Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die sich nicht nur auf die Motorik auswirkt, sondern auch die Stimme und Mimik beeinträchtigen kann. Dies stellt insbesondere für Sänger und andere Künstler, die auf ihre Stimme angewiesen sind, eine enorme Herausforderung dar.
Die Auswirkungen von Parkinson auf die Stimme
Viele Menschen wissen nicht, dass Parkinson nicht nur mit unkontrolliertem Zittern und Gangstörungen einhergeht, sondern auch Mimik und Stimme in Mitleidenschaft zieht. Dabei können diese Symptome enorm belastend sein - nicht nur für Sänger wie Morten Harket oder Schauspieler wie Michael J. Fox, der ebenfalls unter Parkinson leidet. Eine monotone, leise, emotionslos klingende Stimme und eine starre Mimik irritieren die Mitmenschen, führen zu Missverständnissen und stören die zwischenmenschliche Kommunikation erheblich. Freude, Ärger oder Zuneigung können nonverbal nicht mehr vermittelt werden, es entsteht eine Kluft zwischen dem, was man sagt, und wie es gesagt wird.
Die Parkinson-Krankheit entsteht durch den Verlust Dopamin-produzierender Zellen im Gehirn und beeinträchtigt die Bereiche, die Bewegung und Kommunikation zwischen Neuronen kontrollieren. Weltweit sind mindestens zehn Millionen davon betroffen. Es ist die am weitesten verbreitete neurologische Erkrankung der Welt.
Morten Harket: Der Kampf eines Sängers mit Parkinson
Ein prominentes Beispiel für einen Sänger, der von Parkinson betroffen ist, ist Morten Harket, der Frontmann der Pop-Band a-ha. Die Erkrankung hat gravierende Folgen für seine weltbekannte Stimme. Seine Gesangstechnik stellt hohe Anforderungen an Kraft, Nuancen und technische Kontrolle.
Harket selbst äußerte sich zu seiner Erkrankung mit den Worten: „Es ist nicht die Art von Nachricht, die man der Welt mitteilen möchte, aber sie ist da. Ich habe kein Problem damit, diese Diagnose zu akzeptieren. Auf dem Weg dorthin habe ich moralische Unterstützung in der Ansicht meines 94-jährigen Vaters gefunden, dass der Organismus mit der Zeit resigniert: 'Ich nehme, was funktioniert'.“ Er versuche, das zu tun, was dem Verfall des Systems am besten entgegenwirkt.
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Was seine musikalische Zukunft betrifft, stellt die Krankheit ein Problem dar. Denn Harkets Stimme ist betroffen. „Mir ist nicht nach Singen zumute und das ist für mich ein Zeichen. Ich sehe aufgeschlossen, was noch funktioniert, und ich erwarte nicht, volle technische Kontrolle zu haben. Die Frage ist, ob ich mich mit meiner Stimme ausdrücken kann. Im Moment steht das außer Frage.“
Ob er sich mit seiner Stimme irgendwann wieder ausdrücken kann, ist fraglich. „So wie es jetzt aussieht, ist das ausgeschlossen. Aber ich weiß nicht, ob ich es irgendwann in der Zukunft schaffen werde.“ Seine Identität hänge jedoch nicht vom Singen ab, daher sehe er das nicht als Tragödie. Er habe bereits einige Songs geschrieben, die er eventuell eines Tages veröffentlichen möchte.
Trotz der Herausforderungen blickt Harket positiv in die Zukunft: „Ich habe kein Problem damit, die Diagnose zu akzeptieren. Mit der Zeit habe ich mir die Einstellung meines 94-jährigen Vaters zum allmählichen Aufgeben des Organismus zu Herzen genommen: ‚Ich nehme, was immer funktioniert.‘“ Dennoch stellt die Krankheit eine enorme Herausforderung für den fünffachen Vater dar, wie aus dem Interview hervorgeht. „Ich versuche mein Bestes, um zu verhindern, dass mein gesamter Körper verfällt. Es ist ein schwieriger Balanceakt zwischen der Einnahme der Medikamente und dem Umgang mit ihren Nebenwirkungen.“
Behandlung und Therapie
Verschiedene Behandlungsansätze hätten Harkets Symptome gelindert, heißt es, heilbar ist Parkinson aber nicht. Um die Symptome zu lindern, wurde Morten Harket im Juni 2024 neurochirurgisch behandelt. Dabei wurden Elektroden in seinem Gehirn implantiert. Diese sogenannte tiefe Hirnstimulation (DBS) sendet elektrische Impulse über ein Gerät unter Harkets Haut. Diese tiefe Hirnstimulation hat seine Symptome deutlich gemildert. Im Dezember folgte dann ein ebenfalls erfolgreicher Eingriff in seiner rechten Hirnhälfte.
Dank der Kontakte seiner norwegischen Neurologin Dr. Christina Sundal zur renommierten Mayo Clinic in den USA erhielt er Zugang zu modernster Behandlung. Im Juni 2024 unterzog sich der Sänger einem neurochirurgischen Eingriff, bei dem Elektroden tief in sein Gehirn implantiert wurden. Diese sind mit einem schrittmacherähnlichen Gerät unter der Haut verbunden, das elektrische Impulse sendet.
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Das Ergebnis ist beeindruckend: Viele seiner körperlichen Symptome seien praktisch verschwunden. Harket plant bereits eine ähnliche Operation für die rechte Gehirnhälfte. "Wenn wir die Frequenzen und Richtung der Elektroden einstellen, können wir auch die Stimmregion beeinflussen, aber wir können sie noch nicht kontrollieren", erklärt er die technischen Herausforderungen.
Weitere Musiker mit Parkinson
Neben Morten Harket gibt es weitere bekannte Musiker, die an Parkinson erkrankt sind oder waren:
- Maurice White (Earth, Wind & Fire): Der Gründer von Earth, Wind & Fire erkrankte bereits in den 1980er Jahren an Parkinson, machte dies aber erst im Jahr 2000 öffentlich. Im Jahr 1995 beendete er aus gesundheitlichen Gründen seine Tourteilnahme.
- Neil Diamond: Der Sänger gab 2018 bekannt, dass bei ihm die Parkinson-Krankheit diagnostiziert wurde und er keine Konzerte mehr geben werde. Trotzdem absolvierte er im Oktober 2025 einen seltenen Auftritt, bei dem er seinen Hit "Sweet Caroline" sang.
- Ozzy Osbourne: Auch der Rockmusiker Ozzy Osbourne ist an einer Form von Parkinson erkrankt, die er im Jahr 2020 öffentlich machte.
Leben mit Parkinson: Ein ständiger Balanceakt
Trotz der medizinischen Fortschritte bleibt der Alltag mit Parkinson ein ständiger Balanceakt. "Es ist wie eine endlose Achterbahnfahrt", beschreibt Harket die täglichen Herausforderungen. Die Krankheit beeinflusst nicht nur seine körperlichen Fähigkeiten, sondern auch seinen Schlaf und sein allgemeines Wohlbefinden. An schlechten Tagen zieht er sich zurück.
Bemerkenswert ist Harkets Umgang mit der Öffentlichkeit. Anders als andere Prominente mit Parkinson hielt er seine Diagnose lange geheim. Die Angst vor den Reaktionen der Fans und die Sorge um sein Image als Performer spielten dabei eine Rolle.
Für seine Millionen Anhänger weltweit hat Harket eine wichtige Botschaft: "Macht euch keine Sorgen um mich. Findet heraus, wer ihr sein wollt - ein Prozess, der jeden Tag neu beginnen kann."
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