Die Lumbalplexusneuralgie bezeichnet Schmerzen, die durch eine Schädigung oder Funktionsstörung des Plexus lumbalis verursacht werden. Der Plexus lumbalis ist ein Nervengeflecht im Lendenbereich, das die Nerven für die vordere und innere Seite des Oberschenkels, die Hüfte und Teile des Unterbauchs bildet. Schädigungen dieses Nervengeflechts können vielfältige Ursachen haben und sich in unterschiedlichen Symptomen äußern.
Anatomie und Funktion des Plexus lumbalis
Der Plexus lumbosacralis rekrutiert sich aus den ventralen Ästen der Spinalnerven L1-S3 sowie aus dem N. subcostalis - dem unter der 12. Rippe gelegenen ventralen Ast des 12. Thorakalnerven - und dem N. coccygeus, dem kaudalsten Spinalnerven (S4).
Der Plexus lumbosacralis besteht aus dem Plexus lumbalis ([Th12] L1-L4) und dem Plexus sacralis (L5-S4), welcher den Plexus ischiadicus (L5-S3) und den Plexus pudendus (S2-S4) enthält.
Der Plexus lumbalis läuft zwischen dem M. psoas major und dem M. psoas minor und versorgt beide Muskeln sowie den M. quadratus lumborum mit kurzen Nervenästen. Aus dem Plexus lumbalis entspringen in kraniokaudaler Reihenfolge folgende Nerven, die an der Lateralseite des M. psoas hervortreten: die Nn. iliohypogastricus, ilioinguinalis, cutaneus femoris lateralis und femoralis. Der N. genitofemoralis erscheint dagegen an der Ventralseite des M. psoas. Schließlich tritt am medialen Rand des M. psoas etwa in Höhe von LWK5 der N. obturatorius hervor.
Dagegen sind die Axone, die durch den Plexus sacralis ziehen, für die motorischen und sensiblen Funktionen der dorsalen Seite des Oberschenkels sowie für den gesamten Unterschenkel und Fuß verantwortlich. Die Axone der Ansa lumbalis V, einer Nervenschlinge mit Anteilen der Spinalnerven L4 und L5, verbinden sich mit den Sakralnerven zum Plexus sacralis. Der Plexus liegt retroperitoneal im kleinen Becken, vor dem M. piriformis und hinter den Ureteren und somit mediokaudal des Plexus lumbalis. Die proximalsten Abgänge sind die der Nn. glutaeus superior und inferior. Als Unterabschnitt des Plexus sacralis entsteht der Plexus ischiadicus, aus dem kleine Muskeläste den M. piriformis, die Mm. gemelli und den M. quadratus femoris versorgen. Hauptnerv ist der N. ischiadicus (L4-S2), der durch das Foramen infrapiriforme zieht. Ist der N. ischiadicus bereits hier in seine Anteile, den N. tibialis und den N. peroneus, aufgezweigt, so durchbohrt Letzterer fast immer den M. Der Plexus pudendus formt sich aus den Ventralästen der Spinalnerven S2-S4. Aus ihm gehen Muskeläste für den M. levator ani und den M. coccygeus ab; sein Hauptnerv, der N.
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Ursachen der Lumbalplexusneuralgie
Die Ursachen für eine Lumbalplexusneuralgie sind vielfältig. Aufgrund der anatomisch geschützten Lage sind traumatische Schädigungen des Beinplexus deutlich seltener als Armplexusläsionen. Hier sind die häufigsten Ursachen im Überblick:
Traumatische Ursachen
- Beckenringfrakturen und Azetabulumfrakturen: Diese Frakturen können zu einer Einklemmung oder direkten Schädigung des Plexus lumbalis führen.
- Sprengung des Sakroiliakalgelenks: Auch diese Verletzung kann den Plexus schädigen.
- Stumpfes Unterbauchtrauma: Direkte Kontusionen oder Psoashämatome können den Plexus lumbalis beeinträchtigen. Bei stumpfen Bauchtraumen, selten auch bei einem Sturz aus großer Höhe, kann es zu einer direkten Plexuskontusion oder zu einem Psoashämatom kommen, welches den Plexus lumbalis schädigt. Gelegentlich kann dieses Hämatom im Unterbauch palpiert werden.
