Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das motorische System betrifft. Die Symptome können die Selbstständigkeit im Alltag erheblich einschränken. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Möglichkeiten, aktiv zu bleiben, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dieser Artikel gibt einen Überblick über Beschäftigungsmöglichkeiten und Strategien, die Menschen mit Parkinson helfen können, ein erfülltes Leben zu führen.
Die Bedeutung von Bewegung bei Parkinson
Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass Bewegung in vielerlei Hinsicht positive Auswirkungen auf die Symptome und den Verlauf der Parkinson-Erkrankung hat. Sport und regelmäßige körperliche Aktivität können den Einschränkungen von Beweglichkeit, Gleichgewicht und Körperhaltung entgegenwirken. Auch Schlafstörungen, Depressionen und Verstopfung können durch sportliche Betätigung gebessert werden. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass Nervenzellen im Gehirn möglicherweise durch regelmäßigen Sport geschützt werden.
Warum Sport bei Parkinson so wichtig ist
Die Symptome der Parkinson-Krankheit führen oft zu Bewegungsverarmung und verminderter Aktivität im Alltag. Gezieltes Training kann helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und die einzelnen Symptome zu lindern. Sport vermindert nicht nur die körperlichen Symptome, sondern kann auch dabei helfen, geistige und psychische Symptome, wie z. B. Konzentrationsstörungen, Depressionen, Ängste und Müdigkeit zu lindern.
Eine Studie bei Menschen mit Parkinson hat gezeigt, dass ein Sportpensum von mindestens 2,5 Stunden pro Woche zu einer Verbesserung von Allgemeinbefinden und Lebensqualität führte - verglichen mit anderen Betroffenen, die keinen oder weniger Sport trieben.
Welche Sportarten sind geeignet?
Ein ideales Trainingsprogramm enthält Ausdauer-, Kraft-, Gleichgewichts- und Dehnungsübungen und sollte über die Woche verteilt mindestens drei Stunden umfassen. Es ist wichtig, Aktivitäten auszuwählen, die man auch tatsächlich schaffen kann. Es macht keinen Sinn, ein ausgefeiltes, auf jedes einzelne Symptom ausgerichtetes Sportprogramm zu planen, das sich dann als zu anspruchsvoll oder eintönig herausstellt. Es kann daher sinnvoll sein, die Übungen regelmäßig zu wechseln oder zu verändern.
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Sportarten wie Tischtennis können zur Verbesserung der Parkinson-Symptome beitragen.
Motivation: Wie bleibe ich aktiv?
Wählen Sie den Sport aus, der Ihnen Spaß macht - so bleiben Sie auch langfristig aktiv. Denken Sie daran, dass Musik in vielerlei Hinsicht hilfreich bei der Umsetzung des Trainingsprogrammes sein kann. Die Lieblingsmusik steigert die Motivation, und der vorgegebene Rhythmus erleichtert es, die Bewegungen gut zu koordinieren. Einige Aktivitäten lassen sich besser in einer Gruppe umsetzen und machen so auch mehr Spaß. Achten Sie auch immer auf ein sicheres Training. Durch die Anwesenheit von Trainer:innen ist eine korrekte Ausführung der Übungen gewährleistet.
Leiden Sie unter Wirkschwankungen - also einer ungleichmäßigen Wirkung der Parkinson-Medikamente? Dann sollten Sie das Training in den „ON-Phasen“ planen, wenn die Wirkung der Medikamente am besten ist. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, vor einer größeren Aktivität eine Bedarfsmedikation einzunehmen.
Übungen für Zuhause
Die folgenden Übungen können als Ergänzung zu einer physiotherapeutisch angeleiteten Behandlung durchgeführt werden:
In Rückenlage
- Auf den Rücken legen, Arme ausstrecken, beide Beine anwinkeln und mit geschlossenen Knien abwechselnd links und rechts zum Boden absenken (je 6 - 8 mal).
- Arme und Beine lang ausstrecken, linke Fußspitze hochziehen und gleichzeitig die Ferse vom Körper wegschieben (6 - 8 mal). Und dann das gleiche mit dem rechten Bein (6 - 8 mal).
