Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch Schädigung mehrerer Nerven gekennzeichnet ist. Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks und ist für die Übertragung von Signalen zwischen dem Gehirn und den verschiedenen Körperteilen verantwortlich. Eine Schädigung dieser Nerven kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Schmerzen, Empfindungsstörungen, Muskelschwäche und Koordinationsprobleme. Eine der Hauptursachen für Polyneuropathie ist chronischer Alkoholismus, der zu einer als alkoholische Polyneuropathie bekannten Erkrankung führen kann. Schätzungen zufolge ist in Deutschland mindestens ein Fünftel aller Alkoholiker von dieser Krankheit betroffen.
Was ist Polyneuropathie?
Polyneuropathien bezeichnen eine Gruppe von Erkrankungen, die das periphere Nervensystem betreffen. Es handelt sich dabei um neuropathische Schmerzerkrankungen, bei der mehrere Neuronen oder Nervenfasern verletzt und somit in ihrer Funktion gestört sind. Die geschädigten peripheren Nerven sind nur eingeschränkt fähig, Impulse zwischen Gehirn und Rückenmark weiterzuleiten. Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven, die nicht Teil des zentralen Nervensystems sind. Demnach gehören dazu alle Nerven, die sich außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks befinden. Periphere Nerven sind für zahlreiche körperliche Prozesse wie die Empfindung von Reizen und die Bewegung von Muskeln verantwortlich. Auch das vegetative Körpersystem, das für die Koordination der Verdauung, der Atmung und weiterer lebenswichtiger Körperfunktionen verantwortlich ist, gehört zum peripheren Nervensystem.
Polyneuropathien werden in der Medizin in zahlreiche verschiedene Kategorien unterteilt. Die Erkrankung kann beispielsweise nach Innervationsgebiet, Nervenfasertyp oder Entstehungsursache klassifiziert werden. Mediziner unterscheiden in erster Linie zwischen zwei Hauptformen von Polyneuropathien. Bei sensomotorischen Polyneuropathien treten sowohl Schmerzen, als auch Empfindungs- und Bewegungsstörungen in den Gliedmaßen und anderen Körperteilen auf.
Ursachen der alkoholischen Polyneuropathie
Die moderne Medizin kennt mehr als 200 verschiedene Risikofaktoren, die das Entstehen von Polyneuropathien begünstigen können. Als Hauptursachen gelten Diabetes mellitus Typ 2 sowie chronischer Alkoholismus. Zu den selteneren Ursachen zählen beispielsweise Autoimmunerkrankungen, Entzündungen oder genetische Ursachen. In welchem Alter eine Polyneuropathie erstmals auftritt, hängt insbesondere von der Ursache der Erkrankung ab. Bei Kindern tritt sie meist in Zusammenhang mit einer Infektionskrankheit oder aufgrund genetischer Prädisposition auf.
Wenn die Nervenschäden infolge der Einnahme exogener Substanzen entstehen, spricht man von einer toxischen Polyneuropathie. Als mit Abstand häufigste toxische Ursache der Erkrankung gilt der übermäßige Konsum von Alkohol. Neben Diabetes gilt Alkoholabhängigkeit als Hauptauslöser von Neuropathien. Schätzungen zufolge betrifft die Alkoholische Polyneuropathie in Deutschland mindestens ein Fünftel aller Alkoholiker. Männer leiden deutlich häufiger an der Erkrankung als Frauen. Die meisten Betroffenen konsumieren über mehrere Jahre hinweg mehr als 60 g Ethanol täglich, bevor sie an einer Polyneuropathie durch Alkohol erkranken.
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Ursache für eine Alkoholische Polyneuropathie ist in erster Linie die toxische Wirkung des Alkohols und seiner Abbauprodukte. Bei Alkohol handelt es sich um eine neurotoxische Substanz, die eine exotoxische Schädigung im Nervensystem hervorrufen kann. Dies bedeutet, dass die Schäden im Organismus durch Zufuhr einer äußeren Substanz entstehen. Daneben kann eine Unter- oder Mangelernährung, die in vielen Fällen mit einer chronischen Alkoholsucht einhergeht, das Entstehen der Erkrankung begünstigen oder sogar hervorrufen. Neben Alkohol gibt es zahlreiche weitere exogene Substanzen, die Schäden des peripheren Nervensystems nach sich ziehen können. Dazu zählen Medikamente sowie zahlreiche Umweltgifte wie beispielsweise Quecksilber, Blei, Arsen, Lösungsmittel und Schwefelkohlenstoff. Aus diesem Grund sind bestimmte Berufsgruppen besonders gefährdet, an einer toxischen Polyneuropathie zu erkranken.
