Polyneuropathie und Amalgam: Ursachen, Risiken und Kontroversen

Einführung

Polyneuropathie (PNP), eine Erkrankung, die viele Nerven gleichzeitig schädigt, kann vielfältige Ursachen haben. Eine mögliche, aber umstrittene Ursache ist die Exposition gegenüber Quecksilber, insbesondere durch Amalgamfüllungen. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Amalgam, Quecksilber und Polyneuropathie, diskutiert Risiken und Kontroversen und gibt Hinweise zu Diagnose und Behandlung.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems. Der Name bedeutet "Schädigung vieler Nerven gleichzeitig". Es gibt Hunderte verschiedener Arten der Polyneuropathie, die sich in ihren Ursachen, Symptomen und ihrem Verlauf unterscheiden. Die Symptome reichen von Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen oder Taubheit bis hin zu Schmerzen, Muskelschwäche und Koordinationsstörungen. In schweren Fällen kann es zu Lähmungen und Organfunktionsstörungen kommen.

Ursachen von Polyneuropathie

Die Ursachen einer Polyneuropathie (PNP) können vielfältig sein und oft genug lässt sich der auslösende Faktor im Nachhinein nicht mehr feststellen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Diabetes mellitus: Bei einer diabetischen Polyneuropathie schädigen hohe Blutzuckerwerte die Nerven.
  • Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12, Vitamin D oder anderen wichtigen Nährstoffen kann zu Nervenschäden führen.
  • Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum kann das Nervensystem schädigen.
  • Infektionen: Borreliose, HIV und andere Infektionen können eine Polyneuropathie verursachen.
  • Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie Lupus erythematodes oder das Guillain-Barré-Syndrom können das Nervensystem angreifen.
  • Vergiftungen: Chemikalien wie Pflanzenschutzmittel (Glyphosat) oder Schwermetalle wie Quecksilber können Nervenschäden verursachen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, insbesondere Chemotherapeutika, Antibiotika und HIV-Medikamente, können eine Polyneuropathie als Nebenwirkung haben.
  • Nierenerkrankungen: Nierenschäden können zu einer Anreicherung von Giftstoffen im Körper führen, die die Nerven schädigen können.
  • Unklare Genese: In vielen Fällen lässt sich die Ursache der Polyneuropathie nicht eindeutig identifizieren.

Quecksilber und Amalgam: Eine umstrittene Verbindung

Quecksilber ist ein giftiges Schwermetall, das in verschiedenen Bereichen verwendet wird, unter anderem in der Zahnmedizin (Amalgamfüllungen), in Desinfektions- und Konservierungsmitteln, Thermometern, Batterien und Leuchtstoffröhren. Umweltmedizinische Relevanz hat Hg-Dampf aus Altlasten in Innenräumen (z.B. aus zerbrochenen Quecksilberthermometern und Energiesparlampen).

Amalgam besteht zu etwa 50 Prozent aus Quecksilber, gebunden in einer Legierung aus Silber, Kupfer, Zink und Zinn. Obwohl Amalgam als haltbares und kostengünstiges Füllungsmaterial gilt, ist seine Verwendung aufgrund des enthaltenen Quecksilbers umstritten.

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Aufnahme von Quecksilber

Quecksilber kann auf verschiedenen Wegen in den Körper gelangen:

  • Peroral: Quecksilbersalze werden nach oraler Aufnahme bis zu 10% resorbiert. Organisches Hg (Fischkonsum!) wird zu über 90% resorbiert.
  • Inhalativ: Aufgenommener Hg-Dampf wird zu ca. 80%, organisches Hg zu über 90% resorbiert.
  • Perkutan: Die Aufnahme anorganischer Quecksilberverbindungen über die Haut ist i. d. R. gering.

