Ein Taubheitsgefühl im Oberkiefer und in der Nase kann beunruhigend sein, da es verschiedene Ursachen haben kann. Oftmals sind harmlose Gründe wie eine vorübergehende Druckstelle oder Verspannungen dafür verantwortlich. Es kann aber auch ein Hinweis auf ernstere Erkrankungen wie einen Schlaganfall, Multiple Sklerose oder einen Tumor sein. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen und gibt Hinweise zu Diagnose und Therapie.
Was ist ein Taubheitsgefühl (Hypästhesie)?
Ein Taubheitsgefühl, medizinisch als Hypästhesie bezeichnet, entsteht durch eine verringerte Sensibilität der Haut. Betroffene können äußere Reize wie Wärme, Kälte, Berührung, Druck, Schmerzen und Vibrationen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr wahrnehmen. Ein vollständiger Ausfall des Gefühlsinns wird als Anästhesie bezeichnet.
Ursachen für Taubheitsgefühle im Oberkiefer und in der Nase
Ein Taubheitsgefühl im Oberkiefer und in der Nase kann verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:
1. Nasenoperation (Rhinoplastik)
Eine Nasenoperation kann in manchen Fällen zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Taubheitsgefühlen im Oberkiefer und in der Oberlippe sowie zu Zahnschmerzen führen. Diese Symptome sind in der Regel vorübergehend und durch den chirurgischen Eingriff und die anatomische Nähe der behandelten Bereiche erklärbar.
- Beeinträchtigung der Nerven: Bei der Nasenoperation können Nerven verletzt werden, die für die Sensibilität des Oberkiefers und der Oberlippe verantwortlich sind.
- Schwellung des Gewebes: Nach der Operation kann es zu einer vorübergehenden Schwellung im Bereich der Nase kommen, die auf die umliegenden Nerven drückt und Taubheitsgefühle auslösen kann.
Behandlung:
- Kalte Umschläge: Regelmäßiges Auflegen kalter Umschläge auf die betroffene Stelle kann helfen, die Schwellung zu reduzieren und das Taubheitsgefühl zu lindern.
- Sanfte Massagen: Sanfte Massagen der Oberlippe können die Durchblutung fördern und das Gewebe entspannen.
- Physiotherapie: Wenn die Nerven betroffen sind, kann eine physiotherapeutische Behandlung in Betracht gezogen werden, um die Regeneration der Nerven zu fördern und die Sensibilität wiederherzustellen.
- Medikamente: Spezielle Medikamente, die die Nervenstimulation fördern, können helfen, das Taubheitsgefühl zu lindern und die normale Sensibilität im Oberkiefer wiederherzustellen.
- Verzicht auf Nikotin: Rauchen beeinträchtigt die Durchblutung und kann den Heilungsprozess verlangsamen.
2. Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris)
Die Kieferhöhlenentzündung ist eine spezielle Form der Nasennebenhöhlenentzündung, bei der die Kieferhöhlen betroffen sind. Sie äußert sich durch ein dumpfes Druck- und Schmerzgefühl in den Wangen und wird meist durch die Ausbreitung eines bakteriellen oder viralen Infektes ausgelöst.
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- Entzündung der Schleimhaut: Durch die Infektion kommt es zu einer Entzündungsreaktion des respiratorischen Flimmerepithels in den Kieferhöhlen.
- Sekretstau: Die Zugänge zu den Kieferhöhlen sind recht schmal, so dass sie schnell verstopfen und somit ein Sekretstau herbeigeführt wird.
- Druckgefühl: Durch den erhöhten Druck innerhalb der Kieferhöhlen und die Entzündungsherde kommt es zu den typischen Symptomen einer Sinusitis wie pochenden Schmerzen im Oberkiefer und den Wangen.
Behandlung:
- Sekretstau lösen: Es ist wichtig, den Sekretstau in den Nasennebenhöhlen zu lösen, damit der festsitzende Schleim mitsamt der darin befindlichen Erreger abfließen kann.
- Nasensprays, Nasenspülungen oder Inhalationen: Diese können zur Anwendung kommen, um ein Abschwellen der Nasenschleimhaut zu unterstützen.
- Entzündungshemmende Medikamente oder Antibiotika: In besonders hartnäckigen Fällen kann ein Arzt diese Medikamente zur Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung verschreiben. Voraussetzung für eine Antibiotikaanwendung ist, dass die Sinusitis von Bakterien ausgelöst wurde.
3. Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
Funktionsstörungen im Zahnhalteapparat können weitreichende negative Auswirkungen auf die Körperstruktur und -funktionen haben und zu CMD führen. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Sensibilitätsstörungen im Gesicht kommen.
