Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem motorische Funktionen beeinträchtigt. Die Erkrankung ist durch das Absterben von Nervenzellen in einem bestimmten Bereich des Gehirns, insbesondere der Substantia nigra, gekennzeichnet. Dies führt zu einem Dopaminmangel, der harmonische Bewegungsabläufe beeinträchtigt. Die Hauptmerkmale von Parkinson sind Tremor (Zittern), Bradykinesie (verlangsamte Bewegungen), Rigor (Muskelsteifheit) und posturale Instabilität (beeinträchtigtes Gleichgewicht und Haltung). Die Behandlung konzentriert sich in der Regel darauf, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Was ist Parkinson?
Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems. Verantwortlich sind Degenerationsprozesse im Gehirn, bei denen dopaminerge Nervenzellen in der Substantia nigra absterben. Warum diese Nervenzellen absterben, bleibt in den meisten Fällen unklar. Der Dopaminmangel beeinträchtigt harmonische Bewegungsabläufe. Erste Symptome wie verlangsamte, unsichere Bewegungen, Versteifung oder Zittern treten meist nach dem 60. Lebensjahr auf, in Einzelfällen aber auch früher. Derzeit sind in Deutschland ca. 400.000 Menschen betroffen, Männer etwas häufiger als Frauen.
Ursachen von Parkinson
Bei Patienten mit Morbus Parkinson sterben Zellen im Mittelhirn ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Wenn ca. 60 % dieser Zellen abgestorben sind, tritt das klinische Bild eines Parkinson-Syndroms mit Bewegungsarmut auf. Die Ursache für das Absterben der dopaminergen Zellen im Mittelhirn ist in den allermeisten Fällen unbekannt. In wenigen Fällen können genetische Veränderungen als Ursachen diagnostiziert werden. Es wird heute davon ausgegangen, dass es sich in den meisten Fällen um eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren handelt.
Neben dem Morbus Parkinson gibt es auch atypische Parkinson-Syndrome. Bei diesen Parkinson-Syndromen sterben die Rezeptoren (Annahmestellen) für das Dopamin in den tiefen Hirnstrukturen ab, so dass das Dopamin seine Wirkung im Hirn nicht mehr entfalten kann. Dies führt zu anfänglich sehr ähnlichen Symptomen wie beim Morbus Parkinson, diese Erkrankungen verlaufen meist schneller fortschreitend und mit zusätzlichen Begleitsymptomen wie Blutdruckstörungen, Augenbewegungsstörungen oder Gedächtnisverlust. Zudem können Parkinson-Syndrome auch auftreten, wenn andere Ursachen die Tiefenhirnstrukturen (Basalganglien) beeinträchtigen. Das ist zum Beispiel bei bestimmten Hirnblutungen, Infektionen oder einem veränderten Hirndruck der Fall.
Symptome bei Parkinson
Bereits vor über 200 Jahren wurde die Erkrankung durch James Parkinson beschrieben. Als Hauptsymptome beschrieb er das Zittern (Tremor), die Muskelsteifigkeit (Rigor) und die Unterbeweglichkeit (Akinese/Hypokinese). Diese motorischen Symptome schränken die Beweglichkeit ein. Das zeigt sich häufig schon früh in einer Beeinträchtigung der Schrift, häufig wird die Stimme monoton und leise und in vielen Fällen kommt es im Verlauf zu einem zunehmend kleinschrittigem Gangbild. Anfänglich sprechen all die Symptome gut auf Medikamente an, im Verlauf wechselt das Ansprechen der Symptome jedoch zunehmend. Dies macht die Behandlung durch Medikamente im fortgeschrittenem Stadium schwieriger. Heutzutage werden zunehmend nichtmedikamentöse Therapien etabliert, um die Sprache und die Motorik positiv zu beeinflussen.
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Reha bei Parkinson: Ein umfassender Ansatz
Die neurologische Rehabilitation bei Morbus Parkinson nimmt an Bedeutung beständig zu. In den letzten Jahren wurde zunehmend anerkannt, dass nicht medikamentöse Therapien wie Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Sporttherapie und adjuvant-physikalische Maßnahmen frühzeitig beginnen müssen, damit die Patienten optimal von diesen Therapien profitieren und der Krankheitsverlauf damit positiv beeinflusst wird. Die intensive Behandlung sollte für drei bis sechs Wochen erfolgen. Die Wiederholung einer intensiven Rehabilitation ist alle ein bis zwei Jahre vorgesehen. Die Frequenz und Intensität der Therapien muss jedoch nach individuellen Krankheitssymptomen eines jeden Patienten unterschiedlich angesetzt werden.
