Prostatakrebs ist eine häufige Krebserkrankung bei Männern. Obwohl die Erkrankung oft gut behandelbar ist, kann sie in manchen Fällen streuen und Metastasen in anderen Organen bilden. Eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation ist die Bildung von Metastasen im Gehirn. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Symptome, Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs-Metastasen im Gehirn.
Was sind Prostatakrebs-Metastasen im Gehirn?
Wenn sich Prostatakrebszellen von der ursprünglichen Tumorstelle lösen und über den Blutkreislauf oder das Lymphsystem in andere Körperregionen wandern, können sie dort Metastasen bilden. Metastasen im Gehirn entstehen, wenn sich Prostatakrebszellen im Gehirn ansiedeln und dort zu wachsen beginnen.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein zunächst hormonsensitives Prostatakarzinom kann trotz einer Hormonentzugstherapie fortschreiten. Der Tumor wird dann als kastrationsresistent oder hormonresistent bezeichnet. Wann der Krebs hormonresistent wird, ist sehr unterschiedlich, dauert aber bei vielen Männern mehrere Jahre. Liegen gleichzeitig Metastasen vor, spricht man vom metastasierten hormonresistenten Prostatakarzinom (mCRPC). Auch nach einer (zunächst erfolgreichen) Krebsbehandlung können sich Tochtergeschwülste in anderen Organen bilden. Am häufigsten bilden sich bei Prostatakrebs Knochenmetastasen. Die Krebszellen besiedeln zunächst das Knochenmark und attackieren schließlich auch die Knochensubstanz. Sie greifen tief in den Knochenstoffwechsel ein und verändern ihn: Dann verschiebt sich das ausgeklügelte Gleichgewicht zwischen knochenaufbauenden und abbauenden Prozessen - und zwar zugunsten des Knochenabbaus.
Das mCRPC kann auf unterschiedlichen Wegen entstehen (Abb. Die Entwicklung von einem hormonsensitiven zu einem hormonresistenten Prostatakrebs (CRPC) kann im Rahmen der Kontrolluntersuchungen auffallen. So kann ein steigender Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) trotz Hormonentzugstherapie oder ein auffälliger Befund in der Bildgebung Anlass geben, weitere Untersuchungen durchzuführen.
Symptome von Hirnmetastasen
Nicht alle Betroffenen bemerken überhaupt erste Warnzeichen: Manchmal werden Metastasen im Gehirn bei Nachsorgeuntersuchungen gefunden. Und nicht alle Patienten haben alle Beschwerden auf einmal. Die Symptome von Hirnmetastasen können vielfältig sein und hängen von der Größe, Anzahl und Lage der Metastasen im Gehirn ab. Einige häufige Symptome sind:
Lesen Sie auch: Prognose von Kleinhirnmetastasen – Ein detaillierter Einblick
- Anhaltende Kopfschmerzen: Diese können sich von normalen Kopfschmerzen unterscheiden und stärker oder hartnäckiger sein.
- Neurologische Ausfälle: Dazu gehören Schwäche, Lähmungen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln in Armen oder Beinen.
- Sprachschwierigkeiten: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen oder Finden der richtigen Worte.
- Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder Gesichtsfeldausfälle.
- Gleichgewichtsstörungen: Schwierigkeiten beim Gehen oder Koordinieren von Bewegungen.
- Krampfanfälle: Unkontrollierte Muskelzuckungen oder Bewusstseinsverlust.
- Verhaltensänderungen: Veränderungen der Persönlichkeit, Stimmungsschwankungen oder Verwirrtheit.
- Übelkeit und Erbrechen: Insbesondere wenn diese Symptome plötzlich auftreten und ohne erkennbare Ursache sind.
- Müdigkeit bis hin zu Bewusstseinsstörungen
In einigen Fällen können Hirnmetastasen auch zu Blutungen im Gehirn führen, was zu plötzlichen und schweren Symptomen wie Schlaganfall führen kann.
Diagnose von Hirnmetastasen
Die Entwicklung von einem hormonsensitiven zu einem hormonresistenten Prostatakrebs (CRPC) kann im Rahmen der Kontrolluntersuchungen auffallen. So kann ein steigender Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) trotz Hormonentzugstherapie oder ein auffälliger Befund in der Bildgebung Anlass geben, weitere Untersuchungen durchzuführen.
Wenn der Verdacht auf Hirnmetastasen besteht, sind verschiedene diagnostische Verfahren wichtig, um die Diagnose zu bestätigen und die Ausdehnung der Metastasen zu beurteilen:
- Körperliche und neurologische Untersuchung: Der Arzt wird eine gründliche Untersuchung durchführen, um neurologische Defizite festzustellen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist das чувствительныйste bildgebende Verfahren, um Hirnmetastasen zu erkennen. Sie liefert detaillierte Bilder des Gehirns und kann auch kleine Metastasen sichtbar machen. Bei den meisten Patienten wird eine Computertomografie (CT) durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) ergänzt.
