Lange Zeit wurde ein Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und dem Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle vermutet. Neue Forschungsergebnisse liefern nun konkretere Anhaltspunkte dafür, wie bestimmte Zahnpflegepraktiken und Inhaltsstoffe von Zahnpasta das Risiko für diese schwerwiegenden Erkrankungen beeinflussen können.
Der Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Es ist schon länger bekannt, dass Entzündungen im Körper, insbesondere im Mundraum, eine Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen können. Parodontitis, eine Entzündung des Zahnfleisches, kann sich negativ auf das Herz auswirken. Aktuelle Studienergebnisse deuten darauf hin, dass dies nicht nur für entzündetes Zahnfleisch, sondern auch für entzündete Zahnwurzeln gilt.
Sobald sich das Zahnfleisch entzündet, sammeln sich Bakterien in der Wunde an. Diese Bakterien können über kleine Wunden im Zahnfleisch in den Blutkreislauf gelangen. Chronische Entzündungen können so zu einem Gefäßverschluss führen. Wenn Bakterien in den Blutkreislauf gelangen, reagiert das Immunsystem. Immunzellen werden aktiviert, um die Bakterien zu bekämpfen. Diese Immunzellen können jedoch möglicherweise die Wandstruktur bereits geschädigter Gefäße verletzen.
Zahnseide und Interdentalbürsten zur Vorbeugung von Entzündungen
Um Entzündungen vorzubeugen, empfehlen Experten die Verwendung von Zahnseide oder kleinen Bürsten zur Reinigung der Zahnzwischenräume. Diese Hilfsmittel entfernen Essensreste und Zahnbeläge, die herkömmliche Zahnbürsten nicht erreichen. Dadurch wird das Risiko von Zahnfleisch- und Mundentzündungen reduziert. In einem Test von Produkten zur Interdentalpflege schnitten Zahnseiden am besten ab. Sie sind kostengünstig und effektiv, erfordern jedoch etwas Übung und Sorgfalt.
Plaque-identifizierende Zahnpasta: Ein neuer Ansatz zur Risikoreduktion?
Eine neue Zahnpasta, die Plaque beim Putzen sichtbar macht, könnte möglicherweise das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren. Diese Zahnpasta, Plaque HD®, identifiziert Plaque, so dass es durch gezieltes Bürsten entfernt werden kann.Forscher des Schmidt College of Medicine der Florida Atlantic University, des Marshfield Clinic Research Institute und der University of Wisconsin School of Medicine and Public Health wiesen in einer randomisierten Studie für eine Teilgruppe ihrer Probanden nach, dass die neue Zahnpasta Plaque HD® bei Nutzern die Werte des C-reaktiven Proteins (hs-CRP) reduziert. Das Forscherteam um Charles Hennekens von der Florida Atlantic University wollte deshalb herausfinden, ob die spezielle Zahnpasta mit dem Namen Plaque HD® Nutzer tatsächlich dazu bringt, besser zu putzen.
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In einer Studie wurden 132 Probanden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe putzte sich 30 Tage lang mit der Plaque HD®-Zahncreme die Zähne, während die Vergleichsgruppe eine nicht Plaque-identifizierende Zahnpasta verwendete. Um den Effekt der Zahnpasta zu messen, erfassten Hennekens und seine Kollegen die Konzentration des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (hs-CRP). Dieses Protein unterstützt die körpereigene Immunabwehr bei der Bekämpfung von Erregern. Die Auswertungen offenbarten: Tatsächlich hatte die Plaque-HD-Zahnpasta einen deutlichen Effekt. Bei Probanden mit erhöhten Entzündungswerten zu Studienbeginn sank die hs-CRP-Konzentration durch die verbesserte Plaque-Entfernung signifikant. Damit zeichnet sich ab, dass Zahnputzhilfen wie die Plaque-HD-Creme krankmachenden Entzündungen im Körper effektiv entgegenwirken können.
