Parkinson-Prävention durch Sport: Aktuelle Studien und Erkenntnisse

Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Typische Symptome sind Zittern (Tremor), verlangsamte Bewegungen und Haltungsinstabilität. In der Frühphase können Schlafstörungen, Verstopfungen und Geruchsstörungen auftreten. Die Parkinson-Krankheit betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra im Hirnstamm, wo es zu Störungen der Mitochondrien, oxidativem Stress und Ablagerungen von Proteinen kommt. Dies führt zum Absterben von Nervenzellen und einem Mangel an Dopamin, einem wichtigen Botenstoff für die Bewegung.

Bewegung und Sport sind wichtige Bestandteile der Therapie und Prävention von Parkinson. Aktuelle Studien liefern spannende Hinweise auf den Zusammenhang zwischen verschiedenen Trainingsmustern und dem Parkinson-Risiko.

Bewegung im Alltag vs. Freizeitsport

Eine Studie aus Schweden deutet darauf hin, dass Bewegung das Risiko, an Parkinson zu erkranken, senken kann. Dabei ist nicht nur Freizeitsport relevant. Moderate Aktivität im Alltag, wie Hausarbeit oder der Weg zur Arbeit, kann das Risiko ebenfalls verringern. Die Forscher werteten Gesundheitsdaten von rund 43.000 Menschen über durchschnittlich fast 13 Jahre aus. Teilnehmer, die im Haushalt oder auf dem Weg zur Arbeit mehr als sechs Stunden pro Woche körperlich aktiv waren, hatten ein deutlich geringeres Risiko, an Parkinson zu erkranken, als Personen, die weniger als zwei Stunden wöchentlich aktiv waren. Interessanterweise fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen Sport in der Freizeit und der Parkinson-Krankheit.

Die Bedeutung von Regelmäßigkeit und Intensität

Wer möglichst lange gesund leben möchte, kommt um regelmäßige körperliche Aktivität nicht herum. Egal, ob man Adipositas, Diabetes Typ 2 oder Demenz vorbeugen möchte - neben einer ausgewogenen Ernährung ist Sport das A und O. Das gilt auch, wenn es um den Schutz vor Parkinson geht. Dafür untersuchten die Forscher verschiedene Trainingsmuster und ihren möglichen Zusammenhang zu Parkinson. Zu diesem Zweck zogen sie Daten der UK Biobank heran, einer britischen Langzeitstudie, die sich mit genetischen Veranlagungen, Lifestyle- und Umwelteinflüssen und der Entstehung von Krankheiten befasst. Bewegungs- und Gesundheitsdaten von 89.400 Biobank-Teilnehmern bildeten die Basis der aktuellen Parkinson-Studie.

In einem Nachbeobachtungszeitraum von durchschnittlich zwölf Jahren entwickelten 329 der 89.400 Probanden Parkinson. Die Analyse der Forscher ergab, dass sowohl das Wochenendtraining als auch das gleichmäßig über die Woche verteilte Training das Risiko für die neurodegenerative Erkrankung verringerte - und zwar im gleichen Maße im Vergleich zur inaktiven Gruppe. Aus diesem Grund kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Dauer des Trainings von größerer Bedeutung für das Parkinson-Risiko sein könnte als die Häufigkeit bzw.

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Eine dänische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 unterstreicht: Hochintensives Training kann motorische Symptome stärker verbessern als moderate Bewegung - außerdem kann körperliche Aktivität das Risiko senken, überhaupt an Parkinson zu erkranken.

Bewegung als Therapie bei Parkinson

Regelmäßiges Training ist nicht nur präventiv wirksam, sondern auch eine wichtige Langzeittherapie bei bereits bestehender Parkinson-Erkrankung. Neben einer guten medikamentösen Behandlung ist Bewegung bei Parkinson die beste Langzeittherapie. Regelmäßige Bewegung kann den Krankheitsverlauf verlangsamen. Wandern, Radfahren, Tanzen und Co. kräftigen die Muskulatur, stärken die Ausdauer und wirken der Muskelsteifigkeit entgegen. Gerade im frühen Stadium gibt es in der Wahl der Sportart kaum Einschränkungen. Erwünscht ist, was Freude bereitet. Sportarten können bewusst eingesetzt werden, um bestimmte Beschwerden zu lindern. Nordic Walking trainiert das flüssige Laufen, Radfahren ist gut für Gleichgewicht und Koordination, und Yoga kann den Bewegungsradius vergrößern. In späteren Stadien ist es wichtig, die Sturzgefahr zu minimieren. Wandern auf ebenem Gelände, Schwimmen, leichtes Krafttraining, Wassergymnastik und gezielte Übungen aus dem Thai Chi eignen sich gut zur Sturzprophylaxe und zur Stärkung der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Tango-Therapie

Tango ist mehr als nur ein Tanz; er kann eine Therapie sein, die die Seele befreit. Studien zufolge verbessert Tangotanzen die Bewegungsfähigkeit, das Gleichgewicht und die Gehstrecke um 30 bis 40 Prozent. Tanzen setzt Glückshormone frei, wirkt stimmungsaufhellend und antriebssteigernd. Ein Trainingsrhythmus von ein bis zwei Mal pro Woche kann bereits nach kurzer Zeit positive Effekte zeigen. Aber auch Walzer oder Foxtrott können therapeutisch wirken. Wichtiger als die konkreten Tanzschritte ist die Freude an der Bewegung.