- Wie vorherige Übung, mit linkem Bein beginnen, jetzt aber gleichzeitig den rechten Arm weit vom Kopf wegschieben (wie beim Räkeln) (6 - 8 mal). Und dann das gleiche mit dem rechten Bein und dem linken Arm (6 - 8 mal).
- Die gestreckten Beine leicht grätschen. Arme nach Oben zur Zimmerdecke strecken, die Hände falten und mit gestreckten Armen abwechselnd rechts und links auf den Boden legen (je 6 - 8 mal).
In Seitlage
- Auf die Seite legen, oberen Arm vor dem Körper aufstützen, den anderen Arm unter den Kopf. Unteres Bein anbeugen und mit dem oberen, gestreckten Bein vor- und zurückschwingen (6 - 8 mal). Dann auf die andere Seite legen, unteres Bein anbeugen und das obere Bein vor- und zurückschwingen (6 - 8 mal).
- Gleiche Position wie in vorheriger Übung einnehmen und abwechselnd rechtes und linkes Bein anbeugen und wieder ausstrecken (6 - 8 mal). Dann auf die andere Seite legen und die Übung wiederholen (6 - 8 mal).
- In der Seitenlage Arme und Beine ausstrecken und jetzt die obere Schulter nach hinten zurückdrehen und wieder hoch drehen. Das Becken bleibt in Seitenlage ( 6 - 8 mal). Dann auf die andere Seite legen und die Übung wiederholen (6 - 8 mal).
- Gleiche Position wie in vorheriger Übung einnehmen, beide Beine bleiben aber gestreckt aufeinander liegen. Jetzt das Becken nach vorne drehen und wieder in Seitenlage hochdrehen (6 - 8 mal). Seite wechseln und Übung wiederholen ( 6 - 8 mal).
Im Sitzen
- Auf den vorderen Teil des Stuhles setzen, Hände auf die Oberschenkel legen und dann den gestreckten Oberkörper nach vorne neigen und wieder zurück (6 - 8 mal).
- Gleiche Position wie in vorheriger Übung einnehmen und abwechselnd den Oberkörper nach rechts und nach links bewegen (je 6 - 8 mal).
- Oberkörper nach rechts bewegen und gleichzeitig das linke Knie anheben. Dann Oberkörper nach links bewegen und gleichzeitig das rechte Knie anheben (6-8 mal).
- Wie in vorheriger Übung die Knie abwechselnd anheben. Aber die Arme schwingen gegenläufig mit (wie beim Wandern): linker Arm und rechtes Knie hoch und umgekehrt (6-8 mal).
- Stellen Sie das linke und das rechte Bein etwas weiter nach rechts. Arme vor dem Körper nebeneinander ausstrecken und nun mit beiden Armen erst nach links und dann nach rechts schwingen (6-8 mal). Danach Beinposition ändern: Linkes und rechtes Bein jetzt etwas weiter nach links stellen. Beide Arme schwingen nun wieder nach rechts und nach links (6-8 mal).
- Mit geradem Rücken an die Stuhllehne anlehnen, den rechten Fuß auf die Stuhlkante setzen und das Bein mit den Armen umfassen. Den Rücken betont strechen. Dann das gleiche mit dem linken Bein (je 6-8 mal).
- Mit geradem Rücken an die Stuhllehne anlehnen. Mit der rechten Hand an der Sitzfläche festhalten. Mit dem linken Arm fassen Sie weit über den Kopf zum rechten Ohr und ziehen den Kopf sanft nach links. Dann Kopf wieder aufrichten. Und nun umgekehrt mit rechtem Arm über den Kopf greifen und Kopf sanft nach rechts ziehen (6-8 mal).
- Die Hände wieder auf de Oberschenkel, den Kopf langsam nach rechts drehen und jetzt mehrmals nicken. Und dann das gleiche zur linken Seite (je 6-8 mal).
Im Stehen
Bei diesen Übungen ist es wichtig, sich an einer festen Griffstange, z. B. an einer Sprossenwand, festzuhalten. Ersatzweise kann man sich an der Türklinke oder einem anderen festen Griff festhalten. Wichtig: Die Tür vorher verschließen, damit sie sich während der Übungen nicht versehentlich öffnet.
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- Seitlich zur Tür hinstellen. Mit rechter Hand an Türklinke/Griff festhalten. Auf den linken Bein stehen bleiben und rechtes Bein vor- und zurückschwingen (6-8 mal). Dann umdrehen, mit linker Hand festhalten und das rechte Bein vor- und zurückschwingen (6-8 mal).
