Parkinson-Krankheit: Ursachen, Diagnose und Leben mit der Erkrankung

Die Parkinson-Krankheit, oft als "Schüttellähmung" bezeichnet, ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, die neben Demenz im Bereich der Neurologie vorkommen. Obwohl unheilbar, ermöglicht eine frühzeitige Erkennung und die richtige Therapie den Betroffenen, ein möglichst normales Leben zu führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze der Parkinson-Krankheit, um ein umfassendes Verständnis dieser komplexen Erkrankung zu vermitteln.

Was ist Morbus Parkinson?

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die hauptsächlich ältere Menschen betrifft, obwohl sie auch in jüngeren Jahren auftreten kann. Die Ursache der Bewegungsstörungen liegt im Absterben von Nervenzellen in der Substantia nigra im Gehirn, was zu einem Mangel an Dopamin führt. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen zuständig ist.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für das Absterben der Nervenzellen sind noch nicht vollständig geklärt. Genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Es gibt verschiedene Formen des Parkinson-Syndroms, darunter:

  • Idiopathisches oder primäres Parkinson-Syndrom (IPS): Die häufigste Form, deren Ursachen unbekannt sind.
  • Genetisch bedingtes Parkinson-Syndrom: Tritt gehäuft in Familien auf.
  • Atypisches Parkinson-Syndrom: Im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie der Lewy-Körperchen-Demenz.
  • Symptomatisches oder sekundäres Parkinson-Syndrom: Durch äußere Einflüsse wie Medikamente oder Vergiftungen verursacht.

Umweltfaktoren wie Pestizide (z. B. Paraquat) oder Chemikalien (z. B. Trichlorethylen) können schädlich für IPS-relevante Strukturen des Nervensystems sein. Die Mutation im Glucocerebrosidase-Gen (GBA1) ist der wichtigste Risikofaktor.

Symptome der Parkinson-Krankheit

Die Symptome der Parkinson-Krankheit können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Sie lassen sich grundsätzlich in motorische und nicht-motorische Symptome unterteilen.

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Motorische Symptome

Motorische Symptome beziehen sich auf Bewegungen und Bewegungsabläufe, die von den Muskeln und dem Nervensystem gesteuert werden. Zu den Hauptsymptomen gehören:

  • Bradykinese: Verlangsamung der Bewegungen. Dies kann sich in Verlangsamung von Rumpf, Armen, Beinen und Gesichtsmuskulatur äußern.
  • Rigor: Muskelsteifheit. Schmerzhafte Verspannungen in den Oberarmen oder der Schulter.
  • Tremor: Zittern, meist in Ruhe (Ruhetremor). Betrifft oft Finger, Hände oder Arme.
  • Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen. Störung der Reflexe, die für die Ausbalancierung des Körpers während einer Bewegung sorgen.

Weitere motorische Symptome können sein:

  • Veränderungen der Körperhaltung: Vornüber gebeugte Haltung.
  • Gangstörungen: Kleinschrittiger Gang, Nachziehen eines Beins.
  • Verminderte Mimik: Starres Gesicht.
  • Sprachstörungen: Leisere oder monotone Sprache.
  • Mikrographie: Verkleinerung der Schrift.
  • Dysphagie: Schluckstörungen, vermehrter Speichelfluss.

Nicht-motorische Symptome

Neben den motorischen Symptomen können weitere Symptome auftreten, die sich in ihrer Schwere zwischen einzelnen Betroffenen unterscheiden. Dazu gehören:

  • Depressionen: Niedergeschlagenheit.
  • Angstzustände: Innere Unruhe.
  • Schlafstörungen: REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
  • Verlust des Geruchssinns: Hyposmie.
  • Verstopfung: Obstipation.
  • Blasen- und Darmstörungen: Häufiger Harndrang, Harninkontinenz.
  • Schmerzen: Ziehende, brennende, krampfartige, rheumatische oder kribbelnde Schmerzen.
  • ** vegetative Dysfunktion**: vermehrter Harndrang, Kreislaufschwindel.
  • kognitive Beeinträchtigungen: Halluzinationen, Orientierungs- und Gedächtnisstörungen.

Einige dieser Symptome können der eigentlichen Parkinson-Erkrankung vorausgehen und werden als prodromale oder präklinische Symptome bezeichnet.

Diagnose von Morbus Parkinson

Die Diagnose von Morbus Parkinson wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch bei einem Neurologen gestellt. Dabei werden die Reflexe, die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit getestet.

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Anamnese und neurologische Untersuchung

Der Neurologe informiert sich zunächst sehr genau über Beginn, Dauer und Art der Symptome, über mögliche Vorerkrankungen, Medikamenten-Einnahmen und ähnliche Erkrankungen in der näheren Verwandtschaft.

Klinische Aspekte

Sowohl bei der Erstdiagnose als auch im Erkrankungsverlauf gibt es klinische Aspekte, die für das idiopathische Parkinsonsyndrom charakteristisch sind und von dem behandelnden Neurologen regelmäßig untersucht werden:

  • Die Erkrankung beginnt auf einer Körperseite.
  • Diese Seitenunterschiede bleiben im Verlauf der Erkrankung lange bestehen.
  • Ein ausgeprägter Ruhetremor ist typisch.
  • Die Symptome bessern sich (eventuelle Ausnahme ist der Ruhetremor) nach einem Medikamenten-Test mit L-Dopa in der Regel innerhalb einer Stunde.
  • Wenn die Erkrankung über zehn oder mehr Jahre nur die vier Haupt-Symptome zeigt, aber keine Zusatzsymptome auftreten, spricht dies für ein IPS.

