Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende zerebrovaskuläre Minderdurchblutung, die oft zu langandauernden Funktionseinschränkungen führt. Jährlich erleiden weltweit 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall, von denen 5 Millionen sterben und weitere 5 Millionen dauerhaft eingeschränkt bleiben. In Deutschland werden jährlich etwa 270.000 Schlaganfälle diagnostiziert.
Was bedeutet "Schlaganfall ohne Residuen"?
Normalerweise wird der Begriff „Folgezustände“ bei den Fällen verwendet, bei denen sich als Folge einer Krankheit ein Funktionsdefizit entwickelt. Dieses Defizit tritt häufig später auf als die Ausgangskrankheit. Im Unterschied dazu sind beim Schlaganfall die Defizite eine unmittelbare Folge des Schlaganfalls. Ein Schlaganfall ohne Residuen bedeutet, dass ein Patient einen Schlaganfall erlitten hat, aber keine dauerhaften neurologischen Schäden zurückbehalten hat. Dies kann auch als "folgenlos ausgeheilter" Schlaganfall bezeichnet werden.
Ursachen eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall (ICD-10 I63) ist eine zeitkritische Erkrankung des Gehirns, die mit einer plötzlich auftretenden Schädigung von Hirngewebe aufgrund eines Gefäßverschlusses (ischämischer Insult) oder einer Hirnblutung (hämorrhagischer Insult) assoziiert ist. Abhängig von der Lokalisation und dem Ausmaß des unterversorgten Hirnareals kommt es zu kognitiven, sensorischen und motorischen Funktionsstörungen.
Ursächlich werden zwei Schlaganfall-Formen unterschieden:
- Ischämischer Insult: Infolge eines thromboembolischen Gefäßverschlusses. Der ischämische Hirninfarkt wird umgangssprachlich als „weißer Schlaganfall“ bezeichnet. Die plötzliche Minderdurchblutung resultiert in der Regel aus Stenosen oder Verschlüssen hirnversorgender Arterien.
- Hämorrhagischer Insult: Aufgrund einer intrazerebralen Blutung (ICB) oder Subarachnoidalblutung (SAB). Der hämorrhagische Schlaganfall wird umgangssprachlich als „roter Infarkt“ bezeichnet. Bei dieser Form geht Hirngewebe infolge einer Einblutung - meist aufgrund eines intrazerebralen Hämatoms - zugrunde. Ursache ist in der Regel ein rupturiertes Blutgefäß.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall lassen sich in modifizierbare und nicht beeinflussbare Faktoren unterteilen.
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Modifizierbare Risikofaktoren:
- Hoher Blutdruck
- Erhöhter Body-Mass-Index (BMI) bzw. Übergewicht
- Diabetes
- Umwelt- bzw. Luftverschmutzung
- Rauchen
- Hoher Salzkonsum
- Bewegungsmangel
- Hyperlipidämie
- Vorhofflimmern
- Stress
- Alkoholkonsum
- Arteriosklerose
- Karotisstenose
- Ovulationshemmer
- Polyglobulie
- Endometriose
Nicht modifizierbare Risikofaktoren:
- Alter und Geschlecht: Die meisten Schlaganfälle betreffen Menschen über 60 Jahre. Frauen haben ein höheres Schlaganfall-Risiko als Männer.
- Genetische Prädisposition: Genetische Faktoren haben einen wichtigen Einfluss auf das Schlaganfallrisiko.
Transitorische Ischämische Attacke (TIA)
Eine Sonderform stellt die Transitorische Ischämische Attacke (TIA) dar. Bei einer TIA wird ein Teil des Gehirns für kurze Zeit nicht mit Blut versorgt. Eine TIA ist häufig Vorbote eines größeren Schlaganfalls. Durch den Blutmangel wird die betroffene Hirnregion weder mit Sauerstoff noch mit Nährstoffen versorgt. Das führt dazu, dass neurologische Funktionen wie die Bewegungsfähigkeit, das Sehen oder die Sprache während der TIA eingeschränkt sind oder vollständig ausfallen. Die TIA wird umgangssprachlich auch als Mini-Schlaganfall bezeichnet. Der wesentliche Unterschied ist, dass die Beschwerden bei einer TIA laut der offiziellen Definition nach spätestens 24 Stunden wieder abklingen. Oft ist das sogar schon nach wenigen Minuten der Fall. Das Risiko, einen „richtigen“ Schlaganfall zu erleiden, ist in den ersten 24 bis 48 Stunden nach einer TIA am größten. Ursache einer Transitorischen Ischämischen Attacke ist ein vorübergehender Verschluss einer Arterie des Gehirns, meist durch ein Blutgerinnsel.
