Ein Schlaganfall kann nicht nur körperliche, sondern auch psychische Folgen haben. Depressionen sind eine häufige und belastende Begleiterscheinung für Betroffene. Glücklicherweise sind viele Depressionen gut behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Oftmals wird eine Depression jedoch erst Monate nach dem Schlaganfall diagnostiziert, wenn das Schlimmste scheinbar überwunden ist.
Einführung
Etwa ein Drittel der Schlaganfallpatienten entwickelt eine behandlungsbedürftige Depression, auch bekannt als Post-Stroke-Depression (PSD). Frauen sind möglicherweise etwas häufiger betroffen als Männer. Es ist wichtig, die Anzeichen einer Depression nach einem Schlaganfall ernst zu nehmen, da sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und die Genesung verzögern kann.
Ursachen von Depressionen nach einem Schlaganfall
Die genauen Ursachen für Depressionen nach einem Schlaganfall sind komplex und nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sowohl körperliche als auch psychische Faktoren eine Rolle spielen.
Direkte Folgen des Schlaganfalls
Ein Schlaganfall schädigt das Gehirn, und diese Schädigung kann auch das Gefühlsleben verändern. Bestimmte Hirnregionen, die für die Emotionsregulation zuständig sind, können betroffen sein.
Reaktive Depression
Eine Depression kann auch eine Reaktion auf die körperlichen und geistigen Einschränkungen, den plötzlichen Verlust der Selbstständigkeit und die veränderte Lebenssituation sein. Der Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper und das Gefühl, auf Hilfe angewiesen zu sein, können sehr belastend sein.
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Risikofaktoren
- Schwere des Schlaganfalls: Nach schweren Schlaganfällen treten häufiger Depressionen auf als nach leichteren.
- Vorherige Depressionen: Menschen, die bereits in der Vergangenheit eine Depression hatten, haben ein höheres Risiko, nach einem Schlaganfall erneut eine Depression zu entwickeln.
- Soziale Situation und Wohnverhältnisse: Eine ungünstige soziale Situation und belastende Wohnverhältnisse können das Risiko für eine Depression erhöhen.
- Fehlende soziale Unterstützung: Wenn Betroffene und ihre Angehörigen keine gute therapeutische und soziale Unterstützung erhalten, kann dies das Risiko erhöhen, depressiv zu werden.
Symptome der Post-Stroke-Depression
Die Symptome der Post-Stroke-Depression ähneln denen einer klassischen Depression und können verschiedene Bereiche des Lebens betreffen:
- Niedergeschlagene Stimmung: Ein tiefes Gefühl der Hoffnungslosigkeit und negativer Verstimmung.
- Interessenverlust: Verlust des Interesses an Hobbys und Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben.
- Energiemangel: Erschöpfung und Antriebslosigkeit.
- Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen.
- Gewichtsveränderungen: Zunahme oder Abnahme des Gewichts.
- Konzentrationsprobleme: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und alltägliche Aufgaben zu erledigen.
- Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle: Gefühle der Schuld, Wertlosigkeit und des Versagens.
- Körperliche Beschwerden: Kopfschmerzen, Magenprobleme oder andere körperliche Beschwerden.
- Reizbarkeit und Ungeduld: Betroffene können schneller gereizt und ungeduldig reagieren.
- Sozialer Rückzug: Vermeidung sozialer Kontakte und Isolation.
- Zukunftsangst: Sorgen und Ängste bezüglich der Zukunft.
- Selbstzweifel: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und am Wert des Lebens.
- Gedanken an Tod oder Suizid: In schweren Fällen können auch Gedanken an den Tod oder Suizid auftreten.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten müssen und dass die Ausprägung der Symptome von Person zu Person unterschiedlich sein kann.
Diagnose
Es kann schwierig sein, eine Depression nach einem Schlaganfall zu diagnostizieren, da einige Symptome auch durch die neurologischen Folgen des Schlaganfalls verursacht sein können. Sprachstörungen können es Betroffenen erschweren, über ihre Gefühle zu sprechen. Es ist daher wichtig, dass Ärzte, Pflegepersonal, Angehörige und Freunde aufmerksam auf Anzeichen einer Depression achten.
