Die Post-Zoster-Neuralgie (PZN) ist eine der häufigsten Komplikationen nach einer Gürtelrose (Herpes Zoster). Sie äußert sich durch anhaltende Nervenschmerzen, die auch nach dem Abklingen des Hautausschlags bestehen bleiben oder sogar erst nach einer beschwerdefreien Zeit wieder auftreten können. Diese Schmerzen können das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, den Schlaf stören und die Lebensqualität mindern. Glücklicherweise gibt es verschiedene Behandlungsansätze und Hausmittel, die zur Linderung der Beschwerden beitragen können.
Was ist eine Post-Zoster-Neuralgie?
Eine Gürtelrose, medizinisch auch Herpes Zoster genannt, wird durch die Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren (VZV) verursacht, den gleichen Viren, die auch Windpocken auslösen. Nach einer durchgemachten Windpockeninfektion verbleiben die Viren inaktiv in den Nervenzellen des Rückenmarks. Bei einer Schwächung des Immunsystems, beispielsweise durch Stress, Alter oder bestimmte Erkrankungen, können die Viren reaktiviert werden und entlang der Nervenbahnen wandern, was zu einer Gürtelrose führt.
Normalerweise verschwinden die Schmerzen mit dem Abklingen des Ausschlags nach zwei bis vier Wochen. Bleiben die Schmerzen jedoch länger als drei Monate bestehen, spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie. Sehr selten kehren die Schmerzen auch wieder zurück, nachdem sie bereits verschwunden waren.
Symptome der Post-Zoster-Neuralgie
Das Hauptsymptom einer Post-Zoster-Neuralgie sind die Nervenschmerzen (Neuralgie). Häufig ist auch die Haut überempfindlich und juckt. Dann kann es zum Beispiel unangenehm oder schmerzhaft sein, sich zu waschen, im Bett umzudrehen oder jemanden in den Arm zu nehmen. Die Schmerzen und der Juckreiz können sehr belastend sein und den Schlaf stören.
Die Schmerzen werden oft als brennend, stechend, ziehend oder einschießend beschrieben und können von Kribbeln, Taubheit oder einem dumpfen Druckgefühl begleitet sein. Die Schmerzen beschränken sich in der Regel auf das Ausbreitungsgebiet der Nerven, die von den Viren befallen sind.
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Risikofaktoren
Das Risiko, eine Post-Zoster-Neuralgie zu entwickeln, nimmt mit dem Alter zu. Studien zeigen, dass 30 % der 55- bis 59-Jährigen, 50 % der über 60-Jährigen und 70 % der über 70-jährigen Menschen mit Gürtelrose Nervenschmerzen entwickeln. Auch Frauen scheinen häufiger betroffen zu sein als Männer. Weitere Risikofaktoren sind eine schwere Gürtelrose und ein geschwächtes Immunsystem.
Schulmedizinische Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie
Die schulmedizinische Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt verschiedene Medikamente, die eingesetzt werden können:
- Antiepileptika: Medikamente wie Pregabalin oder Gabapentin werden häufig bei anhaltenden Nervenschmerzen eingesetzt. Sie hemmen die Schmerzweiterleitung zum Gehirn und dämpfen die Erregbarkeit der betroffenen Nerven.
- Antidepressiva: Antidepressiva können ebenfalls bei der Behandlung von Post-Zoster-Neuralgie eingesetzt werden, da sie die Schmerzweiterleitung zum Gehirn hemmen und die Erregbarkeit der betroffenen Nerven dämpfen.
- Schmerzpflaster: Bei Schmerzen, die auf eine Körperstelle begrenzt sind, können Pflaster mit schmerzbetäubenden Wirkstoffen wie Lidocain oder Capsaicin helfen. Studien deuten darauf hin, dass Pflaster mit hochdosiertem Capsaicin (8-prozentig) die Nervenschmerzen verringern können.
- Opioide: In einigen Fällen können auch opioidhaltige Präparate zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
Die Wahl des geeigneten Wirkstoffs und der Kombination hängt von der Stärke der Schmerzen und der individuellen Verträglichkeit ab. Es ist daher wichtig, den behandelnden Arzt genau über die Schmerzen, die Wirkung der Medikamente und eventuelle Nebenwirkungen zu informieren.
