Neurologische Forschung an der RWTH Aachen: Ein umfassender Überblick

Die Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen hat sich als ein bedeutendes Zentrum für Forschung, Lehre und Patientenversorgung etabliert. Durch eine enge Verzahnung von Wissenschaft und Krankenversorgung werden translationale Forschungsprojekte von Medizinern und Naturwissenschaftlern gemeinschaftlich bearbeitet, um neue therapeutische Strategien für neurologische Erkrankungen zu entwickeln.

Forschungsschwerpunkte der Klinik für Neurologie

Die Forschung an der Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen deckt ein breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen und Forschungsbereichen ab. Zu den Hauptschwerpunkten zählen:

  • Klinische Kognitionsforschung: Untersuchung kognitiver Funktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Sprache mit bildgebenden Verfahren.
  • Epilepsie: Erforschung der Ursachen, Diagnose und Behandlung von Epilepsie, einschließlich der Leitung der Sektion Epileptologie durch Univ.-Prof. Dr. med. Yvonne Weber.
  • Translationale Neurodegeneration: Entwicklung neuer Therapien für neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer und Huntington-Krankheit.
  • Computergestützte molekulare Medizin: Einsatz von computergestützten Methoden zur Analyse molekularer Mechanismen neurologischer Erkrankungen in Kooperation mit dem FZ Jülich.
  • MR Physik, JARA-Brain: Anwendung und Weiterentwicklung von Magnetresonanztomographie (MRT) zur Untersuchung des Gehirns im Rahmen des JARA-Brain Instituts.
  • Neuromuskuläre Erkrankungen: Erforschung und Behandlung von Erkrankungen der Muskeln und Nerven, die die Muskeln steuern.
  • Neurobiologische Forschung: Untersuchung der biologischen Grundlagen neurologischer Erkrankungen.
  • Vaskuläre Erkrankungen: Behandlung und Erforschung von Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns, einschließlich der Akutversorgung zerebrovaskulärer Erkrankungen.
  • Erkrankungen des Autonomen Nervensystems: Diagnostik und Therapie von Störungen des autonomen Nervensystems.
  • Neuromodulation und Bildgebung: Einsatz von Neuromodulationsverfahren wie transkranielle Magnetstimulation (TMS) in Kombination mit bildgebenden Verfahren.
  • Neurodegeneration in Drosophila: Nutzung des Tiermodells Drosophila zur Erforschung von Mechanismen der Neurodegeneration.
  • Gene und molekulare Mechanismen bei motorischen Erkrankungen: Identifizierung von Genen und molekularen Prozessen, die bei motorischen Erkrankungen eine Rolle spielen.
  • JARA-BRAIN Institute Molecular Neuroscience and Neuroimaging: Forschung im Bereich der molekularen Neurowissenschaften und der Neurobildgebung im Rahmen des JARA-BRAIN Instituts.
  • Hereditäre Neuropathien, neuropathische Schmerzsyndrome und Motoneuronerkrankungen: Untersuchung von erblichen Nervenerkrankungen, neuropathischen Schmerzen und Erkrankungen der Motorneurone.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Ein Kennzeichen der neurologischen Forschung an der RWTH Aachen ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen der Uniklinik RWTH Aachen sowie mit externen Forschungseinrichtungen. Dies ermöglicht eine umfassende Herangehensweise an komplexe neurologische Fragestellungen. Beispiele hierfür sind:

  • Interdisziplinäres Neurovaskuläres Zentrum Aachen: Gemeinsame Behandlung von Patienten mit vaskulären Erkrankungen des Gehirns mit anderen Fachdisziplinen.
  • Neuromuskuläres Zentrum: Interdisziplinäre Versorgung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen.
  • Interdisziplinäre Gedächtnissprechstunde: Diagnostik und Beratung von Patienten mit Gedächtnisstörungen.
  • Euregionales Comprehensive Cancer Center: Neurologische Betreuung von Krebspatienten in Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen.
  • Zentrum für Seltene Erkrankungen: Anlaufstelle für Patienten mit seltenen neurologischen Erkrankungen.
  • Kooperationen mit der RWTH (IAW, Kognitions- und Experimentalpsychologie, AVME, SignGes) sowie dem Forschungszentrum Jülich (INM-1, INM-4).