Die alkoholische Polyneuropathie oder alkoholbedingte Neuropathie entsteht durch die neurotoxischen (nervenschädigenden) Wirkungen chronischen Alkoholkonsums, die zu funktionellen Beeinträchtigungen der peripheren Nerven führen.
Risikofaktoren
Mehrere Faktoren erhöhen das Risiko, an einer alkoholischen Polyneuropathie zu erkranken:
- Chronischer Alkoholkonsum: Langjähriger, übermäßiger Alkoholkonsum ist der Hauptrisikofaktor.
- Mangelernährung: Alkoholismus geht oft mit Mangelernährung einher, insbesondere einem Mangel an B-Vitaminen, die für die Nervenfunktion wichtig sind.
- Genetische Faktoren: Einige Menschen sind aufgrund ihrer genetischen Veranlagung anfälliger für die Entwicklung einer alkoholischen Polyneuropathie.
Symptome einer alkoholischen Polyneuropathie
Wann die Polyneuropathie durch Alkohol Symptome auftreten, welche Nerven von der Erkrankung betroffen sind, welche Beschwerden auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind, variiert von Patient zu Patient. Der Krankheitsverlauf lässt sich in den meisten Fällen nicht voraussagen. In den meisten Fällen entstehen die Polyneuropathie durch Alkohol Symptome schleichend und steigern sich langsam über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren. In seltenen Fällen zeigen sich die Beschwerden dagegen schlagartig oder entstehen innerhalb einiger weniger Wochen. Als typisches Frühsymptom der Erkrankung gilt Druckschmerzhaftigkeit der großen Nervenstämme, beispielsweise in der Kniekehle oder in der Wade. Daneben kann sich eine Alkoholbedingte Polyneuropathie durch zahlreiche weitere Symptome äußern. In den meisten Fällen treten durch die Nervenschäden durch Alkohol zunächst Störungen in den Füßen, Händen und Beinen auf. Die Beschwerden können Bewegungsabläufe, die körperliche Kraft und die Sensibilität des Körpers beeinträchtigen. Zahlreiche Betroffene klagen über ziehende oder drückende Spontanschmerzen in verschiedenen Körperteilen. Ein weiteres häufiges Symptom der Erkrankung sind Parästhesien, also krankhafte Empfindungen, die keine erkennbare Ursache haben. Daneben treten in vielen Fällen Sensibilitätsstörungen, also eine verminderte oder ausbleibende Wahrnehmung von Sinnesreizen auf. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zu Reflexverlust, Schwächung oder Abbau der Muskelzellen und dem Teilausfall einzelner Muskeln, Muskelgruppen oder sogar ganzer Extremitäten kommen. Wenn das vegetative Nervensystem von der Polyneuropathie durch Alkohol betroffen ist, können Impotenz, Verdauungsbeschwerden und Herzrhythmusstörungen die Folge sein. In einigen Fällen kommt es zudem zu Schädigungen der Hirnnerven.
Welche Symptome eine Alkoholbedingte Polyneuropathie hervorruft, hängt von den individuell geschädigten Nerven ab. Motorische Nerven sind für die Übertragung von Signalen vom Gehirn zu den Skelettmuskeln verantwortlich. Dort werden im Normalfall Muskelkontraktionen ausgelöst, die wiederum zu Bewegungen der betreffenden Körperteile führen. Im Falle einer Schädigung der motorischen Nerven verlieren die Muskeln mit der Zeit an Kraft und es kommt zu einer Degeneration des Gewebes. Auf diese Weise kann es zu Muskelkrämpfen, Muskellähmungen und Muskelschwund kommen. Sensorische Nerven sind für die Weiterleitung von Berührungsreizen, Vibrationen sowie Schmerz- Druck- und Temperaturempfinden verantwortlich. Im Falle einer Störung der sensiblen Nerven kann es zu Missempfindungen wie Brennen, Kribbeln oder dem sogenannten „Ameisenlaufen“ kommen. Daneben können Taubheitsgefühle oder stechende Schmerzempfindungen auftreten. Bei einer Polyneuropathie durch Alkohol sind meist zunächst die Zehen, kurze Zeit später auch die Beine betroffen. In Folge können Koordinationsprobleme beim Gehen entstehen. Die autonomen Nerven werden auch als vegetative Nerven bezeichnet. Sie sind für die Steuerung der inneren Organe verantwortlich. Dazu gehören beispielsweise das Herz, der Magen-Darm-Trakt, die Geschlechtsorgane sowie die Lungen. Im Falle einer Schädigung der autonomen Nerven im Rahmen einer Polyneuropathie durch Alkohol kann es zu Funktionsstörungen dieser Organe kommen.
