Plexus brachialis Neuritis Behandlung

Schmerzen im Arm nach einer Impfung oder anderen Auslösern können auf eine Neuritis des Plexus brachialis hindeuten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieser Erkrankung, von den Ursachen und Symptomen bis hin zu Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist der Plexus brachialis?

Der Plexus brachialis, auch Armplexus genannt, ist ein Nervengeflecht, das den Arm, die Hand sowie Teile der Schulter und des Halses versorgt. Er entspringt aus fünf Nervenwurzeln, die aus dem Rückenmark abzweigen und im Halsbereich zwischen den Wirbelkörpern aus dem Wirbelkanal austreten. Von dort zieht er paarig von der Halswirbelsäule bis zum Beginn der Brustwirbelsäule und verlässt die Wirbelsäule auf Höhe von C5 bis Th1. Der Plexus brachialis besteht zunächst aus Primärsträngen, passiert dann das Schlüsselbein und mündet anschließend in Sekundärstränge, die in die Äste der Armnerven übergehen.

Ursachen einer Plexus brachialis Neuritis

Die Ursachen für eine Plexus brachialis Neuritis sind vielfältig. Man unterscheidet zwischen idiopathischen (mit unbekannter Ursache) und hereditären (erblichen) Formen.

Mögliche Auslöser sind:

  • Impfungen: In seltenen Fällen können Impfungen, wie beispielsweise gegen Gürtelrose, eine Neuritis auslösen.
  • Virusinfekte: Virusinfekte können ebenfalls eine Entzündung des Plexus brachialis begünstigen.
  • Starke Belastung der Muskulatur: Überlastung oder ungewohnte Anstrengung können eine Neuritis hervorrufen.
  • Operationen: In manchen Fällen kann eine Operation als Auslöser fungieren.
  • Trauma: Verletzungen des Plexus brachialis entstehen meist bei Unfällen, insbesondere Motorradunfällen, aber auch bei Sportunfällen oder Stich- und Schussverletzungen. Dabei kommt es meist zu einer Zerrung bzw. Dehnung von Teilen des Plexus. Es ist sogar möglich, dass Nervenwurzeln ausgerissen werden.
  • Weitere Risikofaktoren: Kontaktsportarten und Extremsport können das Risiko einer Plexusläsion erhöhen.

Pathogenetisch wird für diese wahrscheinlich multifaktoriell bedingte Neuropathie eine seronegative Neuritis infolge zirkulierender Immunkomplexe angenommen. Ärztinnen und Ärzte vermuten, dass sich die Entzündung im Zusammenhang mit einer Immunreaktion entwickeln könnte.

Symptome einer Plexus brachialis Neuritis

Die Symptome einer Plexus brachialis Neuritis können je nach betroffenem Bereich des Nervengeflechts variieren. Typisch sind:

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  • Schmerzen: Plötzlich auftretende, reißende und starke Schmerzen im Schultergelenk, die sich bis in den Nacken, den ganzen Arm und die Hände ausbreiten können. Die Schmerzen treten typischerweise abends oder nachts auf und können Tage bis Wochen andauern.
  • Sensibilitätsstörungen: Missempfindungen oder Taubheitsgefühle in den Bereichen, die von den betroffenen Nerven versorgt werden. Die Patienten berichten über ein Taubheitsgefühl der Haut im Bereich des Arms, der Schulter oder der Hand und auch über ein Kribbeln.
  • Motorische Defizite: Muskelschwäche oder Lähmungen einzelner Muskelpartien im Arm oder in der Schulter. Die motorischen Defizite können sich auf Koordinationsstörungen beschränken, sie können aber auch bis zur Lähmung (Parese) der betroffenen Muskeln reichen. Je tiefer der verletzte Nervenstrang liegt, umso mehr verlagern sich die Symptome in Richtung der Hand. Die Patienten geben vor allem Probleme bei der Armbewegung an. Neben den Problemen mit bestimmten Bewegungen geben die Patienten auch meistens eine deutliche Kraftminderung in den Armen an. So muss deutlich mehr Energie aufgewandt werden, um den Arm z. B. hochzuheben.
  • Muskelatrophie: Bei länger bestehenden Beschwerden kann es zu einem Muskelschwund (Atrophie) kommen.
  • Eingeklemmter Plexus brachialis: Bei einem eingeklemmten Plexus brachialis sind es meistens verhärtete Muskeln, die im Bereich des Plexus auf die Nerven drücken und so zu Schmerzen führen.
  • Entzündeter Plexus brachialis: Klassisch für einen entzündeten Plexus wären ziehende Schmerzen, die zwar in Bewegung und bei Belastung stärker werden, allerdings auch in Ruhe in ziehendem, klopfendem Charakter spürbar sind.