Quecksilberbelastung durch Amalgamfüllungen

Eine Vielzahl von Studien erbrachte, dass eine starke Quecksilberbelastung von menschlichen Geweben oder Muttermilch mit dem Vorhandensein von Amalgamfüllungen in Zusammenhang steht. Wissenschaftler haben bestätigt, dass es sich ständig aus Füllungen löst und zwar mehr, als der Mensch durch Nahrung oder Atemluft aufnimmt. Die Freisetzung wird durch Kauen, Zähneknirschen und den Verzehr von heißen oder sauren Speisen verstärkt. Auch das Vorhandensein verschiedener Zahnmetalle im Mund kann die Freisetzung erhöhen.

Mögliche Auswirkungen von Quecksilber auf die Gesundheit

Quecksilber kann diverse neurologische Symptome verursachen (z.B. Intentionstremor, erhöhte Reizbarkeit, Gedächtnisstörungen, Verhaltensstörungen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Delirium) und Nierenschäden. Eine Quecksilberexposition während der Schwangerschaft kann zu Verhaltensstörungen der Kinder führen.

Die toxisch-pathologischen Wirkungen werden weniger vom elementaren Hg verursacht, sondern mehr von den wesentlich giftigeren anorganischen Verbindungen, die daraus entstehen (z. B. Methylquecksilber). Anorganische Quecksilberverbindungen akkumulieren am stärksten in der Niere (und schädigen die Nierentubuli), der Leber und im zentralen Nervensystem.

Methyl-Hg ist fettlöslich, ein Zellgift und Karzinogen (Schädigung von Zellmembranen und DNA durch Radikalstress). Es überwindet die Blut-Hirn-Schranke und wirkt als Neurotoxin (IQ-Minderung). Außerdem reichert es sich im Fetus an und geht in die Muttermilch über.

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Hg-Verbindungen reagieren mit SH-Gruppen von Proteinen, wodurch verfremdete Proteine entstehen, welche Autoimmunreaktionen auslösen können. Sie können Enzymblockaden verursachen und Spurenelemente aus Enzymen u. Proteinen verdrängen (dadurch wird deren Aktivität gehemmt/modifiziert). Auch das Immunsystem kann geschädigt werden, indem die Anzahl von Leukozyten verringert, die Beweglichkeit von Makrophagen reduziert und die Bildung von Autoantikörpern und allergischen Reaktionen (Typ IV) gefördert wird. Außerdem wirken sie pro-entzündlich, indem sie die Aktivierung von NF-κB mit nachfolgender Produktion von Entzündungsbotenstoffen (auch im ZNS) verursachen. Schließlich können sie Hormonrezeptoren (Östrogenrezeptoren) blockieren oder aktivieren.

Mögliche Symptome einer chronischen Hg-Belastung sind:

  • Übelkeit, Metallgeschmack
  • Haarausfall
  • Tremor: Finger, Augenlider, Zunge
  • Trigeminusneuralgie
  • Vergesslichkeit, Depression
  • allergische Erkrankungen
  • Anreicherung in der Niere mit Schädigung

Mögliche Erkrankungen durch eine chronische Hg-Belastung sind:

  • ZNS-, Lungen-, Brustkrebs
  • Multiple Sklerose, Hashimoto, Lupus erythematodes, Myasthenia gravis, Polyneuropathie
  • Bildung von Auto-Antikörpern (ANA, AK gegen glom. Basalmembran)
  • Bluthochdruck, Atherosklerose
  • Tremor, Alzheimer, Polyneuropathie
  • Unfruchtbarkeit
  • bei Kindern: nach Dr. Lilian Ko, Hongkong
    • Entwicklungsverzögerung, Sprach-, Gehör-, Sehstörungen, ADHS, Autismushäufig Allergien, Heuschnupfen (60 %), autistische Beschwerden (10 %), Infektanfälligkeit, Lernprobleme
  • Akrodynie

Polyneuropathie als Folge von Quecksilberbelastung

Obwohl die wissenschaftliche Beweislage nicht eindeutig ist, gibt es Hinweise darauf, dass eine chronische Quecksilberbelastung zur Entwicklung einer Polyneuropathie beitragen kann. Quecksilber kann die Nervenzellen direkt schädigen oder indirekt über Autoimmunprozesse oder Entzündungsreaktionen.

