Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das Bewegungsvermögen beeinträchtigt. Benannt nach dem britischen Arzt James Parkinson, der die Krankheit als „Schüttellähmung“ beschrieb, manifestiert sie sich durch das Absterben bestimmter Nervenzellen im Gehirn. Obwohl die Erkrankung selbst nicht direkt mit Erkältungen in Verbindung steht, können Erkältungen und grippale Infekte die Symptome von Parkinson verstärken und Komplikationen verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome von Parkinson, den Einfluss von Erkältungen und Grippe auf die Erkrankung sowie potenzielle Therapieansätze.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine der häufigsten Erkrankungen des Zentralnervensystems. Bei dieser neurodegenerativen Erkrankung sterben bestimmte Nervenzellen ab, die den Nervenbotenstoff Dopamin produzieren. Dies betrifft vor allem die Substantia nigra im Mittelhirn, die wichtig für die koordinierte Ausführung von Bewegungen ist.
Dopaminmangel und Bewegungsstörungen
Dopamin dient als Signalgeber für motorische Reaktionen. Gehen immer mehr Dopamin produzierende Nervenzellen verloren, tritt ein Dopaminmangel auf, der zu typischen Bewegungsstörungen führt.
Symptome von Morbus Parkinson
Die Parkinson-Erkrankung setzt meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr ein. Die eigentliche Erkrankung beginnt oft schon Jahre früher, meist unbemerkt. Die Symptome können je nach betroffenem Hirnareal variieren.
Prämotorische Phase
In der prämotorischen Krankheitsphase, die oft über Jahre unbemerkt bleibt, berichten Patienten über einen Verlust des Geruchssinns, der häufig als Nachlassen des Geschmackssinns wahrgenommen wird. Auch Verstopfung und Phasen gedrückter Stimmung können auftreten.
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Motorische Phase
Werden für die Bewegung wichtige Hirnareale mitbetroffen, beginnt die motorische Krankheitsphase. Betroffene klagen über Steifigkeit, Muskelschmerzen und Veränderungen der Feinmotorik.
Die Hauptsymptome einer Parkinson-Erkrankung sind:
- Hypokinese: Verlangsamung der Bewegungsabläufe.
- Akinese: Bewegungsarmut bis zur völligen Bewegungslosigkeit (trotz normaler Muskelkraft). Das Starten von Bewegungen ist gestört (Freezing).
- Rigor: Gleichzeitige Tonuserhöhung in den antagonistischen Muskeln, die als Steifheitsgefühl in Armen und Beinen erlebt wird.
- Tremor: Zittern, wobei der Ruhetremor das typischste Zeichen der Parkinson-Erkrankung ist.
- Gleichgewichtsstörungen: Treten überwiegend im späteren Verlauf der Krankheit auf.
Weitere Symptome
- ** vegetative Dysfunktion:** Chronische Verstopfung, Reizblase, Störungen der Sexualfunktion, oberflächliche Atmung, gestörte Wärme- oder Kälteempfindung, übermäßiges Schwitzen, erhöhte Talgproduktion der Haut, trockene Augen.
- Psychische Veränderungen: Depressionen, Demenz, Bradyphrenie (Verlangsamung der Denkabläufe), Störungen der Impulskontrolle, Punding (stereotypes, nicht zielorientiertes Verhalten), Halluzinationen, Psychosen.
- Schlafstörungen: Schlaflosigkeit, Tagesmüdigkeit, REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
- Schluckstörungen: Hustenanfälle bei den Mahlzeiten, häufiges Verschlucken, chronischer Husten, vermehrter Speichelfluss.
- Blutdruckprobleme: Zu niedriger Blutdruck, orthostatische Hypotonie.
- Riechstörungen: Können ein frühes Zeichen der Parkinsonkrankheit sein.
- Sehstörungen: Blau-Grün-Schwäche, gestörtes Kontrastsehen.
- Schmerzen: Anormale Körperempfindungen.
Einfluss von Erkältungen und Grippe auf Parkinson
Erkältungen und Grippe können die Symptome von Parkinson verstärken und zu Komplikationen führen.
Verschlechterung der motorischen Symptome
Infektionen wie Erkältungen, Lungenentzündungen oder Harnwegsinfektionen können die Beweglichkeit von Parkinson-Patienten verschlechtern. Symptome wie Tremor oder Gangbild können sich verstärken.
Schluckstörungen
Schluckstörungen können sich bei einer Infektion verschlimmern, wodurch Nahrung in die Lunge gelangen kann (Aspirationspneumonie). Dies kann die Schluckfähigkeit weiter beeinträchtigen.
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Verwirrtheit
Infektionen können zu Verwirrtheit führen, insbesondere bei älteren Patienten. Auch neue Medikamente, Schlafmangel und ungewohnte Umgebungen können zur Verwirrung beitragen.
Atemprobleme
Infolge des Rigors und der Akinese der Brust- und Bauchmuskulatur kann es zu einer oberflächlichen Atmung kommen, die eine Unterbelüftung der Lunge verursacht und das Risiko einer Lungenentzündung erhöht.
Wärme- und Kälteempfindung
Viele Parkinsonpatienten haben eine gestörte Wärme- oder Kälteempfindung, was sie anfälliger für Komplikationen bei extremen Temperaturen macht.
