Parkinson-Studien spielen eine entscheidende Rolle bei der Erforschung neuer Therapien und Medikamente zur Linderung der Symptome und Verlangsamung des Fortschreitens der Parkinson-Krankheit. Diese Studien untersuchen auch die Wirksamkeit von nicht-medikamentösen Ansätzen wie Physiotherapie, Ergotherapie und Tiefenhirnstimulation. Darüber hinaus analysieren sie genetische und molekulare Mechanismen der Erkrankung, um ein besseres Verständnis der Ursachen zu gewinnen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Teilnahme an Parkinson-Studien in Deutschland, einschließlich aktueller Forschungstrends, spezifischer Studien und allgemeiner Informationen zur Studienteilnahme.
Die Bedeutung klinischer Studien für Parkinson
Klinische Studien sind unerlässlich, um neue Behandlungsmöglichkeiten für Parkinson zu entwickeln. Ärzte untersuchen zusammen mit Betroffenen und gesunden Personen neue Therapieansätze, um wirksame und nebenwirkungsarme Lösungen zu finden. Die Sicherheit der Teilnehmer steht dabei immer an erster Stelle. Bevor eine Studie an Teilnehmer vermittelt wird, durchläuft sie mehrere Kontrollinstanzen und wird medizinisch und ethisch geprüft.
Teilnehmer an klinischen Studien leisten einen wertvollen Beitrag zum medizinischen Fortschritt und zur Verbesserung der Behandlung von Parkinson. Die in den Studien gewonnenen Erkenntnisse können sowohl den Teilnehmern selbst als auch zukünftigen Patienten zugutekommen. Klinische Studien werden in speziellen Studienzentren, Kliniken oder bei Fachärzten unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt.
Aktuelle Forschungstrends in Parkinson-Studien
Die Parkinson-Forschung hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht. So wurde beispielsweise entdeckt, dass ein Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn Parkinson auslöst. Bereits 1970 wurden in klinischen Studien Medikamente getestet, die die Funktion von Dopamin nachahmen. Wirkstoffe wie L-Dopa und Dopamin-Agonisten wie Pramipexol und Apomorphin gehören noch heute zu den wichtigsten Medikamenten in der Behandlung von Parkinson.
Ein Schwerpunkt der aktuellen Forschung liegt auf der Reduzierung von Nebenwirkungen medikamentöser Behandlungen, die in den empfindlichen Regelkreis der Botenstoffe eingreifen können. Es wurden Pflaster und Medikamentenpumpen mit Magensonde entwickelt, die eine gleichmäßigere Abgabe der Medikamente ermöglichen und damit weniger Wirkungsschwankungen verursachen.
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Ein weiterer wichtiger Trend ist die tiefe Hirnstimulation, bei der Elektroden bei einem operativen Eingriff in das Gehirn eingebracht werden, um bestimmte Gebiete des Gehirns elektrisch zu stimulieren und den Dopaminmangel auszugleichen. Diese Methode wird bisher relativ selten und eher bei jüngeren Betroffenen eingesetzt, wird aber in aktuellen Studien weiter erforscht.
Studien untersuchen auch, ob kombinierte Behandlungsansätze aus Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie die Selbstständigkeit der Betroffenen länger aufrecht erhalten und die Lebensqualität und Beweglichkeit verbessern können.
Individuelle Behandlung und Medikamentenauswahl
Das Ziel der Behandlung von Parkinson ist es, die Folgen des Dopaminmangels im Gehirn zu beheben. Die Medikamentenauswahl hängt dabei unter anderem vom Alter des Betroffenen, den im Vordergrund stehenden Beschwerden und den möglichen Nebenwirkungen ab. Im Frühstadium werden häufig Dopamin-Agonisten eingesetzt, die die Funktion des Dopamins im Gehirn nachahmen.
Spezifische Parkinson-Studien in Deutschland
Es gibt verschiedene Parkinson-Studien, an denen Patienten in Deutschland teilnehmen können. Einige Beispiele sind:
- DESCRIBE-PD: Eine longitudinale, multizentrische Beobachtungsstudie, die die Identifikation von Subgruppen der Erkrankung mit unterschiedlichen Verlaufsformen und deren Ursachen ermöglichen soll.
- ParkProReakt: Eine klinische Studie, die ein neu entwickeltes Versorgungsmodell in der Praxis umsetzen und dessen Wirksamkeit erforschen soll. Die Studie wird an zwei Standorten durchgeführt: in der Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Marburg und in der Praxis für Neurologie & Psychiatrie in Hamburg-Walddörfer.
- DysTract: Eine Studie für Patient:innen mit Dystonie, bei der eine Screening-Untersuchung aus dem Blut auf genetische Ursachen der Dystonie erfolgt.
- EMST-PS (NCT05139342): Eine offene Beobachtungsstudie für Patient:innen mit Parkinson-Syndromen, bei denen während des stationären Aufenthaltes eine Schluckstörung festgestellt wurde. Dabei wird der Effekt eines 14-tägigen Trainings der Ausatemmuskulatur auf die Schwere der Schluckstörung untersucht.
- PROSPER-Studie (NCT06355531): Eine doppelblinde placebokontrollierte Studie für Patient:innen mit einer progressiven supranukleären Blickparese (PSP) mit kurzer Krankheitsdauer und geringen kognitiven Defiziten.
- Rossini (NCT06107426): Eine offene Phase 4 Beobachtungsstudie zur Erfassung von Langzeitdaten über die Effektivität von subkutan appliziertem Foslevodopa/Foscarbidopa (Produodopa®) für Patient:innen mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit, bei denen zur Behandlung von Wirkfluktuationen die Einstellung auf eine Therapie mit Produodopa® geplant ist.
