Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die in erster Linie die Beweglichkeit betrifft, einschließlich der am Sprechen beteiligten Organe. Eine Veränderung der Stimme, wie z.B. Heiserkeit, kann ein frühes Anzeichen für Parkinson sein, das oft übersehen wird. In diesem Artikel werden wir die Ursachen der Parkinson-bedingten Heiserkeit, ihre Erkennung und die verschiedenen Behandlungsansätze untersuchen.
Ursachen der Parkinson-bedingten Heiserkeit
Parkinson-bedingte Heiserkeit, auch Hypophonie genannt, entsteht durch die Auswirkungen der Krankheit auf die Muskeln, die für die Stimmbildung verantwortlich sind. Die Hauptursachen sind:
- Bradykinese: Verlangsamung der Einleitung von Willkürbewegungen.
- Akinese: Bewegungsarmut, die die Sprechorgane (Lippen, Zunge, Kiefer) weniger beweglich macht und das Sprechen undeutlicher werden lässt.
- Rigor: Muskelsteifheit, die die Stimmlippen fester macht und ihre Schwingungsfähigkeit einschränkt, was zu einer leiseren und heiseren Stimme führt.
- Hypokinese: Bewegungen insgesamt werden seltener und auch schwächer ausgeprägt.
- Störung des automatischen Schluckvorgangs: Führt zu vermehrtem Speichelfluss und beeinträchtigt die Stimmbildung.
- Eingeschränkte Atemmuskulatur: Führt zu flacher, kurzer und hastiger Atmung, was die Stimmgebung beeinträchtigt.
Symptome der Parkinson-bedingten Heiserkeit
Parkinson-Patienten mit Heiserkeit können folgende Symptome aufweisen:
- Leise Stimme: Die Stimme wird immer leiser und ist schwer zu hören.
- Heisere Stimme: Die Stimme klingt rau, kratzig oder belegt.
- Monotone Sprechweise: Die Stimme hat wenig Variation in Tonhöhe und Lautstärke.
- Undeutliches Sprechen: Die Artikulation ist unklar und schwer verständlich.
- Vermindertes Stimmvolumen: Die Stimme hat nicht mehr die gleiche Kraft und Fülle wie früher.
- Stotter-ähnliche Symptome: Ungefähr ein Drittel der Patienten klagt über stotter-ähnliche Symptome.
- Hustenanfälle beim Essen: Häufiges Verschlucken oder Husten während der Mahlzeiten.
- Vermehrtes Räuspern: Zwanghaftes Räuspern aufgrund von Schluckstörungen.
- Verlängerte Mahlzeiten: Deutlich vermehrter Zeitaufwand für die Nahrungsaufnahme.
Diagnose der Parkinson-bedingten Heiserkeit
Die Diagnose der Parkinson-bedingten Heiserkeit umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Neurologische Untersuchung: Ein Neurologe untersucht die motorischen Fähigkeiten des Patienten, einschließlich der Sprechmuskulatur.
- Logopädische Untersuchung: Ein Logopäde beurteilt die Stimme, das Sprechen und die Schluckfunktion des Patienten.
- HNO-ärztliche Untersuchung: Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt untersucht den Kehlkopf und die Stimmlippen, um andere Ursachen für die Heiserkeit auszuschließen.
- Stroboskopie: Eine spezielle Untersuchung mit Blitzlicht, die die Schwingungen der Stimmlippen in Zeitlupe darstellt, um Funktionsstörungen zu erkennen.
- L-Dopa-PET-Untersuchungen: Können bei einigen Patienten eine Störung des Dopamin-Systems zeigen, wie bei der Parkinson-Krankheit.