Hausmittel und Naturheilkunde zur Unterstützung der Behandlung
Neben der schulmedizinischen Behandlung können auch verschiedene Hausmittel und naturheilkundliche Ansätze zur Linderung der Beschwerden bei Post-Zoster-Neuralgie beitragen.
Äußerliche Anwendungen
- Kühlende Umschläge: Kühlende Umschläge können die Schmerzen punktuell lindern und für spürbare Erleichterung sorgen.
- Aloe Vera: Aloe Vera beruhigt die gereizte Haut, wirkt pflegend und unterstützt die Regeneration.
- Menthol und Kampfer: Menthol und Kampfer entfalten einen kühlenden Effekt, der viele Patienten als angenehm empfundene Linderung verschafft.
- Wechselanwendungen: Wechselanwendungen aus Kälte und Wärme fördern die Durchblutung und können die Nervenberuhigung zusätzlich unterstützen.
Einige Produkte, wie das Gel Kalter Bruder® Relax, kombinieren diese Inhaltsstoffe, um einen langanhaltenden Kühleffekt zu erzielen, ohne die Haut zu belasten.
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Pflanzliche Mittel
Auch Inhaltsstoffe aus Pflanzen können Schmerzen lindern:
- Arnika: Arnika wird als Tinktur oder Salbe auf die Haut aufgetragen. Die Inhaltsstoffe wirken schmerzlindernd und gegen Entzündungen. Arnika hilft bei Prellungen, Verstauchungen, Muskel- und Gelenkbeschwerden (z. B. bei Rheuma). Man sollte Arnika nicht bei Allergie gegen Kreuzblütler anwenden und nie auf offene Wunden auftragen (Gefahr einer Wundrose).
- Beinwell: Beinwell wird bei Entzündungen auf die Haut aufgetragen und fördert die Wundheilung. Verwendet werden Pasten, Pflanzenpresssaft und Salben. Beinwell hilft bei schmerzhaften Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen. Er sollte nicht auf offene Hautstellen sowie während der Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern aufgetragen werden.
- Campher: Äußerlich angewandt hat Campher einen kühlenden Effekt und erhöht so die Hautdurchblutung.
- Gewürznelkenöl: Gewürznelkenöl wirkt schmerzstillend und wird in der Zahnheilkunde äußerlich als leichtes Betäubungsmittel eingesetzt.
- Gingko: Gingko verbessert die Durchblutung und kann bei Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK, „Schaufensterkrankheit") die schmerzfreie Gehstrecke erhöhen. Im Handel sind verschiedene Gingko-Präparate zum Einnehmen erhältlich.
- Heublumen: Heublumen werden äußerlich als feucht-heiße Kompressen angewandt. Sie erhöhen die Hautdurchblutung und wirken schmerzlindernd bei rheumatischen Erkrankungen und degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose).
- Pappel-Extrakte: Pappel-Extrakte enthalten Salicylate und haben daher eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung.
- Chili und Cayenne-Pfeffer: Äußerlich angewandt lindern Chili und Cayenne-Pfeffer-Extrakt Schmerzen. Ihr Inhaltsstoff Capsaicin hilft besonders bei neuralgischen Schmerzen, wie sie z. B. bei diabetischer Neuropathie, Post-Zoster-Neuralgie, Lumbago (Hexenschuss) oder Tennisellenbogen auftreten. Allerdings wirkt Capsaicin erst nach längerer Anwendung. Zunächst verstärkt es nämlich den Schmerz, indem es die Nervenendigungen dauerhaft aktiviert und dadurch eine anhaltende Ausschüttung der Nervenbotenstoffe bewirkt. Dies hat zur Folge, dass der Vorrat an Nervenbotenstoffen erschöpft wird.
- Rosmarin: Äußere Anwendung in Form von Salben, Cremes, Badezusatz, Rosmarin-Spiritus zum Einreiben. Die Inhaltsstoffe haben eine schmerzlindernde und antientzündliche Wirkung.
