Schlaganfall: Wenn jede Minute zählt und schnelle Hilfe Leben rettet

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Störung der Hirnfunktion, die durch eine Durchblutungsstörung des Gehirns verursacht wird. In den meisten Fällen handelt es sich um den Verschluss eines Blutgefäßes, wodurch der betroffene Gehirnabschnitt abstirbt, wenn es nicht durch sofortige Behandlung gelingt, Blutgerinnsel aufzulösen und die Durchblutung wiederherzustellen. Seltener handelt es sich um eine Blutung im Gehirn, bei der eine sofortige Behandlung ebenfalls lebensrettend sein kann.

Jährlich erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Während die Erkrankung vor allem ältere Menschen betrifft, können auch Kinder und Jugendliche betroffen sein. Schätzungsweise 300 Schlaganfälle pro Jahr treten bei Minderjährigen auf, wobei Experten von einer höheren Dunkelziffer ausgehen. Dies ist besonders fatal, da ein Schlaganfall auch bei jungen Menschen schwerwiegende Folgen hat, wenn er nicht rechtzeitig behandelt wird.

Ein Wettlauf gegen die Zeit: Jonathans Geschichte

Jonathan ist ein Beispiel dafür, wie wichtig schnelles Handeln bei einem Schlaganfall ist. Im Alter von 15 Jahren erlitt er eine Erkrankung, die normalerweise Menschen über 60 betrifft. An dem Morgen, als er seinen Schlaganfall erlitt, war seine Mutter zu Hause, was ihm das Leben rettete.

„Ich bin ganz normal aufgestanden“, erinnert sich Jonathan. „Doch plötzlich habe ich das Gleichgewicht verloren. Ich konnte nicht mehr reagieren, kaum noch sprechen.“ Seine Mutter fand ihn am Boden liegend, mit herunterhängendem Mundwinkel und abgesackter Körperhälfte. Sie erkannte sofort, dass ihr Sohn einen Schlaganfall hatte und rief den Notarzt.

Nur sieben Minuten später war der Notarzt vor Ort und organisierte nach der Erstversorgung den Transport in die Kinderklinik der München Klinik Schwabing. Eine halbe Stunde später lag Jonathan im CT, wo die Ärzte klare Anzeichen für einen Schlaganfall erkannten: Die mittlere Hirnarterie war verstopft.

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Die Ärzte entschieden, das Blutgerinnsel mithilfe eines Stent-Retrievers zu entfernen. „Wäre der Gefäßverschluss nicht rechtzeitig behandelt worden, hätte wohl nur noch ein Wunder eine halbseitige Lähmung verhindern können“, erläutert Prof. Dr. Saleh.

Über die Leiste wurde ein Kunststoffschlauch bis zur verstopften Arterie vorgeschoben, in dessen Inneren sich der Stent befand. Das Blutgerinnsel verfing sich in dem Drahtgeflecht und konnte vorsichtig aus der Arterie entfernt werden. Nur zwei Stunden und 15 Minuten waren vom Absenden des Notrufs bis zur erfolgreichen Öffnung der Hirnarterie vergangen.

Das schnelle Handeln seiner Mutter, die richtige Einschätzung der Symptome, der Erfahrungsschatz der Ärzte und die Hightech-Ausstattung der Klinik haben Jonathan vor bleibenden Schäden bewahrt. Bei Jonathan war es ein angeborener Herzfehler, der das Blutgerinnsel auslöste. Er wurde in der Schwabinger Kinderklinik weiterbehandelt und hat die besten Chancen, ganz gesund zu werden.

Schlaganfall bei jungen Menschen: Eine besondere Herausforderung

„Schlaganfälle kommen bei jungen Menschen sehr selten vor, daher passiert es oft, dass die Symptome unterschätzt oder auch falsch eingeordnet werden“, erklärt Dr. Jünger. Die Ursachen sind vielfältiger als bei älteren Menschen.

