Ein Schlaganfall kann verheerende Folgen haben. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren zu kennen und innovative Behandlungsmethoden zu verstehen. Dieser Artikel beleuchtet die Funktionsweise von Schirmchen-Verfahren zur Schlaganfallprävention im Zusammenhang mit Vorhofflimmern und anderen Herzerkrankungen.
Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen, von der allein in Deutschland rund zwei Millionen Menschen betroffen sind. Dabei steigt die Herzfrequenz auf bis zu 200 Schläge pro Minute. Durch den hohen Puls sinkt die Pumpleistung des Herzens, was potenziell lebensbedrohlich sein kann.
Ein besonderes Risiko birgt das Vorhofflimmern im Hinblick auf die Entstehung von Blutgerinnseln im Bereich des sogenannten "Vorhofohrs" in der linken Herzkammer. Diese Gerinnsel können einen Schlaganfall auslösen. Das Vorhofohr selbst ist eine Ausstülpung ohne eigentliche Funktion für den Körper.
Konventionelle Behandlung mit Blutverdünnern
Üblicherweise werden Patienten mit Vorhofflimmern mit Antikoagulantien, also Blutverdünnern, behandelt, um die Bildung gefährlicher Blutgerinnsel zu verhindern. Diese Maßnahme birgt jedoch auch Nachteile, da es bei einem Teil der Patienten zu Komplikationen wie Blutungen im Magen, Darm oder sogar im Gehirn kommen kann.
Interventioneller Vorhofohrverschluss: Eine innovative Alternative
Eine innovative Alternative zur medikamentösen Blutgerinnungshemmung stellt der interventionelle Vorhofohrverschluss dar. Dabei wird ein "Occluder", eine Art Schirmchen, mit einem Katheter über die Vene durch die Vorhofscheidewand in den linken Vorhof geschoben und dort exakt platziert. Dieses Schirmchen verschließt das Vorhofohr, sodass sich dort keine Blutgerinnsel mehr bilden können, wenn es zum Vorhofflimmern kommt.
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Funktionsweise des Vorhofohrverschlusses
Der Occluder wird minimalinvasiv über einen Katheter unter örtlicher Betäubung durch eine Leistenvene in das Herz in den zu verschließenden Defekt vorgebracht und entfaltet. Dies geschieht unter Röntgen- sowie Ultraschall-Kontrolle. In einigen Fällen kann eine Kontrolle mittels transösophagealer Echokardiographie notwendig sein.
Die modernen Occluder krallen sich mit Widerhaken in das umliegende Gewebe fest und sind innerhalb von etwa 45 Tagen vollständig damit verwachsen. Das Operationsrisiko ist vergleichbar mit einer normalen Katheteruntersuchung.
Vorteile des Vorhofohrverschlusses
Nach dem Eingriff können blutverdünnende Medikamente abgesetzt werden, wodurch das Risiko von Blutungen deutlich reduziert wird. Die Methode ist besonders geeignet für Patienten, bei denen eine langfristige Einnahme von Blutverdünnern aufgrund von Komplikationen oder anderen Risikofaktoren nicht möglich ist.
Verschluss von Vorhofdefekten zur Schlaganfallprävention
Neben dem Vorhofohrverschluss gibt es auch weitere Schirmchen-Verfahren zur Schlaganfallprävention, die bei angeborenen Herzfehlern wie dem Vorhofseptumdefekt (ASD) oder dem persistierenden Foramen ovale (PFO) zum Einsatz kommen.
Vorhofseptumdefekt (ASD)
Ein Vorhofseptumdefekt ist eine Öffnung in der Trennwand zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens. Durch diese Öffnung kann Blut vom linken in den rechten Vorhof gelangen, was zu einer Überlastung der rechten Herzhälfte und zu Lungenhochdruck führen kann. Auch bei Patienten mit einem ASD kann es zur Verschleppung von Blutgerinnseln über den Shunt in das Gehirn und damit zu einem Schlaganfall kommen.
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Persistierendes Foramen Ovale (PFO)
Beim offenen Foramen Ovale (PFO) handelt es sich um eine segelförmige Öffnung zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens. Diese Öffnung spielt von Natur aus in der fetalen Phase der Schwangerschaft eine wichtige Rolle und dient dort der Umgehung des Lungenkreislaufes. Nach der Geburt verschließt sich das Foramen ovale meist von selbst, bleibt aber bei etwa 25% aller Menschen offen.
