Pflanzen zur Förderung der Gehirnfunktion

Erfolgserlebnisse sind in der Alzheimer-Forschung rar. Obwohl Forscher die Grundlagen der häufigsten Demenzform immer besser verstehen, sind die Ergebnisse von Tests mit potenziellen neuen Wirkstoffen oft enttäuschend. Gibt es also wirklich keine Heilung für Alzheimer? Prof. Dr. Dr. Jens Pahnke nutzt jahrtausendealtes Wissen aus verschiedenen Kulturen, um dieser Frage nachzugehen. Sein Team an der Universität Magdeburg untersucht Extrakte von Pflanzen, denen eine positive Wirkung auf kognitive Störungen zugeschrieben wird.

Die Rolle von Transportmolekülen bei der Gehirnreinigung

Pahnke ist Experte auf dem Gebiet der Funktion von Blut-Hirn-Schranken Transportmolekülen. Er erforscht, wie Stoffe aus dem Gehirn abtransportiert werden und hat in seinen Studien gezeigt, dass die „Reinigung“ des Gehirns von giftigen Stoffwechselprodukten ein großes Potenzial birgt. Mit finanzieller Unterstützung der AFI gelang es Pahnke, den entscheidenden Transporter für den Abtransport des Alzheimer-Proteins Beta-Amyloid zu identifizieren. Nun geht es darum, diese körpereigene „Müllabfuhr“ bestmöglich zu aktivieren. Einige aussichtsreiche Kandidaten hat Pahnke bereits ausgemacht, darunter Eisenkraut und Johanniskraut.

Griechisches Eisenkraut (Sideritis scarica)

In Griechenland gilt das Eisenkraut seit jeher als Heilmittel und wird zur Stärkung der Geisteskräfte eingesetzt. Es wird zumeist als Bestandteil des griechischen Bergtees getrunken. Die Laborarbeiten Pahnkes zeigten im Jahr 2010, dass hinter der positiven Wirkung des griechischen Krauts mit dem botanischen Namen „Sideritis scarica“ tatsächlich mehr steckt. Sein Team behandelte genetisch veränderte Mäuse, die schon nach wenigen Monaten Alzheimer-Symptome entwickelten, mit einem Extrakt aus griechischem Eisenkraut. Das Ergebnis war ein gesteigertes Gedächtnis- und Orientierungsvermögen der Tiere, das durch eine Verringerung der Alzheimer-typischen Ablagerungen erzielt werden konnte. Auch wenn noch nicht ganz klar ist, wie das Eisenkraut seine Wirkung im Gehirn entfaltet, kann eine Tasse des anregenden Kräutertees sicherlich nicht schaden.

Johanniskraut

Johanniskraut wird seit jeher bei depressiven Verstimmungen eingesetzt. Laut aktuellen Forschungsergebnissen Pahnkes hat die Heilpflanze einen hocherfreulichen Zusatznutzen. Ein ganz spezielles nebenwirkungsarmes Johanniskrautextrakt (das sogenannte Hyperforin/Hyperizinarme 80%ige ethanolische Extrakt) ist demnach in der Lage, Alzheimer-Plaques zu reduzieren und die Gedächtnis- und Orientierungsfunktion zu verbessern. Da Demenzpatienten häufig an Depressionen leiden, ist eine kombinierte Therapie von Depressionen und Demenzen von großem Interesse. Der genaue Wirkmechanismus des Johanniskrauts wird jetzt erforscht.

Ginkgo Biloba

Seit vielen Jahren ist Ginkgo ein wichtiger Bestandteil der Heilpflanzenforschung. Bekannt wurde die aus China stammende Baumart durch Johann Wolfgang von Goethe, der Ende des 18. Jahrhunderts einen Ginkgo-Baum im Botanischen Garten von Jena angepflanzt haben soll und 1816 ein Gedicht mit dem Titel „Ginkgo biloba“ schrieb. Während es in Goethes Versen um Liebe und Freundschaft geht, bezeichnet Ginkgo biloba in der Naturwissenschaft den Extrakt aus den Blättern des Ginkgo-Baums, der zur Förderung der Durchblutung eingesetzt wird. Er gilt allgemein als gut verträglich.

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Die Wirkung von Ginkgo auf Alzheimer-Patienten wurde in verschiedenen Studien untersucht. Auch wenn die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfielen, sieht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine Verbesserung der Alltagsaktivitäten bei einer höheren Dosierung von täglich 240 mg als belegt an. Eine Verbesserung der kognitiven Leistung sowie eine vorbeugende Wirkung konnten hingegen nicht nachgewiesen werden.

