Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) etwa 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt. Laut einer aktuellen Untersuchung werden es in den nächsten Jahrzehnten deutlich mehr. So prognostiziert eine im Fachblatt "BMJ" veröffentlichte Studie, dass sich die Krankheitsfälle weltweit von 11,9 Millionen im Jahr 2021 bis 2050 mehr als verdoppeln könnten. Für Deutschland sagt die Studie bis dahin 574.000 Krankheitsfälle voraus. Obwohl die Krankheit bis heute nicht heilbar ist, machen die Fortschritte in der Forschung Hoffnung auf neue Therapieansätze und eine verbesserte Lebensqualität für Betroffene.
Was ist die Parkinson-Krankheit?
Die Parkinson-Krankheit ist eine chronische, neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die hauptsächlich die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt. Unter neurodegenerativen Erkrankungen versteht man Erkrankungen, die das Gehirn im Laufe der Zeit schädigen und zerstören können. Die Parkinson-Krankheit entsteht durch das fortschreitende Absterben von Nervenzellen in der Substantia nigra, einem Bereich des Gehirns, der für die Produktion des Botenstoffes Dopamin verantwortlich ist. Dopamin ist unter anderem wichtig für die Bewegungssteuerung. Ein Mangel an Dopamin führt zu den typischen motorischen Symptomen der Krankheit.
Symptome von Parkinson
Die Symptome von Morbus Parkinson entwickeln sich schleichend. Zu den typischen Symptomen gehören das Zittern (Tremor), weitere Bewegungsstörungen wie Steifheit der Muskeln (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Gleichgewichtsstörungen. Zusätzliche Symptome können das „Einfrieren“ von Bewegungen (Freezing), Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken, Störungen der vegetativen Funktionen (z. B. niedriger Blutdruck, Verstopfung, Schwierigkeiten mit der Blase) sowie Sprach- oder Schluckstörungen sein. Neben diesen motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Anzeichen wie Schlafstörungen, Depressionen und kognitive Beeinträchtigungen auftreten. Die ersten Anzeichen der fortschreitenden Hirnerkrankung können schon viele Jahre vor den Hauptsymptomen auftreten. Oft werden die ersten klinischen Zeichen zuerst vom Umfeld der Betroffenen entdeckt.
Ursachen und Risikofaktoren
Was Parkinson verursacht, ist noch nicht vollständig verstanden. Es wird vermutet, dass es eine Kombination aus genetischen, Umwelt- und Lebensstilfaktoren ist, die zu Parkinson führt. Genetische Studien haben bestimmte Gene identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für Parkinson in Verbindung stehen, wie das LRRK2-Gen. Umweltfaktoren, wie die Exposition gegenüber bestimmten Pestiziden oder Schwermetallen, werden ebenfalls untersucht. Beispielsweise haben einige Studien gezeigt, dass Landwirte und Winzer, die regelmäßig Pestizide verwenden, ein höheres Risiko haben, an Parkinson zu erkranken. Die Ursache für den Zelltod bei der Parkinson-Krankheit ist noch nicht eindeutig nachgewiesen. In den betroffenen Nervenzellen bilden sich Ablagerungen (Lewy-Körperchen), die hauptsächlich aus Verklumpungen des Eiweißmoleküls Alpha-Synuklein bestehen und als Ursache für den neurodegenerativen Prozess diskutiert werden.
Aktuelle Forschungsschwerpunkte und Therapieansätze
Die Forschung zu Parkinson ist intensiv und vielfältig und konzentriert sich auf verschiedene Bereiche, um die Krankheit besser zu verstehen und wirksamere Therapien zu entwickeln.
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Medikamentöse Therapie
Die Parkinson-Krankheit lässt sich mit Medikamenten behandeln - allerdings verlieren die Mittel mit der Zeit an Wirkung. Hierbei wird versucht, durch Medikamente die Dopaminwirkung zu verstärken oder den Dopaminabbau zu hemmen. Die häufigste Behandlung besteht in der Gabe von Levodopa, das im Gehirn zu Dopamin umgewandelt wird. Es gibt vielversprechende neue Ergebnisse. Gerade ist eine französische Studie zu einem Wirkstoff zur Diabetes-Behandlung erschienen, der möglicherweise auch bei Parkinson hilft. An der Studie nahmen 156 Probandinnen und Probanden mit leichtem bis mittelschwerem Parkinson teil. Die Hälfte bekam das Diabetesmittel, die anderen nur ein Placebo. Alle schluckten außerdem weiter ihre Standardmedikamente. Nach einem Jahr hatte sich die Parkinson-Erkrankung in der Placebogruppe verschlechtert. Noch ist offen, wie sich der positive Effekt bei Parkinson erklären lässt. Möglicherweise liegt es daran, dass der Wirkstoff Entzündungen bekämpft. Ob Menschen mit Parkinson dieses oder ein anderes Diabetesmittel einmal verordnet bekommen, ist im Moment noch fraglich. Denn der Unterschied zur unbehandelten Gruppe war eher klein, und es gab unerfreuliche Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit. Für David Standaert, einem Neurologen an der University of Alabama in Birmingham, ist es vor allem wichtig, ob der Effekt länger als ein Jahr anhält und ob er mit den Behandlungsjahren zunimmt oder klein bleibt. Das sind alles sogenannte GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Jetzt kommt es auf Langzeitstudien an. Wenn sich Parkinson mit dieser Klasse von Diabetesmitteln über mehrere Jahre stoppen ließe, wäre das ein Riesenfortschritt.
