Post-Zoster-Neuralgie und Arbeitsunfähigkeit: Ein umfassender Überblick

Die Gürtelrose (Herpes zoster) ist eine schmerzhafte Viruserkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird, dem gleichen Virus, das auch Windpocken auslöst. Nach einer Windpockenerkrankung verbleibt das Virus inaktiv im Körper und kann Jahre später reaktiviert werden, was zu einer Gürtelrose führt. Eine häufige Komplikation der Gürtelrose ist die Post-Zoster-Neuralgie (PZN), die auch nach Abheilen des Hautausschlags weiterhin erhebliche Schmerzen verursacht. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung und Prävention der Post-Zoster-Neuralgie im Zusammenhang mit Arbeitsunfähigkeit.

Was ist Post-Zoster-Neuralgie?

Wenn die Schmerzen nach dem Abklingen des Hautausschlags einer Gürtelrose über einen längeren Zeitraum anhalten, spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie. Die Schmerzen bestehen länger als drei Monate nach Abheilung des Ausschlags oder kehren nach vorübergehendem Abklingen wieder zurück. Die Post-Zoster-Neuralgie ist die häufigste Komplikation einer Gürtelrose und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Post-Zoster-Neuralgie entsteht durch eine Schädigung der Nerven während der akuten Gürtelrose. Das Varizella-Zoster-Virus verursacht eine Entzündung der Spinalganglien bzw. der Hirnnervenganglien. In der Akutphase kommt es zu lymphoplasmazellulären Zellinfiltrationen, hämorrhagischen Nekrosen und Degeneration von Ganglienzellen. Nach Abklingen der Entzündung bleiben Ganglienzellnekrosen zurück, die zu einem gestörten Schmerzempfinden führen.

Das Risiko, eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln, steigt mit dem Alter. Ältere Menschen haben ein höheres Risiko für Komplikationen, da das Immunsystem mit zunehmendem Alter schwächer wird. Studien zeigen, dass 30 % der 55- bis 59-Jährigen, 50 % der über 60-Jährigen und 70 % der über 70-Jährigen mit Gürtelrose an Nervenschmerzen leiden. Auch Frauen scheinen häufiger betroffen zu sein als Männer. Weitere Risikofaktoren sind eine schwere Gürtelrose, ein geschwächtes Immunsystem und bestimmte Körperstellen, wie das Gesicht oder das Steißbein.

Symptome der Post-Zoster-Neuralgie

Das Hauptsymptom der Post-Zoster-Neuralgie sind starke Nervenschmerzen (Neuralgie). Die Schmerzen werden oft als brennend, stechend oder bohrend beschrieben. Häufig ist auch die Haut überempfindlich (Allodynie), was dazu führt, dass Berührungen, Waschen oder Umdrehen im Bett als unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden. Die Schmerzen und der Juckreiz können sehr belastend sein und den Schlaf stören.

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Die Symptome variieren je nach betroffener Nervenregion. Neben anhaltenden Schmerzen können auch plötzlich einschießende Schmerzen, Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle auftreten. Die Schmerzen können sich über die Stellen des ursprünglichen Ausschlags ausbreiten und intensiver werden.

Diagnose

Die Diagnose der Post-Zoster-Neuralgie basiert auf der Anamnese des Patienten, einschließlich einer vorangegangenen Gürtelrose und den anhaltenden Schmerzen. Der Arzt wird die betroffene Hautregion untersuchen, um Rötungen, Pusteln oder Narben zu beurteilen und die Berührungsempfindlichkeit der Haut zu prüfen. In unklaren Fällen können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um Entzündungswerte und Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus zu bestimmen.

Behandlung

Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, Missempfindungen zu unterdrücken und die Lebensqualität zu verbessern. Da die Behandlung schwierig sein kann, ist eine langfristige Strategie erforderlich. Die Auswahl der Wirkstoffe und Kombinationen hängt von der Stärke der Schmerzen und der Verträglichkeit der Medikamente ab. Es ist wichtig, dem Arzt die Stärke der Schmerzen, die Wirkung der Medikamente und eventuelle Nebenwirkungen genau zu beschreiben.

