Bei Verdacht auf Schlaganfall ist eine schnelle und präzise Diagnose entscheidend, um die bestmögliche Behandlung einzuleiten und bleibende Schäden zu minimieren. Neben der neurologischen Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie CT und MRT spielt das Elektroenzephalogramm (EEG) eine wichtige Rolle bei der Schlaganfalldiagnostik. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung des EEGs bei der Erkennung von Schlaganfällen, die verschiedenen EEG-Varianten und ihre Anwendung sowie die Interpretation der Ergebnisse.
Die Rolle der neurologischen Untersuchung und bildgebenden Verfahren
Jeder Patient mit Verdacht auf Schlaganfall wird zunächst von einem Neurologen untersucht. Ziel dieser Untersuchung ist es, Ausfallerscheinungen und versteckte Symptome, die auf einen Schlaganfall hindeuten, zu identifizieren und richtig einzuordnen. Darüber hinaus werden mögliche Risikofaktoren und Frühwarnsymptome erfasst. Die Diagnose Schlaganfall kann oft bereits nach der neurologischen Untersuchung mit hoher Sicherheit gestellt werden.
Um die Ursache des Schlaganfalls zu ermitteln, sind weitere Untersuchungen erforderlich. In den meisten Fällen wird zunächst eine Computertomographie (CT) des Kopfes durchgeführt, um zwischen einer Durchblutungsstörung (ca. 85 % der Schlaganfälle) und einer Hirnblutung (ca. 15 % der Schlaganfälle) zu unterscheiden. Die Kernspintomographie (MRT) liefert noch genauere Ergebnisse als die CT, ist jedoch zeitaufwendiger und teurer. Sie ermöglicht eine präzise Darstellung von Ort und Ausmaß der Schädigung im Gehirn.
Zusätzliche Untersuchungen wie Ultraschall der Hals- und Nackenarterien, Echokardiographie und Blutuntersuchungen können weitere Informationen liefern, um die Ursache des Schlaganfalls zu identifizieren und Risikofaktoren zu bestimmen. Die Angiographie, einschließlich der Magnetresonanz-Angiographie (MRA) und der CT-Angiographie, dient der Darstellung der Blutgefäße im Gehirn und kann Gefäßeinengungen, -verschlüsse und Gefäßschäden aufzeigen.
Das Elektroenzephalogramm (EEG): Messung der Gehirnaktivität
Das Elektroenzephalogramm (EEG) ist eine nicht-invasive Methode zur Messung der elektrischen Aktivität des Gehirns. Dabei werden Elektroden auf der Kopfhaut befestigt, um die Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche aufzuzeichnen. Die aufgezeichneten Hirnströme werden grafisch dargestellt und ausgewertet.
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Was macht man bei einem EEG?
Die EEG-Untersuchung beginnt mit einer Aufklärung des Patienten durch einen Neurologen. Für ein Routine-EEG werden bis zu 21 Elektroden benötigt, die mit einem Kontaktgel bestrichen und nach einem standardisierten Schema auf der Kopfhaut befestigt werden. Die Elektroden sind meist in einer Haube eingearbeitet, was die Platzierung und Haftung erleichtert.
Während der Messung, die für den Patienten nicht spürbar ist, sollte dieser möglichst entspannt und ruhig sein und die Augen geschlossen halten. Der Arzt gibt gelegentlich Anweisungen, z. B. die Augen zu öffnen oder eine Rechenaufgabe zu lösen, um Änderungen der Hirnaktivität zu provozieren. Die Messung dauert in der Regel 20 bis 30 Minuten.
Varianten des EEGs
Es gibt verschiedene Varianten des EEGs, die je nach Fragestellung eingesetzt werden:
- Routine-EEG: Dies ist die Standardform des EEGs, die zur allgemeinen Beurteilung der Hirnaktivität eingesetzt wird.
- Schlaf-EEG: Diese Variante wird im Schlaflabor durchgeführt, um die Hirnaktivität während des Schlafs zu messen. Dabei werden zusätzlich Augenbewegungen, Muskelaktivität und Herzfrequenz erfasst.
