Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn verursacht wird. Die Symptome beginnen schleichend und verschlimmern sich im Laufe der Zeit. Obwohl die genauen Ursachen von Parkinson noch nicht vollständig geklärt sind, deuten immer mehr Forschungsergebnisse auf einen Zusammenhang zwischen Pestiziden und dem erhöhten Risiko, an Parkinson zu erkranken, hin.
Wie Pestizide Parkinson auslösen können
Es wird angenommen, dass Pestizide auf verschiedene Weise zur Entstehung von Parkinson beitragen können. Ein Mechanismus ist die Induktion von oxidativem Stress durch freie Radikale, was zur Neurodegeneration führt. Darüber hinaus können Pestizide die Funktion der Mitochondrien stören und somit die Energieversorgung der Zellen beeinträchtigen. In-vitro-Studien haben auch gezeigt, dass Pestizide eine direkt zelltoxische Wirkung auf dopaminerge Neuronen haben können, also jene Nervenzellen, die bei Parkinson betroffen sind.
Studien belegen den Zusammenhang
In zahlreichen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen Pestiziden und der Entstehung von Parkinson festgestellt.
Eine vorläufige Studie, die auf dem Jahrestreffen der American Academy of Neurology im Februar 2024 vorgestellt wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen Pestizideinsatz und Parkinson-Häufigkeit in den Rocky Mountain- und Great Plains-Regionen der USA. Die Forscher analysierten die Daten von 21,5 Millionen Medicare-Versicherten aus dem Jahr 2009 und stellten fest, dass die Pestizide Simazin, Atrazin und Lindan den stärksten Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit aufwiesen.
Die Studie ergab, dass Menschen, die in Landkreisen mit der höchsten Simazin-Exposition lebten, ein um 36 % höheres Risiko hatten, an Parkinson zu erkranken, als Menschen in Landkreisen mit der geringsten Exposition. Ähnliche Ergebnisse wurden für Atrazin und Lindan beobachtet. Interessanterweise blieben die Ergebnisse auch dann bestehen, wenn andere Faktoren wie Luftverschmutzung berücksichtigt wurden.
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Wann gilt Parkinson als Berufskrankheit?
Die Anerkennung von Parkinson als Berufskrankheit ist ein wichtiger Schritt für Betroffene, da sie Zugang zu finanzieller Unterstützung und besseren Rentenansprüchen ermöglicht. In Deutschland wird erwartet, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales Parkinson durch Pestizide in der zweiten Jahreshälfte 2024 offiziell als Berufskrankheit anerkennt. Damit wäre Deutschland nach Frankreich und Italien das dritte EU-Land mit einer solchen Regelung.
Um als Berufskrankheit anerkannt zu werden, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
- Diagnose eines primären Parkinson-Syndroms ohne sekundäre Ursache.
- Ein Dosismaß von mindestens 100 trendkorrigierten Anwendungstagen mit Pestiziden aus den Funktionsgruppen der Herbizide, Fungizide oder Insektizide.
- Die Pestizide wurden langjährig und häufig im beruflichen Kontext selbst angewendet.
Betroffene Berufsgruppen sind vor allem Landwirte, Winzer und Gärtner.
Symptome und Frühwarnzeichen
Es ist wichtig, die Symptome und Frühwarnzeichen von Parkinson zu kennen, um eine frühzeitige Diagnose und Therapie zu ermöglichen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Zittern (Tremor): Oft ein Ruhetremor, der auftritt, wenn die Muskulatur entspannt ist.
- Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese): Bewegungen werden stockender und gehemmter ausgeführt.
- Muskelsteifheit (Rigor): Schmerzhafte Verspannungen, insbesondere in den Oberarmen oder der Schulter.
- Gangbildveränderungen: Auffälliges Gangbild.
- Weitere Symptome: Veränderte Mimik, chronische Schmerzen (insbesondere Nacken- und Schulterschmerzen), Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit und Kreislaufprobleme.
Bei Vorliegen dieser Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine Diagnose zu stellen und eine geeignete Therapie einzuleiten.
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Schutzmaßnahmen und Alternativen
Die Anerkennung von Parkinson durch Pestizide als Berufskrankheit unterstreicht die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen für exponierte Personen. Dazu gehören das Tragen von Schutzkleidung (Ganzkörper-Schutzanzüge, Schutzhandschuhe, festes Schuhwerk) und die Verwendung von schützenden Kabinenfahrzeugen und Atemmasken.
Darüber hinaus ist es wichtig, den Einsatz von Pestiziden auf das Notwendigste zu beschränken und verstärkt nach umweltfreundlichen Alternativen zu suchen. Die Politik spielt hier eine wichtige Rolle, indem sie Anreize für eine nachhaltige Landwirtschaft schafft und die Forschung und Entwicklung von Alternativen fördert.
Die Rolle der Forschung
Die Forschung spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung des Zusammenhangs zwischen Pestiziden und Parkinson. Epidemiologische Studien, wie die in den USA durchgeführte Studie, liefern wichtige Erkenntnisse über die Risiken bestimmter Pestizide. Laborstudien helfen, die Mechanismen zu verstehen, durch die Pestizide Nervenzellen schädigen können.
Ein wichtiger Aspekt ist die Untersuchung der Langzeitexposition gegenüber niedrigen Pestizidkonzentrationen. Da Parkinson ein sehr langsamer Prozess ist, der sich über Jahrzehnte entwickelt, sind Langzeitstudien unerlässlich, um die Auswirkungen von Pestiziden auf das Nervensystem zu verstehen.
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