Schlaganfall durch Knutschfleck: Risiken und Wahrheiten

Knutschflecke sind ein Zeichen der Zuneigung, doch in seltenen Fällen können sie auch Risiken bergen. Immer wieder tauchen Geschichten auf, in denen ein Knutschfleck im Zusammenhang mit einem Schlaganfall gebracht wird. Was steckt dahinter? Dieser Artikel beleuchtet die Faktenlage und gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist ein Knutschfleck?

Ein Knutschfleck, in der Fachsprache auch Hämatom genannt, ist im Grunde ein blauer Fleck. Er entsteht durch intensives Saugen an einer Körperstelle, meist am Hals oder der Brust. Durch den Unterdruck platzen kleine Blutgefäße in den oberen Hautschichten, und das austretende Blut verteilt sich im umliegenden Gewebe. Je stärker der Unterdruck, desto dunkler und größer der Fleck.

Wie entsteht ein Knutschfleck?

Beim Knutschfleck wird der Mund der einen Person an eine kleidungsfreie Körperstelle einer anderen Person angelegt. Hierbei ist prinzipiell jede Körperstelle geeignet, die mit dem Mund gut und sicher erreichbar ist. Man sollte darauf achten, dass der Mund mit der Haut sicher abschließt und keine Luft durchlässt. Danach muss nur ein Aspekt berücksichtigt werden: Mit dem Mund saugen, bis ein Knutschfleck zu beobachten ist. Die Zeit, die bis zur Entstehung eines Knutschflecks vergeht, kann dennoch sehr unterschiedlich lang sein und von mehreren Faktoren abhängen. Einerseits kommt es bei stärkerem Saugen schneller zu einem Knutschfleck. Andererseits besteht durch die Wahl der Hautstelle ein hoher Einfluss auf die Dauer, die beim Saugen vergeht, bis ein Knutschfleck entsteht dar. Dies hängt damit zusammen, dass an Arealen, an denen die Haut besonders dünn ist, die kleinen Blutgefäße näher an der Oberfläche liegen und durch das Saugen schneller geschädigt werden können. Besonders geeignet für die Entstehung eines Knutschflecks ist somit der Hals. Allerdings kommt auch die Brust oder die Innenseite des Oberschenkels in Betracht. Weniger geeignet ist beispielsweise häufig der Bauch. Bei der Entstehung eines Knutschflecks besitzen mehrere Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer. Hier sind die Dicke der Haut, die Saugstärke oder die Erfahrung zu nennen.

Der Fall Julio Macias Gonzalez: Tod durch Knutschfleck?

Im Jahr 2016 sorgte der Fall des 17-jährigen Julio Macias Gonzalez aus Mexiko-Stadt weltweit für Aufsehen. Medien berichteten, dass der Jugendliche nach einem Knutschfleck seiner Freundin plötzlich Krämpfe bekam und verstarb. Ärzte vermuteten, dass sich durch den Knutschfleck ein Blutgerinnsel gebildet hatte, das ins Gehirn wanderte und einen Schlaganfall auslöste.

Schlaganfall durch Knutschfleck: Eine seltene Komplikation

Obwohl der Fall von Julio Macias Gonzalez tragisch ist, muss betont werden, dass ein Schlaganfall durch einen Knutschfleck eine äußerst seltene Komplikation darstellt. Die Neurologin Ingrid Sünkeler von der Deutschen Schlaganfall-Hilfe betont, dass Knutschflecke "in der Regel nicht gefährlich" sind.

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Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass im Halsbereich wichtige Blutgefäße verlaufen. In Ausnahmefällen könnte eine extreme Sogwirkung an der Halsschlagader eine sogenannte "Carotisdissektion" auslösen. Dabei reißt die innere Schicht der Halsschlagader ein, was zur Bildung eines Blutgerinnsels führen kann. Dieses Gerinnsel kann sich lösen und ins Gehirn wandern, wo es ein Gefäß verschließt und einen Schlaganfall verursacht.

Weitere bekannte Fälle

Der Fall von Julio Macias Gonzalez ist nicht der einzige, in dem ein Knutschfleck mit einem Schlaganfall in Verbindung gebracht wurde.

  • Neuseeland, 2010: Eine 44-jährige Frau erlitt einen Schlaganfall, nachdem sie beim Sex heftig am Hals gesaugt wurde. Forscher vermuteten, dass der Knutschfleck eine Verletzung einer Arterie und eine folgende Thrombose verursachte. Allerdings war die Patientin auch Raucherin und litt an einer Immunerkrankung, was ihre Gefäße möglicherweise bereits vorgeschädigt hatte.
  • Niederlande: Eine 35-jährige Frau erlitt ebenfalls einen Schlaganfall durch einen Knutschfleck, konnte aber gerettet werden.

