Die Parkinson-Krankheit, umgangssprachlich auch als „Schüttelkrankheit“ bekannt, ist vor allem durch Zittern gekennzeichnet. Es handelt sich um eine neurologische, unheilbare Erkrankung, die meist im höheren Lebensalter auftritt. Eine frühzeitige Erkennung und die richtige Therapie ermöglicht es Betroffenen, ein möglichst normales Leben zu führen.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit nach Alzheimer. Schätzungsweise sind in Deutschland etwa 400.000 Menschen betroffen. Zwar kann Parkinson auch bei jungen Menschen im Alter von 20 Jahren auftreten, doch die meisten Betroffenen sind bei Eintritt der Krankheit mindestens 60 Jahre alt. Etwa zehn Prozent der Parkinson-Patienten erkranken bereits vor dem 50. Lebensjahr.
Die Ursache der Bewegungsstörungen ist ein Sterben der Nervenzellen (Neurone) in der Substantia Nigra im Gehirn - genauer gesagt im Mittelhirn. Dies verursacht einen Mangel an Dopamin. Warum die Nervenzellen absterben, ist nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische Faktoren eine Rolle.
Parkinson-Syndrome: Eine Übersicht
Das Parkinson-Syndrom umfasst vier Gruppen, die die typischen Symptome wie Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit und Zittern gemeinsam haben. Die Ursachen des jeweiligen Parkinson-Syndroms können jedoch unterschiedlich sein. Folgende Parkinson-Syndrome gibt es:
- Idiopathisches oder auch primäres Parkinson-Syndrom
- Genetisch bedingtes Parkinson-Syndrom
- Atypisches Parkinson-Syndrom
- Symptomatisches oder auch sekundäres Parkinson-Syndrom
Das primäre Parkinson-Syndrom ist mit einer Häufigkeit von etwa 75 Prozent die häufigste parkinsonsche Krankheit, dessen Ursachen und Auslöser bisher unbekannt sind. Beim idiopathischen bzw. primären Parkinson-Syndrom sind die Ursachen und Risikofaktoren bisher nicht geklärt, während das symptomatische bzw. Bei einem genetisch bedingten Parkinson-Syndrom tritt die Krankheit gehäuft in Familien auf. Atypische Parkinson-Syndrome treten im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie etwa der Lewy-Körper-Demenz auf.
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Entstehung des primären Parkinson-Syndroms
Das primäre Parkinson-Syndrom entsteht in der Substantia Nigra im Mittelhirn. Die sich dort befindenden Nervenzellen (Neurone) produzieren den Botenstoff Dopamin. Dopamin ist für die Steuerung von Bewegungen wichtig, und die Nervenzellen können so miteinander kommunizieren. Doch aus bisher ungeklärten Gründen sterben diese Nervenzellen ab, sodass ein Dopaminmangel entsteht.
Symptome von Morbus Parkinson
Vor den Hauptsymptomen wie Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit, Zittern und Gleichgewichtsstörungen können erste Frühsymptome auf Parkinson hindeuten. Da die Beschwerden sehr unspezifisch sind, werden sie häufig nicht mit der parkinsonschen Krankheit in Verbindung gebracht.
Hauptsymptome
- Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese): Die Bewegungen von Rumpf, Armen, Beinen und der Gesichtsmuskulatur sind verlangsamt. Dies bewirkt Veränderungen der Körperhaltung, des Gangs, der Mimik, Sprache und Feinmotorik - wobei zunächst nur eine Körperhälfte betroffen ist. Es kommt zu zeitlichen Verzögerungen, wenn Patientinnen und Patienten ihren Arm oder ein Bein bewegen möchten. Unter Bradykinese versteht man die Verlangsamung der Einleitung von Willkürbewegungen.
- Gangstörungen: Betroffene ziehen beispielsweise ein Bein nach oder haben einen kleinschrittigeren Gang.
- Veränderte Körperhaltung und Mimik: Neben einer gebeugten Körperhaltung vermindert sich auch die Mimik des Gesichts.