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Die Symptome der alkoholischen Polyneuropathie entwickeln sich meist langsam und beginnen oft in den Füßen und Beinen, bevor sie sich auf die Hände und Arme ausbreiten. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schmerzen: Brennende, stechende oder bohrende Schmerzen in den Extremitäten.
- Empfindungsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühl oder ein Gefühl des "Ameisenlaufens" in den Händen und Füßen.
- Muskelschwäche: Schwierigkeiten beim Gehen, Stehen oder Greifen von Gegenständen.
- Koordinationsprobleme: Unsicherheit beim Gehen oder Stehen, Schwierigkeiten bei feinmotorischen Aufgaben.
- Autonome Störungen: Verdauungsprobleme, Herzrhythmusstörungen, sexuelle Funktionsstörungen, Schwindel oder übermäßiges Schwitzen.
Die Symptome können je nach betroffenem Nerventyp variieren:
- Sensible Nerven: Störungen der Berührungs-, Schmerz-, Temperatur- und Vibrationsempfindung.
- Motorische Nerven: Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Muskelschwund.
- Autonome Nerven: Störungen der Herzfrequenz, des Blutdrucks, der Verdauung, der Blasen- und Darmfunktion.
Diagnose
Um schwerwiegende, dauerhafte Nervenschäden zu vermeiden, sollte eine Alkoholische Polyneuropathie schnellstmöglich erkannt und behandelt werden. Die Diagnose von Polyneuropathien erfolgt meist in mehreren Schritten. Meist erfolgt zunächst ein Arzt-Patient-Gespräch, in dem die Krankengeschichte des Betroffenen erhoben wird (Anamnese). Neben einer Schilderung der bestehenden Beschwerden erfolgt eine Nennung eventueller Grund- und Vorerkrankungen. Hierbei sind Angaben zum Alkohol- und Drogenkonsum besonders wichtig. Um eine Alkoholische Polyneuropathie zuverlässig zu diagnostizieren, ist eine ehrliche Antwort notwendig. Bestimmte Fehlbildungen des Skeletts sowie Fehlstellungen des Fußes können auf eine vorliegende Erkrankung mit erblichem Hintergrund hindeuten. Bei Vorliegen einer Polyneuropathie durch Alkohol wird dagegen meist eine herabgesetzte Nervenleitgeschwindigkeit, eine gestörte Nervenfunktion oder eine Beeinträchtigung der Empfindlichkeit der Nerven festgestellt. Daneben können erhöhte Entzündungswerte wie weiße Blutkörperchen oder CRP im Blut, ein Vitamin-B12-Mangel oder auffällige Leber- und Nierenwerte auf eine Alkoholische Polyneuropathie hinweisen.
Die Diagnose einer alkoholischen Polyneuropathie umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte des Patienten, einschließlich Alkoholkonsum, Ernährungsgewohnheiten und Vorerkrankungen.
- Körperliche Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, Muskelkraft und Sensibilität des Patienten.
- Neurologische Untersuchung: Beurteilung der Nervenfunktion durch verschiedene Tests, wie z. B. Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurographie) und Elektromyographie (EMG).
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen zur Überprüfung von Vitaminmangel, Leber- und Nierenfunktion sowie zum Ausschluss anderer Ursachen für Polyneuropathie.
- Nervenbiopsie: In seltenen Fällen kann eine Nervenbiopsie erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen und andere Ursachen auszuschließen.