Verschluss von ASD und PFO mit einem Schirmchen
Der Verschluss von ASD und PFO erfolgt minimalinvasiv über einen Katheter, der über eine Leistenvene in das Herz vorgebracht wird. Unter Röntgen- sowie Ultraschall-Kontrolle wird ein Schirmchen in den Defekt platziert und entfaltet, um die Öffnung zu verschließen.
Nach dem Eingriff ist in der Regel eine duale Plättchenaggregationshemmung für mindestens sechs Monate erforderlich, um die Bildung von Blutgerinnseln am Schirmchen zu verhindern.
Weitere interventionelle Therapien bei Herzerkrankungen
Neben den Schirmchen-Verfahren gibt es eine Vielzahl weiterer interventioneller Therapien bei Herzerkrankungen, die über einen Herzkatheter durchgeführt werden können. Dazu gehören unter anderem:
- Linksherzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie): Darstellung der Herzkranzgefäße, Herzklappenfunktion und Pumpkraft des linken Ventrikels. Bei Nachweis einer Engstelle ggf. sofortige Therapie durch PTCA (Ballonaufdehnung) und Stentimplantation.
- OCT (Optische Kohärenztomografie): Hochauflösende Bildgebung zur Plaque-Charakterisierung und Stentkontrolle.
- PTCA & Stents: Standardverfahren bei Koronarverengungen; meist medikamentenbeschichtete Stents.
- Rotablation: Einsatz bei stark verkalkten Engstellen, Abtragung mit mikroskopisch feinen Partikeln.
- CTO-Rekanalisation: Wiedereröffnung chronisch verschlossener Koronargefäße mit Spezialdrähten.
- FFR (Fraktionelle Flussreserve): Druckdrahtmessung zur Beurteilung der funktionellen Relevanz von Stenosen.
- TASH (Transkoronare Ablation der Septumhypertrophie): Minimalinvasive Therapie der hypertroph-obstruktiven Kardiomyopathie.
- Myokardbiopsie: Gewinnung von Herzmuskelgewebe zur Diagnostik z. B. bei Myokarditis.
- Perikardpunktion: Diagnostische und therapeutische Entlastung bei Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel.
Herzschrittmacher und Defibrillatoren
Neben den interventionellen Therapien spielen auch Herzschrittmacher und Defibrillatoren eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Herzerkrankungen.
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Herzschrittmacher
Ein Herzschrittmacher ist ein kleines Aggregat, das über dünne Sonden mit dem Herzen verbunden wird und es durch schwache Impulse stimuliert. Er wird bei langsamen Herzrhythmen (bradykarde Rhythmusstörungen) eingesetzt, die Schwindel, Luftnot oder Ohnmacht verursachen können.
Defibrillator (ICD)
Ein implantierbarer Defibrillator (ICD) funktioniert ähnlich wie ein Schrittmacher, ist aber leistungsfähiger. Er verhindert langsamen Herzschlag, erkennt und behandelt gefährliche Kammerrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardien, Kammerflimmern) durch kleine Impulse oder einen lebensrettenden Elektroschock.
Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
Bei Patienten mit Herzinsuffizienz kann eine zusätzliche dritte Sonde implantiert werden, um auch die linke Herzkammer zu stimulieren. Dies verbessert die Zusammenarbeit beider Kammern bei gestörter Erregungsleitung (z. B. Linksschenkelblock) und führt häufig zu besserer Belastbarkeit und mehr Lebensqualität.
Ereignisrekorder (ILR)
Ein Ereignisrekorder ist ein kleines Gerät unter der Haut, das den Herzrhythmus kontinuierlich aufzeichnet. Er erkennt unklare Bewusstlosigkeiten (Synkopen) oder Rhythmusstörungen und ist auch zur Abklärung nach Schlaganfall oder TIA sinnvoll (Nachweis von Vorhofflimmern).
Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) und Katheterablation
Die elektrophysiologische Untersuchung (EPU) ist eine spezielle Herzkatheteruntersuchung zur Diagnose von Herzrhythmusstörungen. Katheter werden über die Leiste ins Herz eingeführt, um Kreis- oder Fokuserregungen präzise zu diagnostizieren.