- TOPAS-MSA (NCT06568237): Eine doppelblinde placebokontrollierte Studie für Patient:innen mit einer Multisystematrophie (MSA), die noch mindestens 10 Meter laufen können. Die Studie untersucht die Sicherheit und Wirksamkeit eines Prüfmedikaments zur Behandlung der MSA.
- Studie zum Musik-unterstützten Laufbandtraining: Diese Pilotstudie untersucht die Umsetzbarkeit und mögliche erste Effekte eines Musik-unterstützten Laufbandtrainings im Vergleich zu einem üblichen Ausdauertraining am Fahrradergometer.
Teilnahmevoraussetzungen und Ablauf einer Studienteilnahme
Grundsätzlich kann es für jeden Menschen eine passende Studie geben. Mondosano vermittelt aber keine gesunden Personen, ein entsprechendes Krankheitsbild muss also vorliegen. Die Teilnahme an klinischen Studien ist in der Regel erst ab 18 Jahren möglich.
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Bevor man sich für oder gegen eine Studienteilnahme entscheidet, wird man im Studienzentrum umfassend aufgeklärt. Jede Studieteilnahme beginnt mit einem Vorgespräch, das aus verschiedenen Untersuchungen und der ärztlichen Aufklärung besteht. Die anschließende Durchführung ist bei jeder Studie unterschiedlich. Meist läuft eine Studie über einige Wochen oder Monate, innerhalb derer man in unterschiedlichen Abständen zu Kontrollterminen ins Studienzentrum kommt.
Kosten und Aufwandsentschädigung
Weder für die Suche nach einer geeigneten Studie, noch für die Studienteilnahme entstehen Kosten. Alle Untersuchungen und Behandlungen, die im Rahmen der Studie durchgeführt werden, sind kostenfrei. Bei vielen Studien erhalten die Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung, deren Höhe von der Phase der Studie und dem Zeitaufwand für den Teilnehmer abhängt.
Wie man an einer Parkinson-Studie teilnehmen kann
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an einer Parkinson-Studie teilzunehmen. Eine Möglichkeit ist die Registrierung bei Mondosano über einen kurzen Online-Fragebogen. Mondosano sucht dann anhand der Angaben nach einer geeigneten Studie und stellt den Kontakt zum Studienzentrum her, wenn die Studie infrage kommt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Kontaktaufnahme mit einem Studienteam in der Nähe, wie beispielsweise im Rahmen der DESCRIBE-PD Studie. Der Studienarzt wird über die Untersuchungen aufklären und den Studienablauf abstimmen.
Weitere Studien und Forschungsbereiche
Neben den bereits genannten Studien gibt es auch weitere Forschungsbereiche, die sich mit Parkinson beschäftigen:
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- Klinische Studien zu Bewegungsstörungen: Ein wesentlicher Fokus liegt in der verbesserten Diagnostik und Therapie der Parkinsonerkrankung, aber auch zur Huntingtonerkrankung und atypischen Parkinson-Syndromen werden Studien durchgeführt.
- Studien zur Amyotrophen Lateralsklerose (ALS): Eine Studie untersucht den Einfluss von Rituximab (Rixathon®) auf den Krankheitsverlauf von Patienten mit ALS im Vergleich zu einem Placebo.
- DZNE-Netzwerkforschungsprojekt (ARCA registry): In diesem Projekt wird bei autosomal-rezessiven Ataxien sowie früh beginnenden Ataxien mit Beginn vor dem 40. Lebensjahr nach genetischen Ursachen geforscht.
- Studien zur Charakterisierung kognitiver Profile bei Herzinsuffizienz: Hier werden kognitive Profile bei Probanden mit Herzinsuffizienz charakterisiert und Biomarkern im Blut sowie bildgebenden Merkmalen zugeordnet.
- DESCRIBE-FTD Studie: Ziel dieser Studie ist es, den Krankheitsverlauf der FTD in ihren unterschiedlichen klinischen Ausprägungsformen detailliert zu beschreiben.
- Studie Donate your Gait: Diese Studie untersucht das Gangbild der allgemeinen Bevölkerung, um den normalen Gang zu analysieren und zu quantifizieren.
- Erprobungsstudie ENABLE: Diese Studie prüft, ob die Amyloid-PET-Untersuchung das Potential hat, die Versorgung von Menschen mit Demenz im deutschen Gesundheitssystem zu verbessern.
- PROMINENT: Eine europaweite öffentlich-private Partnerschaft, die sich mit der Spastischen Spinalparalyse (HSP) befasst.
- Studie zur frühzeitigen Diagnose von Alzheimer: Das DZNE führt eine bundesweite Online-Befragung unter Gedächtnisambulanzen sowie neurologischen und psychiatrischen Arztpraxen durch, um deren Fähigkeit, eine frühzeitige und genaue Diagnose für eine krankheitsverändernde Behandlung von Alzheimer zu stellen, zu erfassen.
- Studie SPORTAX: Diese Studie hat das Ziel, die beiden Erkrankungsformen sporadischer Ataxien präzise zu charakterisieren und die Krankheitsverläufe miteinander zu vergleichen.
Musik-unterstütztes Laufbandtraining als Therapieergänzung
Eine vielversprechende Therapieergänzung für Menschen mit Morbus Parkinson stellt das Musik-unterstützte Laufbandtraining dar. Es liefert einerseits eine optische Rückmeldung über unterschiedliche Gangparameter, andererseits verfügt es über eine Bibliothek mit unterschiedlichen akustischen Hinweisen. Der Rhythmus der Musik lässt sich an die Trainingsziele, Potentiale und Bedürfnisse der Trainierenden anpassen. Diese Form des Laufbandtrainings kombiniert Bewegung und Hirnleistung miteinander und könnte eine motivierende Therapieergänzung darstellen.
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