Parkinson-Muskelschmerzen: Ursachen, Klassifikation und Behandlungsansätze

Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das zentrale Nervensystem betrifft. Typische Symptome sind Zittern, Muskelsteifheit, verlangsamte Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen. Chronische Schmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom, das die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann.

Einführung

Die Parkinson-Krankheit ist durch den Verlust von Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen gekennzeichnet, insbesondere in der Substantia nigra. Dieser Bereich ist für die Produktion von Dopamin verantwortlich, einem Neurotransmitter, der für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Ein Mangel an Dopamin führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen der Krankheit. Neben den motorischen Symptomen leiden viele Patienten auch unter Schmerzen, die verschiedene Ursachen haben können.

Ursachen von Muskelschmerzen bei Parkinson

Schmerzhafte Muskelverspannungen sind typische Beschwerden im frühen Stadium von Morbus Parkinson und treten meist einseitig an den oberen Extremitäten auf. Muskelkrämpfe und Schmerzen können den ganzen Tag über oder nur zeitweise auftreten. Treten sie nur hin und wieder auf, handelt es sich wahrscheinlich um Symptome im Off, die im Verlauf der Erkrankung durch Wirkungsschwankungen zunehmen.

Weitere mögliche Ursachen für Muskelschmerzen bei Parkinson sind:

  • Parkinson-bedingte Muskelsteifheit (Rigor): Die Muskeln sind dauerhaft angespannt, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
  • Dystonie: Unwillkürliche Muskelkontraktionen, die zu schmerzhaften Verkrampfungen und Fehlhaltungen führen können. Typisch sind Schmerzen verbunden mit Dystonie (typisch: „early-morning off“). Seltener kann es auch bei Peak-dose-Dyskinesien zu Schmerzen kommen, wenn beispielsweise eine Arthrose vorliegt.
  • Motorische Fluktuationen: Das Wechseln zwischen "On"- und "Off"-Phasen kann zu Schmerzen führen, insbesondere in den "Off"-Phasen, wenn die Medikamente nicht mehr ausreichend wirken.
  • Schmerzen bei Peak-Dose-Dyskinesien: Schmerzen, die im Zusammenhang mit unwillkürlichen Bewegungen auftreten, die durch die Medikamente verursacht werden.
  • Myofasziales Schmerzsyndrom: Lokalisierte oder regionale Schmerzsyndrome, die durch Triggerpunkte in den Muskeln verursacht werden.
  • Nackenschmerzen bei orthostatischer Hypotonie: Nackenschmerzen, die durch einen niedrigen Blutdruck beim Aufstehen verursacht werden.
  • Noziplastische Schmerzen: Schmerzen, die durch eine veränderte Schmerzwahrnehmung im Gehirn verursacht werden, ohne dass eine Gewebeschädigung vorliegt.

Die Parkinson-Schmerzklassifikation (PSK)

Um die verschiedenen Arten von Schmerzen bei Parkinson besser zuordnen und behandeln zu können, wurde die Parkinson-Schmerzklassifikation (PSK) entwickelt. Diese Klassifikation unterscheidet zunächst zwischen Parkinson-abhängigen und Parkinson-unabhängigen Schmerzen. Parkinson-assoziierte Schmerzen treten früh mit den motorischen Symptomen auf, sprechen auf dopaminerge Medikation an oder werden durch die Parkinson-Erkrankung verstärkt. Zudem ist das Auftreten in der Off-Phase ein wichtiger Hinweis für Parkinson-assoziierte Schmerzen.

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Innerhalb der Parkinson-abhängigen Schmerzen werden drei Kategorien unterschieden:

  • Neuropathische Schmerzen: Schmerzen, die durch eine Schädigung oder Erkrankung des somatosensorischen Systems verursacht werden.
  • Nozizeptive Schmerzen: Schmerzen, die durch eine Aktivierung von Nozizeptoren aufgrund einer Gewebsschädigung verursacht werden.
  • Noziplastische Schmerzen: Schmerzen, die durch eine veränderte nozizeptive Funktion ohne Hinweise auf eine Gewebsschädigung oder eine Schädigung des somatosensorischen Systems verursacht werden.

Die PSK ermöglicht eine systematische Erfassung und Einteilung von Schmerzen bei Parkinson-Patienten und unterstützt die Entwicklung individueller Therapieansätze.

