Sarah Straub: Engagierte Forschung und Musik im Kampf gegen die Demenz

Dr. Sarah Straub ist eine vielseitige Persönlichkeit, die sich sowohl in der Wissenschaft als auch in der Musik einen Namen gemacht hat. Als promovierte Neuropsychologin forscht sie intensiv im Bereich der Demenz, insbesondere der frontotemporalen Demenz, und setzt sich gleichzeitig als Musikerin und Autorin für einen sensibleren Umgang mit Betroffenen ein. Ihr Engagement und ihre Expertise machen sie zu einer wichtigen Stimme im Diskurs über Demenz in Deutschland.

Wissenschaftliche Expertise und Forschungsschwerpunkte

Sarah Straub absolvierte ihr Studium der Psychologie und promovierte im Jahr 2015 an der Universität Ulm mit einer Arbeit über Demenzerkrankungen. Seitdem ist sie in der Forschungsabteilung des Universitätsklinikums Ulm tätig, wo die frontotemporale Demenz einen Schwerpunkt ihrer Arbeit darstellt. Diese Form der Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, die vor allem das Stirn- und Schläfenhirn betrifft und sich durch Veränderungen der Persönlichkeit, des Sozialverhaltens und der Sprache äußert.

Neben ihrer Forschungstätigkeit leitet Dr. Straub eine Demenzsprechstunde für Betroffene und pflegende Angehörige. Dort bietet sie Beratung und Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung und vermittelt wichtige Informationen zu Diagnose, Therapie und Versorgungsmöglichkeiten.

Ein besonderes Anliegen von Dr. Straub ist es, wissenschaftlich fundiertes Wissen über Demenz zu vermitteln. Sie betont, dass es wichtig ist, Angehörige zu schulen, damit sie die Flut an Informationen filtern und beurteilen können, welche Therapieansätze sinnvoll sind und welche nicht. In diesem Zusammenhang verweist sie auf die Bedeutung von nicht-medikamentösen Therapien wie Ergotherapie, Kunsttherapie oder Musiktherapie, die dazu beitragen können, vorhandene Ressourcen zu stärken und den geistigen Abbauprozess zu verlangsamen.

Musik als Brücke zu Menschen mit Demenz

Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist Sarah Straub als Liedermacherin und Sängerin erfolgreich. Sie nutzt ihre Musik, um auf das Thema Demenz aufmerksam zu machen und eine Brücke zu Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu bauen. Ihre Lieder sind oft von ihren Erfahrungen in der Klinik und im Umgang mit Betroffenen inspiriert und thematisieren die Herausforderungen, aber auch die schönen Momente im Leben mit Demenz.

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Dr. Straub ist überzeugt, dass Musik einen unschätzbaren Wert für Menschen mit Demenz hat. Musikstücke, die im Laufe des Lebens bedeutsam waren, können wie „Türöffner“ zu längst verloren geglaubten Erinnerungen wirken, das Wohlbefinden fördern, Teilhabe ermöglichen und Momente von Nähe und Verbundenheit schenken. Zudem trainiert das aktive Musizieren das Gehirn und stärkt geistige Ressourcen.

In ihren Konzerten spricht Dr. Straub offen über Demenz und ermutigt ihr Publikum, sich dem Thema zu stellen. Sie berichtet von ihren persönlichen Erfahrungen als pflegende Angehörige und gibt Einblicke in ihren Alltag zwischen Forschung, Beratung und Konzertsaal. Dabei gelingt es ihr, das Thema Demenz auf eine leichte und zugängliche Weise zu vermitteln und Menschen zu berühren.

Botschafterin für ein würdevolles Leben mit Demenz

Aufgrund ihres Engagements und ihrer Expertise wurde Dr. Sarah Straub von der Bundesinitiative Musik & Demenz (BIMuD) zur „Botschafterin der BIMuD“ ernannt. In dieser Funktion setzt sie sich für die Förderung von Musikangeboten für Menschen mit Demenz ein und wirbt für einen sensibleren Umgang mit Betroffenen in der Gesellschaft.

Dr. Straub betont, dass Menschen mit Demenz nicht allein über ihre Defizite definiert werden dürfen, sondern ein Recht auf ein gutes Leben haben. Sie fordert mehr Solidarität, Zusammenhalt und Nächstenliebe im Umgang mit Demenzkranken und ihren Angehörigen.

Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Aufklärung über Demenz und die Vermittlung von Wissen an Betroffene, Angehörige und die breite Öffentlichkeit. Sie hält Vorträge, gibt Interviews und schreibt Bücher, um das Bewusstsein für die Erkrankung zu schärfen und Vorurteile abzubauen.