Forschungsinfrastruktur

Die Sektion für Klinische Kognitionswissenschaften verfügt über eine moderne Forschungsinfrastruktur, die optimale Bedingungen für innovative Forschungsprojekte bietet. Dazu gehören:

  • Ein eigener hochmoderner MRT Prisma Scanner.
  • Ein elektrophysiologisches Labor (TMS, tDCS, EEG und PSG).
  • Ein voll ausgestattetes Labor zur Durchführung verschiedenster Verhaltensexperimente.
  • Zugang zu Apparaturen und Methoden der Kinematik, Robotik und Bewegungsanalyse durch Kooperationen innerhalb und außerhalb der RWTH.

Klinische Schwerpunkte und Versorgung

Die Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen bietet ein breites Spektrum an klinischen Leistungen für Patienten mit neurologischen Erkrankungen. Zu den klinischen Schwerpunkten zählen:

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  • Akutversorgung zerebrovaskulärer Erkrankungen: Schnelle und umfassende Versorgung von Patienten mit Schlaganfall auf der überregionalen Stroke Unit und Comprehensive Stroke-Unit.
  • Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen: Spezialisierte Behandlung von Parkinson, Alzheimer und Huntington-Krankheit sowie zerebellären Ataxien einschließlich der Tiefen Hirnstimulation.
  • Behandlung neuromuskulärer Erkrankungen: Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Muskeln und Nerven.
  • Behandlung der Multiplen Sklerose: Umfassende Versorgung von Patienten mit Multipler Sklerose.
  • Schlafmedizin: Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen im Schlaflabor.
  • Neuropsychologische Therapiestation: Spezialisierte Therapie für Patienten mit neuropsychologischen Defiziten.
  • Sektion für Neurogeriatrie: Behandlung älterer Patienten mit neurologischen Erkrankungen.
  • Sektion für Epileptologie: Diagnostik und Therapie von Epilepsie mit 8 Video-EEG-Monitoring-Betten.
  • Poliklinik und Spezialsprechstunden: Umfassende ambulante Versorgung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen.

Forschung zur Friedreich-Ataxie

Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der Klinik für Neurologie ist die Friedreich-Ataxie, eine seltene neurodegenerative Erkrankung. Die Klinik ist an dem Forschungsverbund EFACTS (European Friedreich's Ataxia Consortium for Translational Studies) beteiligt, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Merkmale und den Verlauf der Friedreich-Ataxie besser zu verstehen.

EFACTS-Studie

Das EFACTS-Konsortium hat unter Beteiligung der Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen Verlaufsdaten der Friedreich-Ataxie über vier Jahre in The Lancet Neurology veröffentlicht. Die Langzeitstudie basiert auf einem Patientenregister, in dem Daten aus elf klinischen Zentren in sieben europäischen Ländern zusammenfließen. Geleitet werden das Register und die Studie von Univ.-Prof. Dr. med. Jörg B. Schulz, Sprecher des ZSEA und Direktor der Klinik für Neurologie an der Uniklinik RWTH Aachen. Zusammen mit Univ.-Prof. Dr. med. Kathrin Reetz, geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Neurologie, Dr. Imis Dogan, Psychologin in der Neurologie, Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Ralf-Dieter Hilgers, Direktor des Instituts für Medizinische Statistik, sowie dem EFACTS-Team der Uniklinik RWTH Aachen analysierte das EFACTS-Konsortium prospektiv erhobene 4-Jahres-Querschnittsdaten von 602 Patienten mit Friedreich-Ataxie.

Bedeutung der Forschung zur Friedreich-Ataxie

Die Forschung zur Friedreich-Ataxie ist von großer Bedeutung, da es sich um eine seltene Erkrankung handelt, über deren natürlichen Verlauf bisher noch wenig bekannt ist. Ziel des Forschungsverbunds EFACTS ist es, die Merkmale und den Verlauf der Friedreich-Ataxie besser zu verstehen, um langfristig neue Therapieansätze entwickeln zu können. Die Publikation in The Lancet Neurology zeigt Verlaufsdaten der Friedreich Ataxie über vier Jahre. Über den natürlichen Verlauf der Erkrankung ist bisher noch wenig bekannt. Ziel des Forschungsverbunds EFACTS ist daher, die Merkmale und den Verlauf der Friedreich Ataxie besser zu verstehen. Grundlage der Langzeitstudie bildet ein Patientenregister, in dem Daten aus elf klinischen Zentren in sieben europäischen Ländern zusammenfließen.