Symptome von Muskelschmerzen bei Parkinson

Die Symptome von Muskelschmerzen bei Parkinson können vielfältig sein und sich von Patient zu Patient unterscheiden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Schmerzhafte Muskelverspannungen, insbesondere im Nacken-Schulterbereich und in den Extremitäten
  • Muskelkrämpfe
  • Steifheit der Muskeln (Rigor)
  • Bewegungseinschränkungen
  • Schmerzen bei bestimmten Bewegungen
  • Ermüdbarkeit und Kraftlosigkeit
  • Eingeschränkte psychische und physische Belastbarkeit

Diagnose von Muskelschmerzen bei Parkinson

Die Diagnose von Muskelschmerzen bei Parkinson erfordert eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung durch einen Neurologen. Dabei werden die Art, Lokalisation und Intensität der Schmerzen erfasst. Zudem werden die motorischen und nicht-motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit beurteilt. Die Parkinson-Diagnose wird meistens durch einen Facharzt gestellt, also einem Neurologen. Der Arzt untersucht den Patienten dafür körperlich und achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome. Der Mediziner prüft beispielsweise, ob die Hände zittern, wenn sie ruhen, also nicht belastet werden. Außerdem schaut er, ob die Bewegungsabläufe verlangsamt sind und/oder die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur versteift ist.

Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie MRT oder DAT-Scan eingesetzt werden, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen und die Diagnose Parkinson zu bestätigen. Um die Ursache der Schmerzen genauer zu bestimmen, kann die Parkinson-Schmerzklassifikation (PSK) angewendet werden.

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Behandlung von Muskelschmerzen bei Parkinson

Die Behandlung von Muskelschmerzen bei Parkinson zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die je nach Ursache und Art der Schmerzen eingesetzt werden können.

Medikamentöse Therapie

  • Dopaminerge Medikamente: Diese Medikamente gleichen den Dopaminmangel im Gehirn aus und können die motorischen Symptome und damit auch die Parkinson-bedingten Schmerzen reduzieren.
  • Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden. Bei neuropathischen Schmerzen können spezielle Schmerzmittel wie Gabapentin oder Pregabalin helfen.
  • Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können bei Muskelverspannungen und -krämpfen eingesetzt werden.
  • Botulinumtoxin: Injektionen mit Botulinumtoxin können bei Dystonie und anderen Muskelverkrampfungen helfen.

Nicht-medikamentöse Therapie

  • Physiotherapie: Gezieltes Training trägt zur Steigerung der Beweglichkeit bei, wirkt der Muskelsteife entgegen und verbessert auch den Blutfluss im Gehirn. Durch das Üben von komplexeren Bewegungsabläufen lassen sich Nervenzellen großflächig aktivieren und deaktivieren und die Neubildung von Nervenzellen wird angeregt. Dadurch wird die Ausschüttung der Botenstoffe Dopamin und Serotonin, deren Stoffwechsel im Gehirn beim Parkinson-Syndrom gestört ist, gesteigert.
  • Ergotherapie: Die Ergotherapie kann helfen, den Umgang mit Hilfsmitteln zu erlernen und somit die Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann bei Muskelverspannungen helfen, während Kälte bei Entzündungen und Schwellungen lindernd wirken kann.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Yoga können helfen, Muskelverspannungen zu reduzieren und Stress abzubauen.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Sport können helfen, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Schmerzen zu reduzieren.
  • Sprachtherapie: Zu einer der wirksamsten und am besten untersuchten sprachtherapeutischen Ansätzen bei Parkinson zählt das Lee Silverman Voice Training das dem Motto „Denken Sie laut!“ folgt.

Invasive Verfahren

  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert, um die Aktivität der Nervenzellen zu modulieren. Dieses Verfahren kann bei Parkinson-bedingten Schmerzen und Bewegungsstörungen helfen.

Tipps für den Alltag

  • Führen Sie ein Lockerungsprogramm am Morgen durch, das große Bewegungen und häufige Wiederholungen beinhaltet. Denn am Morgen ist die Muskelsteifheit oft besonders ausgeprägt.
  • Geben Sie dem Körper gezielte Befehle, die große Bewegungen fördern. Zum Beispiel „Gehe große Schritte!“, also extragroße Ausfallschritte. Außerdem können Sie Ihre Arme in Schwung bringen und Treppen laufen.
  • Verwenden Sie Reminder, um sich daran zu erinnern, die Muskeln zu lockern und große Bewegungen zu machen. Das können zum Beispiel Zettel oder andere Menschen sein, die Sie regelmäßig daran erinnern zu überprüfen, ob Sie "zusammengesackt" sitzen.
  • Auch kleine Mikrobewegungen fördern die Durchblutung und Reduzierung der Grundanspannung. Zum Beispiel können Sie Ihre Muskulatur während einer Aktivität immer wieder gezielt anspannen und entspannen.
  • Durch regelmäßiges Training und gezielte Übungen können die Missempfindungen und Verkrampfungen reduziert werden. Große Bewegungen und häufige Wiederholungen sind dabei besonders effektiv.
  • Ein aktiver Lebensstil und Sport haben ebenfalls positive Auswirkungen.

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