Behandlung der Parkinson-bedingten Heiserkeit
Die Behandlung der Parkinson-bedingten Heiserkeit zielt darauf ab, die Stimmfunktion zu verbessern, die Kommunikation zu erleichtern und die Lebensqualität der Patienten zu steigern. Die Behandlungsansätze umfassen:
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1. Logopädische Therapie
Die logopädische Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von Parkinson-bedingter Heiserkeit. Ziel ist es, die Lautbildung zu erhalten und zu fördern sowie die Mimik zu verbessern. Zu den spezifischen Therapieansätzen gehören:
- LSVT® LOUD: Eine spezielle Therapie, die darauf abzielt, die Lautstärke der Stimme zu erhöhen und die Verständlichkeit des Sprechens zu verbessern.
- Atemtherapie: Übungen zur Verbesserung der Atmung und der Kontrolle der Atemmuskulatur.
- Stimmübungen: Übungen zur Stärkung der Stimmlippen und zur Verbesserung der Stimmqualität.
- Artikulationsübungen: Übungen zur Verbesserung der Aussprache und der Deutlichkeit des Sprechens.
- Mimiktraining: Übungen zur Verbesserung der Gesichtsmuskulatur und zur Förderung der nonverbalen Kommunikation.
- Reduzierung des Sprechtempos: Kann bei stotter-ähnlichen Symptomen helfen.
2. Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie kann dazu beitragen, die Parkinson-Symptome zu lindern, die die Stimmfunktion beeinträchtigen. Dazu gehören:
- L-Dopa: Ein Medikament, das den Dopaminmangel im Gehirn ausgleicht und die motorischen Symptome verbessert.
- Dopaminagonisten: Medikamente, die die Wirkung von Dopamin im Gehirn nachahmen.
- Monoaminoxydase B (MAO-B)-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen.
- Amantadin: Ein Medikament, das die Dopaminfreisetzung im Gehirn erhöht.
3. Begleittherapie
Die Begleittherapie zielt darauf ab, die verloren gegangenen oder eingeschränkten Fähigkeiten und automatischen Bewegungen wiederzuerlernen. Dies kann durch verschiedene Übungen und Lernprozesse erreicht werden, die die Patienten im Alltagsleben besser zurechtkommen lassen.
4. Chirurgische Eingriffe
In einigen Fällen können chirurgische Eingriffe erwogen werden, um die Stimmfunktion zu verbessern. Dazu gehören:
- Injektion von Botulinumtoxin in die Speicheldrüsen: Kann bei übermäßigem Speichelfluss helfen.
- Phonochirurgische Eingriffe: Spezielle stimmverbessernde Operationen zur Behandlung von Kehlkopflähmungen oder anderen Stimmbandproblemen.
5. Eigentraining
Nach einer logopädischen Therapie und ausreichender Routine in der Durchführung von Stimmübungen können Patienten das Training alleine fortführen. Dies kann beinhalten:
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- Regelmäßiges Üben von Stimmübungen: Zur Stärkung der Stimme und zur Verbesserung der Stimmqualität.
- Lautes Sprechen im Alltag: Um die Stimme zu trainieren und die Verständlichkeit des Sprechens zu verbessern.
- Singen: Um die Stimmbänder und die Atmung zu trainieren.
- Erinnerungshilfen: Um sich an das laute Sprechen zu erinnern und die Übungen in den Alltag zu integrieren.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Zusätzlich zu den oben genannten Behandlungen können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Unterstützende Hilfsmittel: Kommunikationshilfsmittel wie elektronische Sprachgeneratoren, Tablets oder Schreibtafeln können die Kommunikationsfähigkeiten unterstützen.
- Psychologische Unterstützung: Depressionen und Angstzustände können die Stimmfunktion beeinträchtigen. Eine psychologische Beratung oder Therapie kann helfen, diese Probleme zu bewältigen.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sind wichtig für die allgemeine Gesundheit und die Stimmfunktion.
- Vermeidung von Reizstoffen: Rauchen und Alkoholkonsum können die Stimmbänder reizen und die Heiserkeit verschlimmern.
Frühzeitige Erkennung und Behandlung
Die Früherkennung und Behandlung der Parkinson-bedingten Heiserkeit sind entscheidend, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Bei ersten Anzeichen einer Stimmveränderung sollte ein Arzt oder Logopäde konsultiert werden.
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