- Verspannungen der Muskulatur: Nervenverläufe können durch verspannte Muskulatur im Hals-, Schulter-, Nackenbereich irritiert werden.
- Fehlregulation der Kieferposition: Eine zu hohe oder zu tiefe Füllung, Teilkrone oder Krone kann das Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer verändern. Die Kieferposition gerät sozusagen aus den Fugen und dies hat wiederum direkten Einfluss auf die Funktionen von Mund, Zunge, Atmung und Muskulatur.
Behandlung:
- Physiotherapie: Kann helfen, die verspannte Muskulatur im Hals-, Schulter- und Nackenbereich zu lockern.
- Aufbissbehelf: Bei Eingliederung eines adjustierten Aufbissbehelfs und Einstellung einer physiologischen Bisslage kann das Gefühl der zu großen Zunge verschwinden.
4. Fazialisparese (Gesichtslähmung)
Eine Fazialisparese kann zu einem einseitigen Taubheitsgefühl im Gesicht führen, da meist nicht alle Gesichtsnerven betroffen sind. Ursächlich für eine Gesichtslähmung sind Schädigungen des siebten Gesichtsnervs.
- Schädigung des Nervus facialis: Schwillt der Nervus facialis an - etwa durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren - kann es schnell zu einer Schädigung des Nervs und Funktionsstörungen kommen, die sich dann im Gesicht in Form einer Gesichtslähmung spiegeln.
Behandlung:
- Kortison: Wird meist für einen Zeitraum von 14 Tagen mit Kortison behandelt, das generell Entzündungen im Körper bekämpft.
- Durchblutungsfördernde Medikamente: Mittels Infusionen verabreichen Arzt oder Ärztin auch manchmal durchblutungsfördernde Medikamente.
- Vitamin-B-Komplex: Bei Vitamin-B12-Mangel wird mit Präparaten aus dem Vitamin-B-Komplex behandelt.
- Augenpflege: Da bei den meisten Patienten und Patientinnen mit peripherer Fazialisparese eine Schädigung der Lidschluss-Funktion besteht, muss das Auge besonders gepflegt werden, damit sich die Hornhaut nicht entzündet.
5. Weitere Ursachen
- Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall kann es zu einem plötzlichen Taubheitsgefühl in einer Gesichtshälfte kommen. Dies ist ein Notfall, bei dem sofort der Notruf verständigt werden muss.
- Multiple Sklerose (MS): MS kann unter Umständen zu einem tauben Gefühl im Gesicht, aber auch in den Armen oder Beinen führen.
- Tumore im Gehirn: Tumore im Gehirn können auf Nerven drücken und so Taubheitsgefühle auslösen.
- Angst- oder Panikattacken: In seltenen Fällen können Angst- oder Panikattacken zu Taubheitsgefühlen im Gesicht führen.
- Verbrennungen oder Erfrierungen: Im Gesicht kann ein Taubheitsgefühl zudem durch Verbrennungen oder Erfrierungen hervorgerufen werden.
- Bell’sche Lähmung: Eine vorübergehende Schwäche oder Lähmung der Gesichtsmuskeln, die durch Stress und Infektionen ausgelöst werden kann.
- Nervenprobleme oder Migräne: Anhaltendes oder wiederkehrendes Taubheitsgefühl kann auf Nervenprobleme oder eine Migräne hinweisen.
- Halswirbelsäule (HWS) Probleme: Wenn die Nerven, die durch die HWS laufen, eingeklemmt oder gereizt werden, könnte das zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen.
Diagnose
Bei der Diagnose ist zunächst entscheidend, wo, seit wann und in welchen Situationen das Taubheitsgefühl auftritt, ob es einseitig oder beidseitig vorkommt und ob es seit dem ersten Auftreten anhält oder von selbst wieder verschwindet. Um mögliche Nervenschädigungen festzustellen, prüft derdie ArztÄrztin die Reflexe sowie verschieden Sinnesleistungen - beispielsweise das Gehör und das Sehen. Besteht ein erster Verdacht, können weitere Untersuchungen nötig werden.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein Taubheitsgefühl im Oberkiefer und in der Nase sollte ärztlich abgeklärt werden, wenn:
- es plötzlich auftritt, insbesondere in Verbindung mit anderen Symptomen wie Sprachschwierigkeiten, Sehproblemen oder Schwäche in den Gliedmaßen (Verdacht auf Schlaganfall)
- es über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt oder immer wiederkehrt
- es von Schmerzen begleitet wird
- keine offensichtliche Ursache erkennbar ist
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