Einzelfallberichte und Studien haben gezeigt, dass Patienten mit erhöhten Quecksilberwerten im Körper über neurologische Symptome wie Kribbeln, Taubheit, Schmerzen und Muskelschwäche klagen, die typisch für eine Polyneuropathie sind. Nach einer Quecksilberausleitung oder Amalgamsanierung kam es bei einigen Patienten zu einer Besserung der Symptome.

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Allerdings ist es schwierig, einen direkten Kausalzusammenhang zwischen Quecksilberbelastung und Polyneuropathie herzustellen, da Polyneuropathie viele andere Ursachen haben kann und die Quecksilberbelastung oft nur ein Faktor unter vielen ist.

Der Fall einer Zahnarzthelferin

Eine ehemalige Zahnarzthelferin versuchte erfolglos, ihre Polyneuropathie als Berufskrankheit anerkennen zu lassen. Die Frau bezieht Altersrente für Schwerbehinderte. Grund dafür sind zahlreiche Erkrankungen, unter anderem eine Polyneuropathie. Weil die Berufsgenossenschaft (BG) diese Erkrankung nicht als Berufskrankheit anerkennen wollte, zog die Frau vor Gericht.

Die Klägerin, Jahrgang 1948, wurde in den Jahren 1965 bis 1967 zur Zahnarzthelferin ausgebildet. Von 1967 bis ins Jahr 1995 war sie ‒ mit kurzer Unterbrechung ‒ als Zahnarzthelferin beschäftigt. Seit Dezember 2010 bezieht sie eine Altersrente für Schwerbehinderte. Eine Fachärztin für Allgemeinmedizin diagnostizierte in einem Gutachten für die Deutsche Rentenversicherung ein chronisches lumbales Schmerzsyndrom, eine angeborene Sehminderung des linken Auges, arterielle Hypertonie, angegebenen Drehschwindel, Zustand nach Operation eines Borderline-Phylloid-Tumors der rechten Brust sowie eine Tricuspidalklappeninsuffizienz. Zudem diagnostizierte ein Facharzt für Neurologie eine Polyneuropathie unklarer Genese. Im August 2012 zeigte die Klägerin den Verdacht auf Vorliegen einer Berufskrankheit bei der beklagten Umfallversicherung an. Zur Begründung gab sie an, dass sie langjährigen Kontakt mit Quecksilber und Amalgam gehabt habe und dies die Ursache ihrer Beschwerden sein könnte. Sie esse keine Meeresfrüchte und habe noch nie in ihrem Leben eine Amalgamfüllung erhalten. Es sei früher üblich gewesen, das Amalgam mit bloßen Fingern bzw. den Händen durchzuziehen und den Überschuss an Quecksilber auszuquetschen, dann in Form zu bringen und es auf einen Träger einzureichen.

Das Landessozialgericht (LSG) Berlin-Brandenburg wies die Klage ab (Urteil vom 21.01.2022, Az. L 21 U 69/16). Zwar seien „Erkrankungen durch Quecksilber oder seine Verbindungen“ in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen worden. Dies führe aber nicht zu einem Automatismus. Die Aufnahme in die Liste bedeute nur, dass eine Erkrankung als Berufskrankheit anerkannt werden kann, wenn Arbeitnehmer nachweisen, dass sie einer besonders hohen Quecksilberbelastung ausgesetzt waren. Zwar habe die ZFA seit 1965 Kontakt mit Amalgam und damit auch mit Quecksilber gehabt. Die Belastung sei aber nicht so hoch gewesen, dass dies zweifelsfrei als Ursache für die Polyneuropathie gelten kann. Denn ab 1970 habe sich die Verarbeitungstechnik in den Praxen erheblich verbessert. Der Schichtmittelwert und auch die anzunehmenden Kurzzeitbelastungen hätten daher unter den für Gefahrstoffe geltenden Grenzen gelegen. In den 1980er Jahren seien in Deutschland, Schweden und der Schweiz Quecksilberbelastungen von höchstens drei Mikrogramm je Kubikmeter Luft gemessen worden. Unfälle mit verschüttetem Quecksilber seien dabei schon berücksichtigt.