Immuntherapien und Antikörpertherapien
Am weitesten sei man bei den Immuntherapien, speziell bei Antikörpertherapien, erklärt Levin. Hier gebe es "erste Ergebnisse, die auf eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs hindeuten". Besonders viel verspricht sich der Neurologe auch von Substanzen, die die für die Parkinson-Erkrankung typischen Verklumpungen von Proteinen im Gehirn auflösen können. Dazu gebe es derzeit erste klinische Studien. "Man hofft, dass auch im Menschen Effekte, wie sie im Tier schon beobachtet wurden, darstellbar sind", so der Mediziner. Berlin - Neue Therapieansätze und Diagnostiktests bei Parkinson geben aus Sicht von Fachleuten Grund für Optimismus. So stünden derzeit insbesondere der monoklonale Antikörper Prasinezumab und GLP-1-Rezeptoragonisten im Fokus der Forschung, sagte Kathrin Brockmann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) vor dem Welt-Parkinson-Tag, der am Freitag stattfindet.„Beides sind äußerst spannende Ansätze, die Hoffnung wecken, dass es in naher Zukunft erstmals möglich wird, das Fortschreiten neurodegenerativer Prozesse zu verlangsamen.“Der Antikörper Prasinezumab richtet sich gegen Alpha-Synuclein. Die Hoffnung ist, dass das das Fortschreiten der Erkrankung bremst. Bislang seien die Studienergebnisse zu Prasinezumab vielversprechend, so Brockmann. Derzeit werde überlegt, ob eine Phase-3-Zulassungstudie geplant werde. Interessant für die Parkinson-Forschung sind zudem GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA), die neuroprotektive Wirkungen haben sollen. Der GLP-1-RA Exenatid habe in einer Phase-3-Studie allerdings keine signifikanten Vorteile hinsichtlich einer Krankheitsmodifikation bei Morbus Parkinson gezeigt, so Brockmann. Multizentrische klinische Studie hätten ergeben, dass der GLP-1-RA Lixisenatid das Fortschreiten der Parkinson-Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Umfang verlangsame.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Manchmal kann auch ein hirnchirurgischer Eingriff sinnvoll sein, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation (THS). Dazu werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die durch elektrische Impulse bestimmte Hirnregionen positiv beeinflussen. Manfred B. aus Herrsching, bei dem 2010 die Parkinson-Krankheit diagnostiziert wurde, hatte diese Möglichkeiten nicht. Er ist trotzdem froh, dass ihm sein Hirnschrittmacher, die sogenannte "Tiefe Hirnstimulation" (THS) dabei hilft, mit seiner Erkrankung zurechtzukommen. Das Problem: Immer noch viel zu wenige Patienten werden laut Jan-Hinnerk Mehrkens, Neurochirurg am Klinikum Großhadern, mit einem solchen Hirnschrittmacher versorgt, obwohl sie davon profitieren könnten. Mehrkens spricht von einer "chronischen Unterversorgung". Die "Hemmschwelle", ein spezialisiertes Zentrum wie jenes am LMU-Klinikum aufzusuchen, sei für die Patienten sehr hoch, kritisiert Mehrkens.
Neuroprothesen
Ende vergangenen Jahres gab es aufsehenerregende Ergebnisse: Ein französischer Parkinson-Patient kann jetzt dank einer neuartigen Neuroprothese zum ersten Mal seit Jahren wieder weitgehend normal laufen. Eine Chirurgin in Lausanne hat dem Mann mehrere kleine Pulsgeber direkt am Rückenmark implantiert. Und zwar genau an den Stellen, an denen die Nervensignale für die Beinbewegungen abgehen. Das Problem sind die Informationen, die aus dem Gehirn Richtung Beine losgesendet werden. Genau hier hat das Forschungsteam angesetzt und diese Information durch elektrische Signale korrigiert. Dieses Jahr sollen sechs weitere Menschen mit Parkinson in Lausanne behandelt werden. Danach wissen wir mehr darüber, wie aussichtsreich der Ansatz auch für andere Patienten ist.
