Pregabalin bei Nervenschmerzen: Erfahrungen, Anwendung und Risiken

Ursprünglich als Antikonvulsivum entwickelt, wird Pregabalin (Lyrica®) heute vor allem in der Schmerzbehandlung eingesetzt. Die Behandlung starker und/oder chronischer Schmerzen erweist sich für Mediziner ebenso wie für Patienten als herausfordernd. Wenn klassische Schmerzmittel wie Paracetamol nicht mehr weiterhelfen, können Gabapentinoide, wie Pregabalin oder Gabapentin, Betroffenen Linderung verschaffen. Allerdings sind Arzneimittel mit diesen Wirkstoffen nicht ganz ungefährlich.

Was ist Pregabalin?

Pregabalin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Gabapentinoide und ein Antikonvulsivum. Der Wirkstoff ist seit 2004 zur Behandlung neuropathischer Schmerzen und generalisierter Angststörungen sowie als Zusatzmedikament bei Epilepsie zugelassen. Aufgrund seiner euphorisierenden Nebenwirkung besteht die Gefahr für einen missbräuchlichen Konsum.

Wirkmechanismus

Pregabalin ist eine psychoaktive Substanz, die ihre Wirkung im zentralen Nervensystem entfaltet. Dort funktioniert der Wirkstoff als sogenannter Calciumkanalblocker: Indem die Substanz an die Untereinheiten spezifischer Calcium-Kanäle andockt, blockiert sie diese und verhindert dadurch das Einströmen von Calcium. Die Wirksamkeit des Arzneistoffs bei Schmerzen und Angstzuständen ergibt sich mit Blick auf die konkreten Botenstoffe, deren Ausschüttung blockiert wird. Calcium aktiviert nämlich vor allem Noradrenalin, Glutaminsäure und Substanz P. Diese Neurotransmitter sind als Stress- und Schmerzbotenstoffe bekannt und tragen dazu bei, dass entsprechende Signale schnell und stark durch den Körper geleitet werden.

Anwendungsgebiete

Lyrica® und andere Medikamente, die den Wirkstoff Pregabalin enthalten, haben ein begrenztes Anwendungsgebiet. Insbesondere als Medikamente in der Schmerztherapie werden Lyrica® und Co. von vielen Patienten geschätzt. Bei Rückenmarksverletzungen, Fibromyalgie, Gürtelrose oder diabetischer Neuralgie hat sich der Einsatz bewährt. Abseits der vorgegebenen Indikationen wird der Arzneistoff auch in anderen Bereichen getestet.

Die Therapie neuropathischer Schmerzen ist noch immer eine Herausforderung: Viele Patienten leiden nicht nur unter den Schmerzen, sondern häufig auch unter schmerzbedingten Schlaf- und Angststörungen. Die Pharmakotherapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil multimodaler Therapiekonzepte neuropathischer Schmerzen. Mit Pregabalin (Lyrica) steht ein Medikament zur Verfügung, dessen analgetische Wirksamkeit in klinischen Studien beispielsweise bei diabetischer Polyneuropathie oder Post-Zoster-Schmerzen eindeutig nachgewiesen ist. Darüber hinaus belegen Erfahrungen aus der Praxis, dass mit Pregabalin auch bei Patienten mit neuropathischen Tumor- und Rückenschmerzen sehr gute Effekte erzielt werden können. Neben einer deutlichen Schmerzreduktion berichteten Patienten über eine Verbesserung der Lebensqualität.

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Darreichungsform und Dosierung

Lyrica® und alternative Medikamente mit Pregabalin werden normalerweise als Hartkapsel oder Lösung zum Einnehmen verordnet. Die individuelle Dosis wird nach Absprache mit dem Arzt abgestimmt. Sie liegt für gewöhnlich zwischen 150 und 600 mg als Tagesdosis, aufgeteilt auf bis zu drei Einzeldosen. Gestartet wird mit der niedrigsten möglichen Dosis, weshalb Patienten meist mit 150 mg Pregabalin als Tagesdosis beginnen. Die Einnahme der Hartkapseln bzw. kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.

Je nach Indikation liegt die empfohlene Dosis zwischen 150 und 600 mg.

