Einleitung:Die Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine Viruserkrankung, die durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus verursacht wird, dem gleichen Virus, das auch Windpocken verursacht. Typischerweise äußert sich die Gürtelrose durch einen einseitigen, schmerzhaften Hautausschlag mit Bläschen. Allerdings gibt es seltene Fälle, in denen eine Gürtelrose ohne den charakteristischen Ausschlag auftritt. Diese Form wird als Zoster sine herpete bezeichnet und kann die Diagnose erschweren.
Was ist eine Gürtelrose?
Die Gürtelrose, medizinisch als Herpes Zoster bekannt, ist eine Erkrankung, die durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird. Dieses Virus verursacht bei der Erstinfektion Windpocken. Nach überstandener Windpockenerkrankung verbleibt das Virus inaktiv in den Nervenzellen des Körpers. Bei einer Schwächung des Immunsystems kann das Virus reaktiviert werden und eine Gürtelrose verursachen.
Ursachen einer Gürtelrose
Ursache der Gürtelrose ist die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus. Nach einer Windpockeninfektion verbleibt das Virus in den Nervenwurzeln des Rückenmarks oder in den Nerven des Gehirns. Bei einer Schwächung des Immunsystems, beispielsweise durch Alter, chronische Erkrankungen oder Stress, können sich die Viren erneut vermehren und eine Gürtelrose auslösen.
Symptome einer Gürtelrose
Die typischen Symptome einer Gürtelrose sind ein einseitiger, streifenförmiger Hautausschlag mit Bläschen und Nervenschmerzen (Neuralgie). Der Ausschlag tritt meist im Bereich des Rumpfes auf, kann aber auch andere Körperregionen betreffen. Begleitend können Müdigkeit, Abgeschlagenheit, leichtes Fieber und Gliederschmerzen auftreten.
Gürtelrose ohne Ausschlag (Zoster sine herpete)
In seltenen Fällen kann eine Gürtelrose ohne den typischen Hautausschlag auftreten. Diese Form wird als Zoster sine herpete bezeichnet. Die Betroffenen leiden unter Nervenschmerzen, die denen einer Gürtelrose ähneln, jedoch ohne den begleitenden Hautausschlag. Dies kann die Diagnose erschweren, da andere Ursachen für die Schmerzen in Betracht gezogen werden müssen.
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Fallbeispiel: Cornelia Mayer
Cornelia Mayer, eine 65-jährige Frau, erkrankte an einer Gürtelrose ohne äußere Anzeichen wie Bläschen und Ausschlag (Zoster sine herpete). Sie hatte starke Schmerzen in der rechten Taille und fühlte sich schlapp. Obwohl ihr Hausarzt eine Gürtelrose vermutete und Schmerzmittel empfahl, wurde keine antivirale Therapie eingeleitet. Ein Jahr später traten erneut Schmerzen auf, diesmal auf der linken Seite. Erst als schorfige Stellen am Haaransatz und in einer Augenbraue auftraten, wurde die Gürtelrose diagnostiziert und behandelt. Aufgrund der verzögerten Diagnose und Behandlung kämpft Cornelia Mayer noch heute mit den Folgen der Gürtelrose.
Post-Zoster-Neuralgie: Chronische Schmerzen nach Gürtelrose
Bei etwa 10-15% der Patienten mit Gürtelrose entwickeln sich chronische Nervenschmerzen, die als Post-Zoster-Neuralgie (PZN) bezeichnet werden. Diese Schmerzen können auch nach Abheilen des Hautausschlags bestehen bleiben und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Das Risiko für eine PZN steigt mit dem Alter und bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem.
Definition und Symptome der Post-Zoster-Neuralgie
Eine Post-Zoster-Neuralgie liegt vor, wenn die Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose länger als drei Monate anhalten. Die Schmerzen werden oft als brennend, stechend oder bohrend beschrieben und können von einer erhöhten Berührungsempfindlichkeit der Haut begleitet sein. In manchen Fällen treten auch Juckreiz oder Taubheitsgefühle auf. Die Schmerzen können so stark sein, dass alltägliche Aktivitäten wie Waschen, Anziehen oder Schlafen beeinträchtigt werden.