- Geburtstraumatisch: Bei der Mutter kann es während der Geburt zu Traktionsschäden kommen.
Kompressionssyndrome
- Aortenaneurysma und Iliakalarterienaneurysma: Diese können Druck auf den Plexus ausüben. Ein Aortenaneurysma kann sowohl zu einer Druckschädigung wurzelnaher Plexusanteile als auch zu einer ischämischen Schädigung des Beinplexus führen. Durch Kompression führt es im Frühstadium oft zu Schmerzen im Rücken oder Unterbauch, ggf. mit Ausstrahlung entlang der Nn. iliohypogastricus, ilioinguinalis oder genitofemoralis.
- Schwangerschaft und Geburt: Insbesondere in der Austreibungsphase kann der Kopf des Kindes den Plexus gegen die Linea terminalis des Beckens drücken. Am Ende der Schwangerschaft, v. a. aber auch in der Austreibungsperiode, kann es durch den Kindskopf zu einer Kompression des Beinplexus gegen die Linea terminalis des Beckens kommen. Betroffen sind in der Reihenfolge der Häufigkeit der Peroneusanteil, der Tibialis-, der Obturatorius- oder der Glutaeus-superior-Anteil. Oft fallen die Paresen erst nach der Entbindung auf. Kleinwüchsige Mütter mit schmalem Becken sind prädestiniert für diese Schwangerschaftskomplikation.
- Retroperitoneale Hämatome: Diese können durch Traumata, Ruptur eines Aortenaneurysmas oder als Komplikation von Blutgerinnungsstörungen entstehen. Retroperitoneale Hämatome im Zusammenhang mit Flankentraumen, nach Ruptur eines Aortenaneurysmas, als Komplikation von Blutgerinnungsstörungen oder unter Therapie mit Antikoagulanzien führen zu einer Druckschädigung des Plexus mit ausgeprägten, in die Leiste einstrahlenden Schmerzen. Betroffen ist der N. femoralis, wenn das Hämatom auf den M. iliacus begrenzt ist. Ist der M. psoas mitbetroffen, kommt es auch zu Ausfällen der Nn.
- Raumforderungen im Bereich des M. psoas: Hämatome oder Abszesse können den Plexus komprimieren.
Tumoren
- Tumoren des weiblichen Genitale, osteogene Tumoren des Beckens, retroperitoneale Tumoren (Lymphome), kolorektales Karzinom, Sarkom, Mammakarzinom, Nierentumoren, Tumoren der Nebennierenrinde, Neurofibrome des Plexus (sehr selten, auch als Strahlenspätschaden), Metastasen: Tumoren können zu einer Druckschädigung des Beinplexus und - seltener - zu einer diffusen Infiltration des Beinplexus führen. In drei Viertel der Fälle handelt es sich um Primärtumoren im Bereich des kleinen Beckens, sonst um Metastasen eines entfernt lokalisierten Primärtumors. In 50 % der Fälle ist der Plexus sacralis betroffen, in 30 % der Plexus lumbalis und in 20 % der gesamte Beinplexus. Fast immer ist die Schädigung schmerzhaft; ähnlich wie beim Armplexus ist dies ein wichtiges differenzialdiagnostisches Kriterium zum Strahlenspätschaden.
Ischämie
- Nach Ligatur der A. iliaca: Die Unterbindung der Arteria iliaca kann die Blutversorgung des Plexus beeinträchtigen.
- Intraarterielle Injektion in Gluteal- oder Iliakalarterien: Vasotoxische Substanzen können zu Gefäßspasmen und Ischämie führen. Die intraarterielle Injektion vasotoxischer Substanzen in eine Glutealarterie führt zu einer toxischen Angiopathie mit sich ausbreitenden Gefäßspasmen. Ein diagnostischer Hinweis ist das Auftreten von Hautnekrosen im Gesäßbereich. Bei Neugeborenen kommt dieser Schädigungsmechanismus bei der Injektion in die A. umbilicalis vor.
- Bei Neugeborenen Injektion in die A. umbilicalis
- Mikroangiopathie (diabetische Plexopathie): Diabetes kann die kleinen Blutgefäße schädigen, die den Plexus versorgen. Aortendissektionen und arteriosklerotisch bedingte Stenosen der A. iliaca interna oder ihrer Äste können ischämische Beinplexusläsionen verursachen. Iliakalarterienaneurysmen und Aortenaneurysmen können zur Verlegung von versorgenden Gefäßen führen, und auch nach Ligatur der A.