Medikamentöse Behandlung

  • Antiepileptika: Medikamente wie Pregabalin oder Gabapentin werden häufig bei anhaltenden Nervenschmerzen eingesetzt. Sie hemmen die Schmerzweiterleitung zum Gehirn und dämpfen die Erregbarkeit der betroffenen Nerven. Anfangs werden sie oft mit Schmerzmitteln kombiniert, bis sie wirken.
  • Antidepressiva: Antidepressiva können zusätzlich zu Antiepileptika eingenommen werden, um die Schmerzweiterleitung zum Gehirn zu hemmen und die Erregbarkeit der betroffenen Nerven zu dämpfen.
  • Schmerzmittel: Konventionelle Analgetika wie Paracetamol oder Codein können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Bei starken Schmerzen können Opioide wie Buprenorphin, Morphin oder Dihydrocodein verschrieben werden.
  • Schmerzpflaster: Pflaster mit schmerzbetäubenden Wirkstoffen wie Lidocain oder Capsaicin können bei auf eine Körperstelle begrenzten Schmerzen helfen. Studien deuten darauf hin, dass Pflaster mit hochdosiertem Capsaicin (8-prozentig) die Nervenschmerzen verringern können.

Andere Behandlungen

  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Die TENS kann allein oder in Kombination mit Analgetika den Schmerz der Post-Zoster-Neuralgie günstig beeinflussen.
  • Infiltrationsbehandlung: Lokale Hautinfiltration mit Lokalanästhetika sowie Nervenblockaden können zumindest eine vorübergehende Linderung bringen.
  • Neurochirurgische Behandlung: In seltenen Fällen können neurochirurgische Maßnahmen wie die Implantation von Sonden im Rückenmarksbereich oder die Thermokoagulation der Substantia gelatinosa rolandi in Betracht gezogen werden.

Studien zu antiviralen Therapien und Kortison

Einige Studien haben untersucht, ob antivirale Therapien mit Wirkstoffen wie Aciclovir einer Post-Zoster-Neuralgie vorbeugen können. Eine Therapie mit Aciclovir konnte eine Post-Zoster-Neuralgie jedoch nicht verhindern. Ob antivirale Therapien mit den Wirkstoffen Brivudin, Famciclovir oder Valaciclovir einer Post-Zoster-Neuralgie vorbeugen können, ist noch nicht ausreichend untersucht.

Selten wird auch eine vorbeugende Behandlung mit Kortison empfohlen. Kortison kann als Tablette eingenommen oder in einen Muskel gespritzt werden. Die Cochrane Database Syst Rev hat einige Studien zu diesem Thema veröffentlicht.

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Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Post-Zoster-Neuralgie

Die Post-Zoster-Neuralgie kann die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die starken Schmerzen, die Überempfindlichkeit der Haut und die Schlafstörungen können die Ausübung beruflicher Tätigkeiten erschweren oder unmöglich machen. Die Krankschreibung bei Gürtelrose und Post-Zoster-Neuralgie zielt darauf ab, das eigene Wohlbefinden sowie das der Mitmenschen im privaten und beruflichen Umfeld zu schützen.

Die Dauer der Krankschreibung hängt vom Krankheitsverlauf und der Art der beruflichen Tätigkeit ab. In manchen Fällen kann eine Arbeitsunfähigkeit von mehreren Wochen oder Monaten erforderlich sein. Bei Berufen mit viel Körperkontakt oder Kontakt zu anderen Menschen ist eine längere Krankschreibung notwendig, um eine Ansteckung zu vermeiden. In Absprache mit dem Arzt und dem Arbeitgeber können möglicherweise Tätigkeiten im Home-Office verrichtet werden.

Prävention

Die beste Prävention gegen Post-Zoster-Neuralgie ist die Vermeidung einer Gürtelrose. Seit Ende 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen Gürtelrose für alle Personen ab 60 Jahren mit einem Totimpfstoff. Für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatoider Arthritis, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Niereninsuffizienz oder einer Immunschwäche wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen. Die Impfung reduziert das Risiko einer Gürtelrose und damit auch das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie.

Zusammenfassung

Die Post-Zoster-Neuralgie ist eine häufige und belastende Komplikation der Gürtelrose, die zu erheblicher Arbeitsunfähigkeit führen kann. Die Erkrankung wird durch eine Schädigung der Nerven während der akuten Gürtelrose verursacht und äußert sich in starken Nervenschmerzen, Überempfindlichkeit der Haut und Missempfindungen. Die Behandlung zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Gürtelrose sowie eine Impfung gegen Gürtelrose können das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie reduzieren.

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