Stationäre Behandlung der Parkinson-Krankheit: Ein umfassender Überblick

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Sie ist die zweithäufigste degenerative Erkrankung des Zentralnervensystems. Die Symptome sind vielfältig und der Krankheitsverlauf individuell sehr unterschiedlich. Eine stationäre Behandlung, insbesondere in Form einer Parkinson-Komplexbehandlung, kann hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Was ist eine Parkinson-Komplexbehandlung?

Bei einer Parkinson-Komplexbehandlung handelt es sich um eine mindestens zweiwöchige stationäre Behandlung mit intensiver Betreuung durch ein multiprofessionelles Team. Das Ziel ist es, eine optimale medikamentöse Einstellung zu erreichen und durch intensive therapeutische Maßnahmen die Selbstständigkeit im Alltag zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Gemeinsam mit Ärzten, Psychologen, Pflegefachkräften, Therapeuten und dem Sozialdienst werden individuelle Konzepte und Behandlungsschwerpunkte für den Patienten erarbeitet. Durch die stationäre Behandlung und die täglichen fachärztlichen Visiten können alle Fachdisziplinen in einem kleinen Kreis eng mit dem Patienten zusammenarbeiten und schnell auf Veränderungen und Nebenwirkungen reagieren.

Ziele der stationären Behandlung

Die stationäre Behandlung der Parkinson-Krankheit zielt darauf ab:

  • Optimale medikamentöse Einstellung des Patienten zu gewährleisten.
  • Durch intensive therapeutische Maßnahmen die Selbstständigkeit im Alltag zu erhöhen.
  • Die Lebensqualität zu verbessern bzw. zu erhalten.
  • Schnell auf Veränderungen und Nebenwirkungen zu reagieren.

Therapiebausteine der stationären Behandlung

Im Mittelpunkt dieser Behandlungsform steht neben der medikamentösen Therapie die physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische Behandlung zur Verbesserung der motorischen und nicht-motorischen Beschwerden der Patienten. Pro Woche werden die Patienten mindestens 7,5 Stunden in den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie behandelt.

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Physiotherapie

Gangunsicherheit und Schwierigkeiten beim Aufstehen sind Kardinalsymptome der Parkinson-Erkrankung. Der Gang wird kleinschrittig, Aufstehen vom Stuhl oder aus dem Bett sind erschwert, die Sturzgefahr ist deutlich erhöht. Dies führt unweigerlich dazu, dass die Bewegungsangst bei den Patienten wächst, was langfristig zur Verstärkung von Koordinations- und Gleichgewichtsproblemen führt. Die Patienten befinden sich in einem motorischen Teufelskreis.

Die Aufgabe der Physiotherapie ist es, dem Patienten durch gezieltes Training der Körperwahrnehmung, funktioneller Kräftigung der Muskulatur und Förderung der Körperstabilität (z.B. LSVT-BIG) wieder Sicherheit beim Bewegen und Gehen zu vermitteln. Zudem soll dem Patienten durch gezielte Übungen und Sturzprophylaxe wieder eine Bewegungszuversicht vermittelt werden, die langfristige Schäden, wie Steifigkeit und Muskelabbau vorbeugt bzw. Die physikalische Therapie behandelt überwiegend Folgeprobleme, die der Patient neben seiner Parkinson-Erkrankung mitbringt, wie z.B. Rücken- und Gelenkprobleme, sensomotorische Beeinträchtigungen oder muskuläre Dysbalancen, und unterstützt somit maßgeblich den Rehabilitationserfolg.

Logopädie

Im Verlauf der Parkinson Erkrankung kommt es bei einem Großteil der Erkrankten zu sprachlichen Defiziten. Häufig ist eine von Stimm- und Sprechstörungen festzustellen durch die die Patienten im Alltag und in der Kommunikation deutlich eingeschränkt sind. Symptomorientierte und engmaschige Therapien (z.B. Die neurogene Dysphagie (Schluckstörung) ist bei allen Parkinson-Syndromen ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung). Darüber hinaus können Dysphagien zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität sowie zu unzureichender Medikamentenwirkung führen. Um dies frühzeitig zu erkennen arbeiten wir mit der FEES Diagnostik. Es handelt sich um ein bildgebendes Verfahren mittels Endoskop von zertifizierten Logopäden und Neurologen.