  • Neuropathische Schmerzen: Die Therapie beginnt mit 150 mg täglich, verteilt auf zwei oder drei Einzeldosen. Je nach individuellem Ansprechen und individueller Verträglichkeit kann die Dosis nach einigen Tagen verdoppelt werden. Nach zwei Wochen kann auf 600 mg täglich erhöht werden - dies ist die maximal empfohlene Dosis.
  • Epilepsie: Die Therapie beginnt mit 150 mg täglich, verteilt auf zwei oder drei Einzeldosen. Je nach individuellem Ansprechen und individueller Verträglichkeit kann die Dosis nach einer Woche verdoppelt werden. Nach einer weiteren Woche kann auf 600 mg täglich erhöht werden - dies ist die maximal empfohlene Dosis.
  • Generalisierte Angststörungen: Die Therapie beginnt mit 150 mg täglich, verteilt auf zwei oder drei Einzeldosen. Je nach individuellem Ansprechen und individueller Verträglichkeit kann die Dosis nach einer Woche verdoppelt werden. Nach einer weiteren Woche kann auf 450 mg täglich erhöht werden. Auf die maximal empfohlene Tagesdosis von 600 mg sollte erst nach Ablauf einer weiteren Woche erhöht werden.

Wirkungseintritt und Toleranzentwicklung

Lyrica® und vergleichbare Medikamente mit demselben Inhaltsstoff entfalten ihre Wirkung relativ schnell. Während der Behandlung kann sich bei Medikamenten wie Lyrica® ein Gewöhnungseffekt bzw. eine Toleranzentwicklung einstellen. Um die gewohnte Wirkung zu erzielen, muss dann eine Steigerung der bisherigen Dosis erfolgen. Dadurch wiederum können sich ungewollte Nebenwirkungen verstärken. Patienten, die Pregabalin einnehmen, sollten deshalb niemals eigenmächtig die Dosierung erhöhen.

Anders als die sonst in der Behandlung von Neuropathie-Patienten verwendeten Antikonvulsiva und trizyklischen Antidepressiva wirke Pregabalin bereits innerhalb von zwei Tagen.

Missbrauch und Abhängigkeit

Bei missbräuchlichem Konsum von Pregabalin steht meist nicht die schmerzlindernde Wirkung im Fokus. Stattdessen haben es die Konsumenten auf die euphorisierende Nebenwirkung abgesehen. Diese kann bereits kurze Zeit nach der Einnahme erfolgen, da Pregabalin eine sehr hohe Bioverfügbarkeit von 90 % aufweist. Die maximale Konzentration im Blut erreicht der Wirkstoff nach rund 60 Minuten. Die Angaben beziehen sich auf die orale Einnahme des Medikaments. Insbesondere bei missbräuchlichem Konsum werden Lyrica® und ähnliche Präparate aber auch geraucht oder injiziert. Das kann den Wirkungseintritt des Arzneimittels bzw.

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Zum Zeitpunkt der Zulassung von Pregabalin galt der Wirkstoff als relativ ungefährlich und nicht abhängigkeitsauslösend. Relativ schnell tauchten jedoch erste Erfahrungsberichte von Patienten auf, bei denen die Einnahme von Lyrica® und Co. Zu den Abhängigkeitssymptomen gehören neben der Toleranzentwicklung auch Dosissteigerung, wirkstoffsuchendes Verhalten und Entzugserscheinungen beim Absetzen. Deshalb sollten Patienten Lyrica® nach längerfristiger Einnahme auch bei niedriger Dosierung nie abrupt absetzen. Zu den unerwünschten Wirkungen von Lyrica® zählen vor allem die euphorisierenden Effekte. Diese treten bei der Behandlung mit ähnlichen Wirkstoffen (zum Beispiel Gabapentin) ebenfalls auf, sind hier jedoch weniger stark ausgeprägt. Schon bei relativ niedriger Dosierung kann Pregabalin einen „High-Effekt“ hervorrufen. Da der Wirkungseintritt teilweise verzögert auftritt, werden Arzneimittel wie Lyrica® bei missbräuchlichem Konsum oftmals mit anderen Rauschmitteln gemischt. Insbesondere Alkohol und/oder andere rauscherzeugende Medikamente wie Opioide kommen dafür in Frage.