Erhöhtes Parkinson-Risiko nach Grippe
Eine Studie der University of British Columbia zeigt, dass Patienten nach einer schwer verlaufenden Influenza in der Vergangenheit doppelt so häufig an Parkinson erkranken. Dies deutet auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Virusinfektionen und der Entstehung von Parkinson hin.
Grippeimpfung und Parkinson
Forscher vermuten, dass Virusbestandteile und Entzündungsreaktionen neurodegenerative Krankheiten befeuern können. Eine Grippeimpfung könnte demnach auch das Risiko, später an Demenz zu erkranken, verringern.
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Therapieansätze bei Parkinson
Obwohl Parkinson nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Therapieansätze, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
In der anfänglichen Phase lassen sich die Beschwerden gut medikamentös behandeln. Im fortgeschrittenen Stadium wird die Therapie anspruchsvoller und weniger zuverlässig.
L-Dopa
Moderne Medikamente können die wesentlichen Beschwerden der Betroffenen weitgehend beheben. Die gestiegene Lebenserwartung beim Parkinson-Syndrom kommt dadurch zustande, dass die modernen Medikamente die wesentlichen Beschwerden der Betroffenen weitgehend beheben.
Dopaminagonisten
Dopaminagonisten werden eingesetzt, um den Dopaminmangel auszugleichen. Allerdings können sie Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit und plötzliches Einschlafen verursachen.
Weitere Medikamente
- Amantadin: Kann bei akinetischen Krisen eingesetzt werden.
- Anticholinergika: Können bei Tremor helfen.
- MAO-B-Hemmer: Können den Abbau von Dopamin verlangsamen.
Begleittherapie
Als dritter Pfeiler dient die Begleittherapie, die hauptsächlich das Ziel hat, dass die Patienten die verloren gegangenen oder eingeschränkten Fähigkeiten und automatischen Bewegungen wieder erlernen.
Physiotherapie
Krankengymnastik hilft, die Beweglichkeit zu erhalten und Muskelsteifheit zu reduzieren.
Ergotherapie
Ergotherapie unterstützt Patienten bei alltäglichen Aufgaben und hilft, Hilfsmittel einzusetzen.
Logopädie
Logopädie verbessert die Sprach- und Schluckfähigkeit. Eine endoskopische Schluckuntersuchung (FEES) kann helfen, Patientinnen und Patienten vor Mangelernährung, aber auch vor Verschlucken zu schützen.
Sport- und Bewegungstherapie
Sport- und Bewegungstherapie sind nützlich. Als besonders wirksam hat sich Tangotanz oder die chinesische Bewegungsmeditation Tai-Chi erwiesen.
Tiefe Hirnstimulation
Bei fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankungen kann eine tiefe Hirnstimulation in Erwägung gezogen werden. Dabei werden Elektroden ins Gehirn implantiert, um bestimmte Hirnareale zu stimulieren.
Alternative Therapieansätze
- Ambroxol: Der Hustenlöser Ambroxol kann womöglich mehr als nur den Schleim verflüssigen. Neuroprotektive Effekte des Expektorans machen es für die Behandlung von Parkinsonpatienten interessant. Wichtigste Wirkung in diesem Zusammenhang dürfte die Senkung der Spiegel von α-Synuclein sein, einem an der Pathologie der neurodegenerativen Erkrankung beteiligten Protein.
- Cannabis: Cannabis ist dank eines großen Medienechos ja überall als Therapieoption präsent. Demgegenüber steht der allgemein doch recht begrenzter Nutzen. Ärztinnen und Ärzte können nun im Einzelfall Cannabis verordnen. Die wissenschaftlichen Studien sprechen von eher recht bescheidenden Erfolgen. Meine Erfahrung ist, das einzelnen - ich denke aber eher wenigen - so ein zusätzliches Therapieangebot gemacht werden kann. Gelegentlich kommt es erfolgreich zum Einsatz.
Maßnahmen im Krankenhaus
Für Parkinson-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, ist eine gute Vorbereitung wichtig.
Medikamenteneinnahme
Während des Krankenhausaufenthaltes muss das Pflegepersonal Ihre Medikamenteneinnahme kontrollieren. Wenn Sie Ihre eigenen Medikamente während des Krankenhausaufenthaltes einnehmen wollen, müssen Sie diese in der Originalverpackung von zu Hause mitbringen und dem Pflegepersonal geben, das dann diese Medikamente ausgibt.
Vermeidung bestimmter Medikamente
Medikamente, die Dopamin blockieren, wie Haloperidol und bestimmte Anti-Übelkeits-Medikamente, sollten vermieden werden.
Aktive Bewegung
Unabhängig von der Ursache sollten alle Parkinson-Patienten im Krankenhaus so aktiv wie möglich sein.
Vorbeugung von Parkinson
Da die Ursachen von Parkinson weitgehend unbekannt sind, gibt es keine spezifischen Maßnahmen, um der Erkrankung vorzubeugen. Grundsätzlich ist es jedoch ratsam, sich ausgewogen zu ernähren und sich ausreichend zu bewegen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass körperliche und auch geistige Aktivitäten sehr förderlich dafür sind. Tägliche Bewegung von mindestens 30 Minuten und auch regelmäßiger Denksport können sehr hilfreich sein. Darüber hinaus gilt es, Gewohnheiten und alltägliche Aufgaben möglichst beizubehalten.