Dass die Belastung der Klägerin höher war als in Zahnarztpraxen üblich, sei nicht feststellbar. Messungen seien nachträglich nicht möglich, so das LSG. Und auch ihre konkreten Arbeitsbedingungen seien nicht mehr zu ermitteln. Auch die heutigen Messwerte im Blut und Urin der Klägerin deuteten nicht auf eine besonders hohe Belastung hin.

Aktuelle Empfehlungen und Einschränkungen

Aufgrund der potenziellen Risiken von Quecksilber gibt es in vielen Ländern Empfehlungen und Einschränkungen für die Verwendung von Amalgam.

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt in einer Stellungnahme von 2007 unter folgenden Umständen auf das Legen von Amalgamfüllungen zu verzichten:

  • Sanierungsmaßnahmen am Milchgebiss
  • bei Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit (Amalgamfüllungen und Fischverzehr führen zu einer Quecksilberexposition der Leibesfrucht)
  • bei Vorhandensein anderer metallischer Restaurationen
  • bei der Diagnose oraler lichenoider Reaktionen
  • bei Patienten mit Niereninsuffizienz
  • bei festgestellter Allergie (Typ IV)

Die am 1.07.2018 in Kraft getretene EU-Quecksilberverordnung sieht vor, dass Zahnamalgam nicht mehr für die Behandlung von Milchzähnen, von Kindern unter 15 Jahren und von schwangeren oder stillenden Frauen verwendet werden darf. Derzeit wird von der Europäischen Kommission geprüft, ob ein völliger Verzicht bis zum Jahr 2030 zu befürworten ist. Norwegen und Dänemark hatten bereits 2008 (mit kleinen Einschränkungen) ein Amalgamverbot erfolgreich umgesetzt. In Schweden ist das Plombenmaterial seit 2009 nicht mehr im Einsatz.

Im Jahr 2020 gab die amerikanische Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) eine neue Leitlinie zur Verwendung von Dentalamalgam heraus. Darin nennt sie 7 Risikogruppen, die künftig keine Amalgamfüllungen mehr erhalten sollen:

  • Kinder, insbesondere unter 6 Jahren
  • Schwangere
  • stillende Frauen
  • Frauen mit Kinderwunsch
  • Patienten mit neurologischen Erkrankungen (z. B. Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer)
  • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
  • Personen mit Allergien hinsichtlich Quecksilber oder anderen in Amalgam enthaltenen Bestandteilen

Diagnose und Behandlung von Polyneuropathie

Diagnose

Die Diagnose einer Polyneuropathie umfasst in der Regel eine neurologische Untersuchung, eine Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und verschiedene technische Untersuchungen. Dazu gehören:

  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektroneurographie (ENG) und Elektromyographie (EMG) messen die Nervenleitgeschwindigkeit und die Muskelaktivität.
  • Blutuntersuchungen: Sie dienen dazu, mögliche Ursachen wie Diabetes, Vitaminmangel, Infektionen oder Autoimmunerkrankungen aufzudecken.
  • Liquoruntersuchung: Die Untersuchung des Nervenwassers kann bei Verdacht auf entzündliche oder infektiöse Ursachen der Polyneuropathie hilfreich sein.
  • Nervenbiopsie: In seltenen Fällen wird eine Gewebeprobe eines Nervs entnommen, um die Ursache der Polyneuropathie zu klären.
  • Haar- oder Nagelanalyse: Mit einer Haaranalyse oder Nagelanalyse können Sie leicht die Belastung mit Schwermetallen und Aluminium überprüfen.

Behandlung

Die Behandlung der Polyneuropathie richtet sich nach der Ursache. Wenn die Ursache bekannt ist, wird diese behandelt, um die Nervenschädigung zu stoppen oder zu verlangsamen.