Ursachen und Risikofaktoren für Post-Zoster-Neuralgie
Die genauen Ursachen für die Entstehung einer Post-Zoster-Neuralgie sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass die Nerven durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus geschädigt werden und es zu einer gestörten Schmerzverarbeitung kommt. Risikofaktoren für die Entwicklung einer PZN sind:
- Höheres Alter
- Starke Schmerzen während der akuten Gürtelrose
- Schwerer Hautausschlag
- Schmerzen vor Ausbruch des Ausschlags
- Geschwächtes Immunsystem
Diagnose der Post-Zoster-Neuralgie
Die Diagnose einer Post-Zoster-Neuralgie basiert in der Regel auf der Anamnese (Krankengeschichte) des Patienten und der Beschreibung der Symptome. Wichtig ist, dass der Patient zuvor eine Gürtelrose hatte. Der Arzt kann auch eine körperliche Untersuchung durchführen, um die Schmerzempfindlichkeit der Haut zu testen. In unklaren Fällen können weitere Untersuchungen wie eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Schmerzen auszuschließen.
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Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie
Das Ziel der Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist die Linderung der Schmerzen und die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Schweregrad der Schmerzen und individuellen Bedürfnissen des Patienten eingesetzt werden können.
Medikamentöse Therapie
- Schmerzmittel: Bei leichten bis mittelschweren Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt werden. Bei stärkeren Schmerzen können Opioide (starke Schmerzmittel) erforderlich sein.
- Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Duloxetin) können die Schmerzweiterleitung im Nervensystem beeinflussen und dadurch die Schmerzen lindern.
- Antiepileptika: Antiepileptika wie Gabapentin oder Pregabalin werden häufig zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt. Sie wirken, indem sie die Erregbarkeit der Nervenzellen reduzieren.
- Lokalanästhetika: Lidocain-Pflaster oder -Salben können lokal auf die schmerzenden Hautbereiche aufgetragen werden, um die Schmerzen zu lindern.
- Capsaicin-Pflaster: Hochdosierte Capsaicin-Pflaster können ebenfalls zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Capsaicin ist ein Wirkstoff aus Chilischoten, der die Schmerzrezeptoren in der Haut beeinflusst.
Nicht-medikamentöse Therapie
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und Muskelverspannungen zu lösen.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den chronischen Schmerzen umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzen zu lindern.
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Bei der TENS werden elektrische Impulse über Elektroden auf die Haut übertragen, um die Nerven zu stimulieren und die Schmerzen zu lindern.
- Akupunktur: Einige Patienten berichten von einer Schmerzlinderung durch Akupunktur.
Invasive Verfahren
In einigen Fällen können invasive Verfahren wie Nervenblockaden oder die Implantation eines Rückenmarkstimulators in Betracht gezogen werden, um die Schmerzen zu lindern. Diese Verfahren werden in der Regel nur bei sehr starken und therapieresistenten Schmerzen eingesetzt.
Vorbeugung von Gürtelrose und Post-Zoster-Neuralgie
Die beste Vorbeugung gegen Gürtelrose und Post-Zoster-Neuralgie ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Gürtelrose für alle Personen ab 60 Jahren. Für Patienten mit einer Immunschwäche oder einer chronischen Grunderkrankung wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen. Es stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung: ein Lebendimpfstoff und ein Totimpfstoff. Die STIKO empfiehlt den Totimpfstoff als Standardimpfung.
Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung
- Stärkung des Immunsystems: Ein gesundes Immunsystem kann helfen, die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus zu verhindern. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung,Stressreduktion und ausreichend Schlaf.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Risikofaktoren für eine Gürtelrose, wie z.B. chronische Erkrankungen oder Medikamente, die das Immunsystem schwächen, sollten wenn möglich vermieden oder behandelt werden.
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