Risikofaktoren und Vorerkrankungen

Es ist wichtig zu beachten, dass in den genannten Fällen oft weitere Risikofaktoren oder Vorerkrankungen vorlagen, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöht haben könnten. Dazu gehören:

  • Rauchen: Schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln.
  • Immunerkrankungen: Können die Gefäßwände schwächen.
  • Bluthochdruck: Erhöht den Druck auf die Gefäße und kann zu Schäden führen.
  • Diabetes: Kann die Blutgefäße schädigen.
  • Angeborene Herzfehler oder -schwächen: Können das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen.
  • Bindegewebserkrankungen: Menschen mit Bindegewebserkrankungen sind generell anfälliger für solche Verletzungen.

Symptome eines Schlaganfalls erkennen

Unabhängig von der Ursache ist es entscheidend, die Symptome eines Schlaganfalls frühzeitig zu erkennen und sofort den Notarzt zu rufen. Typische Symptome sind:

  • Lähmungen: Meist einseitig, z.B. im Gesicht, Arm oder Bein.
  • Gefühlsstörungen: Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen.
  • Sehstörungen: Eingeschränktes Blickfeld oder Doppeltsehen.
  • Sprech- und Sprachstörungen: Lallen, verwaschene Sprache, Wortfindungsstörungen.
  • Unsicherer Gang: Probleme beim Stehen und Gehen.
  • Starke Kopfschmerzen: Plötzlich auftretende, heftige Kopfschmerzen.

Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe empfiehlt den FAST-Test, um einen Schlaganfall zu erkennen:

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  • Face (Gesicht): Hängt der Mundwinkel einseitig herunter?
  • Arms (Arme): Kann die Person beide Arme gleichzeitig nach vorne heben und halten?
  • Speech (Sprache): Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
  • Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, sofort den Notruf 112 wählen!

Wie gefährlich sind Knutschflecke wirklich?

Die Wahrscheinlichkeit, durch einen Knutschfleck einen Schlaganfall zu erleiden, ist extrem gering. Für Menschen mit gesunden Gefäßen besteht in der Regel kein Risiko. Wer jedoch Risikofaktoren oder Vorerkrankungen hat, sollte vorsichtig sein und Knutschflecke im Halsbereich vermeiden.

Dr. Robert Glatter vom Lenox Hill Hospital in New York City meint, um zu sterben, müsste der Knutschfleck extrem groß sein.

Was tun bei einem Knutschfleck?

Ein Knutschfleck ist in der Regel harmlos und verschwindet von selbst innerhalb von ein bis zwei Wochen. Der Körper muss mit verschiedenen Enzymen das geronnene Blut bzw. die Blutzellen und den Blutfarbstoff, das Hämoglobin, abbauen und resorbieren. Die verschiedenen Abbaustadien können anhand der Verfärbung des Knutschflecks beobachtet werden.

Es gibt keine effektive Methode, um einen Knutschfleck schnell loszuwerden. Man kann jedoch versuchen, den Heilungsprozess zu unterstützen:

  • Kühlen: Innerhalb der ersten ein bis zwei Tage nach Entstehung kann Kühlen mit Eiswürfeln oder einem Kühlpack helfen, die Schwellung zu reduzieren und die Heilung zu beschleunigen.
  • Wärme: Nach zwei Tagen kann moderate Wärme in Form eines Wärmekissens die Durchblutung fördern und den Abbau des Blutergusses unterstützen.
  • Abdecken: Je nach Lokalisation kann der Knutschfleck mit Kleidung, einem Schal oder Make-up abgedeckt werden.
  • Vermeiden: Versuchen Sie nicht, den Knutschfleck durch Kratzen oder Reiben zu entfernen, da dies die Haut zusätzlich schädigen kann. Auch Aspirin und andere blutverdünnende Medikamente können den Fleck länger leuchten lassen als er es ohne „Behandlung“ täte, da die Gefäße selbst nach mehreren Tagen noch empfindlich sind.

Knutschflecke selber machen (und vermeiden)

Prinzipiell kann ein Knutschfleck sehr einfach selber gemacht werden. Am naheliegendsten ist es natürlich, sich mit dem Mund durch Anlegen der Lippen und Saugen mit dem Mund einen Knutschfleck selbst zu erzeugen. Dabei wird das beste und authentischste Ergebnis erzielt. Allerdings ist auch jedes elektrische Gerät, das einen Unterdruck erzeugen kann, zur Erstellung eines eigenen Knutschflecks gut geeignet. Beliebt ist natürlich der Staubsauger mit dem Saugrohr. Dieses kann man gut an jeder beliebigen Stelle auf der Haut aufsetzen, anschalten und dann auf die Entstehung eines Knutschflecks warten. Auch kann man durch Anheben des Rohrs schnell und einfach sein Werk begutachten. Dabei sollte man allerdings darauf achten, dass die Saugkraft des Staubsaugers nicht zu hoch eingestellt ist, da dies sonst zu Verletzungen der Haut führen kann. Außerdem kann jede andere Methode, die eine Schädigung der kleinen Gefäße bewirkt, zur Imitation eines Knutschflecks herangezogen werden. Beispielsweise kann man sich selbst durch leichte Schläge auf eine Körperstelle einen Bluterguss und somit einen nachgemachten Knutschfleck selbst machen.

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Wer Knutschflecke vermeiden möchte, sollte beim Küssen sanfter vorgehen und auf zu starkes Saugen verzichten.

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