Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist, insbesondere solchen, die Dopamin produzieren. Dopamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der für die Steuerung von Bewegungen, aber auch für kognitive und emotionale Prozesse unerlässlich ist. Die Erkrankung manifestiert sich in einer Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.
Frühsymptome und Diagnose
Oftmals gehen der eigentlichen Diagnose unspezifische Frühsymptome voraus. Dazu gehören Schlafstörungen, insbesondere die REM-Schlafverhaltensstörung, bei der Träume im Schlaf ausgelebt werden, sowie eine Riechstörung. Erst später treten die typischen motorischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit (Rigor), Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) und reduzierte Armbewegung beim Gehen auf, die in der Regel zur Diagnose führen.
Therapie und Wirkungsschwankungen
Die Parkinson-Therapie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern, da die Erkrankung selbst nicht heilbar ist. In der Frühphase der Erkrankung sprechen die Patienten in der Regel gut auf Medikamente an, insbesondere auf Levodopa (L-Dopa), das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Im Laufe der Zeit kann sich jedoch die Wirkdauer der Medikamente verkürzen, was zu Wirkungsschwankungen führt.
Off-Phasen und Dyskinesien
Diese Wirkungsschwankungen äußern sich in sogenannten "Off-Phasen", in denen die Symptome vor der nächsten Medikamenteneinnahme wieder auftreten oder sich verschlimmern. Dies kann sich durch Krämpfe, Schmerzen, Zittern oder auch seelische Veränderungen wie Ängstlichkeit äußern. In den Phasen, in denen die Medikamente optimal wirken ("On-Phasen"), können hingegen Überbewegungen (Dyskinesien) auftreten.
Fortgeschrittenes Stadium
Im fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Krankheit treten Symptome in den Vordergrund, die nicht mehr so gut auf die Parkinson-Medikamente ansprechen. Dazu gehören motorische Symptome wie eine stark vorgebeugte Haltung, Gehblockaden, Haltungsinstabilität mit Stürzen, Sprech- und Schluckstörungen, aber auch nicht-motorische Symptome wie kognitive Veränderungen.
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Atypische Parkinson-Krankheit und Begleiterkrankungen
Eine rasche Verschlechterung des Zustands ist untypisch für eine klassische Parkinson-Krankheit und kann auf eine atypische Parkinson-Krankheit hindeuten, die schlechter auf die Medikamente anspricht und schneller fortschreitet. Auch Begleiterkrankungen wie Schlaganfall, Diabetes, Dehydration oder Mangelernährung können den Verlauf beeinflussen.
Nicht-motorische Symptome
Neben den motorischen Symptomen treten bei Morbus Parkinson auch eine Vielzahl von nicht-motorischen Symptomen auf, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dazu gehören neuropsychiatrische Symptome wie Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen, Müdigkeit (Fatigue) und kognitive Einschränkungen bis hin zur Demenz.
Depression
Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung von Morbus Parkinson und können bereits im Frühstadium der Erkrankung auftreten. Sie äußern sich in Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, Interessenverlust, Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen. Die Ursachen sind vielfältig und umfassen sowohl die krankheitsbedingten Veränderungen im Gehirnstoffwechsel als auch die psychische Belastung durch die Erkrankung selbst.
Schlafstörungen
Schlafstörungen sind ebenfalls weit verbreitet bei Parkinson-Patienten und können sich in Ein- und Durchschlafstörungen, Tagesmüdigkeit, unruhigen Beinen (Restless-Legs-Syndrom) und REM-Schlafverhaltensstörungen äußern. Auch hier sind die Ursachen vielfältig und reichen von Medikamentennebenwirkungen über motorische Beschwerden bis hin zu Depressionen.
Kognitive Störungen und Demenz
Kognitive Einschränkungen und Demenz können im Verlauf der Parkinson-Krankheit auftreten und die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen. Sie äußern sich in Gedächtnisproblemen, Aufmerksamkeitsstörungen, Schwierigkeiten bei der Planung und Organisation sowie Veränderungen der Persönlichkeit.