Die Forscher stellten fest, dass die Plaque HD®-Zahnpasta den hs-CRP-Wert bei denjenigen Studienteilnehmern reduzieren konnte, bei welchen zu Beginn der Studie erhöhte Werte nachgewiesen wurden. Ob die neu entwickelte Zahncreme das Herzinfarkt-Risiko tatsächlich langfristig senken kann, muss weiter erforscht werden.
Wie funktioniert die Plaque-identifizierende Zahnpasta?
Die Zahnpasta färbt Zahnbeläge ein, wodurch Anwender erkennen können, wo sie mehr und besser putzen müssen, um alle Beläge zu entfernen. Nach dem Putzen wird durch bläuliche Verfärbungen erkennbar, an welchen Stellen noch Plaque anhaftet. Die färbende Zahnpasta gibt es bereits zu kaufen. Eine erbsengroße Menge der Zahnpasta soll genügen, um Plaque sichtbar zu machen.
Einschränkungen und weitere Forschung
„Ob diese Plaque-identifizierende Zahnpasta Herzinfarkte oder Schlaganfälle vermindert, erfordert eine groß angelegte randomisierte Studie von ausreichender Größe und Dauer. Diese Ergebnisse liefern eine stärkere Begründung für die Durchführung solcher Studien. Bei einem positiven Ergebnis hätten die Ergebnisse dieser Studien erhebliche potenzielle Auswirkungen auf die klinische und öffentliche Gesundheit“, berichtet Studienautor Professor Dr. Charles H. In einem nächsten Schritt wollen er und seine Kollegen untersuchen, ob die Zahnpasta mit Farbeffekt das Fortschreiten von Arteriosklerose bremsen kann.
Xylit in Zahnpasta: Ein zweischneidiges Schwert?
Zahnpasta enthält oft Xylit, einen Zuckeralkohol, der Karies vorbeugen kann. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass eine hohe Xylit-Konzentration im Blut das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen könnte.
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Eine Studie untersuchte die Blutproben von 3.300 Patienten, die für Herzuntersuchungen in die Klinik gekommen waren. Bei denjenigen, bei denen eine hohe Xylit-Konzentration im Blut gemessen wurde, trat drei Jahre später häufiger ein Herzinfarkt oder einen Schlaganfall auf als bei Patienten mit einem niedrigen Xylitgehalt im Blut.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Ergebnisse auf einer Beobachtungsstudie beruhen und nicht beweisen, dass Xylit tatsächlich Herzinfarkte und Schlaganfälle verursacht. Weitere Forschung ist erforderlich, um diese Zusammenhänge besser zu verstehen.
Natriumfluorid zur Erkennung von Gefäßerkrankungen
Natriumfluorid, ein wichtiger Bestandteil von Zahncreme, kann auch bei der Erkennung von Anzeichen für Gefäßkrankheiten helfen. Britische Forscher nutzten Natriumfluorid, um gezielt und nicht-invasiv zu testen, wo im Körper Personen ein Risikopotenzial für solche Krankheiten in sich tragen.
Sie versetzten das Natriumfluorid mit einem radioaktiven Tracer und injizierten es den Patienten. Gelangt es nun in den Blutkreislauf, so lässt sich mittels PET-Scan und CT verfolgen, wo sich größere Konzentrationen ansammeln - wo also viel Kalzium in den Arterien zu finden ist und eine Arteriosklerose vorliegt. Indem die Wissenschaftler dann die Radioaktivität messen, können sie die gefährdeten Stellen in den Arterien orten.
Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Neben einer guten Mundhygiene gibt es weitere Maßnahmen, die zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können:
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- Gesunde Ernährung: Der Verzicht auf Zucker kann helfen, das Gebiss gesund zu halten.
- Regelmäßige Bewegung:
- Nichtrauchen:
- Blutdruckkontrolle:
- Cholesterinkontrolle:
- Früherkennung von Warnzeichen: Das Risiko eines Menschen, an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu sterben, kann durch die frühe Erkennung von Warnzeichen stark minimiert werden.
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