Ziele der Reha
Das Ziel der Reha bei Parkinson-Syndromen ist eine hochqualifizierte Rehabilitation, die gezielt auf Patienten mit extrapyramidalen Bewegungsstörungen ausgerichtet ist. Dieses Angebot richtet sich hauptsächlich an Patienten mit der Parkinson-Krankheit, aber auch an Menschen mit atypischen Parkinson-Syndromen wie Multisystematrophie (MSA), progressiver supranukleärer Parese (PSP) und kortikobasaler Degeneration (CBD) sowie Demenz mit Lewy-Körpern (DLK) im frühen Stadium, in dem die kognitiven Beeinträchtigungen noch gering sind. Darüber hinaus können auch Patienten mit sekundären Parkinson-Syndromen, wie vaskulärem Parkinson, traumatisch bedingtem Parkinson-Syndrom oder Normaldruckhydrozephalus, sowie Patienten mit anderen extrapyramidalen Bewegungsstörungen, wie Dystonien, vom Behandlungskonzept profitieren.
Für wen ist eine Reha geeignet?
Eine neurologische Rehabilitation im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung ist insbesondere sinnvoll nach der Versorgung mit einer Tiefenhirnstimulation oder einer Medikamentenpumpe oder aber auch nach einem akutstationären Aufenthalt zur medikamentösen Optimierung, um die Effekte einer stationären Behandlung weiter zu optimieren. Für Patient:innen die keinen operativen Eingriff oder Krankenhausaufenthalt hinter sich haben, eignet sich die Reha als Heilverfahren, um eine intensive Rehabilitation zu gewährleisten. Hauptaufgabe einer Rehabilitation ist es, die Erwerbsfähigkeitsminderung abzuwenden, den Arbeitsplatz durch die Rehabilitationsmaßnahmen zu erhalten und die Pflegebedürftigkeit der Betroffenen zu vermeiden. Dazu muss die Selbstständigkeit gewahrt werden und klinische Symptome, die den Alltag beeinträchtigen, behandelt werden. Das heißt, die Rehabilitation muss aus medizinischer Sicht erforderlich sein.
Behandlungsmethoden in der Reha
Unter fachärztlicher Behandlungsleitung erfolgt die Integration verschiedener therapeutischer Bereiche und führt so zu einer intensiven und ganzheitlichen Behandlung durch ein speziell geschultes Team. Im Einzelnen beinhaltet dies intensive logopädische, ergotherapeutische und physiotherapeutische Behandlungseinheiten. Je nach Ihrem individuellen Beschwerdebild wird vom Therapeutenteam eine auf Sie zugeschnittene Behandlung durchgeführt, so dass sich unterschiedliche Schwerpunkte ergeben können:
- Logopädisches Sprachtraining und Schlucktherapie: Häufig wird die Stimme von Parkinson-Patienten immer leiser und die Modulationsfähigkeit der Stimme sowie die Verständlichkeit nehmen ab. Mit Hilfe der Lee Silverman Voice Therapie® üben Patienten gemeinsam mit Logopäden die Lautstärke der Stimme und die Sprechmelodie zu verbessern. Durch die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich HNO-Phoniatrie des Reha-Zentrums können Schluckstörungen abgeklärt und effiziente Schlucktechniken erlernt werden, um so eine sichere Nahrungsaufnahme zu gewährleisten.
- Ergotherapie bei Störungen der Feinmotorik: Die Therapie zielt darauf ab, die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern.
- Physiotherapie: Wissenschaftlich etablierte Konzepte, wie die LSVT-BIG-Therapie® zielen darauf ab, den Bewegungsumfang zu vergrößern und mehr Sicherheit in der Bewegung zu erreichen. Gemeinsam mit Physio- und Ergotherapeuten trainieren Betroffene verschiedenste Bewegungsabläufe entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse. Durch die LSVT-BIG-Therapie® werden die Lebensqualität, Körperhaltung, Gehfähigkeit sowie Arm- und Handbewegungen positiv beeinflusst.
Hinzu kommen Therapieempfehlungen für die ambulante Weiterbehandlung sowie Anleitungen zu einem Selbstübungsprogramm, Anpassung und ggf.
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Weitere Therapieansätze
- Lyra Gangtrainer: Der Gangtrainer Lyra wird in allen Phasen der Rehabilitation eingesetzt. Er hilft Patienten dabei, ihre Gehfähigkeit wiederzuerlangen, indem das natürliche Bewegungsmuster für das Gehen simuliert wird. Davon profitieren z. B. Patienten mit Schlaganfall, Morbus Parkinson sowie anderen neurologischen und auch geriatrischen Erkrankungen. Neben dem effizienten Gangtraining nach dem Endeffektor-Prinzip bietet der Gangtrainer auch hochmoderne Netzwerk-Funktionen: Der Therapeut hat bereits während des Trainings Zugriff auf alle Trainingsdaten und -protokolle und kann diese jederzeit an das Behandlungsteam weitergeben. Dies unterstützt die interdisziplinäre Zusammenarbeit des Ärzte- und Therapeutenteams optimal.