Wenn Arzneimittel wie Lyrica® nicht bestimmungsgemäß eingenommen werden, kann dies langfristig zu einer Suchterkrankung führen. Betroffene können sich aus dieser meist nicht ohne fremde Hilfe lösen - die psychische Abhängigkeit sowie die körperlichen Entzugserscheinungen sind zu schwerwiegend. Suchtkranke, die von Pregabalin abhängig sind, sollten eine professionelle Therapie in einer Suchtklinik in Anspruch nehmen. Gleichzeitig mit dem körperlichen Entzug wird die psychische Komponente der Suchterkrankung angegangen, indem die Frage gestellt wird, welche Faktoren zum missbräuchlichen Konsum geführt haben.

Nebenwirkungen

Arzneimittel wie Lyrica® können viele Nebenwirkungen hervorrufen. Aufgrund der hohen Wirksamkeit können die Medikamente aber dennoch empfohlen werden. Gerade bei einer Langzeiteinnahme sollte jedoch immer eine detaillierte Nutzen-Risiko Abwägung erfolgen. Bei vielen Patienten, die Lyrica® in der empfohlenen Dosis einnehmen, ist über längere Zeit eine Gewichtszunahme festzustellen. Vor allem für ältere Menschen können Nebenwirkungen wie Schwindel, Schläfrigkeit, Benommenheit und Verwirrtheit gefährlich werden, da sie die Sturzgefahr vergrößern. Weiterhin deuten Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass die Einnahme von Lyrica® und vergleichbaren Arzneimitteln zu einem leicht erhöhten Auftreten suizidaler Gedanken bzw.

Besondere Vorsicht ist überdies bei der euphorisierenden Nebenwirkung geboten: Erfahrungsberichten zufolge nimmt die Zahl missbräuchlicher Konsumenten, die Pregabalin bzw. Lyrica® wegen der euphorisierenden Rauschwirkung einnehmen, zu. Das Medikament wird dann nicht mehr zur Behandlung der angezeigten Krankheitsbilder verwendet, sondern als Droge missbraucht. Gerade dadurch können sich Nebenwirkungen verschlimmern. Die Gefahr einer Abhängigkeit ist groß.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen unter Pregabalin-Therapie zählen Benommenheit, Schläfrigkeit und Kopfschmerzen. Im Folgenden sind die Nebenwirkungen nach Ihrer Häufigkeit aufgelistet:

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Sehr häufig:

  • Benommenheit
  • Schläfrigkeit
  • Kopfschmerzen

Häufig:

  • Nasopharyngitis
  • gesteigerter Appetit
  • Euphorie
  • Verwirrung
  • Reizbarkeit
  • Desorientierung
  • Schlaflosigkeit
  • Libidoverlust
  • Ataxie
  • Koordinationsstörungen
  • Tremor
  • Dysarthrie
  • Amnesie
  • Gedächtnisstörungen
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Parästhesie
  • Hypästhesie
  • Sedierung
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Lethargie
  • verschwommenes Sehen
  • Diplopie
  • Vertigo
  • Erbrechen
  • Übelkeit
  • Verstopfung, Diarrhoe
  • Flatulenz
  • aufgeblähter Bauch
  • Mundtrockenheit
  • Muskelkrämpfe
  • Arthralgie
  • Rückenschmerzen
  • Schmerzen in den Extremitäten
  • zervikale Spasmen
  • erektile Dysfunktion
  • (periphere) Ödeme
  • Gangstörungen
  • Stürze
  • Trunkenheitsgefühl
  • Krankheitsgefühl
  • Abgeschlagenheit
  • Gewichtszunahme

Wechselwirkungen

Pregabalin ist ein Wirkstoff, der praktisch unverändert über die Nieren ausgeschieden wird. Bei einer verringerten Nierentätigkeit ist dementsprechend eine Anpassung der Dosierung erforderlich. Bevor Patienten Medikamente mit Pregabalin einnehmen, sollten sie sich zudem bewusst machen, dass im Zusammenspiel mit anderen Stoffen Wechselwirkungen auftreten können. Arzneimittel und Substanzen, die ebenfalls das zentrale Nervensystem beeinflussen, können durch die zusätzliche Einnahme von Lyrica® in ihrer Wirkung sowie ihren Nebenwirkungen verstärkt werden. Bei gleichzeitigem Konsum von Lyrica® und Opioiden steigt beispielsweise das Risiko für eine Atemdepression. Ähnliches wurde bei Lorazepam und Alkohol beobachtet.

