Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen äußert. Da die Symptome individuell variieren und sich im Frühstadium oft unspezifisch zeigen, stellt die Diagnose eine Herausforderung dar. Umso wichtiger ist es, aufmerksam auf mögliche Frühwarnzeichen zu achten und sich bei Verdacht an einen Spezialisten zu wenden. Fragebögen können hierbei eine wertvolle Unterstützung bieten, um erste Hinweise auf eine mögliche Parkinson-Erkrankung zu erhalten.
Das Parkinson-Syndrom: Eine komplexe Symptomatik
In der Medizin wird eine Kombination aus mehreren Symptomen, die in der Regel gleichzeitig auftreten, als Syndrom bezeichnet. Bei Parkinson ist die Symptomatik sehr individuell und der Verlauf bei jedem Patienten unterschiedlich. Grundsätzlich nehmen die Parkinson-Symptome kontinuierlich zu, weil über die Zeit immer mehr Nervenzellen absterben. Bei vielen Betroffenen schwanken die Symptome auch täglich.
Motorische Symptome als wichtige Orientierungshilfe
Vor allem die motorischen Symptome sind typisch für Parkinson und daher auch eine wichtige Orientierungshilfe im Rahmen der Diagnostik. Allen voran die Bradykinese. Hierbei erleben Betroffene eine spürbare Verlangsamung ihrer körperlichen Bewegungen. Die Verlangsamung der Bewegungen fällt oftmals nahen Angehörigen oder Freunden als erstes auf. Während Betroffene früher Bewegungen flüssig ausführen konnten, erscheinen sie bei Parkinson allmählich immer stockender und gehemmter. Auch dieses Symptom einer Parkinson-Krankheit lässt sich im Parkinson-Frühstadium noch kaschieren.
Ein weiteres häufiges motorisches Symptom ist das Zittern. In einem Großteil der Fälle handelt es sich dabei um einen Ruhetremor. Bei einem Ruhetremor tritt das Zittern auf, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist - also zum Beispiel, wenn die Hand im Schoß liegt.
Die Muskelsteifheit wird zu Anfang oft fehldiagnostiziert. Gerade zu Beginn zeigen sich schmerzhafte Verspannungen in den Oberarmen oder der Schulter. Wenn aber eines der Parkinson-Syndrome vorliegt, schlagen Schmerzmittel nicht an und können den Rigor nicht mildern.
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Das auffälligste Anzeichen eines Parkinson-Syndroms ist das Gangbild. In einem späten Stadium des Parkinson-Syndroms kommt es Betroffenen so vor, als würden die eigenen Beine versagen und die Füße am Boden festkleben. Aufgrund der Geh- und Haltungsstörungen kommt es zu einem unsicheren Gang, der in Kombination mit Gleichgewichtsproblemen zu einer erhöhten Sturzgefahr führt. Auch Treppen oder unebenes Gelände stellen Menschen mit Parkinson vor große Herausforderungen, da sie Entfernungen nicht richtig abschätzen können, was zu Trittunsicherheiten führt. Bewegungsübungen können einzelne Parkinson-Symptome lindern und bei der Therapie unterstützen.
Nicht-motorische Symptome: Oft unspezifisch, aber wichtig
Neben den motorischen Symptomen können bei Parkinson eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auftreten. Die vielfältigen Symptome eines Parkinson-Syndroms können nicht nur belastend sein, sondern sind oft auch schambesetzt. Dabei können viele dieser Symptome gelindert werden. Hier gilt: Vertrauen Sie sich Ihrem Arzt an.
Es gibt aber einige Anzeichen und Symptome, die als Vorboten der Parkinson-Krankheit gelten können. Diese frühen Warnzeichen sind oft sehr unspezifisch. Mögliche Frühsymptome bei Parkinson sind unter anderem spezielle Schlafstörungen, Blasen- und Darmstörungen, Riechstörungen und Stimmungsänderungen. Den körperlichen Parkinson Symptomen können Depressionen häufig jahrelang vorausgehen.
Ein Beispiel für ein solches Frühsymptom ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Dies ist eine Schlafstörung, bei der Personen im REM-Schlaf äußerst lebhaft träumen, indem sie sprechen, um sich treten oder schlagen.
Die Bedeutung der Früherkennung
Um betroffenen Patienten bereits früh wirksam zu helfen, gilt es die Diagnose rechtzeitig zu stellen. Wenn die ersten motorischen Störungen auftreten, sind bereits 50 % der Neurone degeneriert, bzw. der striatale Dopamingehalt ist um ca. 70 bis 80 % gesunken. Den motorischen Symptomen vorausgehen können Beeinträchtigungen von Stimmung, Geruchssinn oder Farbwahrnehmung. Auch Schmerzsyndrome oder eine asymmetrische Minderbeweglichkeit werden beschrieben. Um neuroprotektive Therapieansätze zu entwickeln, wäre es wünschenswert, die Diagnose bereits in den frühen Phasen der Degeneration zu stellen.