Die Friedreich-Ataxie ist eine seltene, genetisch bedingte, neurodegenerative Erkrankung, die meist sowohl das zentrale Nervensystem als auch das Herz, den Metabolismus und das Muskel-Skelett-System betrifft. Da die Friedreich-Ataxie bislang nicht heilbar ist, konzentrieren sich Therapien hauptsächlich auf die Linderung der Symptome und den Erhalt der körperlichen Funktionen. Die verschiedenen potenziellen Symptome der Erkrankung kategorisieren Reetz et al. in neurologisch und psychiatrisch, kardial, muskuloskelettal und metabolisch. Innerhalb dieser Kategorien gehen sie darauf ein, wie selten oder häufig ein Symptom auftritt und wie es sich typischerweise auswirkt. Manche dieser Symptome äußern sich bereits im Jugendalter, bei anderen kann der Zeitpunkt auch stark variieren. Das häufigste Erst-Symptom ist Gangunsicherheit; aber auch das Risiko für Diabetes oder Herzinsuffizienz ist bei Patientinnen und Patienten mit Friedreich-Ataxie stark erhöht.

Nachwuchsförderung und Weiterbildung

Die Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen legt großen Wert auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und bietet eine strukturierte Weiterbildung für Assistenzärzte an. Diese umfasst die Module Normalstation, Dopplerausbildung, Comprehensive Stroke-Unit, Notaufnahme, Intensivstation, Elektrophysiologie, Aphasie-Station und Psychiatrie-Rotation. Geeignete Mitarbeiter werden in ihrer Ausbildung zum Clinician Scientist parallel zur Facharztweiterbildung gefördert. Darüber hinaus können Schwerpunkte im Bereich neurodegenerativer oder neuromuskulärer Erkrankungen, Schlaganfallversorgung, Intensivmedizin, Neurogeriatrie, klinische Studien oder Epileptologie gelegt werden. In den Bereichen neuromuskuläre Erkrankungen, Intensivmedizin, Geriatrie und Epileptologie können die entsprechenden Zertifikate erlangt werden.

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Aktuelle Nachrichten aus der Klinik für Neurologie

Die Klinik für Neurologie der Uniklinik RWTH Aachen ist stets aktiv in der Forschung und Versorgung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen. Aktuelle Nachrichten und Informationen über die Klinik finden Sie auf den Internetseiten www.neurologie.ukaachen und www.neuroscience-aachen.de. Einige Beispiele für aktuelle Meldungen sind:

  • Schlaganfälle erkennen und richtig handeln: Aufklärung zum Welt-Schlaganfall-Tag am 29. Oktober.
  • Univ.-Prof. Dr. med. Yvonne Weber übernimmt Kongresspräsidentschaft der DGN 2025: Ehrung für die Leiterin der Sektion Epileptologie.
  • Paper of the month: Preisträger Moritz Stick: Auszeichnung für eine Studie zum posturalen orthostatischen Tachykardie-Syndrom (POTS).
  • Aufklärung zum Welt-Alzheimertag: Unterstützung des Welt-Alzheimertags durch das Demenz- und Präventionszentrum Aachen.
  • Neurobiologische Studie der Uniklinik RWTH Aachen zeigt: Protein trägt zur Regeneration von Nervenfasern bei: Neue Erkenntnisse zur Regeneration von Nervenfasern.
  • Forschende der Uniklinik RWTH Aachen liefern neuste Erkenntnisse zur seltenen Erkrankung Friedreich-Ataxie: Veröffentlichung neuer Forschungsergebnisse zur Friedreich-Ataxie.
  • Gute Nacht! Heute ist deutscher Tag des Schlafes: Unterstützung des Tags des Schlafes durch das Schlaflabor der Klinik.
  • 35 Jahre Aachener Huntington-Selbsthilfegruppe: Würdigung des Engagements und der Zusammenarbeit mit dem Euregionalen Huntington Zentrum Aachen (EHZA).
  • Roundtable: Neuromuskuläre Erkrankungen: Einladung zur Veranstaltung über neuromuskuläre Erkrankungen.
  • Neurowissenschaftliches Seminar: Termine für das Sommersemester 2025.
  • Uniklinik RWTH Aachen gründet Zentrum für Demenz und Prävention Aachen (ZDPA): Etablierung eines interdisziplinären Zentrums für Demenz und Prävention.

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