Wenn mehrere der genannten Symptome über mehr als zwei Wochen anhalten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Der Arzt kann eine gründliche Untersuchung durchführen, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen und eine Diagnose zu stellen.
Zusammenhang zwischen Depression und Schlaganfallrisiko
Studien haben gezeigt, dass Depressionen nicht nur eine Folge eines Schlaganfalls sein können, sondern auch das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen können.
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Erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Depressionen
Eine Metaanalyse von 28 prospektiven Bevölkerungsstudien mit insgesamt 317.540 Teilnehmern ergab, dass depressive Menschen ein um 45 Prozent höheres Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden. Ihr Risiko, an einem Schlaganfall zu versterben, war sogar um 55 Prozent höher als bei psychisch gesunden Menschen.
Mögliche Mechanismen
Es gibt verschiedene Mechanismen, die diesen Zusammenhang erklären könnten:
- Hormonelle Veränderungen und Entzündungen: Depressionen können den Hormonhaushalt beeinflussen und Entzündungen im Körper verstärken. Erhöhte Blutspiegel von Entzündungsfaktoren wie CRP, IL-1 und IL-6 können das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Ungesunder Lebensstil: Depressive Menschen neigen eher zu einem ungesunden Lebensstil, wie Rauchen, Bewegungsmangel und schlechte Ernährung. Diese Faktoren und die daraus resultierenden Folgeerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck können das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Einnahme von Antidepressiva: Einige Studien deuten darauf hin, dass auch die Einnahme von Antidepressiva mit einem höheren Risiko für einen Schlaganfall verbunden sein könnte. Es ist jedoch unklar, ob die Medikamente selbst oder die damit einhergehende Schwere der Depression das Risiko erhöhen.
Prävention
Die Ergebnisse dieser Studien unterstreichen die Bedeutung der Prävention von Depressionen und der Aufklärung von Menschen mit Depressionen über die Risikofaktoren für einen Schlaganfall.
Behandlung von Depressionen nach einem Schlaganfall
Die Behandlung der Post-Stroke-Depression umfasst in der Regel eine Kombination aus Medikamenten, Psychotherapie und unterstützenden Maßnahmen.
Medikamentöse Behandlung
Antidepressiva können helfen, die Symptome der Depression zu lindern. Am besten untersucht sind selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklische Antidepressiva. Die Wirkung der Medikamente setzt nicht sofort ein, aber innerhalb von 6 bis 8 Wochen können sich die Beschwerden oft verringern.
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Antidepressiva können Nebenwirkungen haben, wie Benommenheit, Zittern und Verdauungsprobleme. Es ist wichtig, diese Nebenwirkungen mit dem Arzt zu besprechen.
Psychotherapie
Psychotherapeutische Verfahren können helfen, die Ursachen der Depression zu erkennen und Strategien zur Bewältigung der Erkrankung zu entwickeln. Kognitive Verhaltenstherapie ist eine häufig eingesetzte Therapieform, die darauf abzielt, negative Gedankenmuster zu verändern und das Verhalten zu aktivieren.
Weitere unterstützende Maßnahmen
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, bestimmte Körperfunktionen wiederzuerlangen und den Alltag besser zu bewältigen.
- Bewegungs- und Krafttraining: Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Stimmung verbessern und depressive Beschwerden lindern.
- Soziale Unterstützung: Die Unterstützung durch Familie, Freunde und Selbsthilfegruppen ist sehr wichtig für die Genesung.
- Psychoedukation: Psychoedukation hilft Betroffenen und Angehörigen, die Erkrankung zu verstehen und mit den Folgen umzugehen.
- Neuropsychologische Untersuchung: Bei einigen Betroffenen kann eine neuropsychologische Untersuchung sinnvoll sein, um neuropsychologische Folgen des Schlaganfalls zu erkennen und gezielte Therapien einzuleiten.
Die Rolle der Angehörigen
Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Depressionen nach einem Schlaganfall. Sie können helfen, Anzeichen einer Depression zu erkennen, den Betroffenen zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, und sie bei der Umsetzung der Therapieempfehlungen zu unterstützen. Es ist wichtig, einfühlsam und geduldig zu sein und den Betroffenen zu zeigen, dass man für sie da ist.
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