- Weide: Die Inhaltsstoffe besitzen eine schmerzlindernde Wirkung. Als Darreichungsform stehen Tee oder Fertigarzneimittel zur Einnahme zur Auswahl. Die Inhaltsstoffe wirken antientzündlich, fiebersenkend und schmerzlindernd. Wichtigster Inhaltsstoff ist Salicin - ein Verwandter der Salizylsäure.
Weitere unterstützende Maßnahmen
- Vitamin C: Vitamin C wirkt als starkes Antioxidans und stimuliert das Immunsystem. Studien haben gezeigt, dass hochdosiertes Vitamin C die Symptome von Gürtelrose und Post-Zoster-Neuralgie lindern und den Krankheitsverlauf verkürzen kann.
- Magnesium: Die Gabe von Magnesium kann ebenfalls einen positiven Effekt auf die Post-Zoster-Neuralgie haben.
- Antioxidantien: Da ein niedriger Antioxidantienspiegel mit der Reaktivierung des Virus und der Wahrscheinlichkeit einer Post-Zoster-Neuralgie in Zusammenhang steht, kann die orale Einnahme von Antioxidantien sinnvoll sein, um den durch die Krankheit entstehenden oxidativen Stress zu lindern.
- Enzyme: Enzyme, insbesondere Peptidasen, wirken im Körper entzündungshemmend und scheinen auch Viren bekämpfen zu können.
- Olivenblattextrakt: Olivenblattextrakt hat sich bei einer Vielzahl von Pathogenen als wirksam erwiesen, darunter auch bei Herpesviren.
- Silberkolloide: Silberkolloide können bösartige Bakterien und Viren abtöten, indem sie deren Sauerstoffaufnahme verhindern.
- Grüntee: Grüntee enthält spezielle Antioxidantien (EGCG), die eine potente Abwehr von Viren und Bakterien darstellen.
- Lysin: Die Aminosäure Lysin wird für die Produktion von Enzymen und Antikörpern benötigt und kann die Vermehrung von Viren hemmen.
- Vitamin B12: Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 ist wichtig für die Nervenfunktion und kann bei der Behandlung von Nervenschmerzen helfen.
- Cannabis: Cannabispräparate können sehr gut gegen die Schmerzen helfen (z. B. Somai 25:1 - bedeutet 25 mg THC und 1 mg CBD). Hierfür ist jedoch ein Rezept nötig und auch in Bezug auf die Dosierung sollten Sie sich mit Ihrem Arzt absprechen.
- Honig: Naturbelassener Honig, insbesondere Manuka-Honig, hat eine starke, entzündungshemmende Wirkung und wirkt sogar gegen Infektionen.
- Knoblauch: Knoblauch ist ein altes Hausmittel, das den Schmerz lindert und Infektionen vorbeugt.
- Propolis: Mit Propolistinktur kann man den Ausschlag der Gürtelrose waschen und anschließend mit Propolissalbe eincremen.
- Darmsanierung: Eine basenüberschüssige Ernährung und eine gezielte Darmsanierung können eine große Entlastung für den Körper darstellen und das Immunsystem stärken.
- Vitamin D: Die Gabe von Vitamin D kann eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus verhindern.
Das richtige Verhalten
- Stress vermeiden: Stress kann das Immunsystem schwächen und die Schmerzen verstärken. Entspannungsübungen und Stressmanagement-Techniken können helfen, Stress abzubauen.
- Leichte Bewegung: Leichte Bewegung kann dabei helfen, Nervenschmerzen zu lindern.
- Reizstoffe meiden: Alkohol und Zigaretten können die Schmerzen verstärken und sollten daher gemieden werden.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse stärkt das Immunsystem und unterstützt die Heilung.
Vorbeugung der Post-Zoster-Neuralgie
Da nicht eindeutig geklärt ist, wie es infolge einer Gürtelrose zu chronischen Nervenschmerzen kommt, gibt es keine sichere Möglichkeit, einer Post-Zoster-Neuralgie vorzubeugen. Allerdings kann eine Impfung gegen Gürtelrose das Risiko einer Reaktivierung der Viren und somit auch das Risiko einer Post-Zoster-Neuralgie verringern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Menschen ab 60 Jahren sowie für Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit bestimmten chronischen Erkrankungen bereits ab 50 Jahren.
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