Eine Bewusstseinsstörung stellt eine Veränderung der normalen psychischen Verfassung dar und kann sowohl qualitative als auch quantitative Aspekte des Bewusstseins betreffen. Es ist wichtig zu beachten, dass eine Bewusstseinsstörung nicht immer negativ empfunden werden muss, da Betroffene auch positive Veränderungen wahrnehmen können.
Arten von Bewusstseinsstörungen
Es gibt zwei Hauptarten von Bewusstseinsstörungen:
- Qualitative Bewusstseinsstörungen: Diese beeinflussen die Qualität der Wahrnehmung im Wachzustand.
- Quantitative Bewusstseinsstörungen: Diese betreffen den Grad der Wachheit und des Bewusstseins.
Qualitative Bewusstseinsstörungen im Detail
Eine qualitative Bewusstseinsstörung verändert die normalen psychischen Funktionen und kann das Denken (kognitive Funktionen), die emotionalen Reaktionen (affektive Funktionen), die Bewegungsplanung (psychomotorische Funktionen) und die Wahrnehmung beeinträchtigen.
Zu den spezifischen Ausprägungen qualitativer Bewusstseinsstörungen gehören:
- Bewusstseinseinengung: Hierbei fokussieren sich Betroffene auf wenige Themen oder einen Aspekt ihrer Umwelt, sowohl kognitiv als auch emotional. Sie sind wenig sensibel gegenüber äußeren Reizen, was im Alltag Gesunder als "Tunnelblick" auftreten kann, bei Erkrankten jedoch stärker ausgeprägt ist.
- Bewusstseinsverschiebung: Diese äußert sich in einer gesteigerten Wahrnehmung einzelner Aspekte der Umgebung. Betroffene nehmen bestimmte Dinge intensiver wahr, wie Raum, Zeit oder einzelne Sinneswahrnehmungen, und zeigen oft eine gesteigerte Wachheit (Hypervigilanz).
- Bewusstseinstrübung: Sie ist gekennzeichnet durch Angst, Desorientierung und Halluzinationen. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, ihre Umwelt zu verstehen und das Wahrgenommene sinnvoll zu verknüpfen, was zu dem Gefühl führt, dass die Welt plötzlich seltsam ist.
Quantitative Bewusstseinsstörungen im Detail
Quantitative Bewusstseinsstörungen betreffen den Wachheitsgrad und lassen sich in verschiedene Stufen einteilen:
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- Benommenheit: Hierbei ist die Wachheit leicht beeinträchtigt.
- Somnolenz: Betroffene sind stark schläfrig, aber leicht weckbar.
- Sopor: Personen wachen nur mit Mühe auf und können nicht mit leichten Reizen geweckt werden.
- Koma: Patienten sind nicht mehr aufweckbar.
Symptome von Bewusstseinsstörungen
Die Symptome von Bewusstseinsstörungen sind vielfältig und reichen von Müdigkeit oder Agitiertheit bis hin zu Angst, Halluzinationen und Koma. Betroffene können in ihrer sozialen Interaktion stark eingeschränkt sein. Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus ist eine häufige Begleiterscheinung.
Ursachen von Bewusstseinsstörungen
Die Ursachen für Bewusstseinsstörungen sind vielfältig und hängen von der Art der Störung ab. Qualitative Bewusstseinsstörungen können durch körperliche und psychiatrische Vorerkrankungen wie Alzheimer, Herz-Kreislauf-Probleme, Schädel-Hirn-Trauma, Schizophrenie oder Entzündungen des Gehirns verursacht werden. Bewusstseinseinengung und Bewusstseinsverschiebung können auch als gewollte Veränderungen des Bewusstseins auftreten, z.B. durch Meditation oder Hypnose. Quantitative Bewusstseinsstörungen treten häufig bei Menschen mit Vorerkrankungen und Unfallpatienten auf.
Demenz als möglicher Auslöser
Eine Demenz kann durch Schäden im Gehirn eine Bewusstseinsstörung auslösen. Bei einer Demenzerkrankung ist die Leistungsfähigkeit des Gehirns durch zerstörte Nervenbahnen beeinträchtigt, was zu verlangsamtem Denken, Gedächtnislücken und Orientierungslosigkeit führt. Die Erkrankung ist fortschreitend und meist nicht heilbar, mit Ausnahme der medikamentös bedingten Demenz, bei der ein Absetzen der Medikamente die Symptome verbessern kann.
Demenz: Definition und Leitsymptome
Demenz ist ein heterogenes Syndrom, dem eine Vielzahl von Krankheiten oder Störungen zugrunde liegen kann. In der Regel handelt es sich um eine chronisch fortschreitende neurodegenerative Krankheit, die direkt vom zentralen Nervensystem ausgeht und mit zunehmender Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen einhergeht (primär neurodegenerative Demenzen). Demenzen können als sekundäre Demenzen auch infolge von Erkrankungen auftreten, die erst sekundär das zentrale Nervensystem schädigen.