Entzündungen und Infektionen
- Psoasabszess: Ein Abszess im Bereich des Musculus psoas kann den Plexus komprimieren oder infizieren. Ein Abszess im Bereich des M. psoas oder des M. iliacus geht mit Fieber einher, laborchemisch finden sich Entzündungszeichen (CRP, Leukozytose).
- Neuroborreliose: Borrelien können eine Entzündung des Plexus verursachen.
- Tuberkulöse Senkungsabszesse: Selten können tuberkulöse Abszesse den Plexus beeinträchtigen. Der tuberkulöse Senkungsabszess ist heute selten.
- Immunologisch bedingt (idiopathische Plexusneuritis): In seltenen Fällen kann eine autoimmun bedingte Entzündung des Plexus auftreten. Immunologisch bedingt ist die schmerzhafte lumbosakrale Plexopathie. Analog zur „neuralgischen Schulteramyotrophie“ treten nach Beinschmerzen Paresen vorwiegend der vom Plexus lumbalis versorgten Muskulatur auf. Paravertebrale Denervierungsaktivität im EMG zeigt eine Beteiligung der Nervenwurzeln an.
- Vaskulitis
Iatrogene Ursachen
- Intraoperative Dehnungsverletzung bei Hüftoperationen: Forciertes Ziehen am Bein kann den Plexus schädigen. Am häufigsten ist die intraoperative Dehnungsverletzung durch das forcierte Ziehen am Bein bei Einsatz einer Hüftprothese. Dabei sind der lumbale und der gluteale Plexusanteil stärker betroffen. Erschwert wird die Diagnose durch eine postoperative Schmerzschonung des Beines und durch die Tatsache, dass oft kaum Sensibilitätsstörungen bestehen. Reflexbefund und Elektromyografie helfen weiter.
- OP im Bereich der Aorta oder der Iliakalarterien
- Intraarterielle Injektion (Chemotherapie)
- Strahlenschäden: Nach Bestrahlung von Tumoren im kleinen Becken können Strahlenschäden am Plexus auftreten. Strahlenschäden des Beinplexus entstehen nach Bestrahlung von Tumoren im kleinen Becken. Die Latenz zwischen Beendigung der Therapie und Auftreten der ersten Symptome sowie die Progredienz der Erkrankung sind abhängig von der applizierten Strahlendosis, dem Behandlungszeitraum und der Fraktionierung. Ab einer Strahlendosis von 40 Gy können Plexusschäden auftreten. Die Latenzen zwischen Bestrahlungsende und Auftreten erster Symptome betragen 1-17 Jahre. Der Beinplexus ist in der Hälfte der Fälle beidseitig betroffen. Schmerzen bestehen bei jedem zweiten Patienten, wobei eine schmerzlos auftretende Parese eher auf eine Strahlennekrose als auf ein Tumorrezidiv hinweist. Betroffen sind meist der N. femoralis und in absteigender Häufigkeit der N. ischiadicus, die Glutealnerven und der N. obturatorius.
Sonstige Ursachen
- Dehnungsverletzung durch langes Knien und Hocken: „Rübenzieherneuritis“: Paresen der vom Plexus sacralis versorgten Muskeln nach langem Knien oder Hocken durch Überdehnung der um die Mm. gemelli und den M. obturatorius externus ziehenden Plexusanteile.
- Endometriose
- Drogen (i.v.)
Symptome der Lumbalplexusneuralgie
Die Symptome einer Lumbalplexusneuralgie sind vielfältig und hängen davon ab, welche Nerven des Plexus betroffen sind. Schädigungen des Plexus lumbalis führen zu einer schlaffen Parese der vom N. femoralis und vom N. obturatorius versorgten Muskeln. Es kommt zu Paresen der Hüftbeugung, der Hüftadduktion sowie der Kniestreckung. Der Quadrizeps- und der Adduktorenreflex sind abgeschwächt oder erloschen. Sind die proximalen Plexusanteile mitbetroffen, findet sich eine Sensibilitätsstörung unterhalb der Leiste (N. ilioinguinalis und N. iliohypogastricus). Die Gefühlsstörung betrifft sonst die Vorderinnenseite des Oberschenkels (N. femoralis), die Vorderaußenseite des Oberschenkels (N. cutaneus femoris lateralis) und die Innenseite des Unterschenkels (N. saphenus).