Therapie
Obwohl Polyneuropathien die Lebenserwartung in der Regel nicht negativ beeinflussen, können die ihr zugrundeliegenden Ursachen wie Alkoholmissbrauch zu einer verkürzten Lebensdauer beitragen. Eine Alkoholische Polyneuropathie wird in den meisten Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. In einigen Fällen bestehen zum Zeitpunkt der Diagnose bereits irreversible Nervenschäden durch Alkohol, die nicht mehr vollständig geheilt werden können. Eine geeignete Therapie kann in vielen Fällen dennoch zu einer Linderung der bereits bestehenden Symptome beitragen. Zudem kann durch eine richtige Behandlung die Entstehung weiterer Schäden verhindert werden. Die Therapie von Polyneuropathien richtet sich dabei in erster Linie nach der Ursache der Erkrankung. Wenn eine Begleiterkrankung wie Diabetes vorliegt, ist es beispielsweise entscheidend, die Blutzuckereinstellung zu optimieren. Zur Behandlung der Beschwerden können zudem verschiedene physikalische Therapien wie Wärme- und Kältebehandlungen, Physiotherapie, Krankengymnastik oder Reizstromtherapie angewandt werden. Da eine Alkoholische Polyneuropathie in vielen Fällen mit einem Nährstoffmangel einhergeht, sollten zu niedrige Nährstoffspiegel durch die Einnahme geeigneter Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere von B-Vitaminen, schnellstmöglich ausgeglichen werden. Daneben ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung notwendig.
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Um eine Alkoholische Polyneuropathie erfolgreich zu behandeln, sollten die Nervenschäden durch Alkohol möglichst früh erkannt und behandelt werden. Um die Erkrankung positiv in ihrem Verlauf zu beeinflussen, muss in erster Linie der Auslöser beseitigt werden. Betroffene sollten den Konsum von Alkohol demnach nach Möglichkeit vollständig meiden. Wenn die Erkrankung noch nicht allzu weit fortgeschritten ist, bilden sich die Symptome der Erkrankung bei Alkoholabstinenz in vielen Fällen zurück. Da es Suchtkranken sehr schwer fällt, aus eigenem Willen auf alkoholische Getränke zu verzichten, ist in vielen Fällen professionelle Unterstützung erforderlich. Im Rahmen eines stationären Entzugs erhalten Betroffene die Gelegenheit, ihren Körper vollständig vom Alkohol zu befreien und zu entwöhnen. Sobald die Alkoholzufuhr beendet wurde, kann sich das geschädigte Nervensystem nach und nach regenerieren. Da bei einem Alkoholentzug starke, teils sogar lebensbedrohliche Entzugserscheinungen auftreten können, sollte dieser ausschließlich unter medizinischer Aufsicht durchgeführt werden. Unsere Klinik bietet durch eine umfassende und fachlich kompetente Betreuung während des gesamten Aufenthalts optimale Voraussetzungen zur Behandlung von Polyneuropathie durch Alkohol. Das umfangreiche Behandlungs- und Therapiespektrum ermöglicht einen besonders sanften und schnellen Alkoholentzug. Eine einzigartige Mischung aus klassischen und modernen Therapieformen ermöglicht Betroffenen, ihre Alkoholabhängigkeit nachhaltig zu überwinden und in ein gesundes, geregeltes Leben in Abstinenz zurückzufinden. Durch die idyllische Lage, die familiäre Atmosphäre, die gesunde Küche sowie zahlreiche physiologische Maßnahmen wird das körperliche und mentale Wohlbefinden der Patienten rundum gefördert. Auf diese Weise können Verhaltensmuster erfolgreich geändert werden.
Die Behandlung der alkoholischen Polyneuropathie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, weitere Nervenschäden zu verhindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die wichtigsten Behandlungsansätze sind:
- Alkoholabstinenz: Der wichtigste Schritt bei der Behandlung der alkoholischen Polyneuropathie ist der vollständige Verzicht auf Alkohol. Dies ermöglicht es den Nerven, sich zu erholen und weitere Schäden zu verhindern. In vielen Fällen ist professionelle Unterstützung durch eine Suchttherapie erforderlich.
- Ernährungstherapie: Ausgleich von Nährstoffmängeln, insbesondere von B-Vitaminen, durch eine ausgewogene Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel.
- Schmerztherapie: Medikamente zur Linderung von Schmerzen, wie z. B. Antidepressiva, Antikonvulsiva oder Opioide (in schweren Fällen).
- Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Muskelkraft, Koordination und Beweglichkeit.