Bei einer Ablation werden gezielt Herzmuskelzellen verödet, die Rhythmusstörungen verursachen. Verfahren: Radiofrequenzablation (Hitze) oder Kryoablation (Kälteballon). Besonders effektiv bei Vorhofflimmern und anderen Tachykardien. Ziel: elektrische Isolation der Lungenvenen und stabile Herzrhythmen.
Pulsed-Field-Ablation: Eine neue Methode zur Behandlung von Vorhofflimmern
Seit März 2021 steht in Deutschland eine neue Technik zur Behandlung von Vorhofflimmern zur Verfügung: die Pulsed-Field-Ablation, auch Elektroporation genannt. Dabei werden gezielt abnorme Bereiche des Herzgewebes verödet, die für die Entstehung von Herzrhythmusstörungen verantwortlich sind.
Im Unterschied zu herkömmlichen Verfahren wie der Radiofrequenzstrom- oder Kryo-Ablation, bei der Hitze oder Kälte verwendet werden, um Gewebe zu veröden, setzt die Pulsed-Field-Ablation auf elektrische Impulse, also auf nichtthermische Energie. Diese Impulse werden in sehr kurzen, hochenergetischen Stößen abgegeben und erzeugen kleine Poren in der Zellmembran. Dadurch werden die fürs Vorhofflimmern verantwortlichen Areale im Vorhof des Herzens verödet.
Vorteile der Pulsed-Field-Ablation
- Schnellere Prozedur: Im Vergleich zu anderen bewährten Verfahren sind die Prozedurzeiten in der Regel signifikant kürzer.
- Präzision und Sicherheit: Die Pulsed-Field-Ablation bietet eine präzise und kontrollierte Ablation des abnormen Gewebes, ohne das umliegende gesunde Gewebe durch extreme Hitze oder Kälte zu schädigen. Dies reduziert das Risiko von Komplikationen und potenziellen Nebenwirkungen.
- Geringeres Risiko von Narbengewebe: Da die Pulsed-Field-Ablation beim Veröden auf elektrische Impulse statt auf Hitze oder Kälte setzt, besteht ein mutmaßlich geringeres Risiko, dass sich Narbengewebe bildet.
- Verbesserte Lebensqualität: Durch die erfolgreiche Behandlung von Vorhofflimmern erfahren viele Patienten eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensqualität.
Diagnostik von Herzerkrankungen
Für die Diagnostik von Herzerkrankungen stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung, darunter:
- Echokardiographie: Ultraschalluntersuchung des Herzens.
- Transösophageale Echokardiographie (TEE): Ultraschalluntersuchung des Herzens über die Speiseröhre.
- Kardio-CT: Computertomographie des Herzens zur Darstellung der Herzkranzgefäße und Koronararterien.
- Kardio-MRT: Magnetresonanztomographie des Herzens zur Darstellung von Herzmuskulatur, Durchblutung und Funktion.
Angeborene Herzfehler im Überblick
Angeborene Herzfehler sind Fehlbildungen des Herzens bzw. seiner Gefäße, die bereits bei der Geburt bestehen. Zu den häufigsten Defekten zählen der Ventrikelseptumdefekt (VSD), der Vorhofseptumdefekt (ASD) und das persistierende Foramen ovale (PFO).
Ursachen und Symptome
Die Ursachen für angeborene Herzfehler sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu bestimmen. Mögliche Gründe sind Einzelgendefekte, abweichende Anzahl der Chromosomen, Veränderungen des Blutflusses durch das Herz hindurch oder Veränderungen der Fruchtwasserbewegungen um das Herz herum.
Die Symptome von angeborenen Herzfehlern können je nach Art und Schweregrad variieren. Häufige Symptome sind Atembeschwerden (Dyspnoe), Wachstumsstörung, pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) oder Herzrhythmusstörungen.
Behandlung
Die Behandlung von angeborenen Herzfehlern richtet sich nach der Art und Schwere der Fehlbildung. Kleinere Defekte erfordern oft keine Behandlung, während größere Defekte operativ oder interventionell verschlossen werden müssen.
Leben mit einem angeborenen Herzfehler
Ein angeborener Herzfehler kann verschiedene Auswirkungen auf den Alltag haben, abhängig von der Art und Schwere des Herzfehlers. Mögliche Auswirkungen sind körperliche Einschränkungen, Einschränkungen bei sportlichen Aktivitäten, die Notwendigkeit von Medikamenten und Behandlungen sowie psychologische Auswirkungen.
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