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In ihrem Buch „Lebensmut trotz(t) Demenz“ erzählt Sarah Straub inspirierende Lebensgeschichten von Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Mit diesen berührenden Begegnungen möchte sie andere Menschen ermutigen, gestärkt und lebensbejahend mit dem Thema umzugehen. Für die Neurowissenschaftlerin ist ein einfühlsamer und beherzter Umgang mit den Patientinnen und Patienten die Basis dafür, dass deren Lebensqualität bewahrt werden kann. Denn Sarah Straub glaubt an ein gutes Leben mit Demenz, wenn es durch Solidarität, Zusammenhalt und Nächstenliebe getragen wird: »Das Lächeln eines Menschen mit Demenz ist pures, unverfälschtes Leben. Wahrhaftig und echt.«

Persönliche Erfahrungen und Motivation

Sarah Straubs Engagement für Menschen mit Demenz ist auch von persönlichen Erfahrungen geprägt. Ihre Großmutter erkrankte an Demenz, als sie Anfang 20 war, was sie tief bewegte und ihren beruflichen Werdegang beeinflusste. Sie erfuhr hautnah, wie herausfordernd der Umgang mit einem demenzkranken Menschen sein kann und wie wichtig es ist, Unterstützung und Informationen zu erhalten.

Auch die Erkrankung ihres Schwiegervaters an Demenz konfrontierte sie erneut mit den Schwierigkeiten und Belastungen, die mit dieser Erkrankung einhergehen. Diese Erfahrungen bestärkten sie in ihrem Wunsch, sich für die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen einzusetzen.

Dr. Straub betont, dass es wichtig ist, sich so früh wie möglich nach Unterstützungsangeboten umzuschauen und sich beraten zu lassen, auch wenn man die Leistungen noch nicht sofort benötigt. Sie verweist auf die Bedeutung von Angeboten wie digiDEM Bayern, die Demenzwissen vermitteln und über Demenz informieren.

Strategien für den Umgang mit Demenz

Sarah Straub gibt praktische Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz. Sie betont, dass Ehrlichkeit und Verständnis entscheidend für eine gute Kommunikation sind. Hilfreich sei es, Gefühle klar anzusprechen, um Wut oder Unsicherheit abzubauen. Wichtig seien außerdem einfache Worte, kurze Sätze, eine ruhige Sprache und das Anerkennen von Gefühlen, damit sich Betroffene gesehen fühlen. Auch nonverbale Kommunikation spiele eine große Rolle - besonders dann, wenn die Sprachfähigkeit nachlasse.

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Sie rät dazu, Menschen mit Demenz in ihrer Erkrankung so zu nehmen, wie sie sind, und nicht zu versuchen, sie zu korrigieren. Geduld und Wertschätzung seien im Umgang mit Betroffenen unerlässlich.

Dr. Straub betont die Bedeutung von Routinen und vertrauten Gegenständen im Leben von Menschen mit Demenz. Sie berichtet von ihrem Schwiegervater, der selbst in einem späten Stadium seiner Erkrankung noch seinen Rasenmäher bedienen konnte, was ihm ein Gefühl von Selbstständigkeit und Vertrautheit gab.

Die Rolle der Musiktherapie

Dr. Sarah Straub setzt sich für den Einsatz von Musiktherapie bei Demenz ein. Sie erklärt, dass selbst erkrankte Menschen in einem späten Stadium von Demenz noch immer ihre Lieblingslieder spielen oder singen können. Das sei so tief im Gehirn verankert, "da kommt die Erkrankung gar nicht dran". Sogar Patienten, die kaum mehr wissen wer sie sind, könnten sich durch ihre Lieblingslieder wieder kurz an sich selbst erinnern und wieder aufblühen, sagt Straub.

Sie ermutigt Menschen mit Demenz, Instrumente zu spielen, wenn sie dies in der Vergangenheit getan haben, und betont, dass es dabei um Spaß und den Erhalt der Fähigkeiten geht.

Vorbeugung und Früherkennung

Dr. Straub betont, dass Vorbeugung und Früherkennung von Demenz entscheidend sind. Sie rät dazu, das Gehirn fit zu halten, indem man es beansprucht. Dies sei in jedem Alter wichtig.

Bei Verdacht auf Demenz sei der Hausarzt meist die erste Anlaufstelle. Er könne Bluttests sowie einen Mini-Mental-Status-Test durchführen. Diese Untersuchungen könnten erste Hinweise auf eine Demenz-Diagnose geben, bevor Patienten an einen Facharzt überwiesen würden.

Konzertlesungen und Aufklärungsarbeit

Sarah Straub verbindet ihre Musik und ihre Expertise in ihren Konzertlesungen. Sie gewährt Einblicke hinter die Fassaden der Kliniken und erklärt, warum es für die Forschung im Moment noch so schwierig ist, ein Heilmittel zu finden. Mit ihren Liedern und Geschichten berührt sie ihr Publikum und sensibilisiert für das Thema Demenz.

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