Schlafstörungen bei Parkinson: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Schlafstörungen sind ein häufiges und belastendes Problem für Menschen mit Parkinson. Studien zeigen, dass über 80 Prozent der Parkinson-Patienten an irgendeiner Form von Schlafstörung leiden. Diese können in Art und Ausprägung sehr unterschiedlich sein und bereits früh im Krankheitsverlauf auftreten, manchmal sogar vor der Parkinson-Diagnose. Neben den typischen Symptomen wie Bewegungsstörungen, Muskelzittern und Gleichgewichtsstörungen tragen Schlafstörungen zusätzlich zu einer Einschränkung der Lebensqualität bei. Daher ist es wichtig, neben der Therapie der Grunderkrankung auch die Schlafstörungen mitzubehandeln.

Ursachen von Schlafstörungen bei Parkinson

Es gibt vielfältige Ursachen für Schlafstörungen bei Parkinson, von denen noch nicht alle vollständig verstanden sind. Schlafstörungen treten bei Parkinson unter anderem als Folge der Erkrankung selbst, durch Nebenwirkungen der Medikamente oder aufgrund psychischer Begleiterkrankungen auf. Zudem leiden auch Parkinson-Patienten unter primären Schlafstörungen wie schlafbezogenen Atmungsstörungen und dem Restless-Legs-Syndrom, die nicht auf die Parkinson-Erkrankung zurückgehen.

Einige mögliche Ursachen sind:

  • Nächtliche Unbeweglichkeit: Eine Unterbeweglichkeit in der Nacht kann dazu führen, dass sich Patienten im Schlaf nicht bewegen und aufgrund dieser Steifigkeit nicht schlafen können.
  • Parkinson-Medikation: Bestimmte Medikamente, wie Dopamin-Agonisten, können zu nächtlichen Halluzinationen oder Alpträumen führen. Andererseits können lebhafte Träume und nächtliche körperliche Unruhe auf eine zu starke Medikamentenwirkung zurückgehen.
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD): Im REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) ist die Muskulatur normalerweise vollkommen schlaff. Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung hingegen ist sie aktiv und Träume werden körperlich ausgelebt. Die Betroffenen wollen sich zum Beispiel gegen einen Angriff verteidigen und schlagen im Schlaf mit Armen und Beinen um sich. Dabei können sie sich und/oder ihren Bettnachbarn verletzen. Noch dazu sind die Träume oft aktionsgeladen und beängstigend.
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS): Das Restless-Legs-Syndrom, auch "Syndrom der Unruhigen Beine" genannt, tritt bei Parkinson vor allem beim Einschlafen auf, mit Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen, verbunden mit einem ausgeprägten Bewegungsdrang.
  • Schlafbezogene Atmungsstörungen: Atemaussetzer im Schlaf (Schlafapnoe) können ebenfalls zu Schlafstörungen führen.
  • Nykturie: Viele Patienten klagen über vermehrtes Wasserlassen, wenn sie nachts aufwachen.
  • Frühmorgendliche Dystonien: Einige Patienten leiden vor allem gegen morgen an schmerzhaften Verkrampfungen der Muskeln, sogenannten frühmorgendlichen Dystonien. Diese treten vor allem bei Patienten auf, die bereits seit vielen Jahren erkrankt sind und sogenannte Wirkungsschwankungen tagsüber aufweisen.
  • Weitere Faktoren: Auch Depressionen, Angstzustände, Schmerzen und andere Begleiterkrankungen können Schlafstörungen verursachen oder verstärken.