Schädigungen des Plexus sacralis führen zu einer Parese der ischiokruralen Muskulatur (also der Kniebeugung) sowie zu einer Parese der Unterschenkel-, Fuß- und Zehenmuskulatur. Eine Parese der Hüftabduktion (N. glutaeus superior, Mm. Eine Schädigung des N. glutaeus inferior führt zu einer Lähmung der Hüftstreckung (M. glutaeus maximus). Das hypästhetische Hautareal umfasst die Rückseite des Oberschenkels sowie die Haut des Unterschenkels und des Fußes mit Ausnahme des vom N. saphenus versorgten medialen Unterschenkels. Elektromyografisch finden sich je nach Akuität und Dauer der Schädigung pathologische Spontanaktivität in den betroffenen Muskeln oder Zeichen des chronisch-neurogenen Umbaus.
Häufige Symptome sind:
- Schmerzen: Diese können im Lendenbereich, in der Hüfte, im Oberschenkel oder im Unterschenkel auftreten. Die Schmerzen können stechend, brennend oder bohrend sein. Durch Kompression führt es im Frühstadium oft zu Schmerzen im Rücken oder Unterbauch, ggf. mit Ausstrahlung entlang der Nn. iliohypogastricus, ilioinguinalis oder genitofemoralis.
- Muskelschwäche: Betroffene können Schwierigkeiten haben, das Bein zu heben, zu strecken oder zu beugen.
- Sensibilitätsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Brennen können in den vom Plexus versorgten Hautarealen auftreten. Die Gefühlsstörung betrifft sonst die Vorderinnenseite des Oberschenkels (N. femoralis), die Vorderaußenseite des Oberschenkels (N. cutaneus femoris lateralis) und die Innenseite des Unterschenkels (N. saphenus).
- Reflexausfälle: Die Reflexe an Knie und Knöchel können abgeschwächt oder nicht auslösbar sein. Der Quadrizeps- und der Adduktorenreflex sind abgeschwächt oder erloschen.
- Gangstörungen: Durch Muskelschwäche und Sensibilitätsstörungen kann es zu einem unsicheren Gangbild kommen. Klinisch zeigt sich dies in einem positiven Trendelenburg-Zeichen, wobei beim Stand auf dem von der Parese betroffenen Bein das Becken der Gegenseite nach unten abkippt. Beim Gehen resultiert daraus ein Watschelgang.
Diagnose der Lumbalplexusneuralgie
Die Diagnose einer Lumbalplexusneuralgie basiert auf einer Kombination aus:
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- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und Beschreibung der Symptome durch den Patienten.
- Körperliche Untersuchung: Neurologische Untersuchung zur Feststellung von Muskelschwäche, Sensibilitätsstörungen und Reflexausfällen. Für die klinische Differenzialdiagnose von Beinplexusschädigungen und radikulären Läsionen ist die Untersuchung der autonomen Funktionen entscheidend.
- Elektrophysiologische Untersuchungen (EMG/NLG): Elektromyografie (EMG) und Neurografie (NLG) zur Messung der Nerven- und Muskelfunktion. Elektromyografisch finden sich je nach Akuität und Dauer der Schädigung pathologische Spontanaktivität in den betroffenen Muskeln oder Zeichen des chronisch-neurogenen Umbaus.
- Bildgebende Verfahren:
- MRT (Magnetresonanztomographie): Zur Darstellung des Plexus lumbalis und zum Ausschluss von Raumforderungen, Entzündungen oder anderen strukturellen Veränderungen. Das MRT des Beckens ergab folgenden Befund: Vorbekannte große, prall gefüllte Harnblase. Im Verlauf des Plexus lumbo-sacralis keine Raumforderung, kein pathologisches KM-Enhancement.
- CT (Computertomographie): In manchen Fällen zur Beurteilung von Knochenstrukturen oder zur Darstellung von Abszessen.