Sportarten für Parkinson-Patienten

Prof. Claudia Trenkwalder nennt in ihrem Buch Expertenwissen Parkinson Beispiele für geeignete Sportarten:

  • Ausdauertrainings und alltagsnahe Aktivitäten: Joggen, Radfahren, Spazierengehen, Wandern, Nordic Walking, Skilanglauf, Schwimmen, Aqua-Jogging, Aqua-Zumba, Aqua-Dancing, Aqua-Jumping (mit Mini-Trampolin)
  • Ganzkörpertraining: Wassergymnastik, Gyrokinesis, Yoga, Tai-Chi, Qigong, Pilates, Feldenkrais, propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation, Bobath, Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Hora-Methode, Petö-Methode

Mindestens 3- bis 4-mal pro Woche sollte trainiert werden.

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Sport und Gehirngesundheit

Studien haben gezeigt, dass Sport nicht nur Muskeln stärkt, sondern auch das Gehirn fit hält. Mit gezieltem Training können neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson wirksam vorgebeugt werden. Regelmäßiger Sport ist mit einem verringerten Risiko für Demenz und Parkinson assoziiert. Wer regelmäßig trainiert, reduziert auch die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall. Die Übungen verbessern zudem die Bewegungsfähigkeit nach einem solchen Ereignis. Auch bei der amyotrophen Lateralsklerose scheint Sport die Symptome zu lindern.

Sport führt zur Freisetzung von neurotrophen Wachstumsfaktoren und Myokinen, verbessert die Funktion der Mitochondrien, erhöht die Insulinsensitivität, bremst Atherosklerose und vermindert entzündliche Prozesse. Klinisch zeigt sich eine bessere Hirnleistung, das Sturzrisiko sinkt und neurodegnerative Erkrankungen werden seltener. Sport und Bewegung wirken sich positiv auf die Neuroplastizität aus. Eine Kombination von Ausdauersport und kognitiven Herausforderungen scheint besonders vorteilhaft zu sein.

Ausdauertraining auf dem Ergometer

Neurologen empfehlen Parkinson-Patienten Ausdauertraining auf dem Ergometer. Ausdauersport verbessert die funktionelle und strukturelle Plastizität der für die Planung, Ausführung und Kontrolle von Bewegungen zuständigen Hirnregionen und wirkt so dem Abbau motorischer und kognitiver Funktionen bei Morbus Parkinson entgegen. Eine Studie hat gezeigt, dass regelmäßiges aerobes Training auf dem Ergometer die Verstärkung motorischer Defizite bei Parkinson im Frühstadium deutlich verlangsamen kann. Die Fähigkeit zur kognitiven Beherrschung ungewollter Bewegungen war bei den Ausdauersporttreibenden höher als bei den Teilnehmern der Stretching-Gruppe.

Schlaf und Parkinson

Neben den motorischen Symptomen berichten viele Menschen mit Parkinson auch über gravierende Schlafprobleme. Bereits vor der Diagnose treten häufig Ein- und Durchschlafstörungen auf. Später kommen Beschwerden wie nächtliches Wasserlassen, lebhafte Träume oder eine ausgeprägte Schlaflosigkeit hinzu. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass bei Parkinson die innere Uhr (zirkadianer Rhythmus) gestört sein könnte. Ein erholsamer Schlaf ist nicht nur subjektiv wichtig, sondern auch für die neurobiologische Regeneration des Gehirns entscheidend. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem glymphatischen System, einem Netzwerk im Gehirn, das Stoffwechselabbauprodukte während des Schlafs aus dem zentralen Nervensystem "ausschwemmt". Funktioniert dieses Reinigungssystem nicht ausreichend, kann es zur Anhäufung schädlicher Proteine kommen, die an neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt sind.

Weitere Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen

Neben Bewegung und Sport gibt es weitere Faktoren, die das Parkinson-Risiko beeinflussen können:

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  • Genetische Faktoren: In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen vererbbare Genmutationen vor.
  • Umweltgifte: Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können giftig auf Nervenzellen wirken. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland als Berufserkrankung anerkannt.
  • Darm-Mikrobiom: Veränderungen im Darm-Mikrobiom können zur Entstehung von Parkinson beitragen.
  • Ernährung: Regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.

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