Diagnose einer Plexus brachialis Neuritis

Die Diagnose einer Plexus brachialis Neuritis basiert auf verschiedenen Untersuchungen:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, insbesondere des Verletzungsmechanismus und der Art der Beschwerden.
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung des Bewegungsumfangs, der Reflexe, der Muskelkraft und der Sensibilität. Ein Beklopfen (Perkussion) bestimmter Hautbereiche rund um das Schlüsselbein kann zu elektrisierenden, ausstrahlenden Schmerzen führen (Hoffmann-Tinel-Zeichen).
  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der Nervenfunktion und der Muskelaktivität.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Röntgen oder CT: Zum Ausschluss von Knochenbrüchen und anderen Begleitverletzungen.
    • MRT des Plexus brachialis (Neurografie): Zur Darstellung der Nervenbahnen und zum Nachweis von Schädigungen.
    • Ultraschall (Nervensonografie): Zur Untersuchung der Armnerven und des Plexus brachialis.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen:
    • Elektromyografie (EMG): Messung der elektrischen Muskelaktivität, sinnvoll erst ca. 3 Wochen nach dem Trauma.
    • Elektroneurografie (ENG): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Schäden der peripheren Nerven nachzuweisen und ihr Ausmaß zu beurteilen.
  • Liquordiagnostik: Untersuchung des Nervenwassers zum Ausschluss anderer Erkrankungen.

Behandlung einer Plexus brachialis Neuritis

Die Behandlung einer Plexus brachialis Neuritis zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, sensible und motorische Defizite zu verringern und die Funktionen des Armes und der Hand zu erhalten.

Konservative Behandlung

  • Schmerzmittel: Zur Linderung der Schmerzen. Neuropathische Schmerzen können mit verschiedenen Medikamentengruppen behandelt werden, darunter Antidepressiva und Antikonvulsiva.
  • Kortikosteroide: Entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide können eingesetzt werden, um die Heilungsdauer zu verkürzen und das Risiko neuer Schmerzattacken zu vermindern.
  • Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit und Kräftigung der Muskulatur.
  • Ergotherapie: Zur Verbesserung der Handfunktion und Anpassung an den Alltag.
  • Elektrotherapie: Zur Verzögerung von Muskelschwund, bis die Nervenregeneration abgeschlossen ist.
  • Rehabilitationsmaßnahmen: Können Teil der Behandlung sein.

Operative Behandlung

Eine Operation wird in folgenden Fällen empfohlen:

  • Wenn die Regeneration unter konservativer Behandlung nach ca. 3-6 Monaten nicht ausreicht.
  • Wenn eine spontane Reinnervation unmöglich ist.
  • Bei offenen Plexusläsionen oder Blutergüssen (Hämatomen), die durch ihre Größe das umliegende Gewebe verdrängen.
  • Bei ausgerissenen Nervenwurzeln (möglichst nach 6-8 Wochen).

Mögliche Operationsverfahren sind:

  • Freilegung von eingeengtem Nervengewebe (Neurolyse)
  • Verlagerung von gesunden Ästen an beschädigte Äste innerhalb des Plexus (intraplexaler Nerventransfer bzw. extraplexaler Nerventransfer)
  • Versetzen eines eigenen Nervenastes aus einem anderen Körperbereich (Autologe Nerventransplantation)
  • Verlagerung von intakten Muskeln zum Funktionserhalt (Ersatzoperation)
  • Rekonstruktion des Nervens durch eine Transplantation

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Übungen: Übungen, die den engen Raum unter dem Schlüsselbein etwas weiten bzw. die Muskeln, die sich um den Plexus befinden, auftrainieren. Eine Übung wäre das Schulterkreisen.
  • Testinjektionen: Bei bestimmten Kompressionssyndromen können Testinjektionen zur Diagnostik und Therapie eingesetzt werden.

Prognose einer Plexus brachialis Neuritis

Die Prognose einer Plexus brachialis Neuritis hängt vom Schweregrad der Verletzung ab. Bei leichten Traumata und keinen Beschwerden außer Schmerzen kann ggf. der Spontanverlauf abgewartet werden. Insgesamt sind etwa 70 % der Ergebnisse bei oberen Plexusläsionen gut. Bei unteren Plexusläsionen ist die Prognose schlechter. Die Spontanheilung kann zu besseren funktionellen Ergebnissen führen als eine Operation - selbst wenn die Operation optimal verläuft. Allerdings dauert die Nervenregeneration etwa 2,5-3 Jahre. Bei ausgerissenen Nervenwurzeln kann keine spontane Regeneration stattfinden. Als Folge einer Plexusläsion können langfristig Defizite der Sensibilität oder Motorik mit einer Funktionseinschränkung zurückbleiben. Neuropathische Schmerzen können chronisch werden.

Vorbeugung einer Plexus brachialis Neuritis

  • Schutzausrüstung tragen: In Situationen mit einem entsprechenden Verletzungsrisiko (z. B. bei Extremsportarten und beim Motorradfahren) sollte eine Schutzausrüstung getragen werden.
  • Fehlbelastungen vermeiden: Fehlbelastungen, wie schweres Heben oder Tragen, sollten vermieden werden.
  • Reizungen behandeln: Reizungen im Bereich des Plexus sollten frühzeitig behandelt werden, um eine Entzündung zu verhindern.

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