- Computertomographie (CT): Die CT kann ebenfalls zur Darstellung von Hirnmetastasen verwendet werden, ist aber weniger чувствительный als die MRT. Eine zusätzliche computertomographische (CT-)Untersuchung erfolgte in 68,9 % (n = 31) der Fälle.
- Biopsie: In einigen Fällen kann eine Biopsie erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen und den Ursprung des Tumors zu bestimmen.
Behandlung von Hirnmetastasen
Die Behandlung von Hirnmetastasen hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Anzahl, Größe und Lage der Metastasen, der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten und die vorherige Behandlung des Prostatakrebses. Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern, das Wachstum der Metastasen zu kontrollieren und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Es gibt eine Vielfalt an Behandlungsoptionen für den metastasierten Prostatakrebs.
Medikamentöse Therapien
- Kortikosteroide: Diese Medikamente werden eingesetzt, um Schwellungen im Gehirn zu reduzieren und Symptome wie Kopfschmerzen und neurologische Ausfälle zu lindern. Wichtige Medikamente gegen diese Hirnödeme sind Kortikosteroide ("Kortison", meist Dexamethason). Normalerweise kann man sie als Tablette einnehmen, unter Umständen auch als Injektion oder Infusion.
- Chemotherapie: Eine Chemotherapie kann bei manchen Patienten zu einem Stopp oder einer Verzögerung des Tumorwachstums führen. Allerdings sprechen nicht alle Krebsarten gleich gut auf eine Chemotherapie an. Ein besonderes Problem: Da das Gehirn sehr gut vor äußeren Einflüssen geschützt ist, gelangen nur einige Chemotherapie-Medikamente in ausreichender Dosierung bis zu den Metastasen.
- Hormontherapie: Manche Tumorarten wachsen unter dem Einfluss von Hormonen, vor allem Prostatakrebs und Brustkrebs. Daher gehört die Hormonentzugstherapie oder auch Antihormontherapie bei diesen Krebsarten zu den wichtigen Behandlungsverfahren.Schätzen die Ärzte den Nutzen auch gegen die Hirnmetastasen als ausreichend gut ein? Dann kann man eine Antihormontherapie beginnen oder fortsetzen, solange die Krebszellen darauf ansprechen.
- Zielgerichtete Therapien und Immuntherapie: Diese modernen Arzneimittel spielen eine wachsende Rolle in der Krebsmedizin. Sie greifen Tumorzellen sozusagen an ihren Schwachpunkten an, in denen sie sich von gesunden Zellen unterscheiden. Einige dieser Substanzen blockieren Stoffwechselwege, die für das Krebswachstum wichtig sind. Andere heben die Immunblockade auf, die manche Tumoren vor den körpereigenen Abwehrkräften schützt; sie zählen deshalb nicht nur zu den zielgerichteten Medikamenten, sondern auch zur Immuntherapie. Diese Arzneimittel werden nicht gezielt gegen Hirnmetastasen eingesetzt, sondern gegen das Krebswachstum allgemein. Sie wirken allerdings nicht bei allen Patientinnen und Patienten. Voraussetzung ist, dass ihr Tumor, genauer: das Gewebe der Hirnmetastasen, die jeweiligen biologischen Marker aufweist.
Lokale Therapien
Operation: Eine (neuro-)chirurgische Entfernung der Metastasen kommt nicht für alle Betroffenen infrage: Würde zu viel Gehirn geschädigt, wäre die Lebensqualität so beeinträchtigt, dass der Nutzen in keinem Verhältnis zum Schaden stünde. Auch Patientinnen und Patientinnen, deren Krebserkrankung insgesamt sehr fortgeschritten ist, profitieren eher selten von einer Operation. Eine Ausnahme davon: wenn die Operation der Gehirnmetastasen zwar die Krankheit nicht aufhält, aber belastende Symptome und Beschwerden deutlich gelindert werden können. Bei zumindest einigen Menschen kann mit einer Operation aber sogar eine lange krankheitsfreie Zeit und vielleicht auch eine Heilung erreicht werden.
Lesen Sie auch: Symptome von Hirnmetastasen durch Lungenkrebs erkennen
Strahlentherapie: Das Gewebe des Gehirns - auch das gesunde - reagiert sehr empfindlich auf eine Bestrahlung. Eine Strahlentherapie kommt daher nur infrage, wenn der Nutzen die Nebenwirkungen überwiegt.Was damit erreicht werden kann, hängt stark von der persönlichen Krankheitssituation ab: Die Bandbreite reicht von der Linderung von Beschwerden über einen kürzeren oder längeren Krankheitsaufschub bis hin zu einer langen krankheitsfreien Zeit. Einige, wenn auch wenige Betroffene können unter Umständen sogar mit einer Heilung rechnen.
- Ganzhirnbestrahlung: Bei zu zahlreichen Hirnmetastasen wird die Bestrahlung des ganzen Gehirns empfohlen.