Gewürze und Kräuter im Alltag

Viele der Gewürze und Kräuter, die unseren Lieblingsspeisen das gewisse Extra verleihen, können unserem Gedächtnis zugutekommen - und einige von ihnen finden sich schon oft zu Hause oder im eigenen Garten. Gewürze, Kräuter und Heilpflanzen gelten daher schon lange als wahre Wunderwerke der Natur.

Zimt

Hinweise deuten darauf hin, dass Zimt sich positiv auf das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten auswirken kann. Das braune Stangengewürz, das aus der Rinde eines in Südostasien beheimateten Baumes gewonnen wird, ist reich an Antioxidantien, die das Immunsystem stärken und besonders Nervenzellen vor Entzündungen schützen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Zimt das Gedächtnis verbessern und die Aufmerksamkeit steigern kann. Gewissen Bestandteilen des Gewürzes wird daneben auch nachgesagt, das Zellwachstum und die Zelllebensfähigkeit zu erhöhen.

Zimt lässt sich vor allem in süßen Backwaren lecker verarbeiten, im Kaffee, zu frischem Obst oder in Frühstückshaferflocken. Zu viel von dem in Zimt enthaltenen Cumarin kann jedoch gesundheitsschädigend wirken und Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel auslösen.

Kurkuma

Wer oft und gerne Kurkuma - das Gewürz, das Curry seine leuchtendgelbe Farbe verleiht - verzehrt, kann das Risiko eines altersbedingten Gedächtnisverlusts senken. Außerdem wird dem Ingwergewächs eine antidepressive Wirkung nachgesagt. Das in Kurkuma enthaltene Curcumin weist entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften auf. Kurkuma ist vielseitig einsetzbar: Als Gewürz für Salate und Gemüse-, Reis- oder Fleischgerichte, sowie für diverse Getränke. Der in Kurkuma enthaltende Pflanzenstoff Curcumin färbt ab und macht hartnäckige Flecken.

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Rosmarin

Wussten Sie zum Beispiel, dass Studenten im alten Griechenland Rosmarinkränze trugen, um die Gehirn- und Gedächtnisleistung zu stärken? Früher war Rosmarin als Kraut in der Volksmedizin bekannt, nun testet die Forschung seine möglichen gesundheitlichen Vorteile in Hinblick auf das Gedächtnis. Mehrere Studien ergaben, dass allein das Aroma von Rosmarin Konzentration und Erinnerungsvermögen verbessern kann. Rosmarin wächst bestens auf heimischem Boden und eignet sich daher perfekt für das eigene Kräuterbeet oder den Blumentopf. Statt täglich zum Kaffee zu greifen, probieren Sie es doch mit Rosmarintee zum Wachwerden. Dazu einfach Rosmarinzweige (frisch oder getrocknet) in heißem Wasser aufbrühen und 5-10 Minuten ziehen lassen. Der Tee hat einen starken, würzigen Geschmack und hilft dabei, Müdigkeit zu bekämpfen.

Bacopa Monnieri (Brahmi)

Bacopa, auch Brahmi genannt, ist ein ayurvedisches Kraut, das traditionell zur Unterstützung der Gehirnfunktion eingesetzt wird. In Indien wird es seit Jahrhunderten verwendet, um die Konzentration zu fördern und das Gedächtnis zu verbessern. Bacopa enthält einzigartige Substanzen, insbesondere Bacoside, die einen positiven Einfluss auf die Gedächtnisunterstützung haben. Es wird angenommen, dass Bacosid A und B die natürliche Produktion von Acetylcholin, Serotonin und GABA unterstützen, was die Kommunikation im Gehirn verbessern kann. Bacopa wird oft mit Ginkgo biloba kombiniert.

Artemisia Annua (Einjähriger Beifuß)

Artemisia annua, allgemein bekannt als Einjähriger Beifuß, ist eine Pflanze, die in der traditionellen Medizin verwendet wird. Die Artemisia annua Blätter werden handverlesen und direkt nach der Ernte in einem speziellen Verfahren besonders schonend getrocknet. Die Artemisia annua Pflanzen werden auf unserem demeter Hof in Frankreich aufgezogen. Die Ernte der Blätter erfolgt idealerweise kurz vor der Blüte, da diese dann am wertvollsten sind. Die Artemisia annua Blätter eignen sich hervorragend als Räucherwerk.

