Parkinson-Statistik Weltweit: Eine Zunehmende Herausforderung

Parkinson ist die am schnellsten zunehmende Hirnerkrankung weltweit und stellt eine wachsende Herausforderung für Gesundheitssysteme dar. Schätzungen zufolge leben weltweit 6,3 Millionen Menschen aller Ethnien und Kulturen mit Parkinson. Die Parkinson-Krankheit ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems. Mit fortschreitendem Verlauf kommt es zur zunehmenden Behinderung, sodass tägliche Aktivitäten schwierig oder unmöglich werden.

Prävalenz und Prognosen

In Europa sind 1,2 Millionen Menschen von Parkinson betroffen. Die Zahl der Parkinson-Patienten weltweit hat sich von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen im Jahr 2016 erhöht. Eine kürzlich im Fachblatt „BMJ“ erschienene Studie prognostiziert, dass sich die Zahl der Parkinson-Erkrankten weltweit von 11,9 Millionen im Jahr 2021 bis 2050 mehr als verdoppeln könnte auf 25,2 Millionen.

Für Deutschland gehen Wissenschaftler davon aus, dass im Jahr 2050 rund 574.000 Menschen an Parkinson leiden werden. Sollte diese Prognose eintreffen, hätte Deutschland nach China, Indien und den USA die vierthöchste Zahl an Patienten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Parkinson-Krankheit wird durch den Verfall (Degeneration) eines kleinen Gehirnteils verursacht, der Substantia nigra. Im Hirnstamm der Betroffenen sterben zunehmend Nervenzellen ab, die für die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin zuständig sind. Dopamin ist ein Botenstoff und ermöglicht den Hirnzellen, die an der Bewegungskontrolle beteiligt sind, die Kommunikation. Ein Absinken des Dopaminspiegels führt zu den Symptomen der Parkinson-Krankheit. Je mehr die Dopamin-Menge im Laufe der Zeit abnimmt, desto ausgeprägter wird die mit der Parkinson-Krankheit verbundene Behinderung in vielen Fällen.

Die Ursache für den Zelltod bei der Parkinson-Krankheit ist noch nicht eindeutig nachgewiesen. Ein Merkmal der Erkrankung ist, dass in den betroffenen Zellen sogenannte Lewy-Körperchen auftreten. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten. Fehlgefaltete Formen dieses Proteins verklumpen und lagern sich im Hirn ab.

Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen

Als grössten Faktor der rasanten Zunahme an Parkinson-Fällen nennt die Forschungsgruppe eine generelle Bevölkerungsalterung, gefolgt von einem weltweiten Bevölkerungswachstum. Offenkundig gibt es einen Zusammenhang mit der Alterung der Gesellschaft.

Zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch, d.h. durch Vererbung bedingt. Hier sind Mutationen, also Veränderungen der Erbinformation, Ursache der Erkrankung. Patienten mit genetischer Parkinson sind im Schnitt etwas jünger, wenn sich Symptome zeigen: oft treten erbliche Formen schon vor dem 50. Lebensjahr auf.

Diskutiert werden genetische Einflüsse und Umwelteinflüsse, beispielsweise Pestizide. Als Ursache kommen vermutlich auch verschiedene Umweltfaktoren hinzu, die das Entstehen der Krankheit begünstigen.

Symptome der Parkinson-Krankheit

Die Symptome von Morbus Parkinson entwickeln sich schleichend. Die ersten Anzeichen der fortschreitenden Hirnerkrankung können schon viele Jahre vor den Hauptsymptomen auftreten. Oft werden die ersten klinischen Zeichen zuerst vom Umfeld der Betroffenen entdeckt.

Zu den typischen Symptomen gehören das Zittern (Tremor), weitere Bewegungsstörungen wie Steifheit der Muskeln (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Gleichgewichtsstörungen.

Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt

Im Einzelnen äussern sich die Symptome wie folgt:

  • Tremor (Zittern): Dies beginnt häufig mit einem gelegentlichen Zittern eines Fingers, das sich schließlich auf den gesamten Arm ausbreitet. Insbesondere in den frühen Stadien der Erkrankung betrifft der Tremor unter Umständen nur einen Teil oder eine Seite des Körpers. Dabei handelt es sich um ein unwillkürliches Zittern der Hände. Im späteren Verlauf der Krankheit kann der Ruhetremor auch die Füße betreffen. Das Zittern tritt bei Parkinson nur auf, während Hände und Füße ruhen und verstärkt sich bei emotionaler Belastung. Er verschwindet, wenn Patienten die betroffene Extremität bewegen oder während Patienten schlafen.
  • Rigor (Muskelsteifheit): Dies ist eine Muskelsteifheit, die mit der Parkinson-Krankheit einhergeht. Sie beginnt häufig in den Beinen und im Nacken. Der Rigor kommt bei den meisten Betroffenen vor. Typisch für Parkinson-Patienten ist eine Steifheit der Muskeln, von der häufig Nacken, Arme und Beine betroffen sind. Die Körperhaltung ist vornübergebeugt. Es fühlt sich für Betroffene an, als ob Bewegungen gegen einen Widerstand ausgeführt werden müssen. Manchmal sind Bewegungen regelrecht blockiert.
  • Bradykinese (Verlangsamung der Bewegungen): Dies ist ein klassisches Symptom der Parkinson-Krankheit. Im Laufe der Zeit nehmen Betroffene eine gebeugte Haltung ein und können nur noch schlurfend mit langsamen Schritten gehen. Schließlich können sie auch ihre Fähigkeit verlieren, eine Bewegung zu beginnen und bis zum Ende auszuführen. Bei Betroffenen nimmt die Bewegungsfähigkeit ab. So gehen Parkinson-Patienten auffallend langsam und mit kleinen Schritten, sich drehen fällt ihnen schwer. Die Mimik wird maskenhaft, die Handschrift wird kleiner.
  • Posturale Instabilität (Haltungsinstabilität): Betroffene mit Haltungsinstabilität nehmen unter Umständen eine gebeugte Haltung mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern ein. Dabei kann sich eine dauerhafte Neigung nach vorne oder hinten ergeben, was Stürze mit Verletzungen zur Folge haben kann. Hinter diesem Begriff verbergen sich Gleichgewichtsstörungen. Die Betroffenen gehen und stehen unsicher und können das Gleichgewicht nicht mehr halten, weshalb es zur Gefahr von Stürzen kommt.

Weitere Symptome können sein:

  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • Verstopfung
  • Störungen des Geruchssinns
  • Eine leisere, monotone Stimme
  • Das fehlende Mitschwingen eines Armes beim Gehen

Diagnose

Im frühen Stadium der Parkinson-Krankheit ist eine Diagnose oft schwierig. Zunächst sollten Sie eine neurologische Untersuchung veranlassen. Der Neurologe wird in einem ersten Anamnese-Gespräch mit Ihnen und Ihren Angehörigen den bisherigen Verlauf besprechen, die Symptome untersuchen. Nehmen Sie Medikamente ein, beispielsweise aufgrund psychischer Probleme? Parallel zum Anamnesegespräch folgen eine körperliche und eine neurologische Untersuchung. Dabei überprüft der Arzt allgemein die Funktion des Nervensystems, indem die Reflexe des Patienten, die Empfindsamkeit (Sensibilität) der Haut und die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke getestet werden. Untersuchungen wie Computertomografie (CT) und Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) dienen vor allem dem Ausschluss anderer Ursachen. Bessern sich die Symptome unter einem Therapieversuch mit dem Medikament Levodopa, ist das ein starker Hinweis auf eine Parkinson-Krankheit.

Behandlungsmöglichkeiten

Morbus Parkinson ist bislang nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren.

Es gibt eine Reihe von Medikamenten zur Behandlung der motorischen Parkinson-Symptome. In den frühen Parkinson-Stadien empfiehlt Ihr Arzt möglicherweise eine Veränderung Ihrer Lebensweise und Maßnahmen, die einige Symptome der Erkrankung lindern oder Ihnen den Alltag erleichtern können.

Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson

Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. So kann die Gabe von Dopaminvorstufen (z. B. in Form des Antiparkinson-Wirkstoffs L-Dopa) den Dopaminmangel ausgleichen. Ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, kommt ein so genannter Hirnschrittmacher in Frage. Die THS-Therapie ist eine Form der Behandlung, bei der elektrische Impulse an bestimmte Hirnregionen, deren Aufgabe die Bewegungskontrolle ist, gesendet werden. Elektrische Impulse können die Wirkung des Dopamins nachahmen.

Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, die Botenstoffe im Gehirn wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen. Levodopa ist eine Vorstufe des Dopamins und wirkt vor allem positiv auf die Beweglichkeit, gegen die Muskelsteifigkeit, aber auch gegen das Zittern. Eine zweite Medikamentengruppe sind die Dopaminagonisten. Sie verstärken die Wirkung des vorhandenen Dopamins und gewährleisten gleichmäßige Wirkstoffspiegel. Der Wirkstoff wird entweder als Tablette eingenommen oder über ein Pflaster abgegeben, das täglich gewechselt werden muss. Weitere Medikamenten-Gruppen, die die Wirkungsschwankungen von Dopamin verringern oder seinen Abbau bremsen (sog. Anticholinergika können dabei helfen, das Zittern zu verringern. Die verschiedenen Wirkstoffgruppen können auch untereinander kombiniert werden.

Bei der chirurgischen Therapie müssen Arzt und Patient Nutzen und Risiko abwägen. Der Eingriff kann vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend ist und der Parkinson-Kranke daher an Lebensqualität verliert. An vorher genau berechneten Stellen des Gehirns werden unter Vollnarkose kleine Elektroden dauerhaft eingesetzt. Bestimmte Hirnareale können nun elektrisch gereizt und damit gehemmt werden. Auf diese Weise sind Beschwerden gezielt zu lindern.

Logopädische Maßnahmen helfen, wenn das Sprech- und Schluckvermögen beeinträchtigt ist. Sie trainieren die betreffende Muskulatur. Eine Ergotherapie hilft, möglichst lange selbstständig den Alltag bewältigen oder Hobbys ausführen zu können.

Regelmäßige körperliche Aktivität und ein gesunder Schlaf tragen nach Auskunft der Parkinson-Gesellschaft wesentlich zur Lebensqualität von Betroffenen bei. Wer sich mehrmals pro Woche und regelmäßig körperlich betätigt, hat als Parkinson-Patient gute Chancen, bestimmte Fähigkeiten länger zu erhalten.

Forschung und Ausblick

Aktuell konzentriert sich die Forschung stärker auf die Früherkennung und die Entwicklung von Therapien, die die fehlgefalteten Proteine an ihrer Verbreitung im Gehirn hindern sollen. Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen erklärte deshalb am Montag vor Journalisten, es gebe derzeit begründete Hoffnung auf bahnbrechende Fortschritte.

Wer eine Krankheit heilen möchte, muss sie zunächst einmal verstehen. Forschende des DZNE fahnden daher nach den Ursachen für das Nervensterben bei Parkinson - sowohl bei der sporadischen als auch bei der erblichen Form der Erkrankung. Andere erforschen die Rolle von Entzündungsprozessen oder bestimmten Genmutationen. Außerdem gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZNE der Frage nach, wie geschädigte Mitochondrien zur Krankheitsentstehung beitragen können. Die „Kraftwerke der Zelle“ können schädliche Sauerstoffradikale abgeben und bauen zudem Dopamin ab. Ein weiteres wichtiges Forschungsziel ist aber auch die Suche nach so genannten Biomarkern: das sind messbare biologische Merkmale (z. B. im Blut oder Nervenwasser), die eine Früherkennung von Parkinson erlauben und helfen, das Fortschreiten der Erkrankung besser im Auge zu behalten.

Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, um die Symptome der Parkinson-Erkrankung zu lindern. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson ist heute weitgehend normal. In Deutschland und international werden daher neue Therapien erforscht, die an der Ursache der Erkrankung ansetzen.

tags: #parkinson #statistik #weltweit