- Sprachstörungen: Sprachstörungen wie etwa eine leisere oder monotone Sprache begleiten das Krankheitsbild von Parkinson. Eine Sprechstörung stellt sich bei der Parkinson Erkrankung in Form einer zunehmend leisen und monotonen Sprechweise dar.
- Zittern (Tremor): In der Regel zittern bei Betroffenen die Finger, Hände oder Arme, während sie im Ruhezustand sind. Es handelt sich beim Tremor der Parkinson Krankheit in der Regel um einen Ruhetremor. Die Finger der Hand oder der Arm zittern langsam, während der Körperteil eigentlich in Ruhe ist.
- Gleichgewichtsstörungen: Durch die Störung der Reflexe, die für ein Ausbalancieren des Körpers während einer Bewegung sorgen, entstehen Gleichgewichtsstörungen. Unvorhergesehene Bewegungen können somit nicht mehr ausgeglichen werden. Die posturale Instabilität, also eine Instabilität der Körperhaltung, lässt sich dadurch erkennen und nachweisen, dass der aufrecht stehende Patient auf ein leichtes Stoßen nach vorne, hinten oder zur Seite unsicher reagiert, und bestenfalls durch einen Ausfall-schritt das Fallen vermeiden kann.
- Muskelsteifheit (Rigor): Der Rigor ist eine zunehmende Steifigkeit der Muskulatur, die beim passiven Durchbewegen von Armen und Beinen auffällt.
Weitere Symptome
Zusätzlich zu den Hauptsymptomen von Parkinson können weitere Symptome auftreten, die sich in ihrer Schwere zwischen einzelnen Betroffenen unterscheiden oder nicht bei jeder Patientin bzw. jedem Patienten vorkommen. Etwa die Hälfte aller Parkinsonpatienten beschreiben ziehende, brennende, krampfartige, rheumatische oder kribbelnde Schmerzen.
Sprach- und Stimmstörungen im Detail
Alle diese Symptome sind bei der überwiegenden Anzahl der Parkinson Patienten auch beim Sprechen und der Stimme erkennbar. Die betroffenen Patienten bemerken ihre unzureichende Sprechlautstärke nicht und bedürfen häufig einen Hinweis vom Gesprächspartner. Die durch den Dopaminmangel verursachte Akinese und Rigor führen dazu, dass sich die Sprechorgane (Lippen, Zunge, Kiefer) weniger bewegen und das Sprechen undeutlicher wird. Auch die Stimme wird leiser und heiser, weil die Stimmlippen fester werden und nicht mehr so schwingen wie früher. Das verändert den Stimmklang und das Stimmvolumen.Hinzu kommt, dass an Parkinson Erkrankte Probleme haben, die Veränderung ihres Sprechens wahrzunehmen. Unser Gehirn hat seit der Kindheit ein eigenes Klangbild von unserer Art und Weise zu sprechen im Kopf gespeichert. Der Parkinsonkranke hängt an diesem inneren Bild fest.
Diagnose von Morbus Parkinson
Eine Diagnose der neurologischen Erkrankung Morbus Parkinson wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch bei einer Neurologin oder einem Neurologen gestellt. Zusätzlich werden die Reflexe, die Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit getestet.
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Für eine noch sicherere Diagnosestellung der „Schüttelkrankheit“ kann der sogenannte L-Dopa-Test durchgeführt werden. Da Parkinson insbesondere im Anfangsstadium nur schwer von anderen Erkrankungen unterschieden werden kann, ist es sinnvoll, die Beschwerden und deren Entwicklung genau zu beobachten. Mit dem L-Dopa-Test wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.
Therapie von Morbus Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Dennoch lässt sie sich gut mit Medikamenten wie Levodopa behandeln, welche die Erkrankung zwar nicht verlangsamen, doch ihre Symptome lindern. Ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation, wird ebenfalls zur Behandlung der Krankheit eingesetzt.
Medikamentöse Therapie
- Levodopa: Zu den wirksamsten Medikamenten bei Parkinson gehört Levodopa. Nimmt der Körper das Medikament in die Nervenzellen auf, kann er Dopamin daraus herstellen.