  • Behandlung der Grunderkrankung: Bei diabetischer Polyneuropathie ist eine gute Blutzuckereinstellung entscheidend. Bei Vitaminmangel werden entsprechende Präparate verabreicht. Infektionen werden mit Antibiotika oder antiviralen Medikamenten behandelt.
  • Schmerzlinderung: Schmerzmittel, Antidepressiva oder Antiepileptika können zur Linderung neuropathischer Schmerzen eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft und Koordination zu verbessern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag mit der Polyneuropathie besser zu bewältigen.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Uridinmonophosphat (UMP) ist ein wichtiger Baustein für Nervenzellen und kann die Regeneration geschädigter Nerven unterstützen. In Kombination mit Folsäure und Vitamin B12 konnte UMP in einer Studie mit über 200 PNP-Patienten die Nervenschmerzen signifikant reduzieren (11). UMP ist ein natürlicher Stoff, der auch in Tomaten, Brokkoli, Getreide, Pilzen etc. vorkommt. Dort allerdings nur in Mengen von wenigen Milligramm. In Studien hingegen wird UMP meist in Dosen von 50 bis 75 mg pro Tag verabreicht - oft kombiniert mit B-Vitaminen (z. B. UMP-Präparate könnten auch mit Alpha-Liponsäure kombiniert werden. Negative Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Die Alpha-Liponsäure ist ein starkes Antioxidans, das bevorzugt zur Behandlung der diabetischen Polyneuropathie verwendet wird. In Studien werden Dosierungen von 600 über 1200 bis 1800 mg pro Tag verwendet. Die Dosis wird auf zwei bzw. drei Dosen pro Tag aufgeteilt. Magnesium beruhigt das Nervensystem. Wählen Sie gut verträgliche Magnesiumpräparate, da in diesen sehr hohen Dosen z. B. Magnesiumcitrat zu Durchfall führen würde. Gerade wegen der sehr hohen Dosis sollten Sie diese Maßnahme mit Ihrem Arzt besprechen und in jedem Fall mit einer niedrigen Dosis starten, um zu sehen, ob bei Ihnen nicht vielleicht schon z. B. Während ein Vitamin-B12-Mangel sehr oft bei Polyneuropathie-Patienten entdeckt wird, ist dies bei den Vitaminen B1 und B6 nicht so häufig und einheitlich der Fall (7). Denn manche Studien zeigten, dass ein Mangel an Vitamin B6 den neuropathischen Schmerz verstärken oder sogar verursachen kann. Gleichzeitig aber können zu hohe Vitamin-B6-Dosen ebenfalls zu neuropathischen Symptomen führen. Bisher galten 50 mg und mehr als entsprechend riskante Dosen. Daher ist es hier wichtig, eine ausreichende Versorgung sicherzustellen und dabei zu hohe Dosen zu vermeiden. Der normale Tagesbedarf an Vitamin B6 wird mit 1,4 mg (Frauen) und 1,6 mg (Männer) angegeben. Wird bei einer Polyneuropathie daher ein Mangel entdeckt, könnte man mit einem Vitamin-B-Komplex gegenwirken, der zwischen 1,5 und 5 mg Vitamin B6 versorgt, z. B. In einer Studie von 2005 erhielten die Teilnehmer, die alle an einer diabetischen Polyneuropathie litten, über drei Wochen hinweg viermal täglich je 100 mg Vitamin B1 und erlebten eine deutliche Besserung ihrer Beschwerden (9) (im Vergleich auch zur Placebogruppe). Schon oben bei den möglichen Ursachen haben wir einen Vitamin-B12-Mangel aufgeführt. Details zum B12-Mangel lesen Sie im vorigen Link. Dazu eignet sich nicht die Messung von Vitamin B12 im Serum, die von vielen Ärzten noch durchgeführt wird. Bei zu niedrigen Werten, nehmen Sie täglich 1000 µg Vitamin B12 ein oder lassen sich von Ihrem Arzt eine B12-Spritzenkur (von Medivitan) verschreiben (ein- bis zweimal wöchentlich eine Spritze über mind. 4 Wochen hinweg). Vitamin D gilt ebenso als eine wirksame Substanz für die Behandlung neuropathischer Symptome. Zur Prävention einer Polyneuropathie gehen Mediziner von täglichen Dosen zwischen 1.800 und 4.000 IE Vitamin D aus. Laut einer im Jahr 2018 an der Mashhad University of Medical Sciences durchgeführten Studie können diverse Heilpflanzen wie der Kalmus, Estragon, Salbei oder auch Kurkuma bei Polyneuropathie hilfreich sein. Auch Capsaicin, der in Chilis enthalten ist, kann US-Forschern zufolge bei der Schmerzbekämpfung gute Dienste erweisen. Äußerlich angewandte Capsaicin-Zubereitungen wie z. B. Wichtig sei jedoch eine auf den Patienten individuell angepasste Dosierung bzw. Anwendungsdauer. Zur äußerlichen Anwendung gedachtes Capsaicin mit einer Dosis von 8 Prozent war am wirkungsvollsten. Auch Helmkraut (Scutellaria) beruhigt das gesamte Nervensystem. Die empfohlene Dosierung beträgt 15 Tropfen einer Helmkraut-Tinktur. Die Einnahme von Nachtkerzenöl kann wirkungsvoll bei der Vorbeugung von Nervenschäden und möglicherweise bei milden Formen der diabetischen Polyneuropathie hilfreich sein. Die äußerliche Anwendung von Rizinusöl-Packungen kann bei manchen Menschen die Symptome der Polyneuropathie lindern.
  • Weitere Maßnahmen: Gesunde Ernährung, ein gutes Stressmanagement, Bewegung sowie Entgiftung können den Heilungsprozess unterstützen.