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Medikamenteninduzierter Parkinsonismus
In einigen Fällen können Medikamente, insbesondere Antipsychotika (Neuroleptika), einen Parkinsonismus auslösen. Diese Medikamente können zu einem Dopaminmangel im Gehirn führen, was zu parkinsonähnlichen Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung führen kann. Diese Form des Parkinsonismus ist in der Regel reversibel und verschwindet nach Absetzen oder Reduzierung der Dosis des auslösenden Medikaments.
Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen
Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung können Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu gehören Sturheit, Aggressivität, Impulskontrollstörungen (z. B. Spielsucht, exzessives Essen), Punding (zwanghaftes Ausführen von stereotypen Tätigkeiten) und das dopaminerge Dysregulationssyndrom (ein Verlangen nach immer höheren Dosen von Dopamin-Medikamenten). Diese Verhaltensstörungen können eine erhebliche Belastung für die Betroffenen und ihre Angehörigen darstellen.
Diagnostische Verfahren
Zur Diagnose von Morbus Parkinson werden neben der klinischen Untersuchung auch bildgebende Verfahren eingesetzt. Die Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns dient dazu, andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und atypische Parkinson-Syndrome zu erkennen. Funktionelle Bildgebungsverfahren wie der Dopamin-Transporter-Scan (DAT-Scan) können den Dopaminmangel im Gehirn nachweisen.
Dopa-Test und Apomorphin-Test
Um das Ansprechen auf Dopamin-Medikamente zu testen, kann ein Dopa-Test durchgeführt werden, bei dem der Patient eine hohe Dosis L-Dopa erhält und die Wirkung auf die Symptome beobachtet wird. Der Apomorphin-Test dient dazu, die individuelle Dosis von Apomorphin zu bestimmen, einem Dopaminagonisten, der subkutan verabreicht wird und bei plötzlichen Off-Zuständen eingesetzt werden kann.
Therapieansätze
Die Therapie von Morbus Parkinson umfasst verschiedene Ansätze, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.
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Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und die Symptome zu lindern. Die wichtigsten Medikamente sind:
- Levodopa (L-Dopa): Wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt und ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome.
- Dopaminagonisten: Stimulieren die Dopaminrezeptoren im Gehirn und können als Monotherapie in der Frühphase der Erkrankung oder in Kombination mit L-Dopa eingesetzt werden.
- MAO-B-Inhibitoren: Hemmen den Abbau von Dopamin im Gehirn und können die Wirkung von L-Dopa verlängern.
- COMT-Inhibitoren: Hemmen den Abbau von L-Dopa im Blut und erhöhen die Verfügbarkeit von Dopamin im Gehirn.
- Amantadin: Kann Dyskinesien reduzieren und die motorischen Symptome verbessern.
Nicht-medikamentöse Therapie
Neben der medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Morbus Parkinson. Dazu gehören:
- Physiotherapie: Hilft, die Beweglichkeit zu erhalten, Muskelsteifheit zu reduzieren und Stürzen vorzubeugen.
- Ergotherapie: Unterstützt bei der Bewältigung von Alltagsaktivitäten und der Anpassung des Wohnumfelds.
- Logopädie: Verbessert die Sprech- und Schluckfunktion.
- Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die motorischen Symptome verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
- Psychotherapie: Kann bei Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen helfen.
Tiefe Hirnstimulation
Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert werden, um die Aktivität dieser Regionen zu modulieren. Die THS kann bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit, die unter starken Wirkungsschwankungen und Dyskinesien leiden, die motorischen Symptome deutlich verbessern.
Behandlung von Depressionen
Die Behandlung von Depressionen bei Parkinson-Patienten kann mit Antidepressiva und/oder Psychotherapie erfolgen. Trizyklische Antidepressiva und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind wirksame Medikamente zur Behandlung von Depressionen. Auch Dopaminagonisten können antidepressive Effekte haben.
Behandlung von Schlafstörungen
Schlafstörungen können mit verschiedenen Maßnahmen behandelt werden, darunter Schlafhygiene, Entspannungstechniken, Medikamente und die Anpassung der Parkinson-Medikation.
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