Für die Diagnose einer Demenz müssen charakteristische Leitsymptome über mindestens 6 Monate vorliegen, wobei mnestische Störungen (Merkfähigkeit und Gedächtnis) bei mehr als 80 % aller Demenzerkrankungen früh auftreten. Die Beeinträchtigung der Aktivitäten des täglichen Lebens muss beträchtlich sein, und Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleiten die kognitiven Beeinträchtigungen.
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Formen der Demenz
Demenzerkrankungen können unterteilt werden in degenerative Demenzerkrankungen, bei denen primär das Gehirn erkrankt ist, und sekundäre Demenzerkrankungen, bei denen das Gehirn infolge anderer Erkrankungen beteiligt ist. Die häufigste primär neurodegenerative Demenzerkrankung ist die Alzheimer-Demenz (AD).
Bei der AD wird zwischen frühem (vor dem 65. Lebensjahr) und spätem Beginn unterschieden. Die senile AD ist die häufigste Form der AD.
Symptome der Demenz
Demenzerkrankungen sind durch die progrediente Entwicklung kognitiver Defizite in unterschiedlichen Domänen charakterisiert. Neben Merkfähigkeits- und Gedächtnisstörungen sind weitere kognitive Einbußen und "Hirnwerkzeugstörungen" nachweisbar, wie z.B. Orientierungs-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Aphasie, Apraxie, Agnosie, Alexie, Akalkulie, gestörte Visuokonstruktion oder eine Beeinträchtigung der Exekutivfunktionen. Die kognitiven Defizite werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet und können zu einer individuell bedeutsamen Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung führen.
Ursachen sekundärer und potentiell reversibler Demenzen
Eine große Anzahl von systemischen Erkrankungen kann sekundär zu einem demenziellen Syndrom führen. Eine Metaanalyse ergab, dass bei 9 % der Patienten eine potenziell reversible Ursache vorlag, wobei aber nur in 0,6 % der Fälle die Symptomatik tatsächlich rückgängig war. Häufige Ursachen tatsächlich reversibler demenzieller Syndrome waren u. a. Medikamentennebenwirkungen/Intoxikationen und affektive Störungen wie Depressionen.
Diagnostik von Bewusstseinsstörungen
Die Diagnosestellung von Bewusstseinsstörungen ist umfassend und erfolgt in mehreren Schritten, da die Ursachen sehr vielfältig sind.
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- Anamnese-Gespräch: Der Arzt erfragt die Art und Entwicklung der Bewusstseinsstörung, die persönliche Vorgeschichte, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und den Lebensstil.
- Neurologische Untersuchung: Hierbei werden Pupillen, motorische Fähigkeiten und Reflexe überprüft, um die Ursache weiter einzugrenzen.
- Bildgebende Verfahren: Um Schäden im Gehirn zu untersuchen, können bildgebende Verfahren wie EEG und MRT eingesetzt werden.
Therapie von Bewusstseinsstörungen
Die Therapie von Bewusstseinsstörungen umfasst vor allem die Behandlung der verursachenden Erkrankung. Gängige Therapieformen sind Medikamente, Psychotherapie und Stimulationsmethoden des Gehirns. Bei Drogen- oder Medikamentenmissbrauch kann das Absetzen bzw. Reduzieren der Substanzen helfen. Auch eine Umstellung der Ernährung kann die Symptomatik verringern. Alternative Therapieformen wie Bewegungstherapie oder Musiktherapie können ebenfalls eingesetzt werden.
Alternative Therapieformen: Musiktherapie im Fokus
Wissenschaftler haben in den letzten Jahren eine Vielzahl von Studien durchgeführt, um die Wirksamkeit alternativer Therapieverfahren für Menschen mit einer Bewusstseinsstörung zu untersuchen. Ein Beispiel ist die Musiktherapie. Eine Übersichtsstudie hat ergeben, dass ein gezieltes Einsetzen der Musiktherapie häufig positive Effekte für die Patienten mit sich bringt. In den Studien zeigten die Patienten vermehrte Augenreflexe, tieferes Atmen oder veränderten ihren Gesichtsausdruck während der Therapie.
Umgang mit Betroffenen
Es ist wichtig, einen ruhigen Umgang mit Betroffenen zu wahren, damit sie keine Angst bekommen. Die Bewusstseinsstörung sollte ernst genommen werden, und es ist falsch zu fordern, dass sich die Betroffenen "zusammenreißen". Da man nicht in das Bewusstsein einer anderen Person hineinsehen kann, sollte man sich bewusst sein, dass die äußeren Symptome nur einen Bruchteil dessen zeigen könnten, was der Betroffene selbst wahrnimmt und denkt.
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