Ein Schlaganfall, auch Apoplex, Insult oder Stroke genannt, ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die durch eine plötzliche Unterversorgung von Nervenzellen im Gehirn entsteht. Diese Mangelversorgung kann zu verschiedenen Ausfällen führen, wie z. B. Lähmungen einer Körperseite, Sprachstörungen, Sehstörungen, Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen. Nach einem Schlaganfall sind in der Regel umfangreiche Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich, die von der Frührehabilitation im Krankenhaus bis hin zu Leistungen zur Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen wie Arbeit, Wohnen und Freizeit reichen.
Risikofaktoren und Prävention
Neben nicht beeinflussbaren Risikofaktoren wie Alter, Vererbung und bereits erlittenen Schlaganfällen gibt es auch beeinflussbare Faktoren, auf die man sich besonders konzentrieren sollte. Dazu gehören Dauerstress, hohe Luftverschmutzung, Bluthochdruck, hormonelle Verhütung, Hormonersatztherapie und Hormonschwankungen. Wer bereits einen Schlaganfall hatte, wird oft mit Medikamenten behandelt, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu senken.
Akutbehandlung im Krankenhaus
Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der durch den Verschluss (ischämisch) oder das Reißen (hämorrhagisch) einer Hirnarterie verursacht wird. Ein schneller Therapiebeginn ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Jede Minute zählt, auch bei transitorischen ischämischen Attacken (TIA), die als Vorboten von Schlaganfällen auftreten können.
Schlaganfälle sollten idealerweise in einer zertifizierten Stroke Unit eines Krankenhauses behandelt werden. Dort wird das Gehirn mit Hilfe einer Computertomographie (CT) und einer begleitenden Gefäßdarstellung (CT-Angiographie) untersucht, um die Ursache des Schlaganfalls zu finden. Blutgerinnsel werden dann mit Medikamenten aufgelöst und gegebenenfalls operativ entfernt. Hirnblutungen werden medikamentös und operativ gestoppt.
Phasen der Rehabilitation
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall beginnt bereits auf der Stroke Unit im Krankenhaus mit der Frührehabilitation und wird je nach Bedarf in mehreren Phasen fortgesetzt. Diese Phasen umfassen die neurologische Anschlussrehabilitation, die berufliche Rehabilitation und andere Maßnahmen zur Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Die Behandlung und Rehabilitation umfasst je nach Bedarf Psychotherapie und orthopädische Hilfsmittel.
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Frührehabilitation
Die Frührehabilitation zielt darauf ab, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen und Folgeschäden zu minimieren. Geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen werden so früh wie möglich umgesetzt, um die Schlaganfall-Symptome zu behandeln.
Neurologische Rehabilitation
Die neurologische Rehabilitation beinhaltet mehr Therapiestunden als die geriatrische Rehabilitation und zielt vor allem darauf ab, die Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen. In der neurologischen Rehabilitation trainieren Schlaganfall-Patienten intensiv, in der Regel zwischen 120 und 300 Minuten täglich.
Geriatrische Rehabilitation
Die geriatrische Rehabilitation richtet sich hauptsächlich an ältere Menschen mit mehreren Vorerkrankungen. Sie wird maximal für 20 Tage genehmigt.
Ambulante und teilstationäre Rehabilitation
Manchmal kommt auch eine teilstationäre oder ambulante Rehabilitation in Frage. Dabei ist man tagsüber in der Rehaklinik, aber abends und am Wochenende zu Hause (teilstationäre Reha). Oder die Reha findet in Einrichtungen statt, die nur für die Behandlungstermine besucht werden (ambulante Reha). Voraussetzung für eine teilstationäre oder ambulante Reha ist, dass man sich entweder selbst versorgen kann oder die Versorgung durch andere gesichert ist.
Therapieansätze in der Rehabilitation
Ein individueller Therapieplan kann je nach Art, Schwere und Komplexität der funktionellen Einschränkungen ausgerichtet sein auf:
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- Lähmungen einer Hand, eines Armes oder/und eines Beines (Hemiparese)
- Sehstörungen
- Schluckstörungen
- Sprachstörungen
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Psychische Probleme wie Depressionen oder Angstzustände
Darüber hinaus werden individuelle Faktoren berücksichtigt, wie:
- Art und Ort der Schädigung
- Schweregrad der Symptome
- Krankheitsverständnis
- Begleiterkrankungen
- Risikofaktoren
- Bildung
- Alter
Weiterhin werden kontextbezogen bedeutsame Merkmale einbezogen, die im Heilverlauf als förderliche (z. B. unterstützendes Umfeld durch Familie und Freunde) und hemmende Faktoren (z. B. alleinlebend, drohender Jobverlust) wirken können.