- Ergotherapie: Anpassung von Hilfsmitteln und Strategien zur Bewältigung von Alltagsaktivitäten.
- Weitere Therapien: In einigen Fällen können weitere Therapien wie Akupunktur, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) oder Capsaicin-Creme zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
Mögliche Medikamente
Zur Schmerzbekämpfung haben sich Antidepressiva und Medikamente gegen Krampfanfälle (Epilepsie), sogenannte Antikonvulsiva, bewährt. Gegen die Schmerzsymptomatik werden Pregabalin oder Gabapentin sowie alternativ Duloxetin oder Amitriptylin eingesetzt. Diese Medikamente modifizieren die Schmerzwahrnehmung auf unterschiedlichen Wegen und haben sich als effektiver gegenüber klassischen Schmerztabletten erwiesen. Hierzu bedarf es der Unterstützung eines erfahrenen Neurologen oder Schmerztherapeuten.
Capsaicin ist für die Schärfe der Chilischoten verantwortlich und hat sich in Form von Capsaicin-Pflastern auf der Haut in Studien als erfolgversprechendes Mittel gegen Polyneuropathie erwiesen. Es betäubt nicht nur den schmerzenden Bereich und steigert die Durchblutung, sondern scheint sogar die Neubildung kleiner Nervenfasern anzuregen.
Prognose
Insofern die Erkrankung in einer leichten Form vorliegt, ist eine Alkoholische Polyneuropathie bis zu einem gewissen Grad heilbar. Sobald die Erkrankung in einer fortgeschrittenen Form vorliegt, können bereits bestehende Nervenschäden jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Um eine Alkoholische Polyneuropathie zu behandeln, ist in erster Linie der Verzicht auf Alkohol notwendig. Da die Erkrankung meist mit Nährstoffmängeln einhergeht, kann die Einnahme geeigneter Präparate die Heilung unterstützen. In besonders schwerwiegenden Fällen kann eine Alkoholische Polyneuropathie zu Schädigungen des vegetativen Nervensystems und der inneren Organe führen. Schätzungen zufolge leiden zwischen 22 und 66 % aller Alkoholkranken in Deutschland an einer Polyneuropathie durch Alkohol. Je länger die Suchterkrankung vorliegt und je größere Mengen an Alkohol konsumiert werden, desto höher ist auch das Risiko, zu erkranken. Da es sich bei Polyneuropathie durch Alkohol um eine fortschreitende Krankheit handelt, können sich die Symptome bei Nichtbehandlung verschlimmern.
Die Prognose der alkoholischen Polyneuropathie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Dauer und Schwere des Alkoholkonsums, das Ausmaß der Nervenschäden und die Fähigkeit des Patienten, den Alkoholkonsum einzustellen. Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung können sich die Symptome in vielen Fällen verbessern oder stabilisieren. In einigen Fällen können sich die Nerven sogar teilweise erholen. Bei fortgeschrittenen Fällen mit irreversiblen Nervenschäden können die Symptome jedoch dauerhaft bestehen bleiben.
Vorbeugung
Die beste Möglichkeit, einer alkoholischen Polyneuropathie vorzubeugen, ist die Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum. Menschen, die bereits alkoholabhängig sind, sollten professionelle Hilfe suchen, um ihren Alkoholkonsum zu reduzieren oder ganz einzustellen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend B-Vitaminen kann ebenfalls dazu beitragen, das Risiko einer alkoholischen Polyneuropathie zu verringern.
Leben mit alkoholischer Polyneuropathie
Eine Polyneuropathie bedeutet manchmal eine Einschränkung der Lebensqualität. Diese Tipps können das Wohlbefinden steigern und Risiken minimieren:
- Blutzucker kontrollieren: Menschen mit Diabetes kontrollieren am besten regelmäßig ihren Blutzucker und nehmen ärztlich verordnete Medikamente ein. Schließlich kann eine suboptimale Blutzuckereinstellung das Risiko für die Entstehung und einen raschen Fortschritt der Erkrankung erhöhen.
- Füße kontrollieren: Eine Polyneuropathie an Beinen oder Füßen erhöht das Risiko für Fußgeschwüre - eine regelmäßige Kontrolle auf Wunden ist also wichtig.
- Bewegen: Menschen mit Polyneuropathie können bei Schmerzen und Missempfindungen von verschiedenen Angeboten wie Aquagymnastik oder Gehtraining profitieren.
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