Weil der Wirkstoff fast nicht metabolisiert, sondern unverändert über die Nieren ausgeschieden wird, ist das Wechselwirkungspotenzial von Pregabalin vergleichsweise gering. Dennoch zeigt es Wechselwirkungen mit folgenden Wirkstoffen:

  • Lorazepam
  • anderen zentral dämpfenden Wirkstoffen
  • Opioide

Unter Einnahme von Pregabalin sollte auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden.

Kontraindikationen und Schwangerschaft

Da bislang keine hinreichenden Studien für Medikamente mit Pregabalin in der Schwangerschaft vorliegen, sollten Frauen das Arzneimittel vor Beginn der Schwangerschaft absetzen. Auch eine Einnahme während der Stillzeit kann nicht empfohlen werden, weil der Wirkstoff in die Muttermilch übergehen kann. Arzneimittel mit Pregabalin sollten zudem nicht an Patienten mit Suchterkrankungen verschrieben werden.

Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber Pregabalin dürfen Arzneimittel mit dem Wirkstoff nicht eingenommen werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Therapie mit Pregabalin auf eine sichere Verhütung achten. Während der Schwangerschaft darf der Wirkstoff nicht eingenommen werden, da aus Tierversuchen eine Reproduktionstoxizität bekannt ist. Nur wenn der Nutzen für die Mutter größer ist als das Risiko für den Feten, darf Pregabalin zum Einsatz kommen. Da Pregabalin in die Muttermilch übergeht, muss sorgfältig entschieden werden, ob das Stillen oder die Therapie mit dem Arzneimittel unterbrochen werden.

Wichtige Hinweise

  • Überempfindlichkeitsreaktionen: Es wurden Fälle von Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich Angioödemen, berichtet. Bei entsprechenden Symptomen sollte Pregabalin sofort abgesetzt werden.
  • Benommenheit und geistige Beeinträchtigung: Pregabalin kann Schläfrigkeit und Verwirrtheit verursachen, was insbesondere bei älteren Patienten zu Sturzverletzungen führen kann.
  • Sehstörungen: Unter Pregabalin-Behandlung können Sehprobleme auftreten. Diese Symptome können mit fortgesetzter Behandlung verschwinden.
  • Nierenversagen: Es wurden Fälle von reversiblen Nierenversagen berichtet.
  • Absetzen antiepileptischer Begleitbehandlung: Es liegen unzureichende Daten für das Absetzen anderer antiepileptischer Medikamente vor, wenn Pregabalin alleine zur Anfallskontrolle verwendet wird.
  • Entzugssymptome: Nach dem Absetzen von Pregabalin können Entzugssymptome auftreten.
  • Herzinsuffizienz: Es gab Berichte über Herzinsuffizienz bei einigen Patienten, die Pregabalin erhielten, besonders bei älteren Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen.
  • Zentrale neuropathische Schmerzen aufgrund von Rückenmarkverletzungen: Bei solchen Patienten ist die Häufigkeit von Nebenwirkungen oft erhöht.
  • Suizidale Gedanken und suizidales Verhalten: Einige Patienten, die mit Antiepileptika, einschließlich Pregabalin, behandelt wurden, berichteten über suizidale Gedanken und Verhalten.
  • Verringerte Funktionalität des unteren Gastrointestinaltrakts: Fälle von verringerter Funktionalität des unteren Gastrointestinaltrakts, wie Darmobstruktion und Verstopfung, wurden berichtet, besonders wenn Pregabalin zusammen mit Medikamenten eingenommen wurde, die zu Verstopfung führen können, wie Opioidanalgetika.
  • Nicht bestimmungsgemäßer Gebrauch und Missbrauchspotenzial: Es wurden Fälle von Missbrauch und Abhängigkeit von Pregabalin berichtet.

Alternativen

Einige alternative Behandlungsoptionen, die je nach der spezifischen Erkrankung und den individuellen Umständen des Patienten in Betracht gezogen werden können umfassen:

  • Gabapentin: ein Antikonvulsivum, das häufig zur Behandlung von Nervenschmerzen und bestimmten Anfallsarten eingesetzt wird.
  • Duloxetin: ein selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), der zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen und Fibromyalgie eingesetzt werden kann.
  • Amitriptylin: ein trizyklisches Antidepressivum, das zur Behandlung von chronischen Schmerzen angewendet werden kann.
  • Carbamazepin: ein Antikonvulsivum, das zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen und bestimmten Anfallsarten verwendet werden kann.