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Der Parkinson-Diagnose-Fragebogen: Ein erster Schritt
Anhand der genannten Haupt- und Nebensymptome der Parkinson-Krankheit lässt sich eine Checkliste erstellen. Es gibt verschiedene Fragebögen, die als Selbsttests zur Verfügung stehen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Selbsttests niemals den Besuch beim Arzt ersetzen. Die Diagnostik von Parkinson gehört in die Hände von Experten.
Die große Schwierigkeit bei der Diagnose eines Parkinson-Syndroms besteht darin, dass die Erkrankung in vielen Fällen schon fortgeschritten ist, ehe überhaupt eindeutige Symptome auftreten. Viele Nebensymptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Schmerzen, die durchaus Hinweise auf eines der Parkinson-Syndrome geben können, werden in vielen Fällen zunächst einzeln diagnostiziert.
Beispiele für Fragebögen und Tests
- Parkinson-Selbsttest (pflege.de): Ein einfacher Selbsttest, der erste Hinweise auf eine mögliche Erkrankung geben kann.
- Parkinson Disease Sleep Scale: Ein Fragebogen zur Beurteilung der Schlafqualität von Parkinson-Patienten.
- Parkinson`s Disease Questionnaire: Ein Patientenfragebogen zur Beurteilung der Lebensqualität der Parkinson-Patienten. Sie werden dabei gebeten, 39 Fragen mittels Ankreuzen zu beantworten. Ihr behandelnder Arzt kann damit zusätzliche Informationen darüber erhalten, welchen Einfluss die Erkrankung auf Ihren Alltag hat und somit ggf.
- Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment (PANDA): Ein bildungsunabhängiger Test, der die Besonderheiten der Parkinson-Demenz besonders berücksichtigt. Maximal 30 Punkte können erzielt werden, bei weniger als 14 Punkten in der PANDA-Kognition ist eine Demenz wahrscheinlich. Der Test dauert etwa 10 Minuten. Es werden verschiedene Kompetenzen getestet.
- Selbsttest zur Wirksamkeit der Therapie (Parkinson-Check.de): Finden Sie anhand von nur fünf kurzen Fragen heraus, ob Ihre jetzige Therapie mit Tabletten oder Kapseln ausreichend gegen Ihre Parkinson-Beschwerden wirkt. Der Fragebogen basiert auf Kriterien, die ein internationales Expertengremium entwickelt hat, um die Grenzen der oralen Therapie von Parkinson erkennen zu können. Dieser Selbsttest soll Sie beim Gespräch mit Ihrer Neurologin oder Ihrem Neurologen unterstützen. Beantworten Sie die Fragen in aller Ruhe zu Hause. Den ausgefüllten Parkinson-Selbsttest können Sie ausdrucken oder ihn digital abspeichern. So haben Sie eine Orientierungshilfe für Ihren nächsten Arztbesuch.
Wichtige Hinweise zur Interpretation von Selbsttests
Wie schon beschrieben, sind die Frühsymptome der Parkinson Krankheit meist unspezifisch. Es wird von Beschwerden im Nacken- und Lendenwirbelbereich, aber auch von diffusen Rückenschmerzen berichtet. Bei einigen Patienten fällt auf, dass die Schrift immer kleiner und die Sprache leiser wird. Die Betroffenen klagen teilweise über Gehbeschwerden und schnelle Ermüdbarkeit.
Der ärztliche Beirat der Deutschen Parkinson Vereinigung hat eine Liste mit möglichen Frühsymptomen des Krankheitsbildes herausgegeben. Wenn Sie bei diesem Selbsttest mehr als drei Fragen mit „ja“ beantworten, könnten dies erste Anzeichen für eine zugrundeliegende Parkinson-Erkrankung sein. Bitte beachten Sie, dass es sich bei dieser Liste um mögliche Frühsymptome handelt. Die Tatsache, dass Sie im Rahmen eines solchen Selbsttests drei oder mehr Fragen mit ja beantworten, bedeutet keineswegs automatisch: Ich habe Parkinson! So wird z. B. insbesondere beim Zittern einer Hand relativ häufig an ein Parkinson-Syndrom gedacht. Dabei kann es sich aber auch nur um ein „Alterszittern“ handeln, das mit der Erkrankung Parkinson überhaupt nichts zu tun. Andererseits kann das Symptom „Zittern“ auch während des gesamten Krankheitsverlaufs fehlen. Bei 10% der Parkinson-Kranken tritt es überhaupt nicht auf. Die Diagnose bleibt also schwierig und erfordert die sorgsame Abklärung durch den Arzt.