Diagnose von Schlafstörungen bei Parkinson

Die Diagnose von Schlafstörungen bei Parkinson basiert auf verschiedenen Säulen:

  • Anamnese: Das Wichtigste ist die Befragung der Patienten und auch der Angehörigen. Manchmal klärt sich bereits durch ein gründliches Gespräch, woher die Probleme rühren.
  • Fragebögen: Teilweise arbeiten Ärzte auch mit Fragebögen, die von den Betroffenen ausgefüllt werden. Die Auswertung liefert wichtige Anhaltspunkte für die Diagnose. Parkinson-Patienten, die unter Schlafstörungen und einer erhöhten Tagesschläfrigkeit leiden, sollten diese Beschwerden mit ihrem behandelnden Neurologen besprechen. Eine gezielte Diagnostik, die durch das Führen eines Schlaftagebuchs unterstützt werden kann, vermag die Ursachen der Ein- und Durchschlafstörungen aufzudecken.
  • Schlaflabor: In manchen Fällen, etwa bei Verdacht auf eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung oder schlafbezogene Atmungsstörungen, kann auch eine Untersuchung im Schlaflabor notwendig sein. In der Schlafableitung (Polysomnographie) findet man regelmäßig zahlreiche Beinbewegungen (periodische Beinbewegungen im Schlaf, PLMS) und viele kleine Bewegungen der Extremitäten, als Zeichen der Unruhe im Schlaf und der gestörten Schlafrhythmik mit vielen Unterbrechungen. Die Tagesmüdigkeit mit vermehrtem Einschlafen tagsüber kann eine Folge dieser gestörten Rhythmik sein, ebenso können die Parkinson-Erkrankung selbst oder die Medikamente zu vermehrter Müdigkeit führen.

Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson

Die Behandlung von Schlafstörungen bei Parkinson ist individuell und hängt von der jeweiligen Ursache ab. Behandlungsstrategien können nur erfolgreich sein, wenn die einzelnen Beschwerden erkannt und zielgerichtet behandelt werden. Es gibt verschiedene Therapieansätze:

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  • Optimierung der Parkinson-Therapie: Eine Anpassung der Parkinson-Medikation kann helfen, die Symptome zu lindern, die den Schlaf stören. Nächtliche Unbeweglichkeit und damit einhergehende Schlafprobleme können durch ein Absinken des Medikamentenspiegels ausgelöst sein. Hier können lang wirksame Parkinson-Medikamente Abhilfe schaffen. Andererseits können lebhafte Träume und nächtliche körperliche Unruhe auf eine zu starke Medikamentenwirkung zurückgehen. Dann kann in Absprache mit dem Arzt die Medikamenteneinstellung entsprechend verändert werden.

    • Kann jemand nicht schlafen, weil er nachts steif und unbeweglich ist, würde man versuchen, den Dopaminhaushalt zu verbessern, und tendenziell die Parkinson-Medikation steigern. Denn der Grund für die Unbeweglichkeit ist ein Mangel an Dopamin.
    • Wer Halluzinationen oder Alpträume hat, benötigt vielleicht eine geringere Dosis oder eine andere Medikation.
    • Gegen die nächtliche Bewegungsverlangsamung und Starre sowie die frühmorgendlichen Krämpfe können dopaminhaltige Medikamente mit langer Wirksamkeit, sog. Retard-Präparate helfen, die am Abend verabreicht werden oder ein Pflaster, das auf die Haut geklebt wird, und 24 Stunden wirkt.
  • Medikamentöse Therapie: Je nach Diagnose können verschiedene Medikamente eingesetzt werden:

    • Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann Clonazepam verabreicht werden.
    • Bei Restless-Legs-Beschwerden können kleine Dosierungen von dopaminhaltigen Medikamenten oder auch einmal Opiate helfen.
    • Bei Einschlafstörungen sind kurzwirksame Schlafmittel oder niedrig dosierte Antidepressiva hilfreich.
    • Gegebenenfalls können auch schlafanstoßende Mittel in Betracht kommen.
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Es gibt eine Reihe von Verhaltensweisen und Routinen, die den Schlaf verbessern können. Grundsätzlich ist es wichtig, auf eine gute Schlafhygiene (Schlafklima, regelmäßige Einschlaf- und Weckzeiten etc.) zu achten und tagsüber Nickerchen oder einen Mittagsschlaf zu vermeiden. Auch können einfache Mittel wie warme Fußbäder, Entspannungsübungen oder autogenes Training bei Einschlafstörungen hilfreich sein. Daneben trägt körperliche Bewegung zu einer Verbesserung der Schlafqualität bei. Findet die körperliche Aktivität im Freien statt, verbessert dies den Tag-Nacht-Rhythmus, was sich ebenfalls günstig auf die Schlafqualität auswirkt.

