Taubheitsgefühl im Oberarm: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl im Oberarm kann beunruhigend sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze, um Ihnen ein umfassendes Verständnis für dieses Symptom zu vermitteln.

Ursachen für Taubheitsgefühl im Oberarm

Ein Taubheitsgefühl im Oberarm kann verschiedene Ursachen haben:

Durchblutungsstörungen

Eine häufige Ursache für Taubheitsgefühle ist eine Durchblutungsstörung. Diese kann durch verschiedene Faktoren bedingt sein:

  • Arteriosklerose: Hierbei handelt es sich um eine Verengung der Arterien durch Ablagerungen, die den Blutfluss behindern.
  • Gefäßentzündungen: Entzündungen der Blutgefäße können ebenfalls zu Durchblutungsstörungen führen.
  • Mechanische Einengungen: Äußere Einwirkungen, wie beispielsweise eine ungünstige Schlafposition, können die Blutgefäße einengen und so die Durchblutung beeinträchtigen.

Nervenkompression

Nerven können durch verschiedene Faktoren eingeengt oder gereizt werden, was zu Taubheitsgefühlen führen kann.

  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule kann auf Nervenwurzeln drücken und so Schmerzen und Taubheitsgefühle im Arm verursachen.
  • Karpaltunnelsyndrom: Obwohl es hauptsächlich die Hand betrifft, kann das Karpaltunnelsyndrom in einigen Fällen auch bis in den Arm ausstrahlen. Hierbei wird der Mittelarmnerv im Karpaltunnel eingeengt.
  • Ulnartunnel-Syndrom: Eine Einengung des Ellennervs im Bereich des Ellenbogens oder Handgelenks kann ebenfalls zu Taubheitsgefühlen im Arm führen.
  • Schulter-Arm-Syndrom: Dieses Syndrom beschreibt ausstrahlende Schmerzen, die vom Nacken über die Schulter und den Arm bis in die Hand ziehen. Ursächlich sind meist muskuläre Verspannungen oder Verschleißerscheinungen in den Gelenken der oberen Extremität.

Muskelverspannungen

Chronische Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich können ebenfalls zu Taubheitsgefühlen im Arm führen. Diese Verspannungen können durch eine falsche Körperhaltung am Arbeitsplatz oder durch Stress entstehen.

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Stoffwechselstörungen

Auch Stoffwechselstörungen können mit einem Taubheitsgefühl im Arm einhergehen. Ein Beispiel hierfür ist die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Weitere Ursachen

  • Polyneuropathie: Eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die mit Missempfindungen und Taubheitsgefühlen einhergeht.
  • Infektionen: Verschiedene Infektionen, wie beispielsweise Gürtelrose oder Borreliose, können ein taubes Gefühl im Körper auslösen.
  • Mangelerscheinungen: Ein Mangel an Vitamin B12 oder Magnesium kann ebenfalls zu Taubheitsgefühlen führen.
  • Schlaganfall: In seltenen Fällen kann ein Schlaganfall die Ursache für einseitige Taubheitsgefühle im Arm sein.
  • Mausarm (RSI-Syndrom): Wiederholte Belastungen, insbesondere bei der Computernutzung, können zu einem Mausarm führen, der sich durch Schmerzen, Missempfindungen und Muskelschwäche im Arm äußert.

Diagnose

Um die Ursache für ein Taubheitsgefühl im Oberarm zu ermitteln, sind verschiedene diagnostische Schritte notwendig:

Anamnese

Zunächst wird der Arzt eine ausführliche Anamnese erheben. Dabei werden Fragen gestellt wie:

  • Wo, wann und wie oft treten die Beschwerden auf?
  • Wie lange bestehen die Beschwerden schon?
  • Was machen Sie beruflich und wie viele Stunden arbeiten Sie im Durchschnitt pro Tag?
  • Haben Sie an anderen Stellen des Körpers ähnliche Missempfindungen?
  • Gibt es bekannte Vorerkrankungen oder Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck?

Körperliche Untersuchung

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt die schmerzhafte Region abtasten und überprüfen, ob sich der Schmerz durch Druck auslösen oder verstärken lässt. Außerdem werden die Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke und die Kraft der Muskulatur getestet.

