Yamamoto Schädelakupunktur bei Schlaganfall: Eine umfassende Betrachtung

Einführung

Die Yamamoto Neue Schädelakupunktur (YNSA) ist eine in den 1970er Jahren von dem japanischen Arzt Dr. Toshikatsu Yamamoto entwickelte Akupunkturform. Sie stellt eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Behandlungsmethoden dar, insbesondere bei akuten und chronischen Schmerzen sowie bei der Therapie des akuten und chronischen Schlaganfalls. Im Gegensatz zur traditionellen chinesischen Akupunktur basiert die YNSA auf einem eigenen System von Reflexpunkten am Schädel und anderen Somatotopen, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken können.

Grundlagen der Yamamoto Schädelakupunktur

Entwicklung und Prinzipien

Vor etwa 40 Jahren entdeckte der japanische Chirurg und Gynäkologe Dr. Toshikatsu Yamamoto bestimmte Punkte an Stirn und Schläfen, deren Stimulation mit Akupunkturnadeln einen Heilungsprozess bei Störungen des Bewegungsapparats und des Zentralen Nervensystems auslöste. In weiteren Forschungsarbeiten wurde eine Karte mit sogenannten Yamamoto-Punkten am Kopf entwickelt, die beispielsweise der Wirbelsäule, den Hüften oder den Gesichtsnerven zugeordnet werden können. Diese Punkte sind durch Schwellung, Eiterbildung, Ödem oder Schmerzen ertastbar, wenn die damit in Verbindung stehenden Körperbereiche krankhaft verändert sind.

Die Methode wird auch als YNSA (Yamamoto Neue Schädelakupunktur oder Yamamoto New Scalp Acupuncture) bezeichnet. Im Gegensatz zur chinesischen Schädelakupunktur, die Punkte entsprechend ihrer Korrespondenz zu Hirnarealen behandelt, basiert die YNSA auf der Stimulation von Somatotopen.

Diagnostik und Therapie

Die Therapie beginnt mit einer sorgfältigen Diagnostik. Der Arzt erhebt die Krankengeschichte des Patienten und tastet bestimmte Zonen an Hals und Bauch ab, um Hinweise auf korrelierende druckempfindliche Areale am Kopf zu erhalten. So gehen z. B. Schmerzen im Arm häufig mit einer schmerzhaften Reaktion des Gewebes im Bereich der Geheimratsecken einher. An diesen Stellen werden dann die Akupunkturnadeln gesetzt. Wenn der Schmerzpunkt am Hals oder Bauch innerhalb von Minuten verschwindet, wurde der Akupunkturpunkt am Kopf korrekt getroffen. Tritt hingegen keine Besserung ein, muss der Sitz der Nadel überprüft werden.

Welche Y-Punkte zur Anwendung kommen, entscheidet der Therapeut nach Palpation diagnostischer Zonen am Hals bzw. der Bauchdecke. Hals- und Bauchdecken eignen sich somit sowohl zu diagnostischen Zwecken, als auch zur sofortigen Therapiekontrolle.

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Weitere Somatotope

Zwischenzeitlich hat Dr. Yamamoto weitere Somatotope entdeckt. Die Punkte verschiedener Somatotope ergänzen und verstärken sich gegenseitig. Innere Erkrankungen werden vornehmlich durch Nadelakupunktur der sog. Y-Punkte in der Schläfenregion behandelt. Aphasiepunkte sind keine Y-Punkte, werden aber hier demonstriert wegen ihrer Position.

YNSA in der Schlaganfallbehandlung

Anwendung und Therapiebeginn

Patienten mit apoplektischen Insulten werden über einen Zeitraum von drei Wochen bis drei Monaten täglich genadelt. U. u. Ziel der YNSA ist die Restitutio ad integrum. Je früher der Therapiebeginn, desto schneller und effektiver stellt sich der Therapieerfolg ein. Die Therapie beginnt meist mit den Basispunkten.

Bei den Patienten, die nicht einer Lysetherapie zugeführt werden können, sollte die YNSA bereits durch den Notarzt begonnen werden. Weiterhin muss die YNSA fester Bestandteil der Basistherapie jeder Stroke Unit werden.

Ergänzung zu konventionellen Maßnahmen

Durch die Schädelakupunktur werden sensomotorische Defizite behandelt und alle übrigen konventionellen Maßnahmen in ihrer Wirkung verstärkt und unterstützt.

Vergleich mit Körperakupunktur

Vergleicht man die Effizienz der Körperakupunktur mit einem Kieselstein, der in einen See geworfen wird, so ist die Schädelakupunktur vergleichbar mit einem Pflasterstein, der in einen Gartenteich geworfen wird, da die Nadelung z.B.