- Langzeit-EEG: Hierbei wird die Hirnaktivität über 24 oder 48 Stunden gemessen. Der Patient trägt einen tragbaren Rekorder und protokolliert alle Vorkommnisse, um sie mit Veränderungen der Hirnaktivität in Zusammenhang zu bringen.
- Provokations-EEG: Bei dieser Variante werden epileptische Anfälle provoziert, um epilepsietypische Hirnstromkurven sichtbar zu machen. Dazu werden Hyperventilation (Mehratmung), Photostimulation (helle Lichtblitze) und Schlafentzug eingesetzt.
Vorbereitung auf ein EEG
Für eine aussagekräftige EEG-Ableitung ist eine gute Vorbereitung wichtig. Die Haare sollten am Vortag gewaschen werden und am Tag der Untersuchung kein Haarspray oder Haargel verwendet werden, um den Hautwiderstand zu verringern. In besonderen Fällen, insbesondere bei einem Schlaf-EEG, sind weitere Vorbereitungen erforderlich, wie z. B. Wachbleiben am Vorabend und Vermeidung anregender Getränke.
Anwendung des EEGs bei Schlaganfall
Das EEG kann bei der Schlaganfalldiagnostik verschiedene Informationen liefern:
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- Ausschluss anderer Ursachen: Ein EEG kann helfen, andere Ursachen für die Symptome des Patienten auszuschließen, wie z. B. epileptische Anfälle oder eine Gehirnentzündung.
- Erkennung von Hirnfunktionsstörungen: Das EEG kann Aufschluss über das Ausmaß von Hirnfunktionsstörungen nach einem Schlaganfall geben.
- Prognose: Bestimmte EEG-Muster können Hinweise auf die Prognose des Patienten geben.
- Überwachung der Hirnaktivität: Bei Patienten mit schwerem Schlaganfall kann das EEG zur Überwachung der Hirnaktivität eingesetzt werden.
- Diagnostik von Bewusstseinsstörungen: Das EEG spielt eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Bewusstseinsstörungen wie Koma und bei der Feststellung des Hirntodes.
- Erkennen einer erhöhten Anfallsbereitschaft: Nach einem Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko für epileptische Anfälle. Das EEG kann helfen, eine erhöhte Anfallsbereitschaft zu erkennen und die Therapie entsprechend anzupassen.
EEG-Befunde bei Schlaganfall
Die EEG-Befunde bei Schlaganfall können vielfältig sein und hängen von der Art, dem Ort und dem Ausmaß der Schädigung ab. Mögliche Befunde sind:
- Verlangsamter Grundrhythmus: Ein allgemein verlangsamter Grundrhythmus kann auf eine Funktionsstörung des Gehirns hinweisen.
- Herdbefund: Eine örtlich begrenzte Veränderung der Hirnaktivität kann auf eine Schädigung des Gehirns hinweisen, z. B. durch einen Schlaganfall.
- Epilepsie-typische Potenziale: Das EEG kann epilepsie-typische Potenziale zeigen, die auf eine erhöhte Anfallsbereitschaft hindeuten.
Physiologische Wellen im EEG
Je nach Wachheitsgrad unterscheidet man verschiedene Muster (Graphoelemente) im EEG, die keinen Krankheitswert haben:
- Alpha-Wellen (8-12 Hz): Wacher, entspannter Erwachsener mit geschlossenen Augen
- Beta-Wellen (13-30 Hz): Wacher Erwachsener mit geöffneten Augen und bei geistiger Tätigkeit
- Theta-Wellen (4-7 Hz): Starke Müdigkeit, beim Einschlafen
- Delta-Wellen (0,5-3 Hz): Tiefschlaf
EEG in Kombination mit anderen Verfahren
Das EEG kann mit anderen neurophysiologischen Methoden kombiniert werden, wie z. B. der transkraniellen Magnetstimulation (TMS-EEG) oder Magnetresonanztomografie (MRT-EEG), um zusätzliche Informationen zu gewinnen.
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