Amalgamsanierung: Ja oder Nein?

Die Entscheidung für oder gegen eine Amalgamsanierung sollte individuell getroffen werden, nach sorgfältiger Abwägung der Risiken und Vorteile. Wenn der Verdacht besteht, dass Amalgamfüllungen zur Polyneuropathie beitragen, kann eine Sanierung in Erwägung gezogen werden.

Wichtig ist, dass die Sanierung von einem spezialisierten Zahnarzt durchgeführt wird, der besondere Vorkehrungen trifft, um die Belastung bei der Entfernung zu reduzieren. Dazu gehören:

  • Kofferdam: der zu behandelnde Zahn wird in der Mundhöhle isoliert
  • spezielle Absaugkanüle: eine Kunststoffkappe mit Sauger umschließt den Zahn (Clean-Up-System)
  • Verwendung von Bohrern mit niedriger Drehzahl
  • Verwendung einer Sauerstoff-Nasensonde
  • Mundspülung: eine spezielle Mundspülung kann Quecksilber binden
  • Begleitende Detox-Therapie

Eine schwermetallentgiftende Therapie ist bei vorhandenen Quecksilberfüllungen und während bzw. nach deren Entfernung empfehlenswert. Die Praxis für Komplementärmedizin stellt spezielle Behandlungskonzepte dafür bereit. Vorgesehen ist die orale Einnahme detoxifizierender Präparate, sowie optional die Durchführung von Infusionen.

Prävention

Um das Risiko einer Polyneuropathie zu verringern, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sind wichtig für die Nervengesundheit.
  • Vermeidung von Giftstoffen: Der Kontakt mit Chemikalien und Schwermetallen sollte so weit wie möglich vermieden werden. Verwenden Sie in Haus, Hof und Garten keine Unkraut- oder Insektenvernichter!
  • Regelmäßige Kontrollen: Bei Risikofaktoren wie Diabetes oder Nierenerkrankungen sind regelmäßige ärztliche Kontrollen wichtig, um eine Polyneuropathie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Alternativen zu Amalgam: Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt über quecksilberfreie Alternativen zu Amalgamfüllungen.

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