Symptome erkennen: Der FAST-Test

Der FAST-Test hilft, einen Schlaganfall schnell zu erkennen:

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  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen oder hängt ein Mundwinkel hinab?
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Können nicht beide Arme gehoben oder gedreht werden, liegt möglicherweise eine Lähmung vor.
  • Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen Satz nachzusprechen. Klingt die Stimme verwaschen oder ist die Person nicht dazu in der Lage?
  • Time (Zeit): Zeit ist Leben! Wählen Sie unverzüglich die 112 und informieren Sie den Notarzt über die Symptome.

Schlaganfallursachen und Risikofaktoren

Ein Schlaganfall (Apoplex) ist eine akute zerebrovaskuläre Erkrankung, bei der es zu einer plötzlichen Unterbrechung der Blutversorgung eines Teils des Gehirns kommt. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen:

  • Ischämischer Schlaganfall: Verursacht durch eine Thrombose oder Embolie, die ein Blutgefäß im Gehirn blockiert.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall: Verursacht durch eine Blutung im Gehirn.

Verschiedene Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls:

  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, insbesondere ab dem 65. Lebensjahr.
  • Bluthochdruck: Chronisch erhöhter Blutdruck belastet die Arterien und fördert Arteriosklerose, wodurch das Risiko von Gefäßverschlüssen und Blutungen im Gehirn steigt.
  • Rauchen: Schädigt die Blutgefäße, fördert Arteriosklerose und verdoppelt das Schlaganfallrisiko.
  • Diabetes: Diabetiker haben ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, da hohe Blutzuckerwerte die Blutgefäße schädigen und Arteriosklerose fördern.
  • Hoher Cholesterinspiegel: Fördert die Ablagerung von Fett in den Blutgefäßen (Plaques), die die Arterien verengen und das Risiko für ischämische Schlaganfälle erhöhen.
  • Übergewicht: Steht in direktem Zusammenhang mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko, da es häufig zu Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten führt.
  • Hoher Alkoholkonsum: Kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für hämorrhagische Schlaganfälle steigern.
  • Chronischer Stress: Erhöht den Blutdruck und fördert ungesunde Verhaltensweisen wie Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung reich an gesättigten Fetten, Zucker und Salz fördert Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und Übergewicht.

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome treten in der Regel plötzlich auf und können verschiedene Körperfunktionen betreffen, je nachdem, welcher Teil des Gehirns von der Durchblutungsstörung betroffen ist:

  • Einseitige Lähmung oder Schwäche: Betrifft oft eine Körperhälfte, etwa im Gesicht, Arm oder Bein.
  • Sprach- und Verständnisstörungen: Probleme, klar zu sprechen oder Worte zu finden, Schwierigkeiten, das Gesagte zu verstehen.
  • Sehstörungen: Plötzlicher Verlust des Sehvermögens auf einem Auge oder das Sehen von Doppelbildern.
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen: Unsicherheit beim Gehen oder Gleichgewichtsstörungen.
  • Plötzlicher, starker Kopfschmerz: Kann insbesondere auf einen hämorrhagischen Schlaganfall hinweisen.

Therapie und Rehabilitation nach einem Schlaganfall

Die Therapie ist ein vielschichtiger Prozess, der sowohl die Akutbehandlung als auch die langfristige Rehabilitation umfasst. Ziel ist es, möglichst viele der verlorenen Funktionen wiederherzustellen, die Lebensqualität zu verbessern und einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen.

Akutbehandlung

  • Thrombolyse: Bei einem ischämischen Schlaganfall kann innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn ein gerinnselauflösendes Medikament verabreicht werden.
  • Mechanische Thrombektomie: Bei schweren ischämischen Schlaganfällen kann das Gerinnsel mit einem Katheter mechanisch entfernt werden.
  • Blutdruck- und Blutzuckerkontrolle: Entscheidend unabhängig vom Schlaganfalltyp.
  • Chirurgische Eingriffe: Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall kann eine Operation notwendig sein, um die Blutung zu stoppen und den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.