Umstellung von Gabapentin auf Pregabalin

Es gibt verschiedene Argumente dafür, dass man bei der Therapie neuropathischer Schmerzen Patienten von Gabapentin auf Pregabalin umstellen sollte. In der klinischen Praxis gibt es Unsicherheiten, wie und wann diese Umstellung erfolgen soll, obwohl es - wenn auch wenige - klinische Studien zu diesem Thema gibt. Eine dieser Kohortenstudien hat den Nutzen einer Umstellung von Gabapentin auf Pregabalin bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen, verursacht durch periphere Neuropathien, eruiert. Die Studie untersuchte Patienten, die von Gabapentin auf Pregabalin umgestellt worden waren, und verglich sie mit den Patienten, die bei der Gabapentin-Therapie geblieben waren.

Die Gabapentin-Therapie wurde mit der Abendgabe gestoppt und Pregabalin am nächsten Morgen begonnen. Die Dosierungen wurden nach dem folgenden Algorithmus umgestellt:

  • Gabapentin ≤900mg/Tag → Pregabalin 150mg/Tag
  • Gabapentin 901-1500mg/Tag → Pregabalin 225mg/Tag
  • Gabapentin 1501-2100mg/Tag → Pregabalin 300mg/Tag
  • Gabapentin 2101-2700mg/Tag → Pregabalin 450mg/Tag
  • Gabapentin >2700mg/Tag → Pregabalin 600mg/Tag

(Gabapentin: 3 Gaben über den Tag verteilt; Pregabalin: 2 Gaben, eine morgens, die andere abends)

Die rasche Umstellung (innerhalb von zwei Tagen) wurde von den Patienten im Allgemeinen gut vertragen. Die Autoren fanden heraus, dass diejenigen, die unter Gabapentin gut eingestellt waren, keinen zusätzlichen Nutzen (bis auf die zweimalige Medikamenteneinnahme unter Pregabalin gegenüber einer dreimaligen unter Gabapentin) hatten, aber auch keine Verschlechterung erlitten, als sie auf Pregabalin umgestellt wurden. Patienten, die Pregabalin erhielten, hatten insgesamt eine verbesserte Schmerzkontrolle, verglichen mit den Patienten, die weiterhin unverändert Gabapentin erhielten. Die Umstellung auf Pregabalin führte zu einer verbesserten Schmerzlinderung ohne vermehrte Nebenwirkungen. Besonders signifikant war dies bei Patienten, bei denen zuvor unter Gabapentin signifikante Nebenwirkungen trotz guter Wirkung aufgetreten waren.

Bei Patienten, die unter Gabapentin an ausgeprägten Nebenwirkungen (Schwindel, Benommenheit) gelitten hatten, traten auch unter Pregabalin ähnliche Nebenwirkungen auf, jedoch zum grössten Teil weniger stark ausgeprägt. Diese Patienten brachen auch unter Pregabalin die Therapie wegen Nebenwirkungen ab, obwohl sie sowohl unter Gabapentin als auch unter Pregabalin eine gute Schmerzlinderung erfahren hatten.

Erfahrungen von Patienten

Viele Patienten berichten von einer deutlichen Schmerzlinderung durch Pregabalin, insbesondere bei neuropathischen Schmerzen. Allerdings wird auch häufig über Nebenwirkungen wie Benommenheit, Schwindel und Gewichtszunahme geklagt. Einige Patienten berichten auch von einer euphorisierenden Wirkung, die zum Missbrauch des Medikaments führen kann.

Einige Patienten berichten, dass Original Lyrika deutlich besser wirken als nachgemachte Produkte. Insofern versuchen sie über die Apotheke im Zweifelsfall ReImport zu bekommen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Pregabalin nicht bei jedem Patienten gleich wirkt und dass die Dosierung individuell angepasst werden muss. Eine enge Absprache mit dem behandelnden Arzt ist daher unerlässlich.