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Erfolge und Studienlage

Einige Statistiken beziehen sich auf Patienten, die zur Schmerzlinderung und bei Hemiplegie mit YNSA-Basispunkten behandelt wurden. In Abbildung 1 ist die hohe Erfolgsrate bei der Schmerzlinderung deutlich zu sehen. Die Diagramme in den Abbildungen 2, 3 und 4 zeigen einige Statistiken, die sich auf Schlaganfall-Patienten nach der einfachen Behandlung mit YNSA-Basispunkten beziehen. Wie zu sehen ist, ist der Behandlungserfolg nicht vom Alter abhängig.

Bisher existieren Daten nur zur Therapie des Insultes über die Basispunkte. Studien, die die Höhe der Erfolgsrate der erweiterten Therapie über Basis-, Y-, sowie Brainpunkte ausweisen, stehen noch aus.

Praktische Aspekte der Behandlung

Durchführung

Alle Patienten werden mit sterilen Einmalstahlnadeln (z.B. 0,25 x 25 mm) behandelt. Die Nadelverweildauer beträgt 5 bis 20 Minuten, jeweils solange, wie es für die Durchführung der topometrischen Kontrolle erforderlich ist. Eine Behandlung kann täglich, 2x in der Woche oder regelmäßig z.B. einmal im Monat stattfinden.

Sicherheit und Verträglichkeit

Ein besonderer Vorteil der YNSA ist ihre gute Verträglichkeit: Die Behandlung ist minimal-invasiv, erfordert nur wenige Nadeln und eignet sich hervorragend auch für ältere oder empfindliche Patienten. Die Schädelakupunktur nach Yamamoto hat keine Nebenwirkungen.

Anwendungsbereiche

Sie kann bei nahezu allen neurologischen Beschwerden und vielen weiteren Krankheitsbildern angewandt werden. Oft wird diese Behandlungsmethode bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose und Parkinson eingesetzt, weil sie sich als besonders effektiv zur Schmerzlinderung und Verbesserung der motorischen Funktionen erwiesen hat.

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Aktuelle Situation und Perspektiven

Verbreitung und Akzeptanz

Ärzte in Japan oder China behandeln Schlaganfall-Betroffene an vielen Kliniken ganz selbstverständlich mit Akupunktur - zum Teil bereits in der Notaufnahme. In Polen nutzen Physiotherapeuten die kleinen Nadeln gerne, um bessere Therapieergebnisse zu erzielen. Hierzulande ist die Akupunktur für Schlaganfall-Betroffene noch eher eine Randerscheinung. Krankenkassen übernehmen die Anwendung meist nur bei Knie- oder Rückenschmerzen. Dabei kann die Akupunktur auch in anderen Bereichen helfen.

Bedeutung der Ausbildung

Wichtig ist, dass der Akupunkteur oder die Akupunkteurin eine fundierte Ausbildung hat, die am besten über die Grundausbildung hinausgeht. Das könne zum Beispiel das "B-Diplom" sein, der "Meister der Akupunktur DÄGfA" oder andere, weitreichendere Fortbildungen. In Deutschland ist die Anwendung Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten. Unter den Ärzten sind viele Orthopäden und Allgemeinmediziner vertreten, bisher nur wenige Neurologen.

Die Grundlagen der YNSA sind in wenigen Tagen vermittelbar. Anschließend kann jeder ärztliche Therapeut eine effiziente Therapie durchführen.

Ethische Überlegungen

Aus ethischer Sicht sollte anhand der bisher vorliegenden Erfahrungen die YNSA Schlaganfallpatienten nicht länger vorenthalten werden. Dazu ist eine möglichst rasche und intensive Ausbildung der ärztlichen Kollegen erforderlich. Vordringlich erscheint dabei die Schulung aller neurologischen, internistischen und anästhesiologischen, sowie aller im Rettungsdienst aktiven Ärztinnen und Ärzte.

Ergänzend zu den im Deutschen Ärzteblatt Nr. 17/1999 dargestellten Therapieleitlinien wird die YNSA als sofortige therapeutische Maßnahme die Prognose des akuten Schlaganfalles entscheidend positiv beeinflussen.

Fazit

Die Yamamoto Neue Schädelakupunktur (YNSA) stellt eine vielversprechende und effektive Methode zur Behandlung von Schlaganfallpatienten dar. Sie kann sowohl in der Akutphase als auch in der Rehabilitation eingesetzt werden, um sensomotorische Defizite zu behandeln und die Wirkung anderer Therapien zu verstärken. Obwohl die Akzeptanz in Deutschland noch ausbaufähig ist, deutet die vorhandene Evidenz auf einen positiven Einfluss auf die Prognose von Schlaganfällen hin. Eine breitere Anwendung der YNSA, insbesondere durch entsprechend ausgebildete Ärzte, könnte die Versorgung von Schlaganfallpatienten entscheidend verbessern.

Die YNSA ist kein Wundermittel, aber für viele Menschen eine sinnvolle Ergänzung zu den klassischen Therapien. Schlaganfall-Betroffenen rät der Fachmann vor allem die "Yamamoto Neue Schädelakupunktur" oder Elektrostimulationen.

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