Rückenschmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom bei Morbus Parkinson und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die Ursachen für diese Schmerzen sind vielfältig und reichen von muskulären Verspannungen bis hin zu degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Parkinson und Rückenschmerzen, geht auf diagnostische und therapeutische Möglichkeiten ein und gibt Betroffenen praktische Ratschläge zur Linderung ihrer Beschwerden.
Einführung
Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die in Deutschland etwa 250.000 bis 280.000 Menschen betrifft. Die Erkrankung ist durch den Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung von Bewegungen, was zu den typischen motorischen Symptomen von Parkinson führt.
Ursachen von Rückenschmerzen bei Parkinson
Rückenschmerzen bei Parkinson können verschiedene Ursachen haben:
- Muskuläre Verspannungen: Parkinson führt oft zu einer erhöhten Muskelspannung, insbesondere im Bereich der Körperachse. Diese Verspannungen können sich als Schmerzen im Nacken oder im Lendenwirbelbereich äußern.
- Fehlhaltungen: Aufgrund der gestörten Körperhaltung und der eingeschränkten Beweglichkeit nehmen viele Parkinson-Patienten eine gebeugte Haltung ein. Diese Fehlhaltung belastet die Wirbelsäule und kann zu Rückenschmerzen führen.
- Degenerative Veränderungen: Mit zunehmendem Alter treten häufig degenerative Veränderungen der Wirbelsäule auf, wie z.B. Arthrose oder Bandscheibenvorfälle. Diese Veränderungen können bei Parkinson-Patienten zusätzlich zu den bereits vorhandenen Beschwerden führen.
- Nervenengpässe: In seltenen Fällen können Rückenschmerzen bei Parkinson durch Nervenengpässe verursacht werden. So kann beispielsweise der Nervus cluneus superior (SCN) beim Übertritt über den Darmbeinkamm eingeklemmt werden, was zu Schmerzen im Lendenwirbelbereich führen kann.
- Parkinson-Medikation: In einigen Fällen können Medikamente zur Behandlung von Parkinson selbst Rückenschmerzen verursachen.
Symptome
Die Symptome von Rückenschmerzen bei Parkinson können vielfältig sein und sich von Patient zu Patient unterscheiden. Häufige Symptome sind:
- Schmerzen im Lendenwirbelbereich
- Schmerzen im Nackenbereich
- Muskelverspannungen
- Eingeschränkte Beweglichkeit
- Ausstrahlung der Schmerzen in die Beine
- Taubheitsgefühle in den Beinen
- Gangunsicherheit
- Gleichgewichtsstörungen
Diagnostik
Die Diagnose von Rückenschmerzen bei Parkinson beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird nach den genauen Symptomen, der Krankheitsgeschichte und den eingenommenen Medikamenten fragen. Bei der körperlichen Untersuchung wird er die Wirbelsäule abtasten, die Beweglichkeit prüfen und neurologische Tests durchführen.
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen
In einigen Fällen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, um die Ursache der Rückenschmerzen zu ermitteln. Dazu gehören:
- Röntgenaufnahmen: Röntgenaufnahmen können degenerative Veränderungen der Wirbelsäule sichtbar machen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT kann Bandscheibenvorfälle, Nervenengpässe und andere Weichteilverletzungen darstellen.
- Computertomographie (CT): Eine CT kann knöcherne Veränderungen der Wirbelsäule besser darstellen als eine Röntgenaufnahme.
- L-Dopa-Test: Bei Parkinson-Patienten mit Rückenschmerzen kann ein L-Dopa-Test durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Schmerzen durch eine Anpassung der Parkinson-Medikation gelindert werden können. Dabei wird vor und nach der Gabe von L-Dopa die Beweglichkeit sowie die Schmerzintensität gemessen.
Behandlung
Die Behandlung von Rückenschmerzen bei Parkinson zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen. Die Behandlung kann verschiedene Bausteine umfassen:
- Medikamentöse Therapie:
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können zur kurzfristigen Linderung von Rückenschmerzen eingesetzt werden. Bei stärkeren Schmerzen können auch Opioide erforderlich sein.
- Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
- Parkinson-Medikation: Eine Anpassung der Parkinson-Medikation kann in einigen Fällen auch die Rückenschmerzen lindern.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu kräftigen, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren. Spezielle Übungen wie Thai Chi, Qi Gong oder Tangotanzen können ebenfalls positive Auswirkungen haben.
- Manuelle Therapie: Manuelle Therapie kann helfen, Blockaden in der Wirbelsäule zu lösen und die Beweglichkeit wiederherzustellen.
- Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme- und Kälteanwendungen können helfen, Schmerzen zu lindern und Muskelverspannungen zu lösen.
- Injektionen: In einigen Fällen können Injektionen mit Lokalanästhetika oder Kortikosteroiden in die Wirbelsäule oder in die betroffenen Muskeln verabreicht werden, um Schmerzen zu lindern.
- Feldenkrais-Methode: Die Feldenkrais-Methode zielt darauf ab, die Beweglichkeit über die bewusste Wahrnehmung von Körperbewegungen zu verbessern. Sie beinhaltet eine Reihe aktiver und passiver Bewegungen, die von Feldenkrais-Lehrenden durchgeführt oder angeleitet werden. Studien haben gezeigt, dass die Feldenkrais-Methode bei Parkinson-Patienten die Beweglichkeit verbessern und die gesundheitsbezogene Lebensqualität erhöhen kann.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Rückenschmerzen zu beseitigen. Dies kann beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose der Fall sein. Die Indikation zur chirurgischen Behandlung sollte jedoch sorgfältig geprüft werden, da Parkinson-Patienten ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen haben.
Was können Betroffene selbst tun?
Neben den oben genannten Behandlungen können Betroffene auch selbst einiges tun, um ihre Rückenschmerzen zu lindern:
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist wichtig, um die Muskulatur zu kräftigen, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlhaltungen zu korrigieren. Geeignete Sportarten sind beispielsweise Spazierengehen, Schwimmen, Radfahren oder Tanzen.
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, um die Wirbelsäule zu entlasten.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht belastet die Wirbelsäule zusätzlich. Eine Gewichtsreduktion kann daher helfen, Rückenschmerzen zu lindern.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu lösen.
- Hilfsmittel: In einigen Fällen können Hilfsmittel wie ein Korsett oder eine Gehhilfe helfen, die Wirbelsäule zu entlasten und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Austausch mit anderen Betroffenen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen und neue Strategien zur Schmerzlinderung zu finden.
Spezifische Therapieansätze bei komplexen Verformungen
Bei Parkinson-Patienten können komplexe Verformungen der Wirbelsäule auftreten, die spezielle Therapieansätze erfordern. Dazu gehören:
- Kamptokormie: Hierbei handelt es sich um eine stark ausgeprägte Rumpfbeugung nach vorne.
- Antecollis: Hierbei handelt es sich um eine starke Beugung des Nackens.
- Pisa-Syndrom: Hierbei handelt es sich um eine Rumpfdeviation in der koronaren Ebene (Seitneigung).
Die Behandlung dieser komplexen Verformungen kann konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Korsettversorgung und Botulinumtoxin-Injektionen umfassen. In einigen Fällen kann jedoch auch eine operative Korrektur erforderlich sein.
Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt
Fazit
Rückenschmerzen sind ein häufiges und belastendes Symptom bei Morbus Parkinson. Die Ursachen für diese Schmerzen sind vielfältig und erfordern eine individuelleDiagnostik und Therapie. Neben medikamentösen und physiotherapeutischen Maßnahmen können Betroffene auch selbst viel tun, um ihre Beschwerden zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Bei komplexen Verformungen der Wirbelsäule können spezielle Therapieansätze erforderlich sein. Es ist wichtig, dass Parkinson-Patienten mit Rückenschmerzen einen Arzt aufsuchen, um dieUrsache der Schmerzen zu ermitteln und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson
tags: #parkinson #rückenschmerzen #zusammenhang