Rehabilitation

Die Frührehabilitation beginnt oft schon in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall.

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  • Physiotherapie: Bewegungstherapie zur Wiederherstellung von Muskelkraft, Beweglichkeit und Koordination.
  • Ergotherapie: Hilft Patienten, ihre Alltagsfähigkeiten zurückzugewinnen (Anziehen, Essen, Schreiben etc.).
  • Logopädie: Sprachtherapie für Patienten mit Sprach- und Schluckstörungen.
  • Neuropsychologische Therapie: Gehirntrainingsprogramme bei kognitiven Beeinträchtigungen.

Die Langzeitrehabilitation zielt darauf ab, die Fortschritte zu stabilisieren und weitere Verbesserungen zu erzielen.

  • Fortsetzung von Physiotherapie und Ergotherapie: Zur weiteren Verbesserung von Beweglichkeit und Alltagsfähigkeiten.
  • Sprach- und kognitive Rehabilitation: Kontinuierliche logopädische und neuropsychologische Betreuung.
  • Psychologische Betreuung: Unterstützung bei Depressionen, Ängsten oder emotionaler Instabilität.

Nachsorge

Die Nachsorge ist entscheidend, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu verringern.

  • Medikamentöse Behandlung: Blutverdünnende Medikamente (Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmer) zur Verhinderung von Blutgerinnseln, Cholesterinsenker (Statine) bei hohem Cholesterin.
  • Lebensstiländerungen: Gesunde, fettarme Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und Verzicht auf Rauchen.
  • Anpassung des Wohnraums: Um den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Folgen eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall kann vielfältige Folgen haben:

  • Lähmungen und Bewegungsstörungen: Am häufigsten treten Halbseitenlähmungen (Hemiparese) auf.
  • Pflegebedarf: Rund 40 % der Schlaganfallpatienten werden nach dem Ereignis pflegebedürftig.
  • Einschränkungen der Selbstständigkeit: Viele Patienten sind in ihrer Selbstständigkeit stark eingeschränkt.
  • Berufsunfähigkeit: Ein erheblicher Teil der Betroffenen kann nach einem Schlaganfall nicht in den Beruf zurückkehren.

Die Schwere und Dauer der Folgen hängen stark davon ab, wie schnell der Schlaganfall erkannt und behandelt wird, sowie von der Intensität der Rehabilitation.

Auswirkungen auf Angehörige

Ein Schlaganfall hat nicht nur für den Betroffenen drastische Veränderungen zur Folge, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Angehörigen. Diese Veränderungen betreffen insbesondere die Rollenverteilung in der Familie, die Partnerschaft, die Sexualität und das emotionale Gleichgewicht innerhalb der Beziehungen.

  • Pflegeübernahme: Angehörige müssen häufig die Rolle des Pflegenden übernehmen.
  • Verlust von Gleichberechtigung: Die Partnerschaft oder Eltern-Kind-Beziehung wird oft unausgewogen.
  • Verantwortungsdruck: Familienmitglieder, die die Pflege übernehmen, erleben oft einen hohen Verantwortungsdruck.
  • Verschiebung der Beziehung: Der Schlaganfall führt zu einer Verschiebung in der Partnerschaft.
  • Rollenwechsel: Ein Partner, der sich nun als Pflegekraft sieht, kann das Gefühl haben, dass die frühere Partnerschaft verloren geht.
  • Emotionale Belastung: Der gesunde Partner muss oft mit Frustration, Trauer und einem Gefühl der Überforderung umgehen.
  • Veränderung der Intimität: Schlaganfälle führen oft zu Veränderungen in der Sexualität.