Regenerative Medizin
Einsatz von Stammzellen, die in der Lage sind, sich in verschiedene Zellen verwandeln zu können. Stammzellen werden gezielt aktiviert Stammzellen im menschlichen Gehirn entdeckt! Diese Meldung war Anfang des Jahres eine wissenschaftliche Sensation. Forscher wollen die Entdeckung nun nutzen, um neue Therapien gegen neurologische Erkrankungen zu entwickeln. Dazu gehört auch die Parkinson-Erkrankung. Durch den Dopamin-Mangel in ihrem Gehirn können sich Parkinson-Patienten nur noch langsam bewegen, werden von ständigem Zittern geplagt und leiden unter versteiften Muskeln. Denn Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Bewegungsabläufen. Der Weg zur Heilung klingt einfach: Man müsste Stammzellen des Gehirns, die noch keine spezifische Aufgabe übernommen haben, dazu bringen, sich in Dopamin-produzierende Zellen zu verwandeln. Dadurch könnte man die abgestorbenen Zellen im Gehirn von Parkinson-Patienten ersetzen und sicherstellen, dass wieder ausreichend Dopamin produziert wird.
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Biomarker-Identifikation
Suche nach spezifischen biologischen Markern (d. h. ein bestimmter Indikator im z. B. Blut, Urin oder Gewebe), die eine frühzeitige Diagnose ermöglichen. So gebe es auch deutliche Fortschritte bei der Entwicklung von Biomarkern, die den so wichtigen frühzeitigen Nachweis einer Erkrankung ermöglichten. Ein Durchbruch könnte die verlässliche Identifikation krankheitsauslösender Proteine im Nervenwasser, im Blut oder in der Haut sein. Prof. Mollenhauer, hob die zentrale Rolle der Biomarkerforschung für eine moderne Parkinson-Medizin hervor. Biologische Marker seien essenziell für Früherkennung, Differenzialdiagnostik und individualisierte Therapien. Laut der Expertin erkennt der Test neurodegenerative Veränderungen mit einer Treffsicherheit von 97 % und zeigt bei Risikopersonen mit REM-Schlaf-Verhaltensstörung bereits Jahre vor Symptombeginn ein positives Ergebnis. Zur besseren klinischen Nutzbarkeit entwickeln Mollenhauer und ihr Team blutbasierte Tests. Weitere Biomarker gewinnen Bedeutung: Genetische Risikoprofile, spezifizierte Immunzellveränderungen, etwa verstärkte Differenzierung von CD8‑TEMRA-Zellen im Frühstadium, sowie Veränderungen im Mikrobiom eröffnen neue Möglichkeiten für personalisierte Therapieansätze. Digitale Biomarker ergänzen das Spektrum durch objektive Erfassung motorischer und nichtmotorischer Parameter. Alpha-Synuclein in der Rückenmarksflüssigkeit ist ein zuverlässiger früher Biomarker für Parkinson (PD), der über das Fortschreiten der Erkrankung und die Wirkung einer Therapie Aufschluss geben kann - das konnte ein Forscherteam zeigen, an dem Prof. Lars Tönges (Bochum) und Prof. Brit Mollenhauer (Kassel/Göttingen) aus dem DPG-Vorstand beteiligt waren.
Bedeutung von Bewegung und Schlaf
Ganz wichtig ist, dass Parkinson sich auch mit Bewegung und Ernährung positiv beeinflussen lässt. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Ausdauersport dem Abbau von körperlichen und geistigen Fähigkeiten bei Menschen mit Parkinson entgegenwirkt. Wer an Parkinson leidet, könnte auch von spezieller Physiotherapie und kognitiven Übungen profitieren. Doch solche maßgeschneiderten Programme erreichen bisher nur wenige Betroffene. Die DPG und Parkinson Stiftung betonten die Bedeutung von Schlaf und Bewegung als tragende Elemente eines ganzheitlichen Parkinson-Managements. Schlafstörungen gehören zu den häufigsten und oft frühesten Begleiterscheinungen von Parkinson. Bewegungstherapie gilt derzeit als der am besten belegte nichtmedikamentöse Ansatz zur Krankheitsmodulation. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2023 mit über 7.900 Teilnehmenden zeigte, dass verschiedenste Trainingsformen - von Tai Chi bis BIG-Therapie - sowohl motorische Funktionen als auch das allgemeine Wohlbefinden verbessern können.
Initiativen und Netzwerke zur Verbesserung der Versorgung
"Parklink", ein neues Netzwerk für mehr Kooperation aller Parkinson-Kliniken bayernweit, das Anfang April an der LMU vorgestellt wurde, solle dabei helfen, die Versorgung von Parkinson-Patienten zu verbessern, betont Günter Höglinger, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik des LMU-Klinikums. Die medizinische Fachgesellschaft unterstützt gezielt Initiativen, welche die multidisziplinäre Versorgung stärken. Hierzu gehören der Parkinson Netzwerke Deutschland (PND) e. V. mit dem Parkinson-Netzwerkkongress 2025 in Osnabrück, die aktualisierte Weiterbildung zur Parkinson Nurse sowie das multidisziplinäre Forum auf dem Deutschen Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen 2026 in Leipzig.
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