- Stereotaktische Radiochirurgie (SRS) oder stereotaktische Bestrahlung (SRT): Kleine, aber gut erreichbare Metastasen werden eher punktgenau bestrahlt als operiert. Die Fachleute für Radiotherapie gleichen bei der Bestrahlungsplanung ganz genau ab, wie groß der Tumor ist und welche Form er hat. Dann richten sie computergesteuert die Strahlen so aus, dass möglichst nur der Tumor und so wenig gesundes Gehirngewebe wie möglich getroffen werden.
Unterstützende Maßnahmen
Zusätzlich zu den oben genannten Behandlungen können unterstützende Maßnahmen helfen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern:
- Schmerztherapie: Medikamente zur Schmerzlinderung können helfen, Kopfschmerzen und andere Schmerzen im Zusammenhang mit Hirnmetastasen zu kontrollieren.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die körperliche Funktion und Mobilität zu verbessern, insbesondere bei Patienten mit neurologischen Ausfällen.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, повседневные Aufgaben zu erleichtern und die Selbstständigkeit zu erhalten.
- Psychologische Unterstützung: Eine psychologische Beratung kann helfen, mit den emotionalen Belastungen der Diagnose und Behandlung von Hirnmetastasen umzugehen.
Schädelbasismetastasen
Schädelbasismetastasen stellen eine relativ seltene und potenziell schwerwiegende onkologische Komplikation dar. Bis zu 4 % aller Krebspatienten weisen eine ossäre Metastasierung in die Schädelbasis auf. Aufgrund der hohen Komplexität dieser anatomischen Region können schon kleine Metastasen schwer beeinträchtigende Symptome hervorrufen, besonders dann, wenn Hirnnerven beteiligt sind.
Maligne Grunderkrankungen waren Prostatakarzinom in 26,7 % (n = 12), Mammakarzinom in 22,2 % (n = 10), multiples Myelom in 15,6 % (n = 7), Nierenzellkarzinom in 9,1 % (n = 4), Schilddrüsenkarzinom und Adenokarzinom CUP in jeweils 6,7 % (jeweils n = 3), hepatozelluläres Karzinom und nichtkleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC) in jeweils 4,4 % (jeweils n = 2) und andere maligne Erkrankungen in 9,1 % (Ewing-Sarkom, Rektumkarzinom, Zervixkarzinom, Plattenepithelkarzinom des Oropharynx [jeweils n = 1]) der Fälle (Abb. 1). Bei 2 Patienten lagen mehrere maligne Tumorarten vor.
Die dokumentierten Symptome betrafen folgende Hirnnerven: Nervus (N.) trigeminus (42,2 %; n = 19, 17/19 Hypästhesien, Parästhesien), N. oculomotorius (33,3 %; n = 15), N. facialis (26,7 %; n = 12), N. abducens (20,0 %; n = 9), N. opticus und N. hypoglossus (jeweils 15,6 %; n = 7), N. vestibulocochlearis (6,7 %; n = 3, 2/3 Schwindel) und N. trochlearis, N. glossopharyngeus, N. vagus, N. accessorius (jeweils 2,2 %; n = 1, Abb. 2).
Lesen Sie auch: Sarkom-Metastasen im Gehirn: Ein detaillierter Überblick
Unterstützende Therapien bei Metastasen
Über die genannten Tumorbehandlungen hinaus gibt es unterstützende (supportive) Therapien. Ein Beispiel sind Medikamente zum Schutz der Knochen, um Knochenbrüche oder -schmerzen durch Knochenmetastasen zu vermeiden.
Verlaufskontrolle
Auch bei einem metastasierenden Prostatakrebs ist eine Verlaufskontrolle der Behandlung notwendig. Hiermit können die Wirkung der Medikamente, weitere Krankheitsfolgen, aber auch mögliche Nebenwirkungen überwacht und ggf. Bei der Verlaufskontrolle stehen der PSA-Wert und die Frage nach Beschwerden im Vordergrund. In welchen Zeiträumen - z. B. während einer Hormonentzugstherapie - eine Verlaufskontrolle notwendig ist, hängt von individuellen Gegebenheiten ab. Neben der gezielten Behandlung des Tumors sollte gleichzeitig den Folgen der Erkrankung und den therapiebedingten Nebenwirkungen durch eine sogenannte supportive Behandlung vorbeugend begegnet werden (englisch; supportive = unterstützend). Hierzu gehört beispielsweise die Behandlung von Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen.
Prognose
Die Prognose für Patienten mit Prostatakrebs-Metastasen im Gehirn ist variabel und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Anzahl und Größe der Metastasen, der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten und die Reaktion auf die Behandlung. Die mediane Überlebenszeit der Patienten war trotz Therapie mit 8 Monaten kurz. Überwiegend scheinen Schädelbasismetastasen Ausdruck eines multipel metastasierten Spätstadiums der zugrunde liegenden Tumorerkrankung mit schlechter Gesamtprognose zu sein.
tags: #prostatakrebs #metastasen #gehirn #symptome #behandlung