- Nun kommt zur Übung 1 eine Armbewegung hinzu. Wenn das rechte Bein nach vorne schwingt, schwingt der linke freie Arm auch nach Vorne. Arm und Bein gleichzeitig vor- und zurückschwingen (6-8 mal).
- Drehen Sie sich jetzt zur anderen Seite und halten Sie mit der linken Hand die Türklinke fest. Auf dem rechten Bein stehen bleiben und linkes Bein vor- und zurückschwingen (6-8 mal). Danach die Armbewegungen hinzunehmen: linkes Bein und rechter Arm schwingen gleichzeitig vor und zurück (6-8 mal).
- Mit dem Gesicht zur Tür hinstellen. Die Füße stehen mindestens hüftbreit auseinander. Mit beiden Händen die Türklinke festhalten. Becken nach hinten strecken.
Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten und Strategien
Neben gezieltem Sport und Übungen gibt es weitere Möglichkeiten, aktiv zu bleiben und die Lebensqualität bei Parkinson zu erhalten:
Ergotherapie
Ergotherapie hilft Betroffenen, ihre alltäglichen Aktivitäten so lange wie möglich selbstständig auszuführen. Sie umfasst die Anpassung von Hilfsmitteln, das Training von Bewegungsabläufen und die Beratung zur Wohnraumgestaltung.
Logopädie
Logopädie ist wichtig, um Sprach- und Schluckstörungen zu behandeln, die bei Parkinson auftreten können. Durch gezielte Übungen können die Artikulation verbessert und das Schlucken erleichtert werden.
Hilfsmittel im Alltag
Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die den Alltag mit Parkinson erleichtern können, z. B. Anti-Freezing-Stöcke, lange Schuhlöffel, verstellbare Badmöbel und wasserfeste Sitzmöbel für die Dusche.
Anpassung des Wohnraums
Eine Anpassung des Wohnraums kann dazu beitragen, Stürze zu vermeiden und die Selbstständigkeit zu erhalten. Dazu gehören das Entfernen von Stolperfallen, das Schaffen guter Lichtverhältnisse und das Anbringen von Haltegriffen.
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Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung hat einen wesentlichen Effekt auf die Gesundheit. Es ist wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen zu achten. Die Einnahme von Medikamenten sollte getrennt von eiweißhaltigen Produkten erfolgen, da diese die Aufnahme der dopaminergen Medikation stören können.
Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann helfen, sich mit der Erkrankung nicht so allein zu fühlen. Hier können Erfahrungen ausgetauscht und gegenseitige Unterstützung gefunden werden.
Umgang mit der Diagnose und Lebensqualität
Lebensqualität ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Nicht die Diagnose „Parkinson“ allein ist entscheidend, sondern vor allem der Umgang mit der Erkrankung. Betroffene sollten versuchen, weiterhin so zu leben, wie es für sie sinnvoll und angenehm ist und wie es der Verlauf der Erkrankung zulässt. Es gilt zu lernen und zu üben, um trotz einer teilweise eingeschränkten Beweglichkeit möglichst viele Verrichtungen des täglichen Lebens selbst zu tun und so die Lebensqualität zu erhalten.
Tipps für den Alltag
- Zeit lassen: Durch die Bewegungsstörungen benötigen Menschen mit Parkinson im Alltag mehr Zeit, um ihre Aktivitäten langsam und mit Bedacht auszuführen.
- Maßnahmen sinnvoll planen: Die Bewegungseinschränkungen können über den Tag verteilt schwanken und hängen oft von der Medikamenteneinnahme ab.
- Stürze vermeiden: Maßnahmen der Sturzprophylaxe sind wichtig, um Stürze zu verhindern.
- Medikamente korrekt verabreichen: Eine pünktliche Medikamenteneinnahme ist entscheidend, um On-Off-Schwankungen zu vermeiden.
- Beim Essen, Trinken und Sprechen unterstützen: Bei Schluck- und Sprachstörungen sollte eine logopädische Fachkraft eingebunden werden.
- Aufklären, informieren und beraten: Die Betroffenen und Angehörigen benötigen umfassende Beratung zu allen Aspekten der Erkrankung.
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