Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, von der allein in Deutschland etwa 400.000 Menschen betroffen sind. Weltweit hat sich die Zahl der Parkinson-Patienten von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf etwa 6,1 Millionen im Jahr 2016 erhöht. Diese Zunahme ist hauptsächlich auf den demografischen Wandel und die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen. Die Erkrankung manifestiert sich meist zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr, wobei in etwa jedem zehnten Fall die Diagnose bereits vor dem 40. Lebensjahr erfolgt. Die Symptome entwickeln sich schleichend und können individuell sehr unterschiedlich sein, was die Diagnose und Behandlung erschwert.
Was ist Morbus Parkinson?
Die Parkinson-Krankheit ist durch den Verlust von dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra gekennzeichnet, einer Hirnregion im Mittelhirn, die für die Produktion des Neurotransmitters Dopamin verantwortlich ist. Dopamin spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewegungssteuerung. Der Zelltod in dieser Region führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen der Krankheit. In den betroffenen Nervenzellen bilden sich Ablagerungen, sogenannte Lewy-Körperchen, die hauptsächlich aus Verklumpungen des Eiweißmoleküls Alpha-Synuklein bestehen. Diese Ablagerungen werden als mögliche Ursache für den neurodegenerativen Prozess diskutiert.
Man unterscheidet zwischen dem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS), das etwa 75 Prozent aller Fälle ausmacht, und selteneren genetischen Formen sowie dem sekundären Parkinson-Syndrom, das durch äußere Faktoren wie Medikamente oder Vergiftungen ausgelöst werden kann.
Symptome und Diagnose
Die Symptome von Morbus Parkinson entwickeln sich schleichend und können vielfältig sein. Zu den Hauptsymptomen gehören:
- Tremor: Zittern, meist in Ruhe auftretend.
- Rigor: Steifheit der Muskeln.
- Bradykinese: Verlangsamte Bewegungen.
- Posturale Instabilität: Gleichgewichtsstörungen.
Zusätzliche Symptome können das „Einfrieren“ von Bewegungen (Freezing), Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken sowie Störungen der vegetativen Funktionen sein. Oftmals treten die ersten Anzeichen der Erkrankung Jahre vor den Hauptsymptomen auf. Die Diagnose stützt sich hauptsächlich auf die klinische Untersuchung und die Anamnese des Patienten.
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Aktuelle Therapieansätze
Die Behandlung von Morbus Parkinson zielt primär darauf ab, die Symptome zu lindern, da eine Heilung derzeit nicht möglich ist. Die medikamentöse Therapie steht im Vordergrund und wird individuell an den Patienten angepasst. Ziel ist es, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen. Hierfür werden verschiedene Medikamente eingesetzt:
- Levodopa: Eine Vorstufe von Dopamin, die im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es gilt als Goldstandard der medikamentösen Therapie.
- Dopaminagonisten: Substanzen, die an Dopaminrezeptoren binden und diese aktivieren. Sie können als Ersttherapie eingesetzt werden, insbesondere bei jüngeren Patienten.
- MAO-B-Hemmer: Sie verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn und können den Beginn einer Levodopa-Therapie hinauszögern.
- COMT-Hemmer: Sie hemmen den Abbau von Levodopa und können dessen Wirkung verlängern.
- Amantadin: Kann zur Behandlung von Rigor, Ruhetremor und Dyskinesien eingesetzt werden.
- Anticholinergika: Diese Medikamente können zur Verbesserung des Rigors und Tremors beitragen.
In einigen Fällen kann auch ein hirnchirurgischer Eingriff, die Tiefe Hirnstimulation (THS), sinnvoll sein. Dabei werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die durch elektrische Impulse bestimmte Hirnregionen positiv beeinflussen.
Forschung und Studien zur Prophylaxe
Obwohl es derzeit keine gezielte Prophylaxe gibt, um Morbus Parkinson zu verhindern, werden in der Forschung verschiedene Ansätze verfolgt, um das Risiko der Erkrankung zu verringern oder den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Deutschland gehört zu den international führenden Standorten der Parkinson-Forschung.
Lebensstil und Ernährung
Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Lebensstilfaktoren und Ernährungsweisen einen Einfluss auf das Parkinson-Risiko haben könnten. Studien deuten darauf hin, dass eine gesunde Ernährung, insbesondere die mediterrane Küche mit viel Gemüse, Fisch und ungesättigten Fettsäuren, positive Auswirkungen haben könnte. Auch körperliche Aktivität und Sport scheinen eine schützende Wirkung zu haben.
Darm-Hirn-Achse
Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Veränderungen im Darm und im Darmmikrobiom eine Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen könnten. Es wird vermutet, dass Stoffe aus dem Darm ins Gehirn wandern und dort schädliche Prozesse auslösen können. Daher wird untersucht, ob eine gezielte Beeinflussung des Darmmikrobioms durch Ernährung oder andere Maßnahmen das Parkinson-Risiko senken oder den Krankheitsverlauf beeinflussen kann.
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Klinische Studien
Zahlreiche klinische Studien werden durchgeführt, um neue Medikamente und Therapieverfahren zu entwickeln und zu erproben. Diese Studien sind ein wesentlicher Baustein der universitären Patientenversorgung und ermöglichen es den Patienten, von Neuentwicklungen oft bereits vor der allgemeinen Marktzulassung zu profitieren. Einige Beispiele für aktuelle Studien sind:
- CMT1A Studie - CLN-PXT3003-06: Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments PXT3003 bei Patienten mit Charcot-Marie-Tooth Type 1A (CMT1A).
- LANTIME: Eine Studie zur Beurteilung der Sicherheit und Wirksamkeit von IPN10200 bei der Behandlung von Spastizität der oberen Extremität bei Erwachsenen.
- DECADE: Eine Natural-History-Studie zum natürlichen Verlauf der CACNA1E-assoziierten entwicklungsbedingten und epileptischen Enzephalopathie.
- GENFI: Eine prospektive, multizentrische Diagnostik-Studie, welche den Grundstein dafür legen soll, dass zukünftige Therapien der frontotemporalen Demenz bereits eingeleitet werden können, noch bevor die ersten Demenzsymptome auftreten.
Sport und Bewegung
Zahlreiche neurologische Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass sich der Verlauf der Parkinson-Erkrankung durch eine Bewegungstherapie positiv beeinflussen lässt. Besonders geeignet sind Übungen, die große Bewegungen, Bewegungsrhythmus und Schnelligkeit beinhalten. Auch der krankheitsbegleitenden Demenz von Parkinson kann ausreichend Bewegung entgegenwirken - insbesondere, wenn nicht nur der Körper, sondern gleichzeitig auch der Geist gefordert wird.
Die Rolle der Pflege
Die Pflege von Menschen mit Parkinson erfordert viel Flexibilität und Einfühlungsvermögen. Da die Erkrankung fortschreitet, benötigen die Betroffenen zunehmend Unterstützung im Alltag. Wichtige Aspekte der Pflege sind:
- Aktivierende Pflege: Hilfe zur Selbsthilfe leisten und die Selbstständigkeit des Patienten fördern.
- Sichere Wohnraumgestaltung: Stolperfallen beseitigen und den Wohnraum barrierefrei gestalten.
- Medikamentenmanagement: Auf die pünktliche Einnahme der Medikamente achten und mögliche Nebenwirkungen berücksichtigen.
- Unterstützung bei der Mobilität: Gehhilfen und andere Hilfsmittel bereitstellen, um Stürze zu vermeiden.
- Psychosoziale Unterstützung: Auf die psychischen Bedürfnisse des Patienten eingehen und ihm soziale Kontakte ermöglichen.
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