Fortschritte im Bereich der Magnetresonanz(MR)-Neurographie und technische Weiterentwicklungen im Bereich der peripheren hochauflösenden ultraschallbasierten Neurosonographie (HRUS) ermöglichen eine morphologisch-diagnostische Beurteilung der komplexen Anatomie des Plexus lumbosacralis. Aufgrund seiner Vielzahl an Nerven und seiner komplexen Anatomie umfasst der lumbrosakrale Plexus ein breites Spektrum von Pathologien. Die traditionelle Diagnostik einer lumbrosakralen Plexopathie beruhte bislang auf einer klassischen Abfolge aus Anamnese, klinischem Bild und, entsprechend der Symptomatik, einer gezielten elektrodiagnostischen Prüfung mittels Elektroneuro- (NLG) und -myographie (EMG). Bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) und konventionelle Magnetresonanztomographie (MRT) wurden ursprünglich vorrangig zur Bewertung von Raumforderungen und zur Biopsieplanung verwendet. Da klinisch eine Plexopathie von einer Spinalkanalstenose bzw. multisegmentalen neuroforaminellen Stenosen oft nicht zu unterscheiden ist, sollte auch bei dedizierten Plexus-MRT-Protokollen eine Darstellung im Überblick der Lendenwirbelsäule bzw. des lumbosakralen Übergangs erfolgen. Um Muskeldenervationsödeme als Hinweis für eine periphere Neuropathie zu detektieren, sollte eine STIR-Sequenz (TR 4718 ms, TE 60 ms, rekonstruierte Voxelgröße 0,58 mm/0,58 mm/4,0 mm) bevorzugt in axialer Orientierung akquiriert werden. Bei Verdacht auf Läsionen des lumbalen Plexus wird diese auf den M. iliacus, bei Verdacht auf Läsionen des sakralen Plexus auf den Trochanter zentriert. Das Muster der Denervationszeichen ist ein erster Hinweis für eine spezifische periphere Nervenläsion. Die parakoronale fettgesättigte, T2-gewichtete 3‑D-Fast-spin-echo-Sequenz („volume isotropic turbo spin echo acquisition“ [VISTA], „sampling perfection with application optimized contrasts using different flip angle evolution“ [SPACE], CUBE) erlaubt die hochaufgelöste Darstellung auch sehr kleiner Plexusnerven. T1-gewichtete Sequenzen vor und nach Kontrastmittel(KM)-Applikation sollten in Abhängigkeit von der klinischen Indikation durchgeführt werden. Eine KM-Gabe ist insbesondere bei onkologischen Fragestellungen sowie bei Neuritiden, Polyneuropathien oder postoperativen Komplikationen diagnostisch hilfreich [20]. Die DTI-basierte Traktographie misst die quer zur Verlaufsrichtung eingeschränkte und in Verlaufsrichtung der Plexus erleichterte Diffusion von Wassermolekülen im Gewebe und kann dadurch die lokale Gewebearchitektur nichtinvasiv dreidimensional darstellen. Die Auswertung beginnt in der Regel mit der Beurteilung der großen Nervenstrukturen im Überblick. Dann werden die klinisch betroffenen Nerven im Detail in ihrem sichtbaren Verlauf untersucht und schließlich die entsprechenden Muskeln hinsichtlich Atrophie und Seitenunterschied im Durchmesser in Kombination mit erhöhter Echogenität geprüft. Die Befunde werden in Quer- und Längsansichten auf Standbildern und mit Videoaufnahmen über die veränderten Nervenabschnitte hinweg dokumentiert. Ferner werden die Querschnittdurchmesser („cross-sectional diameter“, CSD) der betroffenen Nervensegmente oder Faszikel beurteilt. Zu den sonographisch häufig dargestellten Nerven gehören die Nn. femoralis, ischiadicus ab dem proximalen Oberschenkel, peronaeus und tibialis [10, 18]. Schwieriger darzustellen sind die Nn. femoralis cutaneus lateralis und femoralis cutaneus posterior.
Differentialdiagnose
Es ist wichtig, die Lumbalplexusneuralgie von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen abzugrenzen. Dazu gehören:
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall kann ebenfalls Schmerzen und neurologische Ausfälle im Bein verursachen. Eine wichtige Fehldiagnose ist der Bandscheibenvorfall L3/4. Bei genauer Untersuchung sind aber weitere Beinplexusanteile betroffen und es fehlen die typischen radikulären Sensibilitätsstörungen.
- Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Spinalkanals kann Druck auf die Nervenwurzeln ausüben und ähnliche Symptome verursachen. Da klinisch eine Plexopathie von einer Spinalkanalstenose bzw. multisegmentalen neuroforaminellen Stenosen oft nicht zu unterscheiden ist, sollte auch bei dedizierten Plexus-MRT-Protokollen eine Darstellung im Überblick der Lendenwirbelsäule bzw. des lumbosakralen Übergangs erfolgen.
- Periphere Neuropathie: Schädigungen peripherer Nerven, z.B. durch Diabetes, können ebenfalls zu Schmerzen und Sensibilitätsstörungen führen.
- Hüftgelenkserkrankungen: Erkrankungen des Hüftgelenks, wie Arthrose, können Schmerzen in der Leiste und im Oberschenkel verursachen.
- Meralgia paraesthetica: Das häufigste Kompressionssyndrom der unteren Extremität gefolgt von der Peroneusdruckschädigung am Fibulaköpfchen.
Behandlung der Lumbalplexusneuralgie
Die Behandlung der Lumbalplexusneuralgie richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.
Konservative Therapie
- Schmerzlinderung: Schmerzmittel wie NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), Opioide oder Antikonvulsiva können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Als Therapieversuch wäre Gabapentin (Neurontin®) vorzuschlagen sowie der Versuch einer Infiltration analgetischer Präparate in die Nähe der vermuteten Engstelle. Dadurch können eventuell eine Dehnung und auch eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik dauerhaft erreicht werden.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
- Nervenblockaden: Injektionen von Lokalanästhetika in die Nähe des Plexus lumbalis können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Kortikosteroide: Bei entzündlichen Ursachen können Kortikosteroide die Entzündung reduzieren und die Schmerzen lindern. Neben Kortikoiden können Immunglobuline gegeben werden.
Operative Therapie
- Dekompression: Bei Kompression des Plexus durch Tumoren, Hämatome oder Knochenfragmente kann eine operative Dekompression erforderlich sein. Wenn es bei Beckenringfrakturen zu einer Verletzung des Plexus sacralis kommt, muss umgehend eine Reposition vorgenommen werden.
- Nervenrekonstruktion: Bei Durchtrennung von Nerven des Plexus kann eine operative Rekonstruktion versucht werden. Bei traumatischen Läsionen stellt sich die Frage der Indikation für eine nervenchirurgische Versorgung.
Spezifische Therapien je nach Ursache
- Infektionen: Antibiotika oder Virostatika zur Behandlung von bakteriellen oder viralen Infektionen. Unter der intravenösen Therapie mit Aciclovir, einer initialen Stoßtherapie mit Methylprednisolon (1000 mg. intravenös über 3 Tage) gefolgt von einer gewichtsadaptierten Metylprednisolongabe (initial 1 mg pro kg KG) mit schrittweiser Reduktion kam es zu einer langsamen Besserung der Symptomatik. Die Patienten wurde in eine weiterführende neurologische Rehabilitationsklinik verlegt und war 12 Wochen nach der Symptomatik mit nur noch leichten Einschränkungen wieder gehfähig.Die antivirale Therapie bleibt die Hauptstütze in der Behandlung der akuten VZV-Neuropathie und -Plexopathie. Weitere Untersuchungen zum frühen Einsatz von Kortikosteroiden sind erforderlich.
- Tumoren: Operation, Strahlentherapie oder Chemotherapie zur Behandlung von Tumoren.
- Diabetische Plexopathie: Einstellung des Blutzuckers und Behandlung der diabetischen Neuropathie.
Prognose
Die Prognose der Lumbalplexusneuralgie hängt von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung ab. In vielen Fällen ist eine Besserung der Symptome möglich, insbesondere wenn die Ursache behandelbar ist. Bei schweren Schädigungen kann es jedoch zu bleibenden neurologischen Ausfällen kommen. Die Prognose einer Plexusdruckschädigung ist in den meisten Fällen gut; lediglich bei schweren axonalen Schäden ist sie aufgrund der langen Reinnervationsstrecke schlecht.
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