Beispiele für rehabilitative Maßnahmen:
- Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der körperlichen Aktivität, z.B. Gangtraining, Gleichgewichtsübungen, Beweglichkeits-, Ausdauer- und Kräftigungsübungen.
- Ergotherapie: Training motorisch-funktioneller Fähigkeiten, um alltägliche Aktivitäten wie Körperpflege, Ankleiden und Essen zu erleichtern, z.B. Übung der Feinmotorik.
- Neuropsychologie: Erfassung und gezieltes Training kognitiver Fähigkeiten, z. B. Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung oder räumliche Wahrnehmung.
- Logopädie: Wiederherstellung oder Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten, z.B. Training von Sprachverständnis und Sprechfähigkeit.
- Psychoedukation: Aufklärung über Ursachen, Symptome, Behandlung und Folgen eines Schlaganfalls sowie Vorbeugung eines Rezidivs.
Spezifische Herausforderungen und Lösungen
Post-Stroke-Delir
Das Post-Stroke-Delir ist ein demenzähnlicher Zustand, der mit Desorientiertheit, Verwirrtheit, Unruhe, Schlafstörungen, Apathie, Störungen des Denkens und der Sprache und sogar Halluzinationen und Wahnvorstellungen einhergehen kann. Die Behandlung erfolgt durch Identifizierung und Beseitigung möglicher Auslöser, Frühmobilisation, Orientierungshilfen und Einhaltung eines normalen Schlaf-/Wach-Rhythmus.
Pflegebedürftigkeit
Manche Menschen werden nach einem Schlaganfall langfristig pflegebedürftig. In diesem Fall können Leistungen der Pflegeversicherung beantragt werden, wie z.B. Pflegegeld und Leistungen für einen Umbau der Wohnung. Bei kürzerem Pflegebedarf kommen Leistungen der häuslichen Krankenpflege in Betracht. Pflegende Angehörige können sich bei einem Pflegestützpunkt beraten lassen.
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Erwerbsminderung
Wenn Betroffene nach einem Schlaganfall dauerhaft nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr arbeiten können, haben sie möglicherweise Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass die Rehabilitation nicht oder nicht ausreichend geholfen hat.
Fahrtauglichkeit
Neurologische Erkrankungen können die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen, das gilt auch für den Schlaganfall. Die Einschätzung, ob eine Person nach einem Schlaganfall noch bzw. wieder fahrtauglich ist, erfordert Sachkompetenz.
Hilfreiche Adressen und Informationen
- FAST-Test der Deutschen Schlaganfallhilfe: Überprüfung eines Schlaganfall-Verdachts (www.schlaganfall-hilfe.de)
- Schlaganfall-Patienten-Pass der Deutschen Schlaganfall-Hilfe: Festhalten wichtiger Informationen für die Erste Hilfe im Notfall (www.schlaganfall-hilfe.de)
- Anerkennung der Folgen eines Schlaganfalls als Behinderung oder Schwerbehinderung: Inanspruchnahme verschiedener Hilfen und Nachteilsausgleiche
Die Rolle der Angehörigen
Die Beziehung zu und Einbindung von Angehörigen, die aktuelle Lebenssituation, Herausforderungen im familiären Umfeld und die berufliche Prognose sind wichtige Aspekte, die auch für die Sozialberatung relevant werden, wenn die Entlassung aus der Reha nach Hause ansteht. Viele Betroffene benötigen Unterstützung bei der Vorbereitung auf den veränderten Alltag.
Langfristige Perspektive und Motivation
Das Gehirn ist anpassungsfähig und plastisch, d.h. es können sich immer wieder neue Nervenverbindungen bilden, auch im höheren Alter. Ein gezieltes Training kann die entsprechenden Gehirnbereiche aktivieren. Es ist wichtig, sich konkrete und realistische Ziele zu setzen, um während der Rehabilitation motiviert zu bleiben.
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