- Dopamin-Agonisten: Dopamin-Agonisten sind dem Dopamin chemisch ähnliche Moleküle, die wie der natürliche Botenstoff wirken.
- COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer: Zur Unterstützung von Levodopa und Reduzierung seiner Nebenwirkungen werden COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer verwendet.
Nicht-medikamentöse Therapie
- Physiotherapie: Mittels Physiotherapie werden die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und die Stabilität des Körpers gefördert.
- Ergotherapie: Bei der Ergotherapie üben an Parkinson Erkrankte Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.
- Sprechtherapie: Die Sprechtherapie dient der Verbesserung der Sprechstörung. Dabei werden die Muskeln für die Lautstärke der Stimme, die Atemtechnik und eine klare Aussprache trainiert. Auf Grund der zuvor beschriebenen Symptome ist eine Unterstützung durch eine logopädische Therapie bei Morbus Parkinson hilfreich, um die Lautbildung zu erhalten und zu fördern sowie die Mimik zu verbessern. Nach einer Grunduntersuchung von Lautstärke und Steigerungspotential, Artikulationsgenauigkeit, Sprechgeschwindigkeit und Fragen zur Lebenssituation und -qualität wählt der Logopäde ein für den Patienten voraussichtlich effektives Behandlungsverfahren aus. Durch regelmäßige Übungen kann so die Stimme wieder aktiviert werden und eine normale und kraftvolle Lautstärke erreichen. Nach einer Therapie können die Übungen selbstständig weitergeführt werden, um dauerhaft die Verringerung der Stimme zu vermeiden.
Tiefe Hirnstimulation (DBS)
Für die tiefe Hirnstimulation (engl. «deep brain stimulation», Abk.: DBS) konnte in einem 2013 veröffentlichten systematischen Review der Literatur hingegen weder ein positiver noch ein negativer Effekt von DBS des Nucleus subthalamicus oder Globus pallidus internus auf die Schluckfunktion beim IPS festgestellt werden. Interessanterweise zeigen neuere Daten, dass es bei 60Hz im Gegensatz zur routinemässig bei der STN-DBS verwendeten Frequenz von 130Hz zu einer signifikanten und über sechs Wochen anhaltenden Reduktion der Aspiration und Verbesserung der Schluckfunktion in der VFSS kam.
Stadien des Parkinson-Syndroms
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0): Im Anfangsstadium lassen noch keine Symptome darauf hindeuten, dass Parkinson bei einer Person vorliegt, was eine frühzeitige Diagnose dieser Krankheit so schwierig macht.
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1): Das erste Stadium zeichnet sich dann durch erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite aus.
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2): Die Parkinson-Erkrankung ist im zweiten Stadium auf beiden Körperhälften sichtbar. Zu den bisherigen Symptomen können Antriebslosigkeit und Sprechstörungen hinzukommen.
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3):
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4): Das vierte Stadium ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Symptomatik. Zwar können Patientinnen und Patienten in diesem Stadium noch stehen und gehen.
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5): Im letzten und fünften Stadium sind Parkinsonpatienten auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen. Kommt es bei Parkinson zum Endstadium, sind die meisten Patientinnen und Patienten bettlägerig und pflegebedürftig.
Dysphagie bei Parkinson
Die Dysphagie stellt beim idiopathischen Parkinson typischerweise ein Symptom der Spätphase der Erkrankung dar und ist eng mit potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen wie Aspirationspneumonien vergesellschaftet. Die Diagnose stützt sich auf die Anamnese, klinische Befunde und Befunde der instrumentellen Schluckabklärung.
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Pathophysiologie der Dysphagie
Die zugrunde liegende Pathophysiologie ist bislang nicht vollständig verstanden. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl dopaminerge als auch nicht dopaminerge Mechanismen eine Rolle spielen. Grundsätzlich ist beim Schluckakt das Zusammenspiel der motorischen und sensorischen Hirnnerven(-kerngebiete) entscheidend. Beteiligt sind auf Hirnstammebene der motorische und sensorische Anteil des N. trigeminus, des N. facialis, des N. glossopharyngeus (IX) und des N. vagus (X) sowie der N. accessorius und der N. hypoglossus. Auf kortikaler Ebene wird der Schluckakt über Netzwerke, die das frontale Operculum und den insulären Kortex miteinbeziehen, kontrolliert.
