Spezialisierung von Pflegeheimen auf neurologische Erkrankungen

Die Spezialisierung von Pflegeheimen auf neurologische Erkrankungen ist ein wachsender Trend im deutschen Pflegemarkt. Angesichts des zunehmenden Konkurrenzdrucks suchen Betreiber stationärer Pflegeeinrichtungen nach Wegen, sich am Markt zu profilieren. Eine Möglichkeit besteht darin, sich auf bestimmte Krankheitsbilder oder Patientengruppen zu spezialisieren.

Der Bedarf an spezialisierten Pflegeheimen für neurologische Erkrankungen

Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Locked-in-Syndrom, Guillain-Barré-Syndrom und Schädel-Hirn-Verletzungen können zu komplexen Pflegebedürfnissen führen. Patienten mit diesen Erkrankungen benötigen oft eine spezielle Betreuung und Therapie, die in einem allgemeinen Pflegeheim nicht immer gewährleistet werden kann.

Ein spezialisiertes Pflegeheim bietet eine Reihe von Vorteilen für Patienten mit neurologischen Erkrankungen:

  • Fachkundiges Personal: Die Mitarbeiter sind speziell geschult im Umgang mit den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit neurologischen Erkrankungen.
  • Spezielle Therapien: Es werden spezielle Therapiekonzepte wie Kinästhetik, Bobath, Basale Stimulation, Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie angewandt.
  • Geeignete Ausstattung: Die Einrichtung ist auf die Bedürfnisse von Menschen mit neurologischen Erkrankungen zugeschnitten, z. B. mit barrierefreien Zimmern und speziellen Hilfsmitteln.
  • Soziale Betreuung: Es werden spezielle Betreuungsangebote angeboten, die auf die individuellen Vorlieben und Möglichkeiten der Bewohner zugeschnitten sind.

Formen der Spezialisierung

Die Spezialisierung von Pflegeheimen auf neurologische Erkrankungen kann verschiedene Formen annehmen:

  • Spezialisierte Abteilungen: Einige Pflegeheime verfügen über spezielle Abteilungen für Menschen mit neurologischen Erkrankungen.
  • Spezialisierte Einrichtungen: Es gibt auch Pflegeheime, die sich ausschließlich auf die Betreuung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert haben.
  • Spezialisierung auf bestimmte Krankheitsbilder: Einige Einrichtungen konzentrieren sich auf die Betreuung von Menschen mit bestimmten neurologischen Erkrankungen, z. B. Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson.

Beispiele für spezialisierte Pflegeheime

Einige Beispiele für Pflegeheime, die sich auf die Betreuung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert haben, sind:

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  • Fachpflegezentrum Haus Minneburg: Diese Einrichtung hat sich seit 1988 auf die Pflege und Betreuung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert und verfügt über eine Kapazität von 59 Pflegeplätzen in diesem Bereich.
  • Scharnhorst Residenz: Diese Einrichtung in Hameln hat sich auf die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert, insbesondere der Multiplen Sklerose. Zukünftig wird die Spezialisierung zudem auf Parkinson- und Schmerzerkrankungen ausgedehnt.
  • Habila in Rappertshofen: Ein spezialisierter Bereich dieser Einrichtung dient der Neurologischen Langzeitpflege von Menschen mit apallischem Syndrom (Wachkoma).
  • Gesundheitszentrum Main-Spessart: Dieses Zentrum hat sich unter anderem auf Menschen die unter Parkinson leiden spezialisiert.
  • KATHARINENHOF CITY WEST: Diese Einrichtung in Berlin ist auf die Betreuung von Menschen mit chronisch psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen spezialisiert.

Finanzierung

Die Kosten für die Pflege in einem spezialisierten Pflegeheim werden in der Regel von der Pflegeversicherung übernommen, sofern ein entsprechender Pflegegrad vorliegt. Es ist jedoch ratsam, sich im Vorfeld genau über die Kosten und die Leistungen der Pflegeversicherung zu informieren. Der monatliche Eigenanteil inkl.

Herausforderungen

Trotz der Vorteile, die spezialisierte Pflegeheime bieten, gibt es auch einige Herausforderungen:

  • Hohe Kosten: Die Kosten für die Pflege in einem spezialisierten Pflegeheim können höher sein als in einem allgemeinen Pflegeheim.
  • Wenig Plätze: Es gibt noch relativ wenige spezialisierte Pflegeheime, so dass die Suche nach einem geeigneten Platz schwierig sein kann.
  • Belastung: Die Rahmenbedingungen des Klinikbetriebs, wie vorgegebene Termine, viele Menschen und Lärm, können eine Belastung für die Patienten darstellen. Im Passauer Wolf versucht man die Reha-Zeit so zu gestalten, dass Menschen auch mit eingeschränkter Belastbarkeit in die Lage versetzt werden, Energieressourcen und Zuversicht aufzubauen und Kraft aus dem Erleben von Selbstwirksamkeit zu ziehen.

ME/CFS als neurologische Erkrankung

Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine komplexe, chronische Erkrankung, die oft im Nachgang einer Infektion auftritt und durch eine tiefgreifende Erschöpfung gekennzeichnet ist, die weit über normale Müdigkeit hinausgeht. Wesentliches Merkmal von ME/CFS ist eine unverhältnismäßig starke und lang anhaltende Erschöpfung auch schon nach relativ leichten Anstrengungen körperlicher, geistiger oder seelischer Art, die vor Beginn der Erkrankung keine vergleichbare Reaktion ausgelöst hätten.

Neurologische Erkenntnisse deuten darauf hin, dass bei ME/CFS anhaltende Funktionsveränderungen im Nervensystem auftreten, die mit dem Immunsystem kommunizieren und sich gegenseitig beeinflussen. Dies kann sich auf Wollen, Denken und Empfinden auswirken und die Lebensbedingungen der Darmbakterien verändern, was wiederum Auswirkungen auf Immun- und Nervensystem hat.

Pacing als Behandlungsansatz

Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung von ME/CFS ist das sogenannte "Pacing". Pacing meint, Pausen zu machen, bevor man sie braucht. Sich seine Energie so einzuteilen, dass man möglichst viel von dem, was ansteht, erreicht, ohne diese charakteristischen extremen Erschöpfungszustände zu erleiden. Das Ziel ist, im Lauf der Zeit mehr und mehr Abstand von dieser Klippe zu gewinnen, und sich wieder Spielräume zu verschaffen.

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