Parkinson-bedingter Rundrücken: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Ein Rundrücken, medizinisch als Hyperkyphose bezeichnet, ist eine übermäßige Krümmung des oberen Rückens (Brustwirbelsäule) nach hinten. Diese Veränderung kann verschiedene Ursachen haben, wobei Bewegungsmangel, Haltungsfehler und Osteoporose zu den häufigsten zählen. Bei Parkinson-Patienten stellt der Rundrücken eine besondere Herausforderung dar, da die Erkrankung selbst die Körperhaltung beeinträchtigen und die Entstehung von Deformitäten begünstigen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen des Rundrückens im Zusammenhang mit Parkinson, die diagnostischen Möglichkeiten und die verschiedenen Behandlungsansätze.

Ursachen eines Rundrückens

Eine übermäßige Kyphose kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Die häufigsten Ursachen für die Entstehung eines Rundrückens sind:

  • Bewegungsmangel und Haltungsfehler: Anhaltende Fehlhaltungen, die durch eine schwache Rückenmuskulatur, Übergewicht oder langjähriges Arbeiten in gebückter Haltung entstehen, können einen Rundrücken verursachen.
  • Osteoporose: Bei älteren Menschen entsteht ein Rundrücken oft als Folge von Osteoporose. Die abnehmende Knochendichte führt zur Porosität und Brüchigkeit der Knochen, insbesondere der Wirbelkörper, die dann unter Belastung zusammensinken können.
  • Morbus Scheuermann: Diese Erkrankung der Brustwirbelsäule entsteht, wenn die Wirbelkörper ungleichmäßig wachsen und sich keilförmige Wirbel bilden.
  • Skoliose: Bei einer Skoliose ist die natürliche Krümmung der Wirbelsäule verändert, und sie verbiegt sich seitlich.

Der Zusammenhang zwischen Parkinson und Rundrücken

Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die häufig mit einer gestörten Körperhaltung einhergeht. Dies ist auf eine Störung der Reflexe zurückzuführen, die für die aufrechte Haltung erforderlich sind, sowie auf altersbedingte Veränderungen der Wirbelsäule. Myofasziale Überlastung und Muskelatrophie können zu einer fortschreitenden Haltungsinstabilität führen, die mit der Dauer und Schwere der Erkrankung zunimmt. Viele Parkinson-Patienten nehmen eine gebückte Haltung mit leicht gebeugten Knien ein.

Ein signifikanter Anteil der Parkinsonpatienten weist eine schwerere spinale Deformität auf, welche mit negativen Folgen für die Lebensqualität einhergeht. Die häufigste Deformität ist die klassische gebeugte Simian-Haltung. Auch Kamptokormie, Antecollis, Pisa-Syndrom und Skoliose können auftreten.

Diagnose

Die Diagnose bei Parkinson-Patienten mit Rückenproblemen beginnt mit einer gründlichen Anamnese, die sich auf die Symptome, Bedürfnisse und Erwartungen des Patienten konzentriert. Anschließend sollte eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden. Bei Verdacht auf ein Kompressionssyndrom im Rücken ist eine gezielte MRT sinnvoll. Im Falle einer Deformität muss die körperliche Untersuchung auch die Starrheit der Deformität berücksichtigen.

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Ergänzend zur Inspektion führt der Arzt Tests zur Beweglichkeit durch, indem er den Patienten bittet, den Oberkörper in verschiedene Richtungen zu neigen.

Konservative Behandlungsmöglichkeiten

Ziel der konservativen Behandlungen ist es, Schmerzen zu lindern, den Alltag zu erleichtern und die allgemeine Belastbarkeit und Lebensqualität zu verbessern. Die Krümmung selbst kann dadurch jedoch nicht korrigiert werden.

Zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten gehören:

  • Allgemeine Physio- und Bewegungstherapien: Diese dienen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur, zum Beispiel durch angeleitete Kräftigungsübungen oder Wassergymnastik. Physiotherapeutische Übungen können die Rumpfmuskulatur gezielt stärken, um der Wirbelsäule mehr Halt zu geben, die Wirbelsäule aufzurichten und zu entdrehen sowie das Beschwerdebild zu verbessern.
  • Spezielle Physiotherapien bei Skoliose: Zum Beispiel die Schroth-Therapie, eine Kombination aus Haltungs-, Streck-, Muskel- und Atemübungen.
  • Ausdauertraining: Zum Erhalt der allgemeinen Fitness, zum Beispiel schnelles Gehen oder Radfahren.
  • Orthopädische Hilfsmittel: Schuheinlagen können bei einem schiefen Becken zu unterschiedlich langen Beinen führen oder dieses ausgleichen. Orthopädische Rückenstützen können die Rückenmuskulatur entlasten und dadurch Schmerzen lindern. Es ist jedoch zu beachten, dass das regelmäßige Tragen von Rückenstützen die Muskulatur schwächen und Probleme dadurch verstärken könnte.
  • Schmerzmittel: Bei Bedarf können entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen eingenommen werden.
  • Hilfsmittel: Bei starken körperlichen Einschränkungen können Gehhilfen nützlich sein.
  • Matratzen: Das Deutsche Skoliose Netzwerk (DSN) empfiehlt Matratzen, die sich an die Form des Körpers bzw. der Wirbelsäule anpassen und den Rücken während des Schlafs unterstützen bzw. entlasten.
  • Optimierung der medikamentösen Einstellung: Eine optimale pharmakologische Einstellung des Parkinsonpatienten sowie eine gute Schmerztherapie können eine Haltungsbesserung, verbesserte Mobilität und somit bereits eine Reduktion des Leidensdrucks der Patienten erreichen.
  • Botulinumtoxin-Injektionen: In einigen Fällen kann die Verabreichung von Botulinumtoxin-Injektionen in die Bauchmuskulatur in Betracht gezogen werden.
  • Intensivierte Physiotherapie und stationäre Rehabilitation: Vor einer Operation sollte der Parkinsonpatient eine intensivierte Physiotherapie und idealerweise eine stationäre Rehabilitation erhalten, um Stand- und Gangkoordination zu optimieren, Kontrakturen aufzudehnen, die kardiologische Belastungsreserve zu steigern und Bewegungs-, Übungs- und Trainingsmuster zu erlernen.

Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten

Eine Operation kommt infrage, wenn die Beschwerden durch konservative Maßnahmen nicht ausreichend gelindert werden können und den Alltag erheblich einschränken, sowie bei nervenbedingten Problemen wie ausstrahlenden Schmerzen oder Muskelschwäche.

Bei dem Eingriff wird die Wirbelsäule begradigt und fixiert, indem die Wirbelkörper mit Schrauben und Stäben verbunden werden. Mit dieser Methode lässt sich die Wirbelsäule weitestgehend wieder aufrichten. Die Operation wird Wirbelkörperfusion, Versteifungsoperation, Wirbelkörperversteifung oder Spondylodese genannt. Der Eingriff hat verschiedene Risiken, zum Beispiel Nerven- oder Wirbelschäden.

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Wenn die Wirbelsäule nur leicht gekrümmt ist und einzelne Nerven beeinträchtigt sind, kann eine Dekompression infrage kommen.

Indikation zur chirurgischen Behandlung

Ein Parkinsonpatient kann wegen begrenzter Haltungsveränderungen, Stenosen der Wirbelsäule, die zu Kompressionssyndromen führen, oder einer Kombination aus beidem für eine chirurgische Behandlung in Betracht kommen. Es ist jedoch wichtig, zu erkennen, dass diese Patientenkategorie medizinisch sehr komplex ist und dass Rückenprobleme in dieser Gruppe multifaktorieller Genese sein können.

Der Chirurg und der Patient müssen bei der Indikation erkennen, dass eine Wirbelsäulenoperation bei Parkinsonpatienten mit einer höheren Komplikationsrate verbunden ist als eine Wirbelsäulenoperation bei Patienten ohne Parkinson. Die Parkinsonkrankheit führt zu einem erhöhten Risiko für postoperative Komplikationen, einschließlich kardialer, urogenitaler und neurologischer Komplikationen, akuten Blutverlusts, Blutarmut und des damit verbundenen Bedarfs an Bluttransfusionsprodukten. Es gibt auch ein erhöhtes Risiko für Reoperationen.

Der Eckpfeiler der chirurgischen Indikation sollte eine Kombination aus Therapiewunsch seitens des Patienten und den zu erwartenden Ergebnissen und Komplikationen sein. Das Ziel der Behandlung ist die Linderung der Symptome und kann darin bestehen, die Mobilität zu erhöhen und die Schmerzen zu lindern.

Da die Deformität bei der Parkinson-Krankheit progressiv ist und Parkinsonpatienten ihrer zunehmenden Deformität weniger Kompensationsmechanismen entgegensetzen können, ist die Analyse des sagittalen Gleichgewichts und seiner Kompensationsmechanismen für einen chirurgischen Behandlungsplan unerlässlich. Wenn der Patient eine normale sagittale Balance aufweist, dann reicht eine kurzstreckige und gezielte Operation aus. Wenn jedoch ein sagittales Ungleichgewicht und eine Deformität vorliegen, ist eine kurzstreckige Behandlung oder Instrumentierung kontraindiziert. Eine Korrektur zur Wiederherstellung der Bilanz ist dann obligatorisch.

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Die Einteilung der Symptomschwere beim Mb. Parkinson nach dem Hoehn- Yahr-Score korreliert nicht nur mit dem Grad der Deformität, sondern auch mit dem Erfolg der Operation. Je höher der Hoehn-Yahr-Score präoperativ ist, desto größer ist jedoch auch das Risiko für postoperative Komplikationen.

Die operative Wiederherstellung der sagittalen und frontalen Statik ist erforderlich, um ein gutes und nachhaltiges Ergebnis zu erzielen. Vor diesem Hintergrund muss eine Bewertung vorgenommen werden, die Erwartungen an die Patienten festgelegt und ein Behandlungsplan erstellt werden, der nicht nur den Operationsplan, sondern auch den prä- und postoperativen Verlauf umfasst.

Präoperative Planung

Vor der Operation muss eine umfangreiche Diagnostik durchgeführt werden. Diese besteht aus Röntgenaufnahmen der gesamten Wirbelsäule in aufrechter Position von lateral und ap. Darüber hinaus erfolgt eine MRT-Untersuchung.

Vorbeugung

Um einem Rundrücken vorzubeugen, ist es wichtig, auf eine gute Haltung zu achten und ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren. Kinder benötigen die Anleitung zum geraden Sitzen. Eltern sollten darauf achten, dass der Nachwuchs nicht krumm und schief am Schreibtisch "hängt".

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