Diagnostik der Dysphagie
Um eine IPS-assoziierte Schluckstörung zu erfassen, ist in einem ersten Schritt eine genaue Anamnese, in der gezielt nach entsprechenden Zeichen einer Dysphagie wie Verschlucken, Husten während des Essens, einer belegten Stimme nach dem Essen, Kostanpassung aufgrund häufigen Verschluckens bei bestimmten Speisekonsistenzen oder wiederholten Lungenentzündungen gefragt wird, notwendig. Auch ein kontinuierlicher Gewichtsverlust ohne ersichtlichen Grund kann ein Hinweis auf das Vorliegen einer Dysphagie sein. Die Abfrage dieser Symptome kann durch standardisierte Fragebögen erleichtert werden.
Therapie der Dysphagie
Zur Behandlung der IPS-assoziierten Dysphagie gibt es in der Literatur nur wenige randomisierte kontrollierte Studien. Beim Grossteil der IPS-Patienten mit Dysphagie stellt jedoch die konventionelle logopädische Behandlung die vordergründige Therapieoption dar, wenngleich es hierfür keine wissenschaftliche Evidenz im Sinne von randomisierten Studien gibt. Im Rahmen des logopädischen Schlucktrainings sollte nach Identifikation der vordergründig betroffenen Phasen des Schluckaktes in der klinischen oder instrumentellen Untersuchung in individualisierten Therapiekonzepten versucht werden, das Defizit zu verbessern bzw. zu beheben. Beispielsweise kann zur Behandlung von pharyngealen Residuen mittels einer gezielten Stärkung des Schluckaktes eine Verbesserung der Dysphagie erzielt werden. Interessanterweise konnte für das Lee Silverman Voice Treatment, das primär auf eine Verbesserung der Sprechfunktion beim IPS abzielt, in einer kleinen Studie eine Verbesserung v.a. der Zungenfunktion während des Schluckens festgestellt werden.
Logopädische Therapie bei Parkinson
Auf Grund der zuvor beschriebenen Symptome ist eine Unterstützung durch eine logopädische Therapie bei Morbus Parkinson hilfreich, um die Lautbildung zu erhalten und zu fördern sowie die Mimik zu verbessern. Nach einer Grunduntersuchung von Lautstärke und Steigerungspotential, Artikulationsgenauigkeit, Sprechgeschwindigkeit und Fragen zur Lebenssituation und -qualität wählt der Logopäde ein für den Patienten voraussichtlich effektives Behandlungsverfahren aus. Durch regelmäßige Übungen kann so die Stimme wieder aktiviert werden und eine normale und kraftvolle Lautstärke erreichen. Nach einer Therapie können die Übungen selbstständig weitergeführt werden, um dauerhaft die Verringerung der Stimme zu vermeiden.
Lebenserwartung und Lebensqualität
Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson hängt von individuellen Faktoren ab wie der jeweiligen Parkinson-Form, dem Stadium, dem Gesundheitszustand und dem Alter des oder der Betroffenen. An Parkinson Erkrankte sollten möglichst auf Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und übermäßigen Zuckerkonsum verzichten. Sobald sich eine klinisch manifeste Dysphagie entwickelt, hat dies einen entscheidenden Einfluss auf die weitere Prognose. Es wird eine durchschnittliche Lebenserwartung von ca. 1–2 Jahren nach Auftreten der Dysphagie angenommen. Die hohe Mortalität ist auf das erhöhte Risiko einer Malnutrition, Dehydratation und Atemwegsinfektion zurückzuführen. Generell stellen Aspirationspneumonien die häufigste Todesursache bei Parkinsonpatienten dar. Neben den erwähnten Komplikationen führt die Dysphagie auch zu einer relevanten Einschränkung der Lebensqualität und erschwert die Medikamenteneinnahme.