Ergotherapie

Die ergotherapeutische Behandlung beruht auf medizinischer, sozialwissenschaftlicher und handlungsorientierter Grundlage. Hauptziel der Ergotherapie ist es, Menschen zu helfen ihren Alltag selbstständig zu managen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Beim Parkinson leiden die Patienten nicht nur an motorischen, sondern auch an kognitiven Defiziten, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben erschweren. Neben dem gezielten Training von Alltagshandlungen (ADL’s), wird auch die Feinmotorik und Kraft-Ausdauer trainiert, sowie mit Gedächtnis- und Orientierungsübungen, die Selbstständigkeit für ein "normales" Leben gefördert. Die Erprobung und Anpassung unterschiedlicher Hilfsmittel, wie Anziehhilfen, Griffverdickungen o.ä. wird individuell beraten.

Weitere Therapieoptionen

Bei fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankungen wird die Eskalationstherapie angeboten. Entweder die Versorgung mit einer Duodopa-Pumpe oder einer Apomorphin Pumpe. Durch solch eine Pumpentherapie kann erreicht werden, dass ein Medikament am Zielort, dem Gehirn, kontinuierlich wirkt.

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Gründe für eine stationäre Behandlung

Trotz der Fortschritte, die in den letzten Jahren bei der Entwicklung neuer Medikamente gemacht wurden, stößt die ambulante Behandelbarkeit der Erkrankung nicht selten an ihre Grenzen. Diagnostische Unsicherheit, eingeschränkte Verträglichkeit der Medikamente, Wirkungsfluktuationen, Verschlechterung der Symptomatik im Rahmen von allgemeinkörperlichen Erkrankungen sind häufige Indikationen für eine stationäre Krankenhausbehandlung.

  • Diagnostische Unsicherheit
  • Eingeschränkte Verträglichkeit der Medikamente
  • Wirkungsfluktuationen
  • Verschlechterung der Symptomatik im Rahmen von allgemeinkörperlichen Erkrankungen

Das Rummelsberger Parkinson Konzept

Aus der langjährigen Erfahrung mit der Behandlung von Parkinson Patienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium heraus entwickelten wir 2005-2007 unser RUMMELSBERGER PARKINSON KONZEPT, das seither kontinuierlich optimiert wird. Basis des Konzeptes ist die in der Zwischenzeit durch viele Studien belegte Erkenntnis, dass Bewegung, Koordination und Aktivität in der Parkinson Behandlung einen mindestens so großen Stellenwert haben wie die Medikamentöse Therapie.

Unsere multimodale Parkinson Komplexbehandlung berücksichtigt diese Erkenntnis in hohem Maße. In der Gruppe und in Einzeltherapien wird geübt und gelernt, Behandlungselemente aus Physiotherapie, Ergotherapie, medizinischer Trainingstherapie, Logopädie, Psychologie und Sozialtherapie fügen sich in ein Ganzes.

Spezielle Angebote und Einrichtungen

Viele Kliniken bieten spezielle Angebote für Parkinson-Patienten an:

  • Parkinson-Zentren: Hier werden Patienten in allen Krankheitsstadien diagnostiziert und therapiert. Die bestmögliche Versorgung und die Vernetzung mit allen beteiligten Partnern stehen im Mittelpunkt.
  • Parkinson-Tageskliniken: Diese richten sich an mobile Patienten, die werktäglich über einen Zeitraum von ca. drei Wochen zu ambulanten Behandlungen kommen können.
  • Virtuelle Parkinson-Kliniken: Diese ermöglichen es Patienten, in ihrem vertrauten Umfeld behandelt zu werden. Der Krankenhausaufenthalt wird durch eine digitale medizinische Rundum-Versorgung ersetzt.

