Sarah Brandt und Epilepsie im Kieler "Tatort": Eine Analyse

Der Kieler "Tatort", bekannt für seine vielschichtigen Charaktere und komplexen Fälle, hat sich in einer seiner Folgen intensiv mit dem Thema Epilepsie auseinandergesetzt. Im Zentrum steht dabei die Kommissarin Sarah Brandt, gespielt von Sibel Kekilli, deren Erkrankung im Laufe der Handlung thematisiert wird.

Die Handlung im Überblick

Kriminalrat Schladitz erhält eine Einladung zum Lucia-Fest in Schleswig, einer Feierlichkeit der dänischen Minderheit. Während der Feier steht der Rektor der dänischen Schule plötzlich in Flammen und stirbt. Schladitz kennt die anderen drei Personen auf der Einladungskarte aus seiner Kindheit in den 60er Jahren. Kommissar Borowski ist überrascht, seinen Chef am Tatort anzutreffen und noch mehr darüber, dass Schladitz ihn und Kollegin Brandt am liebsten nach Kiel zurückschicken würde. Schladitz kann jedoch nicht mehr viel zur Aufklärung beitragen, da er nach einem Verkehrsunfall vorläufig nicht ansprechbar ist. Borowski weiß, dass Sarah Brandt Epilepsie hat, was sie jedoch vehement bestreitet.

Im Laufe der Ermittlungen, die sich um ein ungesühntes Verbrechen und Fremdenfeindlichkeit drehen, spielt auch die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein eine Rolle, ebenso wie die Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus den ehemaligen Ostgebieten in die Gegend kamen. Die Spannung zwischen den Kommissaren Borowski und Brandt wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass Borowski seine Kollegin nach dem Unfall vorübergehend beurlauben möchte.

Sarah Brandts Epilepsie: Enthüllung und Dilemma

Die Zuschauer werden Zeuge eines epileptischen Anfalls von Sarah Brandt, der Borowski in ein moralisches Dilemma stürzt. Einerseits weiß er, dass sie aufgrund ihrer Epilepsie möglicherweise nicht mehr Auto fahren oder Dienst mit der Waffe leisten dürfte. Andererseits möchte er die Loyalität und das Vertrauen zu seiner Partnerin nicht gefährden. Soll er sie melden oder das Risiko eingehen, dass sie beim nächsten Anfall im Auto oder mit der Waffe Unheil anrichtet?

Auch für Sarah Brandt ist die Situation schwierig. Ihr Beruf ist ihr Lebensinhalt, und sie soll ihn nun wegen einiger Momente der Kontrollverlust aufgeben? Ihr Verhalten mag nicht das vernünftigste sein, aber ist die Krankheitsverarbeitung nicht ein Prozess? Und kann nicht auch die Verleugnung der Krankheit in der Realität stattfinden?

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Die Auseinandersetzung mit Epilepsie im Drehbuch

Sascha Arango, der Drehbuchautor der Tatortfolge „Borowski und der stille Gast“, hat selbst epileptische Anfälle. Er beschreibt Epilepsie nicht als Erkrankung, sondern als Folge einer Verletzung. Im Film wird die Thematik Epilepsie aufgegriffen, und die Redaktion zog einen medizinischen Berater hinzu, um Arangos Schilderungen auf medizinische Fehler zu überprüfen.

Die Aufklärung über Epilepsie, die der Pathologe im Film Kommissar Borowski gibt, basiert auf Arangos Erfahrungen aus einem Gespräch mit Professor Janz. Die Aussage des Pathologen „Epileptiker werden nicht alt“ ist jedoch reine Effekthascherei.

Realität vs. Fiktion

Arango betont, dass jeder Film, jedes Fernsehspiel immer auch Fiktion ist. Die Wirklichkeit nachzubilden, hundertprozentige Realität sicherzustellen, sei nicht das Hauptziel eines Krimis. Dennoch bietet der "Tatort" einen Einblick in die Herausforderungen, mit denen Menschen mit Epilepsie konfrontiert sind.

Epilepsie: Fakten und Vorurteile

Die Thematisierung von Sarah Brandts Epilepsie im "Tatort" wirft wichtige Fragen auf:

  • Darf Sarah Brandt als Epileptikerin Auto fahren? Professor Dr. Stefan R. G. Stodieck (Epilepsiezentrum Hamburg) erklärt, dass die Straßenverkehrsordnung klar ist: Wer unter wiederholten Bewusstseinsstörungen leidet, ist nicht fahrtauglich. Allerdings gibt es bei Epilepsie keine Pauschalregel, das muss für jeden Fall individuell geklärt werden.

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  • Vorurteile gegenüber Epilepsie: Arango reagiert erstaunt auf Erfahrungen mit Vorurteilen gegenüber Epilepsie. Er hat selbst nicht erlebt, dass man Epilepsie mit geistiger Behinderung gleichsetzt oder dass der Kontrollverlust im Anfall Urängste stimuliert.

Schauspielerische Leistung und Charakterentwicklung

Sibel Kekilli überzeugt in ihrer Rolle als Sarah Brandt, die zwischen Pflichtbewusstsein und der Angst vor den Konsequenzen ihrer Erkrankung hin- und hergerissen ist. Die Zusammenarbeit zwischen Borowski und Brandt, die anfangs von Spannungen geprägt war, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem Team auf Augenhöhe. Borowski unterstützt Brandt nach ihrem epileptischen Anfall, da er ihre Loyalität schätzt.

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