Das Risiko eines zweiten Schlaganfalls: Ursachen und Prävention

Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall, wobei jeder fünfte Betroffene bereits einen oder mehrere Schlaganfälle hinter sich hat. Ein Schlaganfall kann langfristige Auswirkungen auf das Gehirn haben, da pro Minute etwa zwei Millionen Nervenzellen absterben. Diese Zellen können nicht wiederhergestellt werden, was zu dauerhaften körperlichen Behinderungen führen kann. Daher ist es entscheidend, die Risikofaktoren zu kennen und zu minimieren, um einen zweiten Schlaganfall zu verhindern.

Schlaganfall erkennen: Der FAST-Test

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall zählt jede Minute. Der FAST-Test hilft, die Symptome schnell zu erkennen:

  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet dies auf eine Halbseitenlähmung hin.
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
  • Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
  • Time (Zeit): Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.

Ursachen und Risikofaktoren eines Schlaganfalls

Die meisten Schlaganfälle werden durch Blutgerinnsel verursacht, die den Blutfluss zum Gehirn unterbrechen. Seltener ist eine Hirnblutung der Auslöser. Experten schätzen, dass etwa 80 Prozent der Schlaganfälle vermeidbar wären, wenn Risikofaktoren frühzeitig erkannt und behandelt würden.

Beeinflussbare Risikofaktoren

  • Bluthochdruck: Kann die Gefäße schädigen und das Risiko für Verstopfungen erhöhen. Regelmäßige Messungen und gegebenenfalls Anpassung der Therapie sind wichtig.
  • Fettstoffwechselstörungen: Zu hohe LDL-Cholesterinwerte oder Triglyceride können zu Ablagerungen an den Gefäßwänden führen. Eine Ernährungsumstellung und gegebenenfalls Medikamente können helfen.
  • Diabetes mellitus: Beschleunigt die Verkalkung der Blutgefäße. Vorsorgliche Medikamente zur Blutverdünnung können bei Typ-2-Diabetes sinnvoll sein.
  • Vorhofflimmern: Die häufigste Herzrhythmusstörung, die zur Bildung von Blutgerinnseln führen kann. Eine Behandlung mit Antiarrhythmika und Blutverdünnern ist wichtig.
  • Rauchen: Erhöht das Schlaganfallrisiko um das Zwei- bis Vierfache, da Schadstoffe die Blutgefäße belasten.
  • Übergewicht: Erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes, Gicht, Bluthochdruck und Arteriosklerose.
  • Bewegungsmangel: Fördert Bluthochdruck und Arteriosklerose.
  • Ungesunde Ernährung: Kann zu Bluthochdruck, erhöhten Blutzucker- und Cholesterinwerten führen.
  • Stress: Kann zur Ausschüttung von Stresshormonen, Verengung der Blutgefäße und Anstieg von Blutdruck und Blutzuckerspiegel führen.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Erhöht den Blutdruck und somit das Schlaganfallrisiko.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
  • Geschlecht: Männer haben ein höheres Risiko als Frauen, wobei Frauen im späteren Lebensabschnitt häufiger und schwerwiegender betroffen sind.
  • Genetische Veranlagung: Wenn in der Familie bereits Schlaganfälle aufgetreten sind, ist das Risiko erhöht.

Zielwerte zur Risikominimierung

  • Blutdruck: Unter 140/90 mmHg, idealerweise unter 120/80 mmHg
  • Gesamtcholesterin: Unter 200 mg/dl
  • LDL-Cholesterin: Unter 100 mg/dl, bei Bluthochdruck unter 70 mg/dl
  • HDL-Cholesterin: Bei Männern über 40 mg/dl, bei Frauen über 45 mg/dl
  • Triglyceride: Unter 150 mg/dl
  • Zuckerstoffwechsel (HbA1c): 6,5 bis 7,5 Prozent

Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung eines zweiten Schlaganfalls

Nach einem Schlaganfall ist es entscheidend, das Risiko eines erneuten Ereignisses zu minimieren. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden:

Medikamentöse Therapie

  • Plättchenhemmer: Verhindern, dass sich Blutplättchen an den Gefäßwänden anlagern und Blutgerinnsel bilden (z.B. ASS, Clopidogrel).
  • Blutdrucksenker: Senken das Risiko für einen erneuten Schlaganfall.
  • Cholesterinsenker (Statine): Schützen und stabilisieren die Gefäßwände und können der Bildung von Blutgerinnseln vorbeugen.
  • Antikoagulanzien: Werden bei Vorhofflimmern eingesetzt, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern (z.B. DOAKs, Vitamin-K-Antagonisten).

Operative Eingriffe

  • Entfernung von Ablagerungen in der Halsschlagader (Carotisstenose): Kann das Risiko für einen erneuten Schlaganfall deutlich senken.
  • Einsetzen eines Stents: Kann bei Verengungen in der Halsschlagader eine Alternative zur Entfernung von Ablagerungen sein.

Lebensstiländerungen

  • Regelmäßige Bewegung: Stärkt Herz und Gefäße, senkt Cholesterinwerte und Blutdruck. Empfohlen werden 30 bis 45 Minuten Bewegung pro Tag.
  • Rauchstopp: Reduziert das Risiko für Blutgerinnsel und schützt die Gefäßwände.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die sich an der mediterranen Kost orientiert, kann das Schlaganfallrisiko senken. Dazu gehören viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Olivenöl, Vollkornprodukte, Fisch und Geflügel.
  • Salzarme Ernährung: Kann den Blutdruck senken. Empfohlen werden weniger als 6 Gramm Salz pro Tag.
  • Gewichtsabnahme bei Übergewicht: Kann das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren.
  • Begrenzung des Alkoholkonsums: Kann den Blutdruck erhöhen und somit das Schlaganfallrisiko steigern.

Strukturierte Nachsorgeprogramme

Eine strukturierte Nachbetreuung im ersten Jahr nach dem Schlaganfall kann helfen, Risikofaktoren zu senken und das Risiko für einen erneuten Schlaganfall zu verringern. Schlaganfall-Lotsen können Betroffene begleiten und beraten.

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Online-Präventionskurse

Online-Präventionskurse zur Ernährung können helfen, eine gesunde Ernährung im Alltag zu praktizieren und das persönliche Schlaganfallrisiko zu senken.

Mini-Schlaganfall (TIA)

Eine transitorisch ischämische Attacke (TIA), auch bekannt als Mini-Schlaganfall, ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns, die weniger als eine Stunde andauert und keine bleibenden Schäden hinterlässt. Sie wird oft unterschätzt, ist aber ein Warnsignal für einen möglichen "großen" Schlaganfall.

Schlaganfall bei Frauen

Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer, insbesondere in späteren Lebensabschnitten. Spezifische Risikofaktoren für Frauen sind Schwangerschaft und hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille.

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