Mögliche Folgen für Angehörige

  • Überforderung und Stress: Angehörige sind oft mit emotionaler Überforderung konfrontiert.
  • Gefühl der Isolation: Viele pflegende Angehörige fühlen sich mit ihrer Aufgabe isoliert.
  • Schuldgefühle: Angehörige empfinden oft Schuldgefühle, wenn sie glauben, nicht genug für den Betroffenen zu tun.
  • Berufliche Veränderungen: Oft müssen Angehörige ihre Arbeitszeit reduzieren oder ihre berufliche Laufbahn ganz aufgeben.
  • Finanzielle Belastung: Pflegekosten, Hilfsmittel und therapeutische Maßnahmen stellen eine weitere finanzielle Belastung dar.
  • Verlust von Freizeit: Angehörige verlieren oft einen großen Teil ihrer Freizeit und persönlichen Freiräume.
  • Einsamkeit: Der Rückzug aus dem sozialen Leben kann zu Einsamkeit und emotionaler Isolation führen.

Prävention: Schlaganfall verhindern

Ein Schlaganfall kann in vielen Fällen durch gezielte Präventionsmaßnahmen verhindert werden, insbesondere wenn die Risikofaktoren frühzeitig erkannt und kontrolliert werden. Viele der Hauptursachen für Schlaganfälle stehen in Zusammenhang mit Lebensstil- und Gesundheitsfaktoren, die beeinflussbar sind.

  • Blutdruckkontrolle: Regelmäßige Blutdruckmessungen und, falls nötig, blutdrucksenkende Medikamente. Reduzieren Sie den Salzkonsum.
  • Gesunde Ernährung: Reduzieren Sie gesättigte Fette und Cholesterin.
  • Regelmäßige Bewegung: Streben Sie mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche an.
  • Rauchstopp: Wenn Sie rauchen, sollten Sie aufhören. Bereits nach einem Jahr nach dem Rauchstopp reduziert sich das Schlaganfallrisiko erheblich.
  • Gewichtsreduktion: Abnehmen, wenn nötig, durch eine Kombination aus gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Eine moderate Gewichtsabnahme von 5-10 % kann den Blutdruck und Blutzucker deutlich verbessern.
  • Moderater Alkoholkonsum: Begrenzen Sie den Alkoholkonsum auf moderate Mengen.
  • Stressbewältigung: Entwickeln Sie Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga, Atemübungen oder regelmäßige Pausen im Alltag.
  • Regelmäßige Gesundheitschecks: Lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck, Blutzucker und Cholesterinwerte überprüfen.

TEMPiS: Schnelle Schlaganfallversorgung in München und Umland

Das München Klinik Harlaching steuert Europas größtes und schnellstes telemedizinisches Schlaganfallnetzwerk. Auch in ländlichen Regionen in Süd-Ost-Bayern ist durch das Netzwerk eine effektive Schlaganfallversorgung gegeben. Nur 115 Minuten vergehen von der Erstversorgung bis zur rettenden Lysetherapie.

Marianne Jacobs Geschichte: Mit 90 zurück ins Leben

Marianne Jacob, eine 90-jährige Frau, erlitt ebenfalls einen Schlaganfall. Dank der schnellen Reaktion ihrer Angehörigen, der sehr guten Vernetzung der Stroke Units, dem professionellen Eingriff der Neuroradiologen und dem Team aus Neurologen, Pflegern und Therapeuten kann sie eine Woche nach ihrem Schlaganfall wieder normal sprechen und erste Schritte machen.

Was Marianne Jacob das Leben rettete, war eine sogenannte Thrombektomie, eine bahnbrechende Methode, bei der das Blutgerinnsel minimal-invasiv entfernt wird und so die Durchblutung in der großen Hirnarterie wiederhergestellt wird.

Drei Engel retten einen Rentner in Lichtenstein

Drei Anwohner aus Lichtenstein retteten einem Rentner (80) das Leben, der im Kreisverkehr einen schweren Schlaganfall erlitt und bewusstlos wurde. Mit ihrer Ersten Hilfe holten sie den Senior zurück ins Leben.

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