    • Schlafhygiene:
      • Einschlafroutine: Die Stunde vor dem Schlafengehen kann genutzt werden, um bewusst zur Ruhe zu kommen und sich „vom Tag zu verabschieden“. Fernsehen und Computer sollten in dieser Stunde möglichst nicht mehr genutzt werden, auch das Mobiltelefon sollte auf lautlos gestellt sein. Ein entspannendes Bad oder eine Tasse Kräutertee (wenn keine Probleme mit nächtlichen WC-Gängen bestehen) können dabei helfen, den Körper auf das Einschlafen vorzubereiten. Um beim Einschlafen nicht ständig an wichtige Erledigungen am Folgetag denken zu müssen, kann es sinnvoll sein, anstehende Aufgaben schriftlich festzuhalten, um den Kopf freizubekommen.
      • Schlafzimmer: Das Schlafzimmer sollte ein Ort der Entspannung sein und auch ausschließlich zum Schlafen genutzt werden. Die Temperatur sollte niedriger sein als in den anderen Räumen (16 - 18 Grad sind ideal).
      • Ernährung / Getränke:Kaffee, schwarzer Tee oder andere koffeinhaltige Getränke sollten vor dem Schlafengehen vermieden werden. Alkohol kann zwar beim Einschlafen helfen, sollte aber bei Schlafstörungen trotzdem gemieden werden, weil er den Schlaf oft insgesamt beeinträchtigt. Die Abendmahlzeit sollte nicht zu schwer sein und auch nicht zu spät eingenommen werden.
      • Sport: Eine regelmäßige sportliche Aktivität im Tagesverlauf kann die Schlafqualität deutlich verbessern.
  • Beatmungsgerät: Treten Atemaussetzer auf, muss man prüfen, ob jemand eine Schlafmaske benötigt. Gegen die nächtlichen Atemaussetzer kann man den Patienten in einem Schlaflabor ein nächtliches Beatmungsgerät anpassen.

  • Weitere Maßnahmen:

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    • Psychotherapie: Bei Schlafstörungen, die durch psychische Probleme verursacht werden, kann eine Psychotherapie hilfreich sein.
    • Hilfsmittel: Bei Problemen mit der Blasenentleerung kann ein WC-Stuhl oder ein Urinalkondom hilfreich sein.

Es ist sehr wichtig, dass Parkinson-Betroffene wissen, dass ihre Erkrankung zu Schlafstörungen führen kann. Belasten sie entsprechende Probleme, sollten sie ihren Arzt aktiv darauf hinweisen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt frühzeitig über Schlafprobleme und was Sie selbst für eine bessere Nachtruhe beachten können.

Schlafstörungen als frühes Anzeichen von Parkinson

Schlafstörungen, insbesondere die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, können ein frühes Anzeichen für Parkinson sein. Bei dieser Schlafstörung sprechen beziehungsweise schreien Betroffene oder bewegen sich ruckartig im Traum. Sie können sich oder andere sogar verletzen. Die Symptome der Schlafstörung lassen sich mit Medikamenten lindern. Auch unspezifische Veränderungen des Schlafverhaltens, wie Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen, können zu Beginn der Parkinson-Erkrankung auftreten.

Auswirkungen von Schlafstörungen auf den Krankheitsverlauf

Schlafprobleme können eine Verschlechterung der körperlichen Symptomatik verursachen und auch die Tagesmüdigkeit kann sehr belastend sein. Die Parkinson-Krankheit hat vielfältige Symptome wie steife Bewegungen und Zittern. Wie ist der Verlauf von Morbus Parkinson? Wie hoch ist die Lebenserwartung? Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz. Die Prognosen für den Verlauf unterscheiden sich je nach Unterform der Parkinson-Erkrankung.

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