Die Pubertät ist eine herausfordernde Zeit, sowohl für Teenager als auch für ihre Eltern. Stimmungsschwankungen, Unsicherheit und Rebellion können das Familienleben auf den Kopf stellen. Dieser Artikel bietet Eltern Hilfestellung und Tipps, um diese Phase entspannter zu meistern.
Kommunikation ist der Schlüssel
Eine klare und wertschätzende Kommunikation ist in der Pubertät besonders wichtig. Teenager stellen die Nerven ihrer Eltern gerne auf die Probe, daher ist es entscheidend, die richtige Gesprächsstrategie zu wählen.
Ich-Botschaften statt Du-Botschaften
Statt Vorwürfe in Form von "Du-Botschaften" zu äußern, empfiehlt es sich, "Ich-Botschaften" zu verwenden. Anstatt zu sagen: "Du hast den Müll nicht runtergebracht", könnte man sagen: "Ich freue mich, wenn du den Müll runterbringst. Das ist eine große Hilfe für mich."
Aktives Zuhören und Verständnis zeigen
Teenager brauchen das Gefühl, verstanden zu werden. Eltern sollten aufmerksam zuhören, die Körpersprache und Stimmungsschwankungen des Kindes beobachten und sich Zeit nehmen, um zuzuhören. Auch wenn es schwerfällt, sich den Eltern zu öffnen, ist es wichtig, ihnen entgegenzukommen.
Umgang mit typischen Konflikten
Die Pubertät bringt verschiedene Konfliktherde mit sich. Hier sind einige Tipps, wie Eltern damit umgehen können:
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Medienkonsum: Regeln gemeinsam festlegen
Es ist sinnvoll, gemeinsam Regeln für den Medienkonsum festzulegen, z.B. Zeiten, in denen das Handy tabu ist. Eltern sollten dabei eine Vorbildfunktion einnehmen und zugeben, dass es auch ihnen schwerfällt, das Handy wegzulegen. Wichtig ist eine Begegnung auf Augenhöhe.
Keine Lust auf Hilfe im Haushalt: Müheliste erstellen
Um Teenager zur Mithilfe im Haushalt zu motivieren, kann eine "Müheliste" hilfreich sein. Eltern listen die Aufgaben auf, die sie für den Jugendlichen übernehmen, und im Gegenzug können sie eine Aufgabe von dem Teenager verlangen.
Familienleben und Mahlzeiten positiv gestalten
Mahlzeiten sollten positiv gestaltet werden, schwierige Themen sind dabei tabu. Bei gemeinsamen Aktivitäten sollten Eltern die Jugendlichen mit einbeziehen und sie Vorschläge machen lassen.
Keine Lust mehr auf Schule: Gespräch suchen und Unterstützung anbieten
Wenn Jugendliche keine Lust mehr auf Schule haben, sollten Eltern das Gespräch suchen und nach den Gründen fragen. Sie sollten Unterstützung anbieten, aber auch über die Konsequenzen des Nichtlernens sprechen.
Ausgehen: Klare Regeln und Konsequenzen
Beim Thema Ausgehen sind klare Regeln wichtig, die sich am Jugendschutzgesetz orientieren können. Wenn Jugendliche gegen die Regeln verstoßen, sollte das Konsequenzen haben, die jedoch nicht als Strafe, sondern als Ausdruck von Liebe und Sorge vermittelt werden sollten.
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Alkohol und Drogen: Vorbild sein und aufklären
Eltern haben eine Vorbildfunktion in Bezug auf Alkohol. Zudem spielt Aufklärung zur Vorbeugung von Drogen- oder Alkoholmissbrauch eine große Rolle. Jugendliche müssen wissen, was passieren kann, wenn sie zu viel Alkohol trinken.
Outfit: Akzeptanz und Aufklärung
Teenager sind in der Pubertät auf Identitätssuche. Dazu gehört auch das Ausprobieren in den Bereichen Kleidung, Frisuren und Schminke. Eltern sollten dies akzeptieren. Haben sie das Gefühl, dass sich die Tochter beispielsweise durch ihr aufreizendes Outfit selbst in Gefahr bringt, ist Aufklärung nötig.
Sexualität und Verhütung: Ansprechpartner sein
Die Aufklärung über Verhütung und Geschlechtskrankheiten bereitet vielen Eltern Kopfzerbrechen. Ideal ist es, wenn beide Eltern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Wenn Eltern sich das nicht zutrauen, können Aufklärungsvideos unterstützen.
