Parkinson-Krankheit: Verlauf und Lebenserwartung

Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Parkinson-Syndrom, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen von Parkinson betroffen, wobei Männer etwas häufiger erkranken als Frauen. Die Krankheit tritt vorwiegend im höheren Lebensalter auf, meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Nur in etwa zehn Prozent der Fälle beginnt die Erkrankung vor dem 40. Lebensjahr. Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung und betrifft weltweit Millionen von Menschen.

Was ist Parkinson?

Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, die durch das Absterben von Dopamin produzierenden Nervenzellen verursacht wird. Dies führt zu einem Dopaminmangel im Körper, der die Hauptsymptome von Parkinson verursacht: Bewegungsarmut (Akinese), Muskelzittern (Tremor), Muskelsteifheit (Rigor) und posturale Instabilität.

Die Krankheit manifestiert sich bei den meisten Patienten zwischen dem 40. und 65. Lebensjahr, wobei erste Symptome oft schon Jahre im Voraus auftreten können. Diese Früherkennungsmerkmale können Schlafstörungen, Verstopfung und Geruchsstörungen sein.

Wenn von Parkinson die Rede ist, bezieht sich dies in der Regel auf eine heterogene Gruppe von Nervenerkrankungen mit ähnlichen Symptomen, aber unterschiedlichen Ursachen und Krankheitsverläufen. Es gibt verschiedene Formen von Parkinson:

  1. Idiopathische Parkinson-Syndrome (IPS): Die häufigste Form, die etwa 75 % aller Parkinson-Fälle ausmacht.
  2. Familiäre Parkinson-Syndrome: Diese haben eine klare genetische Ursache.
  3. Symptomatische Parkinson-Syndrome (sekundäre Parkinson-Syndrome): Diese werden durch einen klaren Auslöser verursacht, wie z. B. Medikamente, Amphetamine, vaskuläre Ereignisse, Traumata oder Toxine.
  4. Atypische Parkinson-Syndrome (Parkinson Plus): Diese treten im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen auf und betreffen nicht nur die Substantia nigra, sondern auch andere Teile des Gehirns.

Symptome der Parkinson-Krankheit

Parkinson äußert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die in zwei Hauptkategorien unterteilt werden können:

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  • Motorische Symptome (Kardinalsymptome):

    1. Akinese (Bradykinese oder Hypokinese): Bewegungsarmut, die sich in verlangsamten Bewegungen, reduziertem Gesichtsausdruck, Sprachproblemen und Schwierigkeiten bei der Feinmotorik äußert.
    2. Tremor: Zittern, das typischerweise in Ruhe auftritt und bei Bewegung abnimmt.
    3. Rigor: Muskelsteifheit, die durch eine erhöhte Muskelspannung verursacht wird und zu Schmerzen führen kann.
    4. Posturale Instabilität: Verminderte Körperstabilität, die zu Unsicherheiten beim Stehen und Gehen führt.
  • Nicht-motorische Symptome (Begleitsymptome):

    • Vegetative Störungen: Gesteigerte Talgproduktion (Salbengesicht), Blasenfunktionsstörungen, Temperaturregulationsstörungen, sexuelle Dysfunktion, Bewegungsstörungen im Magen-Darm-Trakt und Kreislaufregulationsstörungen.
    • Dysphagie: Schluckbeschwerden.
    • Fatigue: Körperliche, seelische und kognitive Erschöpfung.
    • Schlafstörungen: Insbesondere REM-Schlafverhaltensstörung, bei der Betroffene im Schlaf sprechen, schreien oder sich ruckartig bewegen.
    • Depressionen und Angstzustände.
    • Geruchsstörungen bis hin zum Geruchsverlust.
    • Verstopfung.

Ursachen der Parkinson-Krankheit

Die genauen Ursachen der Parkinson-Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt. Auf funktioneller Ebene handelt es sich um eine degenerative Erkrankung des extrapyramidalmotorischen Systems oder der Basalganglien, bei der Nervenzellen in der Substantia nigra absterben. Diese Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der für die Bewegungssteuerung wichtig ist.

Auf zellulärer Ebene gibt es Hinweise auf verschiedene Mutationen oder Abweichungen bei Parkinson-Patienten, wie z. B. defekte Kernkörperchen in den Dopamin produzierenden Nervenzellen. Externe Einflüsse wie Neurotoxine, Infektionen und Schädel-Hirn-Traumata können ebenfalls eine Rolle spielen. Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Seit 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt.

Diagnose von Parkinson

Die Diagnose der Parkinson-Krankheit basiert in der Regel auf den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Sie umfasst eine umfassende klinisch-neurologische Untersuchung sowie bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie (MRT), Craniale Computertomographie (CCT) oder Szintigrafie. Weitere Untersuchungen wie der L-Dopa-Test, Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und Einzelphotonen-Emissions-Tomographie (SPECT) können ebenfalls durchgeführt werden.

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Verlauf der Parkinson-Krankheit

Der Verlauf der Parkinson-Krankheit ist individuell unterschiedlich und hängt von der Form der Erkrankung und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Da beim Parkinson-Syndrom im Laufe der Zeit immer mehr Nervenzellen absterben, verläuft die Erkrankung langsam fortschreitend. Ein schneller Verlauf ist für Parkinson untypisch. Die Erkrankung ist bis heute nicht heilbar. Alle Therapien lindern zwar die Symptome von Parkinson, können das Absterben der Nervenzellen, die Dopamin produzieren, aber nicht aufhalten.