Der Weg zur gesicherten Diagnose
Liegt der Verdacht auf Parkinson oder sonstigen Erkrankungen des Nervensystems, sind Fachärzte für Neurologie mit Spezialwissen im Bereich Bewegungsstörungen die richtige Adresse. Die Parkinson-Diagnostik kann verschiedene Untersuchungen und Tests umfassen.
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Anamnese und körperliche Untersuchung
Der Arzt wird detaillierte Fragen zur medizinischen Vorgeschichte und den Symptomen stellen. Der Arzt führt eine umfassende Untersuchung durch, um typische Parkinson-Symptome zu erkennen. Das Hauptkriterium für die Diagnose eines Parkinson-Syndroms ist eine Bradykinese, also verlangsamte Bewegungen, die mit mindestens einem der weiteren Parkinson-typischen Symptome kombiniert ist: Muskelsteifheit, Zittern und/oder Haltungsstörung.
Medikamentöse Tests
In vielen Fällen kann der Arzt die Diagnose Parkinson bestätigen, wenn die Symptome auf die Behandlung mit Parkinson-spezifischen Medikamenten, insbesondere Levodopa, ansprechen.
Der sogenannte L-Dopa-Test kann beispielsweise im Rahmen der Diagnostik eines Parkinson-Syndroms eingesetzt werden. Hierfür wird zunächst die Symptomschwere erfasst. Dann wird eine schnell wirksame Form von L-Dopa verabreicht und die Symptome werden erneut erfasst. Wenn sich die Symptome um mindestens 30 Prozent verbessert haben, deutet dies auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin. Wichtig ist allerdings, dass das alleinige Testergebnis noch keine gesicherte Parkinson-Diagnose bedeutet. Vor der L-Dopa-Gabe und ca. 60 Minuten danach wird die Beweglichkeit mittels des UPDRS Teil III quantifiziert. Die Zwischenzeit können Sie im Wartezimmer überbrücken. Vor der Gabe sollte über drei Tage das Medikament Domperidon eingenommen werden, um die sonst bei dieser L-Dopa-Dosis möglicherweise auftretende Übelkeit zu vermeiden.
Ein weiterer Test zur Beantwortung der Frage, ob auf die Symptome der Parkinsonerkrankung auf Medikamentengabe ansprechen, ist der sogenannte Apomorphin-Test. Dabei erhalten Sie eine geringe Dosis des Medikaments Apomorphin unter die Haut injiziert. Schon nach einigen Minuten kann eine Aussage über die Wirkung getroffen werden. Im Rahmen des Tests wird die injizierte Dosis langsam gesteigert.
Bildgebende Verfahren
Die DAT-Scan Untersuchung, auch bekannt als Dopamintransporter-Scan, ist eine spezielle bildgebende Untersuchung, die in der Diagnose von Parkinson und anderen Bewegungsstörungen verwendet wird. Ein DAT-Scan wird typischerweise durchgeführt, um die Diagnose von Parkinson zu bestätigen.
Ausschluss anderer Ursachen
Da es keine spezifischen Tests gibt, die einen direkten Nachweis für Parkinson geben können, schließt der Arzt andere mögliche Ursachen für die Symptome aus, wie zum Beispiel einen Schlaganfall, Medikamentennebenwirkungen oder andere neurodegenerative Erkrankungen. Der Begriff „Parkinsonoid“ bezieht sich auf einen Zustand oder eine Gruppe von Symptomen, die denen der Parkinson-Krankheit ähneln, aber durch andere Ursachen bedingt sind.
Genetische Untersuchungen
Zwar sind genetische Untersuchungen im Rahmen der Parkinson-Diagnostik möglich, allerdings haben diese bislang keinen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf.
Was tun nach der Diagnose?
Im Ratgeber Pflege bei Parkinson können Sie sich über die verschiedenen Hilfen und Angebote informieren, die nach der Diagnose Parkinson womöglich relevant sein können.
Fazit
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit ist komplex und erfordert eine sorgfältige Abklärung durch einen Spezialisten. Fragebögen können als erster Schritt dienen, um auf mögliche Frühsymptome aufmerksam zu werden. Sie ersetzen jedoch nicht die umfassende Diagnostik durch einen Arzt. Bei Verdacht auf Parkinson ist es wichtig, sich frühzeitig an einen Neurologen zu wenden, um eine gesicherte Diagnose zu erhalten und eine geeignete Therapie einzuleiten.
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