Pflanzen im Büro und Zuhause

Pflanzen haben einen positiven Einfluss auf unseren Gemütszustand und können das Risiko von psychischen und physischen Krankheiten verringern. Sie können Depressionen und Angstzustände lindern, indem sie den Spiegel des Stresshormons Cortisol senken. Eine Studie aus dem Jahr 2010 ergab, dass Pflanzen die Kreativität und Arbeitslaune von Arbeitnehmern ankurbeln. Die lebendigen Farben der Blätter und Blüten stimulieren das Gehirn und können die Konzentrationsfähigkeit um bis zu 20 Prozent steigern und die Fähigkeit des Gehirns, Informationen abzurufen, um ebenfalls 15 bis 20 Prozent verbessern. Pflanzen verringern die CO₂-Konzentration und verbessern damit die Luftqualität. Übersteigt die Kohlendioxidkonzentration einen bestimmten Wert, drohen Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindel. Pflanzen sorgen dafür, dass Glückshormone wie Endorphin ausgeschüttet werden.

Weitere Heilpflanzen und ihre Wirkung auf das Gehirn

Neben den bereits genannten Pflanzen gibt es eine Vielzahl weiterer Heilpflanzen, die positive Auswirkungen auf das Gehirn und das Gedächtnis haben können. Dazu gehören unter anderem:

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  • Indischer Wassernabel (Gotu Kola): Wird traditionell zur Förderung der Gedächtnisleistung, gegen Angststörungen und gegen Konzentrationsstörungen verwendet.
  • Melisse: Wirkt stimmungsaufhellend, entspannend und beruhigend. Studien deuten darauf hin, dass Melisse auch die Gedächtnisleistung fördert.
  • Rosmarin: Regt den Kreislauf und somit auch die Hirndurchblutung an. Dadurch wird der gesamte Organismus aktiviert, das Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit gefördert.
  • Ginseng: Kann bei Schwäche, Müdigkeit und nachlassender Konzentration angewendet werden.
  • Tulsi (Heiliges Basilikum): Wirkt stressmildernd und kann die kognitiven Funktionen verbessern.

Das Gehirn und das Gedächtnis

Das Gehirn und das Gedächtnis werden oft synonym verwendet, was jedoch nicht korrekt ist. Während das Gehirn das Organ beschreibt, das aus Millionen von Gehirnzellen besteht, wird mit Gedächtnis die Fähigkeit bezeichnet, wie Informationen gespeichert und wieder abgerufen werden können. Jede Information wird in einer speziellen Nervenzelle, die als Neuron bezeichnet wird, gespeichert. Die Verbindungsstellen zwischen zwei Nervenzellen nennt man Synapsen. Jeder Sinneseindruck wird zunächst im Ultrakurzzeitgedächtnis wahrgenommen. Ist die Information relevant, wird sie ins Kurzzeitgedächtnis übertragen. Wie und ob etwas relevant ist, hängt u.a. von unserer Konzentration ab.

Spektrum und Grenzen von Heilkräutern

Einige Heilpflanzen wie Ashwagandha, Brahmi, Johanniskraut, Rosmarin oder Tulsi können einen positiven Effekt auf unser Gehirn und die Gedächtnisleistung haben. Auf welche Art ein positiver Effekt hervorgerufen werden kann, hängt von den Wirkstoffen und der Darreichungsform ab. Aktuell kennt die Naturheilkunde etwa 50 wichtige Heilpflanzen, die auf unterschiedliche Art und Weise auf das Gehirn einwirken können. Heilpflanzen, die auf das Gehirn einwirken oder einen Einfluss auf das Gedächtnis haben, können in folgende Gruppen eingeteilt werden:

  • Linderung von Erschöpfungszuständen und Stress
  • Linderung von Angst
  • Linderung von Schlafstörungen
  • Linderung von seelischen Belastungen und Depressionen
  • Förderung der Konzentration
  • Förderung der Durchblutung
  • Einfluss auf das Nervensystem bzw. auf Nervenbahnen

Es muss bedacht werden, dass Heilpflanzen bestimmte Erkrankungen wie Alzheimer, schwere Depressionen oder Hirnschäden nicht therapieren können. Einige Pflanzen können jedoch durchaus das Risiko vor neurodegenerativen Erkrankungen reduzieren. Eine Therapie mit solchen Heilpflanzen bei bekannten ernsthaften Erkrankungen muss immer mit einem Arzt besprochen werden.

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