- Schäfflertanz: Zunehmend belegen Studien, dass Parkinson-Patienten von Tanztherapien in hohem Maße profitieren. Mitten in der Hopfenregion hat der Schäfflertanz große Tradition und »Tanzen wie die Schäffler« ist für Patienten eine willkommene Therapie - und es macht auch noch richtig Spaß.
- Neuropsychologie: Während der Reha können in der Neuropsychologie spezielle Trainingsverfahren angeboten werden, die auf wissenschaftlicher Basis und nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie die kognitiven Fähigkeiten der Patienten besonders trainieren. Dazu gehört insbesondere das kognitive Stimulationsprogramm NEUROvitalis.
- Sozialberatung: Die Mitarbeiter der Sozialberatung verfügen über langjährige Erfahrung in der sozialmedizinischen Weiterversorgung von Patienten, die an Parkinson erkrankt sind. Sie unterstützen beispielsweise bei der Beantragung eines Grades der Behinderung (GdB) oder der Wiedereingliederung in die bisherige berufliche Tätigkeit. Darüber hinaus arbeiten sie eng mit Selbsthilfeorganisationen zusammen, insbesondere mit der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. (DPV), dem Parkinson Verbund e.V. und dem Parkinson Journal, um eine umfassende Aufklärung der Patienten zu gewährleisten.
- Theaterpädagogik: In Kooperation mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg werden theaterpädagogische Übungen mit Parkinson-Patienten von Studierenden erprobt. Diese theaterpädagogischen Übungen werden im Rahmen der Einzel- und Gruppentherapie in der Sprachtherapie genutzt, um den mimischen Ausdruck und die Stimmkraft zu fördern.
- Boxen: Boxtraining fordert die gesamte Muskulatur des Körpers. Dabei sind sowohl Bein- und Fußbewegungen als auch Kopfbewegungen wichtig. Die Konzentration muss auf den Gegner, die eigene körperliche und seelische Verfassung sowie die Position im Raum gerichtet sein. Gleichzeitig müssen die Raumwahrnehmung und Orientierung funktionieren, was die Sinnesorgane kontinuierlich unter Druck setzt. Im Passauer Wolf wird es daher als Kraft- und Gleichgewichtstraining zur Verbesserung der posturalen Stabilität eingesetzt.
Nachsorge
Heimübungsprogramme helfen dabei, die Erfolge auszubauen und zu stabilisieren. Deshalb wurde gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS in Berlin ein Computerprogramm entwickelt, welches das Training zu Hause nach der Behandlung in der Parkinson-Klinik erleichtert. Parkinson-Patienten können damit Bewegungselemente aus der LSVT-BIG-Therapie® selbständig, aber kontrolliert, am Computer durchführen. Das ist ideal für die Nachsorge, denn so können Behandlungserfolge langfristig aufrecht erhalten werden.
Medikamentöse Behandlung
Die direkte Ursache von Parkinson kann bisher nicht behandelt werden. Die medikamentösen Therapien beruhen insbesondere auf dem Ersatz des Dopamins. Dies geschieht in der Regel dadurch, dass den Patient:innen mit einem primären Parkinson-Syndrom eine Vorstufe des Dopamins (Levodopa oder auch L-Dopa gennant) in Tablettenform oder als Tropfen verabreicht wird. Diese Substanz wird vom Körper zu Dopamin verstoffwechselt und in den Hirnzellen aufgenommen. L-Dopa hat kaum Nebenwirkungen, kann aber nach mehreren Jahren der Einnahme zu Bewegungsstörungen führen. Auch werden Schwankungen in der Wirksamkeit beobachtet. Deshalb wird der Wirkstoff häufig erst Betroffenen über dem 70. Lebensjahr verordnet. Liegt ein atypisches Parkinson-Syndrom vor, zeigt L-Dopa keine oder nur eine geringe Wirksamkeit.
Zur medikamentösen Behandlung von Morbus Parkinson werden auch Dopaminagonisten verwendet. Diese Substanzen setzen an den gleichen Rezeptoren wie das Dopamin an. Dopaminagonisten haben in der Regel jedoch eine längere Halbwertszeit. Die unterschiedlichen Medikamente haben unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile.
Operative Therapieverfahren
Zusätzlich gibt es noch operative Therapieverfahren der Tiefenhirnstimulation (THS) und Pumpentherapien. Diese Verfahren sind ebenfalls seit über 20 Jahren im Einsatz und in einigen Patientengruppen haben sie eine große Bedeutung. Diese Therapien werden vornehmlich eingesetzt, wenn die Parkinsonmedikamente nicht mehr konstant wirken und es zu einer fluktuierenden Ausprägung der Parkinson-Symptome kommt. Dies ist in der Regel nach sechs bis zehn Jahren der Fall.
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