Behandlung nach einem Schlaganfall (auch ohne Residuen)
Auch wenn ein Schlaganfall ohne Residuen verläuft, ist eine Behandlung und Nachsorge wichtig, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren. Die Behandlung konzentriert sich auf die Identifizierung und Behandlung der individuellen Risikofaktoren.
Akutbehandlung:
Im Akutfall, bei noch bestehenden Symptomen (was bei einem Schlaganfall ohne Residuen definitionsgemäß nicht der Fall ist), ist schnellstmöglich zu klären, ob der Patient oder die Patientin für eine gerinnselauflösende medikamentöse Behandlung (sogenannte Lyse) und/oder für die mechanische Entfernung des Gerinnsels mittels Katheter in einem spezialisierten Zentrum (Thrombektomie) in Frage kommt.
Sekundärprävention:
Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Schlaganfall oder einer TIA einen gefährlichen Schlaganfall zu erleiden, ist erhöht. Daher geht es bei der Behandlung insbesondere darum, die individuellen Risikofaktoren für einen Schlaganfall festzustellen und zu verringern. Dazu gehört zum Beispiel, die Therapie einer eventuell bestehenden Diabetes-Erkrankung zu überprüfen, erhöhten Blutdruck zu senken oder andere Erkrankungen, die das Schlaganfall-Risiko steigern, zu behandeln.
Verhaltensänderungen:
Es gibt eine Reihe von Schlaganfall-Risikofaktoren, die Sie selbst ausschalten können:
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- Reduzieren Sie möglicherweise bestehendes Übergewicht.
- Geben Sie das Rauchen auf.
- Trinken Sie keinen oder nur sehr wenig Alkohol.
- Vermeiden Sie Dauerstress.
- Setzen Sie auf eine ausgewogene Ernährung: Essen Sie abwechslungsreich mit viel Gemüse und Obst und lassen Sie sich gegebenenfalls individuell beraten.
- Bewegen Sie sich regelmäßig und treiben Sie Sport: Fachleute empfehlen Risikopatienten und -patientinnen mindestens 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche.
Kodierung von Rest- und Folgezuständen
Die Möglichkeiten zur Kodierung von Rest- und Folgezuständen von Erkrankungen nach den Regelungen aus der ICD-10-GM werden durch die ambulanten Kodierrichtlinien erläutert und eindeutig geregelt. Gibt es einen spezifischen Kode für die verbleibende Krankheitssituation, zum Beispiel „Rest- oder Folgezustände“ einer früheren Erkrankung, dann ist dieser zu nehmen. Der Kode erhält das Zusatzkennzeichen „G“ (nicht „Z“).
Immer dann, wenn spezifische Kodes in der ICD-10 vorliegen, die den nach medizinischen Gesichtspunkten vorliegenden Sachverhalt zutreffend abbilden und mit dem Zusatzkennzeichen „G“ angegeben werden können, sind diese zu verschlüsseln.
Beispiele:
- Beispiel 1: Ein Patient hatte vor drei Jahren einen Hirninfarkt. Es besteht eine residuale spastische Hemiparese, deretwegen seitdem Krankengymnastik verordnet wird.
- Behandlungsdiagnosen:
- G81.1 G R Spastische Hemiparese und Hemiplegie
- I69.3 G L Folgen eines Hirninfarktes
- Behandlungsdiagnosen:
- Beispiel 2: Ein Patient mit Zustand nach Schlaganfall (folgenlos ausgeheilt) vor zwei Jahren erhält nach einer ärztlichen Kontrolluntersuchung zur Rezidivprophylaxe ein Wiederholungsrezept über ein Präparat mit 100 mg Acetylsalicylsäure.
- Behandlungsdiagnosen:
- Z92.2 G Dauertherapie (gegenwärtig) mit anderen Medikamenten in der Eigenanamnese
- I64 Z Schlaganfall, nicht als Blutung oder Infarkt bezeichnet
- Behandlungsdiagnosen:
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