Kritische Betrachtung

Medizinerinnen und Mediziner schließen aus der Analyse von Verschreibungsdaten der Krankenversicherungen, dass die Medikamente Pregabalin und Gabapentin zunehmend bei allgemeinen chronischen Schmerzen eingesetzt werden, obwohl ihre Wirksamkeit bei dieser Anwendung zweifelhaft ist. Ursprünglich entwickelt für die Behandlung von Epilepsie, setzt man die Arzneistoffe Pregabalin und Gabapentin mittlerweile auch gegen sogenannte neuropathische Schmerzen ein - das sind Schmerzen, die auf Nervenleiden beruhen, zum Beispiel Nervenschmerzen durch eine Diabeteserkrankung oder eine Herpesinfektion.

Die Ergebnisse eines Forschungsteams zeigen zwei widersprüchliche Trends: Einerseits stiegen im Untersuchungszeitraum von 2009-2015 die Anzahl der Verschreibungen Jahr für Jahr an; andererseits weisen die Daten nur bei etwa 25 Prozent der Betroffenen, die erstmals Pregabalin oder Gabapentin erhielten, auf eine typische neuropathische Schmerzstörung hin. Drei Viertel der Patientinnen und Patienten litten hingegen an chronischen Schmerzen, aber ohne eine neuropathische Schmerzkomponente. In 61 Prozent aller Fälle kam es zum Abbruch der Behandlung.

Offenbar werden die Medikamente häufig bei allgemeinen chronischen Schmerzen verschrieben, unabhängig davon, ob eine neuropathische Diagnose vorliegt. Die hohe Abbruchrate lasse vermuten, dass die Verabreichung keinen therapeutischen Nutzen bringe oder dass unerwünschte Nebenwirkungen aufträten.

Fallbeispiel

Eine 59-jährige Patientin, die seit zehn Jahren an Diabetes mellitus Typ 2 leidet, klagt über unerträgliche Schmerzen in den Beinen bei bekanntem depressivem Zustandsbild. Es wird ein neuropathisches Schmerzsyndrom im Rahmen der diabetischen Neuropathie (DPNP) diagnostiziert.

Die neurologische Schmerzambulanz erhebt nochmals eine genaue Anamnese und Schmerzanamnese anhand des zweiseitigen Schmerzfragebogens der Dolor-Schmerzanamnese und geht auch gezielt auf die psychischen Probleme der Patientin mithilfe von Depressionsfragebögen ein. Da ein neuropathischer Schmerz im Rahmen der diabetischen Neuropathie vermutet wird, wird der DN4-Fragebogen zur Beurteilung neuropathischer Schmerzen eingesetzt, der die Verdachtsdiagnose sichern soll.

Es wird mit der Patientin ein realistisches Therapieziel besprochen: Das Taubheitsgefühl (Bamstigkeit) der Zehen und Füße kann kaum beeinflusst werden, Schmerzen, Missempfindungen und der unsichere Gang hingegen sehr wohl. Entsprechend gültigen nationalen und internationalen Guidelines zur Behandlung neuropathischer Schmerzen bei schmerzhafter diabetischer Neuropathie wird ein Therapieversuch mit Duloxetin 30mg am Morgen in Kombination mit den schon initial empfohlenen 300mg Gabapentin dreimal täglich begonnen. Frau M. wird erklärt, dass es sich um einen Therapieversuch handelt und es ca. 10-14 Tage dauern wird, bis die erwünschte Wirkung (Schmerzlinderung und Dämpfung der Missempfindungen) einsetzen wird. Die Nebenwirkungen (Benommensein, Müdigkeit und Schwindel) können jedoch schon ab dem ersten Tag spürbar sein.

Nach 6 Wochen wird Frau M. gemäss dem unten angeführten Schema auf 150mg Pregabalin zweimal täglich umgestellt. Unter der Kombination von Duloxetin 90mg und Pregabalin 2x 150mg sind die neuropathischen Beschwerden gelindert, aber der Schwindel und die Gangunsicherheit unverändert. Das Schlafverhalten hat sich gebessert, aber die Beinödeme haben zugenommen, sodass die Patientin wegen dieser Nebenwirkung die Medikation absetzen will. Durch Gespräche mit ihrem Hausarzt und mit der Schmerzambulanz kann die Patientin vorerst davon abgehalten werden.

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