L-Dopa-Test

Für eine noch sicherere Diagnosestellung kann der sogenannte L-Dopa-Test durchgeführt werden. Dabei wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen. Eine Verbesserung der Symptome um mindestens 30 Prozent deutet auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin.

Apparative Diagnostik

Apparative Zusatzuntersuchungen dienen im Wesentlichen dem Ausschluss anderer Erkrankungen. Dazu gehören:

  • MRT-Kopf: Zum Ausschluss anderer Erkrankungen wie NPH und vaskuläres Parkinsonsyndrom.
  • DAT-Scan: Nuklearmedizinische Untersuchung, um die Funktionsfähigkeit bestimmter Nervenverbindungen im Gehirn (Dopamin-Transporter) zu überprüfen und bildlich darzustellen. Bei einem normalen Ausfall der Untersuchung kann ein Parkinsonsyndrom zu etwa 97% ausgeschlossen werden.
  • MIBG-Szintigraphie des Herzens: Bei M. Parkinson pathologisch (Noradrenerges Defizit).
  • FDG-PET: Kann in der Differentialdiagnose von Parkinson-Syndromen hilfreich sein.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Indikation zur Bildgebung nur durch den Spezialisten gestellt werden sollte, um eine unspezifische bzw. ungezielte Diagnostik zu vermeiden.

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Differentialdiagnose

Wichtig ist die gute klinische Beurteilung der Patienten. Sekundäre Parkinsonsyndrome durch Traumata nach Enzephalitis durch Tumor oder Intoxikation spielen in der Praxis nur selten eine Rolle.

Eine wichtige Differentialdiagnose ist der essentielle Tremor (ET). Im Gegensatz zum Parkinsontremor ist der essentielle Tremor ein Aktionstremor, der auftritt, wenn eine Tätigkeit aktiv ausgeführt wird. Die Erkrankung nimmt in der Regel nach dem 40. Lebensjahr langsam zu, es entwickeln sich jedoch über das Zittern hinaus keine anderen Symptome.

Behandlung von Morbus Parkinson

Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie ist der wichtigste Baustein in der Behandlung der Parkinson-Krankheit. Dazu gehören:

  • Levodopa: Ein Dopamin-Vorläufer, der im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Gilt als das wirksamste Medikament bei Parkinson.
  • Dopamin-Agonisten: Moleküle, die wie Dopamin wirken.
  • COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer: Werden zur Unterstützung von Levodopa und Reduzierung seiner Nebenwirkungen verwendet.
  • Noradrenerg wirksame Antidepressiva: Nortriptylin, Maprotilin.
  • Anticholinergika: Trihexyphenidyl, Biperiden, Procyclidin.
  • Glutamat-Antagonist: Budipin.
  • Beta-Blocker: Propranolol.

Tiefe Hirnstimulation

Ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation, wird ebenfalls zur Behandlung der Krankheit eingesetzt. Dabei werden Elektroden im Gehirn an speziellen Stellen platziert, die für die typischen Parkinson-Aktivitäten verantwortlich sind.

Nicht-medikamentöse Therapien

Ergänzend zur medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle:

  • Physiotherapie: Fördert die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und die Stabilität des Körpers.
  • Sprechtherapie: Verbessert die Sprechstörung. Dabei werden die Muskeln für die Lautstärke der Stimme, die Atemtechnik und eine klare Aussprache trainiert.
  • Ergotherapie: Üben an Parkinson Erkrankte Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.
  • Bewegungsübungen: Können einzelne Parkinson-Symptome lindern und bei der Therapie unterstützen. Neue Entwicklungen mit Krafttraining, Tanzen, Tai Chi und Laufbandtraining kommen hinzu.

Behandlung von nicht-motorischen Symptomen

Viele nicht-motorische Symptome können gelindert werden. Es ist wichtig, sich dem Arzt anzuvertrauen.

  • Demenz: Rivastigmin.
  • Psychose: Clozapin, Quetiapin.

Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson ist für viele Betroffene ein Schock. Es ist wichtig, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und aktiv am Leben teilzunehmen.

Selbsthilfe und Unterstützung

  • Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen.
  • Informationen und Unterstützung bei der Deutschen Parkinson Vereinigung (dPV).
  • Offener Umgang mit der Erkrankung im sozialen Umfeld.

Ernährung und Lebensstil

  • Vermeidung von Fertiggerichten, gesättigten Fettsäuren und übermäßigem Zuckerkonsum.
  • Ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse.
  • Regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivitäten.

Stadien der Parkinson-Erkrankung

Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:

  • Anfangsstadium (Stadium 0): Noch keine Symptome.
  • Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1): Erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite.
  • Beidseitige Beschwerden (Stadium 2): Die Parkinson-Erkrankung ist auf beiden Körperhälften sichtbar. Zu den bisherigen Symptomen können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen hinzukommen.
  • Langsamere Bewegungen (Stadium 3): Ausgeprägte Symptomatik. Patientinnen und Patienten können in diesem Stadium noch stehen und gehen.
  • Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4): Parkinsonpatienten und -patientinnen sind auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen.
  • Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5): Stark erkennbare Beschwerden

Fazit

Die Parkinson-Krankheit ist eine komplexe und vielschichtige Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinflussen kann. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuelle, multidisziplinäre Behandlung sind entscheidend, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Durch einen offenen Umgang mit der Erkrankung, die Inanspruchnahme von Unterstützung und die aktive Teilnahme am Leben können Parkinson-Patienten ein erfülltes Leben führen.

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