Beispiele für spezialisierte Kliniken

  • Schön Klinik München Schwabing: Eine der größten und erfahrensten Parkinson-Fachkliniken in Deutschland mit Fokus auf neurologische Akutbehandlung und stationäre multimodale Parkinson-Komplexbehandlung.
  • DIAKO-Klinik für Neurologie: Bietet eine intensive Parkinson-Therapie mit umfassender ärztlicher Betreuung und intensiven logopädischen, ergo- und physiotherapeutischen Maßnahmen.

Ablauf eines stationären Aufenthalts

  1. Aufnahme: Am Aufnahmetag melden sich Patienten an der Rezeption der Klinik an. Das Pflegepersonal klärt alle erforderlichen Aufnahmemodalitäten, und es findet eine ärztliche Aufnahmeuntersuchung statt.
  2. Visiten und Betreuung: Visiten werden werktags täglich durch den Stationsarzt durchgeführt, zusätzlich erfolgen Chef- und Oberarztvisiten. Auch außerhalb der Visitenzeiten können Patienten oder ihre Angehörigen nach Vereinbarung Gespräche mit den betreuenden Ärzten führen.
  3. Therapieplanung: Zu Beginn des stationären Aufenthaltes wird für den Patienten ein individuell abgestimmtes Therapieprogramm zusammengestellt.
  4. Entlassung: Am Entlassungstag erhalten die Patienten einen Kurzarztbrief und Medikamente für den Entlassungstag und neu verordnete Medikamente für 3 Tage mit nach Hause. Bei Bedarf wird ein Taxi gerufen oder eine nachstationäre Behandlung organisiert.

Weitere Aspekte der stationären Behandlung

  • Ernährungsberatung: Bei Übergewicht, Verdauungsproblemen oder Stoffwechselstörungen kann eine individuelle Diätberatung durchgeführt werden.
  • Parkmöglichkeiten: Das Abstellen von Privat-PKWs ist für die Dauer des stationären Aufenthaltes auf den ausgewiesenen Parkplätzen möglich.
  • Beurlaubungen: Entsprechend den allgemeinen Vertragsbedingungen der Krankenbehandlung ist eine Beurlaubung mit der Krankenhausbehandlung in der Regel nicht vereinbar.

Rehabilitation bei Parkinson

Zur Rehabilitation bei Parkinson ist unter ärztlicher Leitung das Zusammenarbeiten vieler Professionen aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Bewegungstherapie, spezialisierte neurorehabilitative Pflege und Sozialarbeit notwendig. Dabei kommen Heilmittel zur Anwendung, die auf Verbesserung von Funktionsstörungen und Aktivitäten des täglichen Lebens hinwirken und so auch die Teilhabe von Patienten, sowohl für Beruf als auch den Alltag verbessern. Im Rahmen der neurorehabilitativen Komplextherapie werden auch notwendige Hilfsmittel erprobt, angepasst, deren Gebrauch geübt und verordnet.

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Zusätzlich zur körperlichen Rehabilitation gibt es weitere Bereiche, die bei der Behandlung von Parkinson-Patienten von Bedeutung sind. Dazu gehören Beratungsleistungen bzgl. Nachsorge und möglichen sozialen Leistungen sowie Gesundheitsbildungsmaßnahmen bzgl. Risiken und Lebensführung, Krankheitsverlauf und Hilfen bei der Krankheitsverarbeitung.

Ziele der Rehabilitation

Die Ziele der medizinischen Rehabilitation variieren je nach den individuellen Bedürfnissen der Patienten und werden individuell festgelegt. Diese Ziele umfassen die Steigerung der Lebensqualität, die Förderung der Selbstständigkeit, die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit und die Prävention der Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands.

Dauer der Rehabilitation

Die Reha erstreckt sich mit der intensiven Behandlung über einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen. Da es sich bei Parkinson um eine fortschreitenden Erkrankung handelt, sollten die Rehamaßnahmen regelmäßig wiederholt werden, wobei die Frequenz und die Intensität der Therapien jedoch individuell an die Krankheitssymptome jedes Patienten angepasst werden.

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