Funktionstests

Verschiedene Funktionstests können zusätzliche Hinweise auf die Art der Erkrankung geben.

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Bildgebende Verfahren

Je nach Verdacht können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT zum Einsatz kommen.

  • Duplex-Sonographie: Eine spezielle Ultraschalluntersuchung, die Aufschluss über die Durchblutung der Armarterien geben kann.
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Kann einen Bandscheibenvorfall oder andere Ursachen im Bereich der Halswirbelsäule sichtbar machen.

Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG)

In bestimmten Fällen kann eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit durchgeführt werden, um das RSI-Syndrom vom Karpaltunnelsyndrom zu unterscheiden.

Behandlung

Die Behandlung eines Taubheitsgefühls im Oberarm richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:

Konservative Therapie

In vielen Fällen können die Beschwerden konservativ behandelt werden:

  • Physikalische Therapie: Wärme- und Kälteanwendungen, Gymnastik, Massagen und Bewegungsbäder können helfen, die Muskulatur zu entspannen und den Schmerz zu lindern.
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel (Analgetika) und entzündungshemmende Medikamente (z.B. Kortison) können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
  • Psychotherapie: Vor allem bei chronischem RSI-Syndrom kann eine Psychotherapie helfen, den Zusammenhang zwischen auslösenden Faktoren, den Vorgängen im Gehirn und dem auftretenden Schmerz zu verstehen und neue Verhaltensweisen zu erlernen.
  • Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes kann helfen, eine schlechte Körperhaltung zu vermeiden und die Belastung der Arme zu reduzieren.
  • Expositionsprophylaxe: Vermeidung von Tätigkeiten, die die Beschwerden auslösen oder verstärken.
  • Kinesiotaping: Kann helfen, die Muskulatur zu lockern und die Schmerzen zu lindern.
  • Manuelle Medizin (Chirotherapie): Zur Lockerung der Muskulatur und zur Behandlung von Blockaden.

Invasive Therapie

In einigen Fällen kann eine invasive Therapie notwendig sein:

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  • Katheterintervention: Bei Durchblutungsstörungen kann das betroffene Gefäß mittels eines Ballonkatheters aufgedehnt werden. Bei Bedarf kann zusätzlich eine Gefäßstütze (Stent) implantiert werden.
  • Injektionen: Bei einem Schulter-Arm-Syndrom können gezielte Injektionen an der Halswirbelsäule oder dem betroffenen Nerv die Beschwerden lindern.
  • Operation: In schweren Fällen, z.B. bei einem Bandscheibenvorfall mit neurologischen Ausfällen, kann eine Operation erforderlich sein, um den eingeklemmten Nerv zu befreien oder die betroffene Bandscheibe zu ersetzen.

Übungen

Spezielle Übungen können helfen, die Muskulatur zu stärken, die Körperhaltung zu verbessern und die Beschwerden zu lindern:

  • Dehnübungen: Dehnübungen für Schulter, Nacken und Arm können helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Kräftigungsübungen: Kräftigungsübungen für die Muskulatur im Schulter-Nacken-Bereich können helfen, die Körperhaltung zu stabilisieren und die Belastung der Arme zu reduzieren.
  • Liebscher & Bracht Übungen®: Spezielle Übungen, die darauf abzielen, muskuläre Spannungen zu normalisieren und die Bindegewebsstruktur elastischer und geschmeidiger zu machen.

Prognose

Die Prognose bei einem Taubheitsgefühl im Oberarm hängt von der zugrunde liegenden Ursache und dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung sind die Heilungschancen in der Regel gut. In chronischen Fällen kann die Behandlung schwieriger sein und die Aussicht auf Heilung deutlich schlechter.

Prävention

Einige Maßnahmen können helfen, einem Taubheitsgefühl im Oberarm vorzubeugen:

  • Ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung und eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Sport können helfen, die Muskulatur zu stärken und Verspannungen vorzubeugen.
  • Stressmanagement: Vermeiden Sie Stress und sorgen Sie für ausreichend Entspannung.
  • Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck.

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