsmodifizierenden Effekte bei Parkinson-Patienten hat.
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
ALS ist eine weitere neurodegenerative Erkrankung, die Muskelschwäche und -schwund verursacht. Ein 75-jähriger Medizinwissenschaftler mit ALS meldete sich freiwillig für eine Behandlung mit Ubiquinol und erhielt zunächst 500 mg zweimal täglich, später 200 mg zweimal täglich. Innerhalb eines Monats kam es zu einer Verbesserung von Griffkraft, Stimmung und Empfindungsvermögen.
Autismus
Studien haben auch den Zusammenhang zwischen Coenzym Q10 und Autismus untersucht. Eine Studie verglich Kinder mit ausgeprägtem Autismus mit gesunden Kindern und stellte fest, dass bei den autistischen Kindern die Mitochondrien gestört und der oxidative Stress höher war. Eine klinische Studie der Comenius Universität in Bratislava untersuchte die Auswirkungen einer Coenzym Q10-Gabe auf autistische Symptome. Die Studie ergab signifikante Verbesserungen in Bereichen wie Kommunikation und Nahrungsaufnahme.
Weitere Anwendungen von Coenzym Q10
Neben neurologischen Erkrankungen wurde Coenzym Q10 auch in Bezug auf andere Gesundheitsprobleme untersucht:
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- Kardiovaskuläre Erkrankungen: Studien haben gezeigt, dass Coenzym Q10 die Herzfunktion verbessern, den Blutdruck senken und die endotheliale Funktion verbessern kann. Es gibt Hinweise darauf, dass eine Ergänzung mit Coenzym Q10 von Nutzen sein kann, aber es sind große, gut entworfene Interventionsstudien erforderlich.
- Krebs: Einige Beobachtungsstudien haben gezeigt, dass Menschen mit bestimmten Krebsarten niedrigere Blutspiegel an Coenzym Q10 haben. Es gibt jedoch einen Mangel an kontrollierten klinischen Studien, um die möglichen Auswirkungen einer Ergänzung mit Coenzym Q10 bei Krebspatienten festzustellen.
- Diabetes mellitus: Coenzym Q10 kann die Blutzuckerkontrolle verbessern und den Insulinbedarf bei Typ-I-Diabetikern senken. Es kann auch die Insulinsekretion verbessern und den progressiven Verlust der Hörfähigkeit bei Patienten mit mitochondrialem Diabetes verhindern.
- Körperliche Leistungsfähigkeit: Obwohl Coenzym Q10 die körperliche Belastungstoleranz bei manchen Menschen mit mitochondrialen Enzephalomyopathien verbessern kann, gibt es kaum Hinweise darauf, dass es die sportliche Leistungsfähigkeit bei Gesunden verbessert.
Nahrungsergänzungsmittel und Parkinson
Viele Betroffene erhoffen sich eine präventive Wirkung und/oder eine Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung (Progression) von diversen Nahrungsergänzungsmitteln / Gewürzen. Die darin enthaltenen Stoffe sollen - wenn man den zahlreichen Anbietern glaubt - den zellzerstörenden oxidativen Stress in den von der Krankheit befallenen Zellen im Gehirn reduzieren und so den Zellschaden und damit das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel und müssen aus diesem Grund kein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen. Demnach erfolgt keine Prüfung auf gesundheitliche Unbedenklichkeit und stoffliche Reinheit. Für gesunde Menschen sind die meisten Präparate nutzlos, wenn sie sich weitgehend ausgewogen ernähren. Für bestimmte Risikogruppen - und dazu gehören auch Parkinson-Patienten - kann die Einnahme ausgewählter Nahrungsergänzungsmittel (Supplements) jedoch sinnvoll sein.
Gewürze wiederum sind im Unterschied zu NEM Pflanzenteile, welche in geringer Menge als geschmacks- bzw. geruchsgebende Zutaten zur allgemeinen Ernährung verwendet werden.
In der von Mischley et al. 2017 veröffentlichten „CAM Care in PD“ Studie (Komplementäre und alternative Medizin bei M. Parkinson) wurden 1 307 Parkinson- Patienten mit Online-Fragebögen nach ihren Krankheitsdaten und Ernährungsgewohnheiten befragt. Ergebnis: frisches Gemüse, frisches Obst, Nüsse, Samen, Olivenöl, Wein, Kokosöl, frische Kräuter und die Verwendung von Gewürzen waren mit einem langsameren Krankheitsverlauf assoziiert. Nach Ausschluss aller möglichen statistischen Fehler war nur Fischöl mit einer langsameren Progression assoziiert. Es ist reich an Omega-3- Fettsäuren, denen entzündungshemmende und zellschützende Effekte zugesprochen werden.
Ein Mangel an Vitamin-D ist bei Parkinson-Patienten häufig und mit einem erhöhten Sturzsowie Verletzungsrisiko verbunden.
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Aufgrund der oben bereits genannten Risikofaktoren kann es bei Parkinson- Betroffenen zu einem Mangel an B-Vitaminen kommen, insbesondere Vitamin-B12, Vitamin-B6 und Folsäure. Insbesondere eine Überdosierung mit Vitamin-B6 kann zu einer Hemmung der L-DOPA-Wirkung führen! Eine Ersatztherapie mit B-Vitaminen sollte deshalb erst dann erfolgen, wenn durch eine Blutuntersuchung ein Mangel festgestellt wurde.
Eine mediterrane Ernährung ist reich an diesen Antioxidantien und soll vor Parkinson schützen. Für entsprechende NEM konnte bisher jedoch keine solche neuroprotektive Wirksamkeit bei Betroffenen nachgewiesen werden.
Unter Beachtung des Studienergebnisses kann die Einnahme von Q10 zur Neuroprotektion bei Parkinson-Patienten in frühen Krankheitsstadien nicht empfohlen werden.
Für nikotinhaltige Nahrungsmittel, einschließlich Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, Chili und Paprika, konnte ein reduziertes Parkinson-Risiko bei Männern und Frauen nachgewiesen werden, die nie geraucht hatten.
Mehrere Studien fanden bei Parkinson- Patienten niedrigere Spiegel von Eisen, Kupfer und Zink (im Vergleich mit gesunden Kontrollgruppen), während sich der Spiegel für Selen nicht wesentlich unterschied.
Zusammenfassend können Nahrungsergänzungsmittel vor allem aufgrund der durchwachsenen Studienlage zur Wirksamkeit speziell bei Parkinson nur bei einem bereits bestehenden Mangel uneingeschränkt empfohlen werden. Gewürze und eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen,Mineralienund sekundären Pflanzenstoffen sind jedoch unbedenklich und nachgewiesenermaßen von Vorteil. Gegen den drohenden Muskelabbau (Sarkopenie) scheint neben regelmäßiger Bewegung eine Nahrungsergänzung mit Molkeprotein nützlich, zudem sollte von der über Jahre empfohlenen eiweißarmen Kost Abstand genommen werden.