Der typische Verlauf des Morbus Parkinson lässt sich in zwei Phasen einteilen:

  1. Prodromalstadium: In dieser Phase, die Jahre bis Jahrzehnte dauern kann, treten unspezifische Symptome wie depressive Verstimmungen, Verstopfung, Geruchsverlust und REM-Schlafstörungen auf.
  2. Klinische Phase: In dieser Phase treten die klassischen motorischen Symptome von Parkinson auf, die sich im Laufe der Zeit verschlechtern.

Mediziner unterscheiden je nach Symptomatik vier Arten bzw. Verlaufsformen:

  • Akinetisch-rigider Typ: Vor allem Bewegungslosigkeit und Muskelsteife, kaum Tremor.
  • Tremor-Dominanz-Typ: Hauptsymptom ist Zittern.
  • Äquivalenz-Typ: Bewegungslosigkeit, Muskelsteife und Zittern sind etwa gleich ausgeprägt.
  • Monosymptomatischer Ruhe-Tremor: Zittern in Ruhe ist das einzige Symptom (sehr seltene Verlaufsform).

Der Tremor-Dominanz-Typ hat die günstigste Prognose, schreitet aber langsamer voran als die anderen Formen.

Behandlungsmöglichkeiten

Obwohl Parkinson nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung zielt darauf ab, den Dopaminhaushalt auszugleichen, die Dopaminproduktion anzukurbeln oder das fehlende Dopamin zu ersetzen.

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  • Medikamentöse Therapie:

    • L-Dopa (Levodopa): Ein Hauptmedikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird.
    • Dopaminagonisten: Medikamente, die die Wirkung von Dopamin imitieren.
    • COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen.
  • Weitere Therapieansätze:

    • Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden, um die Symptome zu lindern.
    • Physiotherapie: Um die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern.
    • Ergotherapie: Um die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten.
    • Sprachtherapie: Um Sprach- und Schluckbeschwerden zu behandeln.
    • Komplementäre Behandlungen: Entspannungsübungen, Meditation, Yoga oder Taijiquan können zusätzlich helfen, die Symptome zu lindern.

Die medikamentöse Einstellung der Patienten erfordert viel Erfahrung und oft eine engmaschige Kontrolle unter Mitarbeit der Betroffenen. Auch stationäre Einstellungen im Krankenhaus werden unumgänglich. Eventuelle späte psychische Nebenwirkungen der Therapie (Halluzination, Psychose) können heute gezielt und erfolgreich behandelt werden. Nach langjährigem Verlauf sind die Möglichkeiten der oralen Medikation bei einem kleinen Teil der Patienten (unter 10 %) erschöpft. Auch diesen Patienten kann heute mit der so genannten Pumpenbehandlung und in erster Linie mit der Tiefenhirnstimulation geholfen werden.

Es ist wichtig, dass Parkinson-Kranke in keinem Fall vor dem Kampf gegen die Nervenkrankheit zurückschrecken. Bei rechtzeitiger Erkenntnis, regelmäßigen Arztbesuchen und einer strikten Einnahme der Medikamente können die Symptome des Parkinson-Syndroms für eine sehr lange Zeit stark verbessert werden. Auch eine komplette Unterdrückung ist möglich.

Lebenserwartung bei Parkinson

Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Form der Erkrankung und dem Zeitpunkt der Diagnose. Im Allgemeinen unterscheidet sich die Lebenserwartung jedoch kaum von der der übrigen Bevölkerung. Mit einer optimalen Behandlung hat ein Mensch mit Parkinson-Syndrom heute fast die gleiche Lebenserwartung wie eine gleichaltrige gesunde Person.

Die gestiegene Lebenserwartung beim Parkinson-Syndrom kommt dadurch zustande, dass die modernen Medikamente die wesentlichen Beschwerden der Betroffenen weitgehend beheben. Früher führten solche Beschwerden oft zu Komplikationen und im Verlauf der Parkinson-Krankheit zum vorzeitigen Tod.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese verbesserte Lebenserwartung sich nur auf das "normale" Parkinson-Syndrom bezieht. Atypische Parkinson-Syndrome schreiten meist rascher voran und haben in der Regel eine deutlich schlechtere Prognose.

Pflege bei Parkinson

Im fortgeschrittenen Verlauf, also im Spätstadium und im Endstadium von Morbus Parkinson, werden die Betroffenen häufig pflegebedürftig. Das ist in der Regel aber erst nach langen Krankheitsverläufen ab etwa 20 Jahren der Fall. Ursache ist in den meisten Fällen eine Demenz, aber auch eine hohe Symptomlast. Kommt es zu einer Pflegebedürftigkeit, ist es möglich, Pflegegeld zu beantragen. Die Pflege leistet einen wichtigen Beitrag mit Blick auf die Versorgung Parkinson-Erkrankter. Je nach Stadium kann Hilfe bei der Essensaufnahme, Haushaltsführung oder Körperpflege nötig sein. Ein Medikamentenplan kann ebenfalls durch die Unterstützung von Pflegekräften umgesetzt werden.

Etwa 40 % aller Parkinson-Erkrankten entwickeln mit der Zeit eine Parkinson-Demenz. Das Leitsymptom ist nicht Vergesslichkeit.

Vorbeugung von Parkinson

Da die Ursachen von Parkinson - insbesondere des Absterbens der Nervenzellen - weitgehend unbekannt sind, gibt es auch keine spezifischen Maßnahmen, um der Erkrankung vorzubeugen. Eine gesunde Lebensweise, die eine nährstoffreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung einschließt, ist generell empfehlenswert, wenn es um die Gesundheit geht. Da bestimmte Neurotoxine im Verdacht stehen, Parkinson zu begünstigen, sollte der Kontakt bestenfalls vermieden werden.

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