Nur noch genervt: Geduld und Verständnis
In der Pubertät suchen Jugendliche stark nach Freiheit, aber auch nach Sicherheit und Geborgenheit. Das sollten Eltern im Hinterkopf haben, wenn ihr Kind wieder mal genervt reagiert.
Fehler, die Eltern vermeiden sollten
Es gibt einige typische Fehler, die Eltern in der Pubertät vermeiden sollten, um die Beziehung zu ihrem Kind nicht unnötig zu belasten:
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Mangelnde Kommunikation
Teenager brauchen Freiräume, fühlen sich aber auch missverstanden, wenn Eltern ihnen nicht wirklich zuhören oder ihre Perspektive nicht einnehmen.
Übermäßige Kontrolle
Zu viel Kontrolle oder das ständige Einmischen in das Leben des Teenagers kann dazu führen, dass er sich bevormundet fühlt und den Respekt vor seinen Eltern verliert.
Unklare Grenzen und Regeln
Trotz der Freiheiten, die man einem Teenager zugestehen kann und sollte, braucht er weiterhin Grenzen und Regeln. Diese sollten klar definiert und konsequent durchgesetzt werden.
Unrealistische Erwartungen
Wenn Eltern zu hohe oder unrealistische Erwartungen an die Fähigkeiten und das Verhalten ihres Teenagers stellen, können diese sich überfordert oder ungerecht behandelt fühlen.
Keine Anerkennung für Eigenständigkeit
Teenager wollen unabhängig sein und das auch zeigen. Wenn Eltern ihre Versuche, Verantwortung zu übernehmen, untergraben oder nicht anerkennen, kann dies zu Spannungen führen.
Sich selbst keine Fehler eingestehen
Eltern sollten sich bewusst sein, dass sie Fehler machen, und bereit sein, sich zu hinterfragen.
Phasen der Pubertät
Die Pubertät lässt sich in drei Phasen einteilen:
Vorpubertät
Die Vorpubertät ist der Beginn des Ablöseprozesses von den Eltern und der ersten körperlichen und psychischen Veränderungen.
Hochphase
In der Hochphase finden die gravierendsten Veränderungen statt. Dies ist die anstrengendste Phase für Eltern und Kind.
Spätpubertäre Phase
In der spätpubertären Phase wird das Kind ruhiger und kommt besser mit sich und seinem Leben klar.
Tipps für einen stressfreien Umgang mit Teenagern
Hier sind einige Tipps, die Eltern helfen können, die Pubertät entspannter zu überstehen:
- Verständnisvoller Stoßdämpfer sein: Eltern sollten Verständnis für die Situation ihres Kindes haben und sich bewusst machen, dass es sich nicht aus böser Absicht so verhält.
- Gelassenheit üben: Es ist wichtig, gelassen zu bleiben und nicht wegen jeder Kleinigkeit zu explodieren.
- Gesprächsbereit sein: Eltern sollten sich immer wieder als Gesprächspartner anbieten, auch wenn sie öfter einen Korb bekommen.
- Streit nicht vermeiden: Streit gehört zum Leben dazu und kann konstruktiv sein, wenn er respektvoll geführt wird.
- Verhandlungsbereit sein: Regeln und Grenzen sollten regelmäßig überdacht und gegebenenfalls angepasst werden.
- Verantwortung übertragen: Teenager sollten mehr Verantwortung für ihre Entscheidungen und ihr Handeln übernehmen.
Die Rolle der Eltern in der Pubertät
In der Pubertät verändern sich die Bedürfnisse der Jugendlichen. Sie brauchen einerseits Sicherheit und Geborgenheit, andererseits aber auch Akzeptanz, Wertschätzung und Selbstbestimmung. Eltern sollten versuchen, diese Bedürfnisse zu erfüllen, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Loslassen und Vertrauen schenken
Es ist wichtig, dass Eltern lernen, loszulassen und ihrem Kind mehr Freiraum zu geben. Gleichzeitig sollten sie aber auch Vertrauen schenken und dem Kind signalisieren, dass sie für es da sind, wenn es Hilfe braucht.
Die eigenen Bedürfnisse nicht vergessen
Die Pubertät der Kinder ist auch für die Eltern eine Zeit der Veränderung. Sie werden nicht mehr so stark gebraucht wie früher und haben mehr Zeit für sich selbst. Diese Zeit sollten sie nutzen, um sich ihren eigenen Bedürfnissen zuzuwenden und sich weiterzuentwickeln.
Wenn es schwierig wird: Hilfe suchen
Wenn Eltern mit der Situation überfordert sind, sollten sie sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt verschiedene Beratungsstellen und Therapeuten, die Eltern und Jugendlichen in dieser schwierigen Zeit unterstützen können.